Titel: Radscheiben für Fuhrwerkräder, Riemenscheiben u. dgl.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 265
Download: XML
Radscheiben für Fuhrwerkräder, Riemenscheiben u. dgl. Mit Abbildungen auf Tafel 23. [Radscheiben für Fuhrwerkräder, Riemenscheiben u. dgl.] In vorliegender Construction, Patent von Rob. Miersch in Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 6806 vom 3. Januar 1879), sind die sonst stabförmigen Speichen der Räder, Riemenscheiben u. dgl. durch eine volle oder durchbrochene, radial gewellte Scheibe aus Stahl- oder Eisenblech ersetzt. Die Stärke dieser Scheibe richtet sich nach der Beanspruchung des Rades; die radial gerichteten, vom Umfang des Rades aus nach der Nabe zu kegelförmig verlaufenden Wellen bezieh. Rippen sollen dem Rade die nöthige Widerstandsfähigkeit gegen seitliches Verbiegen verleihen. Diese wellenförmige Scheibe kann mit der Felge B des Rades sowie der Nabe C in verschiedener Weise verbunden sein. In Fig. 1 und 2 Taf. 23, welche ein Wagenrad darstellen, ist die Verbindung des Speichenbleches A mit dem Felgenkranze durch geschlitzte Stifte a bewirkt, welche in dem Felgenkranze B eingenietet sind und das Blech A fassen. Dasselbe kann auch mit diesen Stiften noch besonders vernietet sein. Die Nabe C besteht aus zwei Theilen, welche das Speichenblech A aufnehmen und durch Schrauben oder Nieten b mit einander verbunden werden. Der Felgenkranz, der bei Wagenrädern zugleich Reifen ist, wird für Aufnahme der Stifte a nicht durchbohrt, sondern derart durchstanzt, daſs der nach innen getriebene Grat oder Rand c noch Halt für die Nieten a bietet. Die Reifen- bezieh. Felgenstärke kann hier eine geringe sein, da zufolge der durchgängigen Speichenanlehnung der Reifen nicht mehr zu tragen braucht und nur noch gegen das Quetschen und die Abnutzung durch Reibung Widerstand zu leisten hat, also nur ein härteres Gefüge erfordert. Ist der Reifen um die Blechscheibe gelegt, die vorher noch einige Ausfräsungen für den Nietenschaft a und die Nietlochansätze des Reifens erhalten hat, so werden die Verbindungsnieten a eingetrieben und auſsen am Reifen vernietet; ein Herausfallen verhindert einmal das Vernieten und dann die Spannung in dem die Blechwelle einklammernden Schlitz der Niete a, welche letztere gleichzeitig dem Flattern des Bleches entgegenwirkt, während die Möglichkeit eines concentrischen Verschiebens des Bleches wieder durch die über den Verbindungsnietenschaft und den Nietlochansatz greifende Ausfräsung wegfällt. Um die Speichenscheiben herzustellen, wird die ausgeglühte oder auch in Glühhitze befindliche Blechscheibe auf einen der festgestellten Wellenform entsprechend mit Erhöhungen und Vertiefungen versehenen Amboſs gebracht und durch einen passenden Dampfhammer oder durch den Stempel einer hydraulischen Presse in die gewünschte Form getrieben. Die von der Achse nach dem Umfange des Rades zunehmende tiefere Austreibung des Bleches bedingt auch eine zunehmende Ausdehnung desselben und damit eine Abnahme der Stärke. Die daraus hervorgehende geringere Tragfähigkeit wird aber durch die ansteigende Höhe der Wellen wieder gehoben. Sollen derartige Räder als Wagenräder Verwendung finden, so sind sie erforderlichenfalls mit Stürzung zu versehen. Die Speichenscheiben können zur Erzielung gröſserer Leichtigkeit verschiedentlich durchbrochen werden. – Für Eisenbahnräder würde sich diese Construction deswegen eignen, weil sie mit groſser Widerstandsfähigkeit eine einfache und bis ins geringste prüfungsfähige Herstellungsweise verbindet. – Für Militärfuhrwerk, Geschütze, Munitionswagen u. dgl. fällt noch der besondere Vortheil ins Gewicht, daſs die Räder Deckung gegen Infanteriefeuer gewähren und, so lange nicht Nabe und Achse getroffen sind, bedeutend verunstaltet werden können, ehe die vollständige Gebrauchsunfähigkeit eintritt.

Tafeln

Tafel Tafel 23
Tafel 23