Titel: Einspannvorrichtung zum Drehen eckiger Arbeitstücke.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 357
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Einspannvorrichtung zum Drehen eckiger Arbeitstücke. Mit Abbildungen auf Tafel 29. Weiſse's Einspannvorrichtung zum Drehen eckiger Arbeitstücke. Zur fabrikmäſsigen Herstellung vier- und mehrkantig profilirter Pilaster, Traillen, Baluster, Bekrönungen für Möbel u. dgl. aus Holz, Hörn, Elfenbein und sonstigen Materialien verwendet die Firma Zirngiebel und Comp. in Berlin ein von Ludw. Weiſse patentirtes Verfahren (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 8915 vom 7. August 1879), das durch die Mannigfaltigkeit seiner Leistungen und durch die groſse Freiheit, welche dasselbe der künstlerischen Einwirkung auf die Gestaltung der Stücke beläſst, ohne daſs eine unverhältniſsmäſsige Steigerung der Kosten stattfindet, in hohem Grade bemerkenswerth sein soll. Diese Vorzüge ergeben sich aus der Verwendung der relativ billigen Arbeit der Drehbank zur Erzeugung von Flächen, deren Rundung so geringfügig ist, daſs sie dem ungeübten Auge als eben erscheint, bezieh. auch dem geübten Auge unbemerkbar wird, sobald dasselbe in nur einigem Abstande sich befindet. Die Brauchbarkeit der Drehbank für die genannten Leistungen wird durch Einspannen einer Trommel zwischen den Spitzen der Drehbank erzielt und auf den Umfang der Trommel werden wieder die zu drehenden Stücke in besonderer Weise eingespannt. Es sind so viele Wechsel der Einspannung erforderlich, als das betreffende Stück Seiten erhalten soll, deren Zahl daher beliebig gesteigert werden kann; das Drehen erfolgt von Hand nach Vorzeichnung des Profils auf dem Stücke selbst. Die Einspannvorrichtung ist aus Fig. 11 bis 14 Taf. 29 näher zu ersehen. Zwischen den Spitzen der Drehbank läuft eine Achsel, auf welcher zwei Scheiben B sitzen, deren Entfernung von einander der Länge des herzustellenden Gegenstandes entspricht. Diese Scheiben, welche aus Holz oder Metall bestehen können, sind in passender Weise auf der Achse A befestigt, jedoch so, daſs man mindestens die eine verschieben kann, um den zu drehenden Gegenstand zwischen die Scheiben zu bringen. Um den letzteren auf den Scheiben zu befestigen, ist derselbe an seinen Enden mit Zapfen a versehen (Fig. 12), welche in entsprechende Vertiefungen b der Scheiben B passen. Die Form dieser Zapfen richtet sich nach der Anzahl der Flächen, welche der zu drehende Gegenstand erhalten soll. Im vorliegenden Falle ist vorausgesetzt, daſs das Arbeitstück vierkantig werden soll. Der Zapfen und die Vertiefung erhalten dem entsprechend quadratischen Querschnitt; sollte der Gegenstand beispielsweise dreikantig werden, so müſste ein gleichschenkliges Dreieck als Querschnitt angewendet werden, wie bei Fig. 11 oben punktirt angedeutet. Für vielkantige Stücke endlich muſs als Querschnitt der Zapfen a und Vertiefungen b ein regelmäſsiges Polygon angewendet werden, dessen Seitenzahl der Kantenzahl des herzustellenden Gegenstandes entspricht. Ferner ist angenommen, daſs in der beschriebenen Einspannvorrichtung vier Gegenstände gemeinschaftlich fertig gestellt werden. Um dies zu bewerkstelligen, werden zwischen die Scheiben B die mit Zapfen a versehenen und passend vierkantig gehobelten Stäbe D gebracht (Fig. 13) und zwischen die vier Stäbe die Beilagstücke E, welche durch Zapfen in der Scheibe B befestigt werden. Alsdann wird die Mutter d fest angezogen, das Ganze zwischen die Spitzen der Drehbank gebracht und nun nach dem verlangten Profil abgedreht, worauf die erste Fläche I der Stäbe D fertig ist. Hierauf löst man eine der Scheiben B und spannt sämmtliche Stäbe D, um 180° gedreht, wieder fest, worauf die zweite Fläche II gedreht wird. In gleicher Weise werden die dritte und vierte Fläche fertig gestellt, so daſs Fig. 14 die letzte Einspannung veranschaulicht. Beim Drehen der Fläche I bildet sich gleichzeitig auf der Oberfläche der Beilagen E das zu drehende Profil und dient dieses nunmehr als Anhalt für die Fertigstellung der anderen Seiten bezieh. neuen Einspannungen, wodurch jede Messung umgangen wird. Die Vertiefungen b können auch, anstatt eine geschlossene Figur zu bilden, als radiale Schlitze gestaltet werden, so daſs man die Stäbe von oben zwischen die Scheiben bringen kann, ohne diese von einander zu entfernen, wie beispielsweise in Fig. 11 bei x angedeutet ist. Wie bereits oben erwähnt und wie auch aus den Figuren zu ersehen, werden die Begrenzungsflächen der Stäbe nicht eben, sondern gekrümmt; diese Krümmung kann man aber verringern, wenn die Scheiben B entsprechend gröſser hergestellt werden.

Tafeln

Tafel Tafel 29
Tafel 29