Titel: Gegensprecher von F. Fuchs, Ober-Telegraphensecretär in Berlin.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 458
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Gegensprecher von F. Fuchs, Ober-Telegraphensecretär in Berlin. Mit einer Abbildung. F. Fuchs' Gegensprecher. Wie schon oft (vgl. z.B. 1880 235 352) zum Gegensprechen in jeder Station zwei Relais verwendet worden sind, so benutzt und schaltet F. Fuchs bei seinem GegensprecherEine verwandte Schaltung hat Fuchs schon im J. 1875 im Journal télégraphique, Bd. 3 S. 235 veröffentlicht. mit dem in verschiedenen Ländern mit gutem Erfolg Versuche angestellt worden sind, die beiden Spulen eines und desselben Elektromagnetes. Er kann dazu gleich den Elektromagnet des Morse-Schreibapparates benutzen. Die Stromlaufskizze läſst erkennen, daſs von jedem Paar der Elektromagnetrollen R1, und R', R2 und R'', wovon die eine R1 bezieh. R'' vor den Taster in die Leitung L, die andere R' bezieh. R'' aber hinter den Taster in den Erdzweig eingeschaltet ist. Von jeder Rolle ist der innere Draht zum Taster geführt, und zwar von der Rolle R1 bezieh. R2 an den Körper b eines kleinen Contacthebels a, welcher quer über den eigentlichen Tasterhebel A gelegt ist und durch eine Spiralfeder auf den Contact i gedrückt wird, und von der Rolle R' bezieh. R'' nach dem Ruhecontact i. Textabbildung Bd. 239, S. 458 Befindet sich der Taster in der Ruhelage, so liegt der Contacthebel a, ohne den Tasterhebel A zu berühren, auf dem Ruhecontact i auf und die Elektromagnetrollen des Morse-Apparates sind hinter einander geschaltet. Wird aber der Tasterhebel A niedergedrückt, so hebt derselbe in dem Augenblicke seines Zusammentreffens mit der Contactschraube c des Contacthebels letzteren von dem Ruhecontacte i ab; damit ist die Verbindung zwischen den Elektromagnetrollen unterbrochen und die Rolle R' aus dem Stromkreise ausgeschlossen. Kehrt der Tasterhebel in die Ruhelage wieder zurück, so stellt der Contacthebel, indem derselbe durch die Einwirkung der Spiralfeder sich auf den Ruhecontact auflegt, auch die Verbindung zwischen den Elektromagnetrollen wieder her. Drückt nun Station I den Taster, so wird die Rolle R' aus dem Stromkreise ausgeschaltet und der Strom der an dem Körper des Tasterhebels A liegenden Batterie B1 durchläuft nur die Umwindungen der Rolle R1 des eigenen Apparates, wogegen in dem empfangenden Amte II die Umwindungen beider Rollen des Morse-Apparates von dem ankommenden Strom durchflössen werden. Da nun die magnetisirende Wirkung eines elektrischen Stromes (innerhalb gewisser Grenzen) proportional der Umwindungszahl der Elektromagnetrollen wächst, so lassen sich auch die Morse-Apparate leicht derart einstellen, daſs sie auf den abgehenden Strom nicht ansprechen, dagegen Schrift liefern, wenn derselbe Strom die Umwindungen beider Rollen durchflieſst. Dann wird das von I gegebene Zeichen nur in II niedergeschrieben. Drücken I und II gleichzeitig den Taster, so wird in jedem Amte die Rolle R' bezieh. R'' des Empfangsapparates ausgeschaltet, so daſs der in der Leitung auftretende Strom nur die Umwindungen der Rolle R1 und R2 durchlaufen kann. Dieser Strom ist aber annähernd doppelt so stark wie beim einseitigen Tasterdruck, weil die Batterien B1 und B2 mit den ungleichnamigen Polen an Erde E liegen. Da nun bei den gewöhnlichen Morse-Apparaten die Anzahl der Umwindungen in der einen Rolle mindestens nahezu die nämliche ist wie in der anderen Rolle, so wird jetzt in jedem Amte der Apparat Schrift geben. Kehrt in I der Taster in die Ruhelage zurück, während in II der Taster noch in der Arbeitstellung verbleibt, so sinkt der Strom in der Leitung und somit auch der Magnetismus im Elektromagnet des Apparates in II, wo der Taster noch gedrückt und die Rolle R'' des Empfangsapparates ausgeschaltet ist, auf die halbe Stärke herab. In I dagegen wird in demselben Augenblicke, in welchem der Tasterhebel den Contacthebel verläſst, für die Batterie B1 die Rolle R' in den Stromkreis wieder eingeschaltet. Der Anker muſs mithin in II abfallen, in I aber angezogen bleiben. Wünschenswerth für diese Schaltung ist eine annähernde Ausgleichung der Batteriestärken. Auch muſs, wenn der Widerstand der Leitung nur gering ist, der Widerstand der Batterie dem Widerstände der Rolle R2 möglichst gleich gemacht werden. Diese letztere Ausgleichung läſst sich durch Einschaltung eines constanten künstlichen Widerstandes in den Batteriezweig des Stromkreises leicht bewirken. Indessen ist diese Ausgleichung nur wünschenswerth, aber keineswegs nothwendig. Denn unterbleibt dieselbe, so wird die Correspondenz nicht etwa sehr erschwert oder gar unmöglich, sondern es werden beim einseitigen Arbeiten nur die Punkte etwas spitzer ausfallen als beim Gegensprechen. Eine Unregelmäſsigkeit ist aber dann kaum noch wahrnehmbar, wenn der Widerstand der Leitung so groſs ist, daſs an und für sich die Batterie auf 20 bis 30 Elemente bemessen werden muſs; bei noch stärkeren Batterien verschwindet diese Unregelmäſsigkeit der Schrift vollständig. Es kann ferner erfahrungsgemäſs bei der in Rede stehenden Schaltung das Gegensprechen nicht in Leitungen durchgeführt werden, deren Ladungscapacität mehr wie 8 bis 9 Mikrofarad beträgt, was einer Länge von etwa 400km oberirdischer Leitung entspricht. Soll über diese Entfernung hinaus gegengesprochen werden, so ist entweder die Wirkung auf die Rolle R1 bezieh. R2 durch Einschaltung eines Zweigwiderstandes (shunt) zu vermindern, oder es sind die Elektromagnetkerne von einander unabhängig zu machen, indem das Verbindungsstück derselben durchschnitten oder aus einem nicht magnetischen Metall gefertigt wird, oder aber man muſs zu dem Mittel der Uebertragung greifen, für welche die Apparate mit einem ähnlichen Hilfshebel zu versehen sind wie die Taster. Die Stromlaufskizze für die Uebertragung findet sich in unserer Quelle beigefügt. Bei der Uebertragung gestalten sich die Stromverhältnisse fast ebenso einfach wie bei der gewöhnlichen Morse-Uebertragung. Wie sich bei dem Gebrauche ergeben hat, ist die Einstellung der Apparate sowohl, wie eine etwa nothwendig werdende Nachregulirung am schnellsten in der Weise zu bewirken, daſs das Amt I arbeitet, das Amt II aber Taste drückt und gleichzeitig den Apparat derart regulirt, daſs derselbe gute Schrift liefert. Nachdem dies erreicht, wird nach demselben Verfahren der Apparat II eingestellt. Die Nebenschlieſsungen in der Gegensprechleitung haben auf die Correspondenz so lange keinen merklich nachtheiligen Einfluſs, als der Isolationswiderstand der Leitung noch etwa das 3fache des Leitungswiderstandes beträgt. Nur bei weiterer Abnahme des Isolationswiderstandes lassen sich die Mängel der Schrift durch ein Nachreguliren der Apparate nicht mehr ganz beseitigen. Bei seiner groſsen Einfachheit ist das beschriebene Gegensprechsystem auch in Arbeitstromleitungen mit Zwischenämtern verwendbar; in letzteren sind dazu die Apparate nach Anleitung der in unserer Quelle gegebenen Stromlaufskizze zu schalten. (Nach der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1881 S. 18.)