Titel: Ueber die Herstellung von Holzstoff.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 461
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Ueber die Herstellung von Holzstoff. Mit Abbildungen auf Tafel 38. Ueber die Herstellung von Holzstoff. Ueber die Herstellung von Holzstoff durch Einwirkung chemisch wirkender Substanzen auf das Holz berichteten bereits Ungerer (1876 219 367. * D. R. P. Kl. 55 Nr. 933 vom 19. Juli 1877), Faudel (1876 219 428), Rosenhain (1876 220 81. 222 362), Mitscherlich (1876 220 479. 564), Knösel (1876 222 * 257. 354) und Wiegand (1878 227 * 463). Auch der Praktische Maschinenconstructeur, 1880 S. 169 bespricht kurz die Herstellung der Cellulose. Max Dresel in Dalbke (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 5891 vom 14. Mai 1878) verwendet ein senkrechtes, um Zapfen z in Lagern ruhendes cylindrisches Gefäſs A (Fig. 3 und 4 Taf. 38) von Eisenblech mit einem gewölbten Deckel D, welcher in seiner Mitte einen Rohrstutzen mit Hahn C trägt. Ein System schmiedeiserner Röhren R, deren Durchmesser und ganze Länge dem Volumen des Kessels A entspricht, wird von der in den Kessel gebrachten Flüssigkeit mit angefüllt, so daſs die Flüssigkeit im Kochgefäſs innerhalb kurzer Zeit 9at oder mehr Druck durch directes Feuer gebracht werden kann. Die Flanschen der Stutzen R und E haben den gleichen Winkeleisenverschluſs wie der Rohransatz von D. Durch die Hähne und Flanschen E wird mittels dieses Verschlusses die Verbindung der Röhrenschlange mit dem Kochkessel geschlossen und durch die mittels der Feuerung F erzielte Erhitzung ein kräftiger Umlauf der Flüssigkeit in Röhren und Kessel erreicht. Soll die Kochoperation ausgeführt werden, so wird zunächst der Deckel D abgeschraubt, der Kessel mit dem auf einer besonders construirten Schneidemaschine zerkleinerten Holz beschickt und darauf mit der zur Auflösung der incrustirenden Stoffe erforderlichen Flüssigkeit bis zu einer bestimmten Höhe des Hahnes bei geschlossenen Hähnen B gefüllt. Darauf wird unmittelbar unter dem Winkeleisenring von D eine eiserne Siebplatte befestigt, so daſs beim Umkippen des Kessels dessen Inhalt auf derselben ruht, dann der Deckel D wieder aufgeschraubt und nun die Verbindung des Kochapparates mit dem Heizapparat hergestellt. Die Hähne E und B werden geöffnet, so daſs die Bewegung der Lauge durch das Rohr a, den Kessel A und das Rohr n und damit der Kochproceſs beginnt. Sobald der zur Zerfaserung des Holzes im Kessel und Zerlegung der incrustirenden Substanzen des Holzes u.s.w. erforderliche Hitzgrad erreicht ist, wird, falls die Verbindung des Rohrsystemes R mit einem zweiten gleich construirten Kochapparat, welcher mit dem Heizapparat verbunden ist, nicht hergestellt werden soll, das Feuer unterbrochen und, nachdem die Hähne E und B geschlossen und die Verbindung des Kessels gelöst ist, umgekippt und der Hahn C zum Ablassen der Dämpfe allmählich geöffnet. Ist die Temperatur im Kessel auf 100° gesunken, so kann, nachdem die Kochlauge durch den Hahn C abgelassen, der Deckel D geöffnet werden. Es beginnt nun der Auslauge- und Waschproceſs, indem der Hahn C mit dem Dampfrohr P durch gleichen Verschluſs wie bei B verbunden wird und Dämpfe unter Druck in den Kessel A einströmen. Die Einwirkung des gespannten Dampfes auf den in Cellulose verwandelten, noch mit vielen gelösten Stoffen und Laugenmengen behafteten Inhalt des Kessels bewirkt ein vollkommenes Auslaugen der Stoffe und Wiedergewinnung gröſserer Mengen der zum Kochproceſs angewendeten Chemikalien, somit auch Reinigen, Entfärben, vollständige Bloslegung und leichtere Bleichfähigkeit der Faser. Schlieſslich wird der aus zwei Theilen bestehende Siebboden S fortgenommen und der Kessel A entleert. Zur Beaufsichtigung des Kochprocesses und für die nöthige Sicherheit befindet sich im Kessel A ein eingenietetes Rohr T für ein Thermometer und auf dem Rohr a ein Manometer M nebst einem Sicherheitsventil, während der Flüssigkeitstand durch Probirhähne H erkannt wird. In der Sitzung der Holzzellstoff-Fabrikanten am 4. Juni 1880 in Nürnberg wurde hervorgehoben, daſs über den Trockengehalt des Zellstoffes (Cellulose) selbst in Fachkreisen noch abweichende Ansichten herrschen. Um nun den wirklichen Trockengehalt zu bestimmen, soll der Stoff bei 100° getrocknet werden. Der Unterschied zwischen völlig trocken und lufttrocken wird zu 12 Proc. angenommen, so daſs lufttrockene Cellulose 88 Proc. Trockensubstanz enthalten muſs.

Tafeln

Tafel Tafel 38
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