Titel: | Neuerungen an Mühlen für Kohlen, Mineralien, Farben u. dgl. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 277 |
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Neuerungen an Mühlen für Kohlen, Mineralien,
Farben u. dgl.
Patentklasse 50. Mit Abbildungen auf Tafel 21.
Neuerungen an Mühlen für Kohlen, Mineralien u. dgl.
Die in Fig. 8 Taf.
21 nach Engineer abgebildete Pulverisirmaschine von Jordan in Bermondsey bei London ist eine Schleudermühle
mit zwei in ein Gehäuse A eingeschlossenen
Schlagkreuzen H, deren Achsen getrennt und durch
besondere Riemenscheiben in entgegengesetzten Richtungen angetrieben sind. Von der
einen Schlägerachse wird durch ein Schneckengetriebe eine stehende Welle L und von dieser in gleicher Weise eine Zuführwalze M gedreht, welche das zu zerkleinernde Material aus der
Füllgosse gleichmäſsig durch den Schlauch E den
Schlagkreuzen zuführt. Die rasch sich drehenden Kreuze brechen das Material und
blasen dessen pulverförmigen Theile zugleich mit dem in der Nähe der Achsen
angesaugten Luftstrom durch die Rohrstutzen F aus dem
Gehäuse A hinaus. Durch Veränderung der
Luftzuführungsöffnungen läſst sich der Luftstrom und damit auch der Grad der
Feinheit regeln, bis zu welchem die Zerkleinerung fortschreiten soll. Auch die Höhe
der Austrittstutzen F ist für die Feinheit des zu
erzielenden Pulvers maſsgebend, da ein gleich starker Strom feinere Theile des
Materials durch höhere, gröbere Theile nur durch niedrigere Rohrstutzen zum Austritt
aus der Maschine gelangen läſst. Immerhin soll die Höhe der Austrittstutzen 3 bis
6m betragen können.
Das Schlagwerk selbst stimmt mit jenem von Meihe (1881
240 * 430) überein; das wesentlich Neue an der
vorliegenden Maschine besteht in der Anbringung der Ausblaseschlote F.
Die von Emil R. v. Skoda in Pilsen
(Oesterreichisches Patent vom 14. November 1881) angegebene excentrische Scheibenmühle hat, wie die alte Bogardusmühle (vgl. 1880 237 * 189), excentrisch gegen einander gestellte
senkrechte Mahlscheiben. Das Material gelangt durch die Hohlachse zwischen die
Mahlflächen und wird hierbei mittels Schnecke (vgl. Fig. 9 Taf.
21) fortbewegt, welche entweder in die hohle Welle eingegossen ist, oder als
Schneckentransporteur auf eigener Achse mit besonderem Antriebe in die Hohlwelle
hineinragt.
Das Andrücken der Mahlscheibe auf der festen Achse gegen die Scheibe, welche auf der
Hohlachse sitzt, wird dadurch erreicht, daſs erstere mit ihrer Achse und ihrem
Lagerbock, wie der Support auf Drehbänken, durch eine Schraube, welche in einem
unter einem Lagerbock liegenden Rahmen gelagert ist, vorwärts gerückt wird, indem
diese Schraube im Lagerbock in der Längenrichtung festliegt und durch Drehen
derselben die am Lagerbock befestigte Mutter und dadurch Welle und Scheibe
verschoben wird.
Anwendung findet diese Mühle zum Mahlen von Kohle, Mineralien Chemikalien u. dgl.
Bei der von M. Neuerburg in
Köln (* D. R. P. Nr. 14450 vom 23.
October 1880) patentirten Maschine erfolgt die Zerkleinerung (das
Zerdrücken) von Materialien unter Anwendung einer lose auf einer Achse sitzenden,
aber excentrisch beweglichen Arbeitsfläche (Cylinder, Kegel, Kugel, Ring oder eine
Ebene, oder eine aus einer der gedachten Formen in die andere übergehende Fläche) in
Verbindung mit einem feststehenden Gehäuse, welches nach dem entsprechenden
Arbeitskörper gestaltet ist. In Fig. 11
Taf. 21 ist eine Zerkleinerungsmaschine mit kegelförmiger Arbeitsfläche C angedeutet, welche gegen die feste Wandfläche A durch die verticale Excenterwelle B angedrückt wird; letztere erhält ihren Antrieb von
der vorgelegten Welle D durch ein Paar Kegelräder.
Die von Bernh. Meyer in Radebreul bei Dresden (* D. R. P. Nr. 16174 vom 1. Juni
1881) construirte Kugelmühle besitzt, wie
aus Fig. 10 Taf. 21 zu ersehen, eine horizontale, mit Durchbrechungen zur
Aufnahme und regelmäſsigen Führung der Kugeln versehene, sich drehende Scheibe und
in Verbindung mit dieser einen senkrechten Rohransatz, durch welchen die Zuführung
des zu vermählenden Materials erfolgt. (Vgl. Hanctin
1876 220 * 405. Dixon 1878
227 * 145.)
Die Farbmühle von Rud.
Schäffer in Bockenheim bei Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 15720 vom 22. März
1881) hat eine verticale Anordnung. Mit dem Speisetrichter d (Fig. 12
Taf. 21) ist aus einem Stück der feststehende Hohlkegel a (oder auch Hohlkugelzone oder ebene Scheibe) gebildet, innerhalb welches
die entsprechend geformte Laufscheibe b mit dem ein-
oder mehrgängigen schraubenförmigen Zubringer n rotirt.
Der Läufer ist mit dem Antriebschwungrad nicht fest, sondern unter Vermittlung einer
nachgiebigen Kupplung bei e verbunden. Durch die
Schraube i erfolgt die entsprechende Einstellung der
Mahlscheiben.
In der Detailausführung an Scheibenmühlen gibt Herm. Gruson in
Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Nr.
14965 vom 26. Januar 1881) folgende Verbesserungen an, welche in der
Hauptsache eine eigenthümliche Verschluſsvorrichtung für rotirende Mahlscheiben
betreffen, um eine leichte und schnelle Auswechselung der Scheiben zu gestatten.
Dies wird durch die Anwendung einer verschiebbaren, durch einen Kreuzstift I (Fig. 13 und
14 Taf. 21) von der Achse O mitgenommenen,
in ihrer Stellung einerseits durch eine Feder H,
andererseits durch Spurplatte L und Schraube K regulirbaren, als Gehäusewand dienenden Planscheibe
D erreicht, welche die rotirende Mahlscheibe b trägt. Der Abstand der letzteren von der an der
Innenwand des Mahlgehäuses befestigten Mahlscheibe a
wird durch die auch während des Ganges der Maschine veränderliche Stellung der Preſsschraube K bestimmt, deren Gewinde sich in einem um E (Fig. 14)
drehbaren Verschluſsbügel A befindet. Als
Schraubensicherung dient ein auf K aufgekeiltes
Stellrad B, in dessen Zähne die Klinke C eingreift. Die hohle Schraube K dient zugleich zum Schmieren der Spurplatte L, indem das in die Ausbohrung der Schraube gefüllte Oel von der
rotirenden Platte L angesaugt wird, wodurch also eine
selbstthätige Oelung erreicht ist. Zu bemerken ist noch, daſs sich die Planscheibe
ohne besondere Dichtung im Gehäuse dreht, weil ein Verstauben nicht zu befürchten
ist, indem durch das fallende Mahlgut eher ein Ansaugen der Luft von auſsen nach
innen erfolgt.
Eine eingehendere Darstellung dieser so genannten Excelsior-Schrotmühle (für Getreide, Oelkuchen, Düngemittel, Kartoffeln u.
dgl.) ist in Wiebe's Skizzenbuch, 1881 Heft 2
gegeben.