Titel: Einfluss von Schwefel und Kupfer auf den Stahl beim Verarbeiten desselben in der Wärme.
Fundstelle: Band 244, Jahrgang 1882, S. 456
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Einfluſs von Schwefel und Kupfer auf den Stahl beim Verarbeiten desselben in der Wärme. Wasum, über den Einfluſs von Schwefel und Kupfer auf Stahl. Die Ansichten über den Einfluſs von Schwefel und Kupfer auf den Stahl beim Verarbeiten desselben in der Wärme sind sehr getheilt und gehen namentlich die Meinungen darüber weit aus einander, ein wie hoher Gehalt an den genannten Körpern schon schädlich wirkt.Vgl. Percy-Wedding: Eisenhüttenkunde, Bd. 1 S. 194 ff. So gibt Karsten als allgemeine Meinung praktischer Eisenhüttenleute die an, daſs Kupfer Eisen rothbrüchig mache. Nach Eggertz in Fahlun zeigt Schmiedeisen mit 0,5 Proc. Kupfer nur Spuren von Rothbruch. Stengel zieht aus einer Reihe von Untersuchungen folgende Schlüsse: 1) Die Gegenwart von 0,116 Proc. Schwefel und 0,192 Proc. Silicium, ohne Kupfer, macht Eisen und Stahl rothbrüchig und unbrauchbar. 2) Die Gegenwart von 0,015 Proc. Schwefel und 0,44 Proc. Kupfer bewirkt beginnenden Rothbruch. 3) Eine beträchtlich geringere Menge Schwefel als Kupfer ist nöthig, um entschiedenen Rothbruch im Eisen zu veranlassen. Das Vorhandensein von 0,1 Proc. Schwefel ist vielleicht nachtheiliger für die Festigkeit des Eisens als die von ¾ Proc. und mehr Kupfer. – Nach Eggertz ist Stahl, welcher aus einem nur 0,5 Proc. Kupfer haltenden Eisen dargestellt wird, nichts werth. In Amerika ist man in Bezug auf den Schwefel- und Kupfergehalt im Stahl noch viel ängstlicher als bei uns; 0,15 bis 0,2 Proc. Kupfer gilt dort schon als zu viel. Um sich über den Einfluſs von Schwefel und Kupfer im Stahl Klarheit zu verschaffen, hat A. Wasum im Mai und Juni 1875 auf dem Bochumer Verein eine Reihe von gröſseren Versuchen angestellt, welche in Stahl und Eisen, 1882 S. 192 mitgetheilt sind und weitere Beachtung verdienen. Die Versuche wurden in einer 3t-Bessemerbirne angestellt und wurde das Kupfer in metallischer Form und der Schwefel in Form von Schwefeleisen dem Metallbade zugefügt. Die beiden Stoffe wurden stets vor dem Einlassen des Eisens in die Birne gebracht, so daſs sie die ganze Operation des Blasens mit durchmachen muſsten und daher angenommen werden kann, daſs dieselben in dem fertigen Stahle gleichmäſsig vertheilt waren. Die Stahlblöcke wurden zu Schienen verwalzt und erhielten dieselbe Wärme wie die Blöcke aus der gewöhnlichen Fabrikation. Von dem Stahle wurde stets eine vollständige Analyse ausgeführt, um beurtheilen zu können, ob bei etwa eintretendem Rothbruche nicht andere Ursachen als Schwefel und Kupfer denselben veranlaſst haben konnten. Die Versuche wurden in der Reihenfolge angestellt, daſs zuerst die Wirkung des Kupfers, dann die des Schwefels und dann die beider Stoffe zusammen in wechselnden Mengen geprüft wurden: ProbeNr. Kohlen-stoff Silicium Phosphor Mangan Schwefel Kupfer Verhaltem beimWalzen Einfluſs des Kupfers.   1 0,276 0,144 0,064 0,778 0,059 0,452 Sehr gut   2 0,233 0,091 0,050 0,709 0,060 0,862 Gut Einfluſs des Schwefels.   3 0,280 0,160 0,049 0,634 0,119 0,050 Gut   4 0,393 0,141 0,065 0,695 0,158 0,040 Gut   5 0,258 0,136 0,043 0,500 0,201 0,076 Schlecht   6 0,307 0,075 0,039 0,488 0,214 0,057 Schlecht   7 0,224 0,089 0,030 0,480 0,231 0,066 Sehr schlecht Einfluſs des Schwefels und Kupfers zusammen.   8 0,311 0,051 0,061 0,514 0,107 0,849 Gut   9 0,281 0,169 0,059 0,594 0,170 0,429 Schlecht 10 0,235 0,164 0,045 0,468 0,173 0,573 Schlecht 11 0,262 0,131 0,052 0,655 0,189 0,406 Schlecht Probe Nr. 1 und 2 waren beim Walzen tadellos und gaben vollkommen fehlerfreie Schienen, nur waren bei Nr. 2 die oberen (schlechten) Enden der Schienen etwas rissig. Nr. 3 und 4 zeigten in der Vorwalze einige kleine unschädliche Risse, welche später verschwanden; die Schienen waren gut. Nr. 5 und 6 hatten starken Rothbruch; die Schienen waren vollständig wrack. Nr. 7 hatte sehr starken Rothbruch; die Blöcke brachen in den beiden ersten Kalibern in Stücke. Nr. 8 zeigte in der Vorwalze einige kleine unschädliche Risse, die später verschwanden; die Schienen waren gut. Nr. 9, 10 und 11 hatten maſsigen Rothbruch; die Schienen waren fehlerhaft, wenn auch nicht vollständig wrack. Aus vorstehenden Versuchen geht hervor, daſs Kupfer in Bezug auf Rothbruchbildung nicht so schlecht als sein Ruf ist, da selbst 0,862 Proc. desselben im Stahl noch keine Spur von Rothbruch bewirkte. Ebenso scheint Kupfer mit Schwefel zusammen keinen Rothbruch zu bedingen, wenn der Gehalt an Schwefel nicht so hoch ist, daſs durch denselben allein schon Rothbruch entsteht. Der bei Probe Nr. 9, 10 und 11 entstandene Rothbruch ist lediglich dem Schwefel zuzuschreiben; denn bei Nr. 8 mit 0,107 Proc. Schwefel und 0,849 Proc. Kupfer war noch kein Rothbruch zu bemerken. Was den Schwefel betrifft, so glaubt Verfasser, daſs man 0,15 bis 0,16 Proc. als Grenze betrachten kann, wo man Rothbruch zu befürchten bat, während man einen Gehalt von 0,1 Proc. als unschädlich ansehen kann; immerhin soll man den Schwefel im Stahl thunlichst vermeiden. Es ist auch möglich, daſs ein weicherer und an Mangan ärmerer Stahl wie Nr. 4 mit 0,15 bis 0,16 Proc. Schwefel vielleicht ein ungünstigeres Resultat gibt als dieser.