Titel: Ueber Ausnutzung der Brennstoffe durch Zimmeröfen; von Friedr. Bode, Civil-Ingenieur in La Salle, Illinois.
Autor: Friedrich Bode
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 31
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Ueber Ausnutzung der Brennstoffe durch Zimmeröfen; von Friedr. Bode, Civil-Ingenieur in La Salle, Illinois. Mit Abbildungen. Bode, über Ausnützung der Brennstoffe durch Zimmeröfen. Ueber den vorliegenden Gegenstand veröffentlichte F. Fischer (1879 233 * 133) Versuche, welche an einem Kachelofen und an einem eisernen Ofen, den man als Füllofen ansehen kann, angestellt waren. Ich habe an einem amerikanischen Füllofen ebenfalls Untersuchungen vorgenommen, welche ich als weiteren Beitrag zur Sache mittheile. Die Abbildung, welche Meidinger (1877 225 * 203) von diesen Oefen bereits gegeben hat, kommt, wie es scheint, einem einfach gehaltenen Modelle zu. Ich gebe, um zu zeigen, mit wie viel äuſserem Luxus diese Oefen hier zu Lande ausgestattet werden, noch zwei weitere Abbildungen: Fig. 1 den Ofen für sich darstellend, Fig. 2 Heizofen mit Koch- und Backöfen zusammengebaut. Figur 1 stellt allerdings nicht genau den von mir untersuchten Ofen dar, welcher aus einer anderen Fabrik stammt als die Ankündigungskarte, von welcher die Abbildungen entnommen sind; die Abweichungen sind aber ganz unerheblich. Jedenfalls machen diese Oefen, reichlich – bei manchen Stücken zu reichlich – mit Vernickelung und überhaupt mit Verzierungen versehen, einen angenehmen Eindruck, sowohl hinsichtlich ihrer Gestaltung, wie hinsichtlich der Abwechselung in den vernickelten Theilen mit blanken und graphitfarbenen Eisentheilen. Auch die von Meidinger s. Z. gerügte zusammengedrückte Form des Sockels ist verbessert und schlanker gestaltet. Fig. 1., Bd. 245, S. 32 Fig. 2., Bd. 245, S. 32 Für die Beschreibung des Ofens kann ich mich groſsentheils auf die oben angeführte Stelle beziehen, obschon mein Exemplar nicht aus der daselbst genannten Fabrik herrührt. Ich verschweige auch den Namen des Fabrikanten mit Rücksicht auf die von mir gefundenen Resultate, ferner, weil ich der Ueberzeugung bin, daſs diese Resultate nicht diesem speciellen Fabrikate ankleben, sondern eine nothgedrungene Eigenthümlichkeit der amerikanischen Füllöfen überhaupt sind, indem die Fabrikanten der Liebhaberei der Käufer, das Feuer sehen zu wollen, Rechnung tragend, eine erhebliche Anzahl Glimmerscheiben – mehrere solcher Scheiben in eine Thür vereinigt – einsetzen, so daſs diese Oefen neben der Aschenfallthür und anderen Zugängen eine groſse Anzahl Thür- und Fensterfugen enthalten, durch welche überschüssige Luft einströmt. Diese Liebhaberei ist von den „Hartkohlen“ (Anthracit) – Oefen sogar auf die „Weichkohlen“-Oefen (für bituminöse Kohle) übertragen, obschon hier die über dem Brennraum liegenden Glimmerfenster alsbald sich dick mit Rufs belegen. Schon bei der Feuerung mit Anthracit tritt dies, sobald ein Stückchen bituminöse Kohle unter den Anthracit geräth, sehr leicht ein und es dauert bei schwachem Feuer sehr lange, bei starkem Feuer einige Tage, bis der angesetzte Rufs durch die im Ofen herrschende Glut und den überschüssig einströmenden Sauerstoff wieder weggezehrt ist. Der Rostkorb ist massiv bis auf eine Reihe am unteren Rande befindlicher Zähne, welche knapp 50mm hoch sind, etwa 25mm breite Zwischenräume zum Luftzutritt übrig lassen und an deren unterem Ende der Korbdurchmesser ungefähr 310mm beträgt. Der unter dem Korbrost liegende Plattenrost ist gelocht, seitlich am Umfange mit halbkreisförmigen Einschnitten versehen, welche mit den nahe darüber stehenden Zähnen des Korbrostes correspondiren. Die Aufsenkante des Plattenrostes steht etwa 35mm von der äuſseren Ofenwand ab. Durch die so rundum erhaltene Fuge fallt die Asche in den Aschenkasten, wenn der Rost gedreht wird. Derselbe ist mit Stift lose in einen darunter befindlichen, beiderseits befestigten Steg gelagert* von dem Stift geht ein Eisenstab auswärts durch die entsprechend ausgeschnittene Ofenwand und kann an ersteren der abnehmbare Handhebel zur Drehung der Rostplatte angesetzt werden (vgl. Fig. 1 und 2). Die Drehung mag etwa 6° betragen; der Ausschnitt in der Ofenwand für den Eisenstab ist durch einen am Stabe sitzenden Schieber verdeckt. Ueber dem Korbrost kommen an Dichtungsfugen in Betracht: a) drei Thüren, jede zu 4 Glimmerscheiben und zwar mit im Ganzen etwa 2m Dichtungsfuge des Thürgewändes und 4m,2 Fuge der Glimmerblätter. – b) Der obere Verschluſs des Füllcylinders, dessen dichter Durchmesser etwa 145mm beträgt, hat 660mm Fuge und muſs Luft einziehen lassen; fände umgekehrt innere Spannung statt, so würde etwas Rauch ins Zimmer strömen, der Ofen überhaupt sehr schlecht brennen. Daſs thatsächlich der obere Verschluſs Luft durchläſst, fand ich mehrfach durch die Thatsache bestätigt, daſs der Ofen, unterwärts aller Luftzufuhr, soweit es die Mittel gestatten, beraubt, bis oben in den Füllcy linder hinein weiter brannte. – Unterhalb der Verlagerung des Korbrostes hat man: c) drei Thüren in Höhe des Korbrostes, jede mit zwei Glimmerscheiben, geben zusammen etwa 2m Fuge am Thürgewände und 2m Fuge der Glimmerscheiben. – d) Der Ausschnitt für den Drehstab des Planrostes gibt 254mm Fuge. – e) Die Aschenfallthür läſst wegen ihrer oben, unten und auch seitlich gekrümmten Form 1m,14 Fuge. – f) In der Aschenfallthür ist zur Regulirung der Luftzufuhr ein Coulissenschieber mit vier Oeffnungen vorhanden (den ich nur höchst selten brauche, weil es auch sonst nicht an Luft mangelt), welche wieder zusammen 810mm Fuge darbieten. – g) Der Aschenfallthür gegenüber ist an der hinteren Seite des Ofens, etwas tiefer als erstere liegend, noch eine Thür angebracht, welche zu den auch von Meidinger zur Darstellung gebrachten unter dem Aschenfall liegenden Zügen fuhrt und 640mm Fuge aufweist.Alle Thüren können zwar durch äuſsere Griffe, die sich nach innen in keilförmige, hinter die Ofenwand greifende Haken fortsetzen, fest angedrückt werden; ich beargwöhne aber diese Art des Schlusses und denke mir, daſs wenigstens bei den groſsen Thüren oberhalb des Korbrostes das Andrücken an einer Stelle in der Mitte gerade ein Oeffnen der Thürspalten in den Ecken erzeugt. – h) Der Ansatz, durch welchen der Rauch den Ofen verläſst (f der Meidinger'schen Zeichnung), ist an meinem Ofen etwas weiter vom Ofen abgelegt (vgl. Textfigur 1) derart, daſs zwischen dem Ofen und der Rauchrohröffnung noch Platz bleibt, um einen Theekessel auf den gewonnenen Platz zu stellen. Zu diesem Zwecke ist die Oberseite des so verlängerten Kanales neuerdings mit einem für den Theekessel passenden Loch von 183mm Durchmesser versehen, welches für gewöhnlich durch eine leicht abnehmbare Eisenplattte mit abgesetztem Rande bedeckt wird und so gut geschlossen sein dürfte. – 1) Endlich sind unterhalb der unteren Glimmerscheibenthüren noch drei Schlitze mit Coulissenschieber angeordnet, welche zum Einführen des Feuerhakens in den Spalt zwischen Korbrost und Planrost dienen und 684mm Fuge haben. Der gesammte Betrag an Fugen an dem Ofen stellt sich also auf rund 13m. Man kann vielleicht annehmen, daſs in den Thüren die unteren Fugen am Gewände und an den Glimmerscheiben sich mit Asche belegen und dann so lange gut schlieſsen, bis einmal Oeffnung der Thür stattfindet. Immerhin bleibt dann noch ein groſser Betrag übrig, welcher bei kleineren Oefen – der meinige ist von mittlerer Gröſse – sich nicht im Verhältniſs. zum Gebrauch an Kohle ermäſsigt. Auch habe ich das erwähnte Theekesselloch in der Zusammenstellung weggelassen, die aus der Zusammenstellung der einzelnen Guſsstücke entstehenden Fugen nicht berücksichtigt und auſserdem eine Anzahl kleinerer Oeffnungen, welche zum Hängen von Ornamenten bezieh. zum Durchlassen der Schieber- und Klappengriffe dienen, ganz übergangen. Das zum Schornstein führende Rauchrohr bildet ein gebogenes Knie, hat 160mm Durchmesser, steigt 1m,31 senkrecht aufwärts und geht 0m,80 wagrecht bis zum Schornstein. Dicht an letzterem wurden die Gasproben entnommen und das Thermometer eingesenkt. Einschlieſslich des ovalen auf dem Ofen sitzenden Endes, welches bald in kreisförmigen Querschnitt verläuft, hat das ganze Rohr vier durch Ineinanderstecken der Rohrtheile entstandene Fugen. Der Ofen miſst von den Füſsen bis zur Oberkante des Füllcylinders 1m,36 d. i. abgerechnet die Urne. Die Anordnung des Schiebers und der Klappe ist so, wie Meidinger beschreibt. Auch kann ich das von ihm über den Betrieb des Ofens Gesagte lediglich bestätigen und muſs insbesondere den reichlichen Abstand von Möbeln oder von der Wand (besonders von der in Amerika häufigen Holzwand) hervorheben, welchen die strahlende Wärme nöthig macht. Schlacken habe ich bei dem vortrefflichen pennsylvanischen Anthracit fast nie bemerkt, welcher zu einer theils staubförmigen, theils stückigen Asche verbrennt, in welcher man kaum jemals unverbrannte Kohlentheile wahrnimmt. (Schluſs folgt.)