Titel: Ueber das Bleichen mit Schwefligsäure.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 183
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Ueber das Bleichen mit Schwefligsäure. Ueber das Bleichen mit Schwefligsäure. Im Textile de Lyon, 1881 S. 153 bespricht Marius Moyret das Verfahren des Bleichens mittels Schwefligsäure- bekanntlich werden damit Seide, Wolle, Thierfasern und Stroh gebleicht, dagegen keine vegetabilischen Fasern, da diese geschwächt würden, während das Chlor bei richtiger Anwendungsweise keinerlei schlimme Wirkung ausübt, sondern ein höchst werthvolles Bleichmittel darbietet. Zur Bleiche der thierischen Fasern wird die gasförmige Schwefligsäure oder Bisulfite verwendet, auch Schwefligsäure in Lösung, welch letztere weniger energisch wirkt als die beiden ersteren. Bei der Bleiche mit Schwefligsäure werden die Stoffe in einer Schwefelkammer auf Stangen aufgehängt und zwar feucht, wie sie nach dem Waschen und Schleudern aus den Centrifugen kommen. Man bedeckt sie mit einer Lage dicken Tuches, welches von Zeit zu Zeit gewaschen werden muſs. Nach der Beschickung der Schwefelkammer entzündet man in einer Ecke derselben den in einem eisernen Tiegel befindlichen Schwefel und verschliefst die Kammer. So lange in der Luft der letzteren noch genügend Sauerstoff vorhanden ist, brennt der Schwefel und die Schwefligsäure verdichtet sich auf der feuchten Faser. Nach Ansicht von Moyret wirkt die Schwefligsäure nur im Augenblick der Condensation bleichend und er vergleicht sie mit einer Wirkung der Säure im Status nascendi, indem er das Nichtwirken der Schwefligsäure in Lösung auf das Fehlen dieses Umstandes zurückführt.Unserer Ansicht nach verdankt die gasförmige Schwefligsäure ihre stärkere Wirkung lediglich dem Umstände, daſs sie in gasförmigem Zustande bei der Berührung mit der wenig feuchten Faser höchst concentrirt auftritt, während der behalt einer Schwefligsäure-Lösung am Sättigungspunkte seine Grenze findet.L. und H. Lange vor Raoul Pictet hatte Crace-Calvert in Manchester die Schwefligsäure in Lösung zum Bleichen der Wolle vorgeschlagen; allein die von ihm errichtete Fabrik zur Darstellung von Schwefligsäure im Groſsen hat längst zu arbeiten aufgehört. Je nach der Reinheit des Weiſs, das man erhalten will, läſst man die Waare 12, 24 oder mehr Stunden in der Schwefelkammer. Das Bedecken mit Tuch verhindert, daſs die an der Decke sich bildenden Schwefelsäuretropfen auf die Waare