Titel: Ueber die Vertheilung des Zuckers in der Rübe; von G. Marek.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 346
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Ueber die Vertheilung des Zuckers in der Rübe; von G. Marek. Marek, über Vertheilung des Zuckers in der Rübe. Um die Beziehungen des specifischen Gewichtes der ganzen Rübe und deren einzelne Theile zu deren Saftdichtigkeit und Zuckergehalt festzustellen, verwendete G. Marek nach den Mittheilungen des landwirtschaftlichen Institutes in Königsberg, 1882 S. 53 tadellose Rüben von 1,05 bis 1,07 sp. G., welche zunächst in feuchtem Sande eingekellert wurden. Schon nach 1 Monat zeigten viele derselben nur noch ein Eigengewicht von 1,03 bis 1,04, keine einzige hatte noch das Gewicht von 1,07. Diese Abnahme des Eigengewichtes ist theils auf das Wachsthum der Rübenblätter, mehr noch auf das Eindringen von Luft in die Fibrovasalstränge und das Zellgewebe der Rübe zurückzuführen. Es empfiehlt sich daher, zur Rübensortirung nur kurz vorher aus der Erde genommene Rüben zu verwenden. Es wurde nun jede Rübe als ganze Rübe in der Salzlösung geprüft, dann in 4 Theile zerschnitten, und zwar in Kopf, Wurzelspitze, Mittelstück und einem dem Mittelstück entnommenen seitlichen Abschnitt (mittlerer Abschnitt), welche zur Bestimmung ihres specifischen Gewichtes in Salzlösungen gebracht wurden. Die Resultate dieser mit 68 Rüben ausgeführten Untersuchungen lassen jedoch ein bestimmtes Verhältniſs nicht herausfinden; vielmehr zeigen die Unterschiede zwischen dem specifischen Gewicht der ganzen Rübe und der einzelnen Theile theils geringere (I bis III), theils erhebliche Abweichungen (IV bis VI): I II III IV V VI Ganze Rübe 1,034 1,043 1,052 1,033 1,046 1,054 Kopfende 1,038 1,042 1,053 1,042 1,045 1,056 Wurzelspitze 1,038 1,047 1,055 1,056 1,061 1,072 Mittlerer Abschnitt 1,038 1,042 1,051 1,044 1,046 1,066 Rumpf 1,040 1,047 1,047 1,012 1,053 1,057. Es scheint, daſs ganze Rüben mit geringerer Schwere in den einzelnen Theilen gröſsere Unterschiede zeigen als Rüben mit höherem specifischem Gewicht. So ergaben 23 Rüben von 1,03 bis 1,04 sp. G., 25 Rüben von 1,04 bis 1,05 und 19 Rüben von 1,051 bis 1,064 sp. G. im Mittel folgendes specifische Gewicht: Spec. Gew. = 1,03 bis 1,04 1,04 bis 1,05 1,051 bis 1,064 Ganze Rübe 1,0345 1,0453 1,0547 Kopf 1,0399 1,0486 1,0546 Wurzelspitze 1,0513 1,0582 1,0629 Mittlerer Abschnitt 1,0405 1,0484 1,0537 Rumpf 1,0420 1,0514 1,0558 Ganze Samenrüben zeigen somit in Salzlösungen im Allgemeinen ein kleineres specifisches Gewicht als deren einzelne Theile- der Unterschied ist um so gröſser, je kleiner das specifische Gewicht der ganzen Rübe ist. Von den einzelnen Theilen ist die Wurzelspitze am schwersten, dann folgen Rumpf, mittlerer Abschnitt und Kopf oder Wurzelhals. Für die Sonderung der Rüben zur Zucht ist somit dem Einwerfen der ganzen Rübe die Verwendung der einzelnen Rübentheile vorzuziehen. An der ganzen Rübe bilden die zu belassenden Blattreste das Hinderniſs für eine gleichmäſsige Bestimmung; namentlich dringt durch die abgeschnittenen Blattstiele Luft in die Rübe ein und ändert ihr specifisches Gewicht, so daſs dieses durch die einzelnen Rübentheile genauer zu ermitteln ist. Der Kopftheil kann hierzu nicht verwendet werden, da mit dessen Entnahme die Rübe zerstört würde; die unterste Spitze gibt zu hohe Angaben; der seitliche Abschnitt eignet sich dagegen für die Trennung schwerer Rüben von leichteren am besten und kommt dieser der wahren mittleren Schwere der Rübe am nächsten. Zur Feststellung des Verhältnisses der specifischen Saftschwere der einzelnen Theile zu der ermittelten specifischen Schwere in Salzlösungen wurden die einzelnen Rübentheile nach der Bestimmung in der Kochsalzlösung mit einem Tuche abgetrocknet, zerrieben, gepreſst und die erhaltenen Säfte mit der Westphal'schen Wage gewogen. Es zeigte sich, daſs die specifischen Gewichte der einzelnen Theile nicht mit der Saftdichtigkeit übereinstimmten, daſs somit im Einzelfalle beide Verfahren nicht vergleichbar sind. Im Durchschnitt war die Saftschwere bei den Rüben mit dem specifischen Gewicht in der Salzlösung von: Rüben, sp. G. Saftschwere Kopf Wurzel-spitze MittlererAbschnitt Rumpf 1,030 bis 1,040 1,0578 1,0592 1,0597 1,0585 1,040 bis 1,051 1,0625 1,0635 1,0645 1,0625 1,051 bis 1,064 1,0647 1,0648 1,0664 1,0652 Mittel von 68 Rüben 1,0616 1,0625 1,0634 1,0629 Die Angaben der Saftschwere sind daher höher als die Gewichte der Rüben in Salzlösungen, was dadurch erklärlich wird, daſs bei den ganzen Stücken das Mark bezieh. die Zellularsubstanz und die Lufteinschlüsse mitgewogen werden. Das Verfahren der Bestimmung des Werthes der Rüben durch Wiegen des Saftes ist daher viel sicherer als die specifische Gewichtsbestimmung der ganzen Rübe, welche namentlich Krocker in seinem Leitfaden der agrikultur-chemischen Analyse (S.158) empfiehlt. Tabelle I. Specifisches Gewichtin der Salzlösung Saftschwerenach der Westphal'schen Wega Polarisation GanzeRübe Kopf Schwarz MittlererAbschnitt Rumpf Kopf Schwarz MittlererAbschnitt Rumpf Kopf Schwarz MittlererAbschnitt Rumpf 1,0341,0341,0401,0411,0441,0451,0491,0501,0511,0541,0541,0551,0561,0641,0531,060 1,0381,0411,0411,0491,0481,0451,0541,0481,0541,0561,0561,0581,0531,0651,0561,0545 1,0381,0461,0591,0561,0581,0491,0661,0611,0541,0721,0601,0661,0691,0701,0601,0585 1,0381,0341,0421,0491,0481,0431,0541,0501,0491,0661,0521,0591,0561,0601,0601,056 1,0401,0351,0541,0521,0491,0411,0561,0551,0521,0571,0521,0661,0621,0611,0561,0615 1,05351,0641,0581,0721,0701,0601,0691,0621,0631,06651,06751,06951,0651,0691,0601,0635 1,05751,0631,0641,06951,0641,06551,0701,0671,0601,05951,06651,06751,06251,07251,06351,0645 1,05751,0651,06051,0651,0651,0681,0721,06951,07151,06651,0651,0701,0661,07051,06451,064 1,05951,06451,0611,06551,0601,0681,0691,06651,05751,06351,0621,0701,0711,07651,0601,0625 9,5914,0714,6415,9815,9710,9416,1812,3013,5014,1714,6615,3013,5814,9813,2413,22 10,9914,0514,7315,4215,9412,5716,3314,4513,8413,6015,5015,5413,3015,7714,8715,52 11,4015,1714,3814,5115,2713,0916,1313,8014,0814,9114,9815,9713,7715,1416,0814,85 12,5814,5015,1115,2215,9613,5617,4913,9414,8015,3215,9816,9815,1216,8915,2213,49 1,049 1,051 1,0589 1,051 1,053 1,0645 1,0648 1,0662 1,0648 13,89 14,53(?) 14,596 15,135 Bei der Feststellung der Unterschiede zwischen dem specifischen Gewichte des Saftes und dem durch Polarisation ermittelten Zuckergehalte sowohl bei den einzelnen Rübentheilen, wie in den gefundenen Mittelzahlen ergab sich, wie aus der nebenstehenden Tabelle I hervorgeht, daſs gleichen Polarisationen ungleiche Saftdichtigkeiten zukommen und daſs bei gleichen Saftdichtigkeiten ungleiche Polarisationen anzutreffen sind. Bei der gröſseren Zahl der Untersuchungen geht jedoch das specifische Gewicht des Saftes mit dem Zuckergehalt bei Rüben, welche unter gleichen Verhältnissen gezogen sind und derselben Sorte angehören, ziemlich parallel, so daſs die Bestimmung der Saftschwere der Rüben sehr wohl zur Ermittelung guter Samenrüben dienen kann. Zur Untersuchung der Vertheilung des Zuckers in der Rübe zerlegte Marek die Rüben der Länge nach in 8 gleiche Theile und ermittelte von jedem einzelnen Theile das absolute Gewicht, die gewonnene Saftmenge, die specifische Saftschwere und die Polarisation des Saftes; Kopf und äuſserste Wurzelspitze waren ausgeschlossen. Ein zweiter Theil Rüben wurde mittels Hohlmesser nach den peripherischen Theilen so zerlegt, daſs der erste Cylinder den inneren und den 2. Fibrovasalstrang, der zweite und der dritte Cylinder je die beiden folgenden und der vierte die Rinde enthielt, Dabei lieferte der innerste Rübencylinder, bestehend aus dem 1. und 2. Fibrovasalstrange, einen aus der Presse flieſsenden hellgelben Saft, welcher nach 8 Minuten langem Stehen schmutzig lichtgrün wurde; das Gereibsel dieses Saftes war hellgelb und behielt diese Farbe auch der Preſskuchen. Der Saft vom zweiten Cylinder, enthaltend den 3. und 4. Fibrovasalstrang, war bei seinem Hervorquellen aus der Presse lichtgrün und grünlich gelb und ging nach 8 Minuten langem Stehen in eine graugrüne Steinfarbe über, welche viel dunkler war als die Saftfarbe des ersten Cylinders, der bereits ½ Stunde gestanden hatte. Gereibsel wie Preſskuchen besaſsen eine weiſslich gelbe Farbe und behielten diese auch noch nach längerer Zeit. Bei dem dritten Cylinder (5. und 6. Fibrovasalstrang) war das Gereibsel weiſslich gelb und von röthlich blauen Flecken inselartig durchsetzt. Der Saft hatte beim Ausflieſsen aus der Presse eine dunkelgraue schmutziggraue Farbe, bei welcher die Einmischung des gelben Saftes wie beim ersten und zweiten Cylinder noch deutlich erkennbar war. Die Verfärbung ins Dunkle wurde alsbald kräftiger und machte nach einem 1 stündigen Stehen einer merklichen Aufhellung wieder Platz. Die Preſskuchen färbten sich bald dunkel. Das Gereibsel des vierten Cylinders bezieh. der Rinde und der daran stoſsenden Theile war röthlich, der Saft zeigte bei dem Ausflieſsen die Farbe der Alizarintinte, welche bald nachdunkelte und nach 10 Minuten ganz schwarz erschien. Die Preſskuchen nahmen schon während des Pressens die bekannte dunkle Farbe an. (Sostmann sieht die Ursache der Färbung des Rübensaftes in der Oxydation eines farblosen Rübenbestandtheiles zu Ulmin- und Huminstoffen. Dem entsprechend wurde schon früher das Schälen der Rüben zur Gewinnung reinerer Säfte vorgeschlagen.) Die durch die genannten Untersuchungen erzielten Resultate entsprachen aber nicht den Erwartungen, da sie für die Bestimmung des mittleren Saftgehaltes der Rübe im Allgemeinen nicht verwendbar waren. Es wurden nun je 30 groſse, mittlere und kleine Rüben in 2 Hälften der Länge nach getheilt und je 30 halbirte Rüben einmal zur Bestimmung der Vertheilung des Zuckergehaltes in den Längen und dann zur Untersuchung in den peripherischen Theilen benutzt, um festzustellen, wie sich der Zuckergehalt bei groſsen, mittelgroſsen und kleinen Rüben vertheilt vorfindet. Wird die Rübe am Kopfe bis zu den Blattstielresten abgeschnitten und der zurückbleibende Theil in 8 Stücke zerlegt, so ist der Köpftheil der schwerste; der Procentantheil des ersten Längenstückes nächst dem Wurzelhalse beträgt bei 90 Rüben im Mittel 30,87, der zweite 25,56, der dritte 17,44, die folgenden 11,49, 6,83, 4,09, dann 2,39 und der achte 1,33 Proc. Der Verlust, welchen der Rübenbauer dadurch erleidet, daſs die untersten Enden der Rübe bei der Ernte im Boden bleiben, ist somit sehr gering, da der unterste Theil der Rübe nur 1,33 Proc. beträgt; dagegen kann ein zu starkes Putzen der Rübe, welches namentlich bei Rüben mit hohem Blattansatz und ungünstig gebauten, breiten, aus der Erde hervorragenden Köpfen vorkommt, 15 bis 25 Proc. ausmachen, eine Differenz, welche für den Landwirth sehr empfindlich wird und die Vortheile einer angewendeten künstlichen Düngung mitunter aufzuheben vermag. Deshalb werden die Rüben mit kleinen und vollständig in dem Boden sitzenden Köpfen und einem Wurzelhals, bei welchem der Blattansatz nicht tief an dem Wurzelkörper herabreicht, den geringsten Ausfall bei dem Putzen der Rüben ergeben. Das höchste specifische Gewicht besitzen die Säfte des 2. und dann des 3. Längentheiles. Von da an mindert sich die Saftschwere immer mehr und mehr und findet ihre kleinste Zahl in der Rübenspitze. Die Saftdichtigkeit des Kopfes ist dagegen höher wie jene der vier unteren Längentheile. Die höchste Polarisation ergab der zweite dem Kopfende zunächst liegende Längentheil; von da an sank dieselbe bis zur Wurzelspitze. Das Kopfende steht hierbei zwischen dem 5. und dem 6. Längentheile, ein Resultat, welches den Angaben von Violette (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1875 S. 787) völlig widerspricht. Der gröſste Reinheitsquotient war bei den groſsen Rüben in dem 5., bei den mittelgroſsen in dem 4. und bei den kleinen Rüben in dem 5. Längentheil vorhanden. Für die Untersuchung der peripherischen Theile wurde nur die obere Hälfte der Rübe benutzt und diese mit Hinweglassung des äuſsersten, dem Wurzelhalse zugekehrten Theiles von 1/16 der ganzen Rübenlänge, Welcher wie auch die untere der Wurzelspitze zugewendete Hälfte der Rübe zur Untersuchung nicht geeignet schien, weil die Fibrovasalstränge hier nicht mehr deutlich abgegrenzt sind. Nach diesen Untersuchungen, deren Durchschnittsresultate in der Tabelle II zusammengestellt sind, weichen die Gewichtszahlen der einzelnen von Fibrovasalsträngen begrenzten ringförmigen Theile der Zuckerrübe von einander nicht wesentlich ab; die inneren Ringe ergeben etwas kleinere Gewichtsantheile. Die Saftmengen der inneren Fibrovasalstränge sind gröſser wie jene der mehr gegen den Umfang gelegenen. Die Ursache Hegt in den kleineren Zellpartien und in der Schwierigkeit der Tabelle II. Bezeichnung der untersuchtenRüben GewichtderRüben-theile Gewichtder ge-wonnenenSaftmasseaus deneinzelnenTheilen Spec. Gew.desSaftes Trocken-substanz Polarisa-tion desSaftes Rein-heits-quotient g g Ganze Rübe 382,818 153,69 Kopf (1/16 der ganzen    Rübenlänge)   56,133 27,866   1,0616 15,046 11,076 73,614 Rumpftheil (7/16 der gan-    zen Rübenlänge) 269,597 97,542 Innerste und 2. Fibrovasal-    stranggrenze   26,044 12,397 1,065 15,837 12,396 78,398 3. Fibrovasalstranggrenze   34,088 13,000   1,0643 15,674 12,504 79,775 4.                   „   41,866 16,787 1,065 15,837 12,888 81,379 5.                   „   46,533 18,363 1,065 15,837 12,897 81,435 6.                   „   42,244 13,780   1,0673 16,371 13,358 81,595 7.                   „   37,711 12,741 1,067 16,302 12,979 79,622 8.                   „      (Rinde)   41,111 10,474   1,0596 14,571 10,427 71,559 Schwanzende   57,088 28,282   1,0616 15,046 11,411 75,840 Saftgewinnung dieser Theile mit der Handreibe. Das specifische Gewicht, der Zuckergehalt und der Reinheitsquotient laufen parallel. Dieselben sind verhältniſsmäſsig geringer in den centralen Rübentheilen. Sie wachsen bis zu dem 6. Fibrovasalstrange, verkleinern sich wieder bei dem 7. Strange und zeigen in der Rinde die kleinsten Zahlen.