Titel: Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 392
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Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Aus den lehrreichen Verhandlungen der Generalversammlung vom 21. Mai d. J. des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, welche Stahl und Eisen, 1882 S. 206 bis 239 veröffentlicht, sind im Auszug nachstehende Mittheilungen entnommen. Zur Statistik der Roheisen-Erzeugung. Nach J. Schlink betrug die Roheisen-Erzeugung in Deutschland im J. 1881: Masseln zur Gieſserei    245140t im Werthe von   14353020 M. Guſswaaren I. Schmelzung     35528     5834026 Masseln zur Fluſseisenbereitung   874118   58759844 Schweifseisenbereitung 1727432   83135578 Bruch- und Wascheisen     17063       981908 ––––––– –––––––––––– Zusammen 2899281t 163064376 M.In der Quelle steht die Summe 167464376.D. Red. Der Sekretär des Steel and Iron Institute schätzt die gegenwärtige Roheisen-Erzeugung der sieben Hauptländer auf beinahe 19½ Millionen englische Tonnen (zu 1016k), die procentale Betheiligung beträgt für Groſsbrittannien 43,1, Vereinigte Staaten von Amerika 23,9, Deutschland 15,4, Frankreich 9,5, Belgien 3,2, Rufsland 2,3 und Oesterreich – Ungarn 2,5 Proc. Nach derselben Quelle verwendet Deutschland für seine Roheisenfabrikation nahezu 6½ Millionen Tonnen Kohlen oder 14 Procent der Gesammtförderung, während der ganze Verbrauch der deutschen Eisenindustrie annähernd 28 Proc. sein soll. In einem Vortrag über die gegenwärtige Lage und über die neueren Fortschritte der deutschen Gießerei-Roheisen-Erzeugung weist V. Limbor darauf hin, wie die inländische Darstellung von Gieſserei-Roheisen eingerechnet der Guſswaaren 1. Schmelzung in Zunahme begriffen ist und sich in den letzten 4 Jahren verdoppelt hat, während die Einfuhr ausländischen Gieſserei-Roheisens gegen die vor 4 Jahren eingeführte Menge um 12 Proc. zurückgegangen ist. Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn man behauptet, daſs diese Abnahme der Einfuhr BenennungderRoheisensorten Silicium Phosphor Schwefel Graphit Chem. geb.Kohlenstoff Kupfer Mangan Eisen Coltneſs Nr. I 3,50 0,984 0,022 3,30 0,20 0,099 1,58 90,24 Langloan Nr. I 2,93 0,752 0,041 3,40 0,46 0,071 1,62 90,51 Clarence Nr. III 2,52 1,49 0,055 3,39 0,13 0,038 0,68 91,40 Clarence Nr. III 3,08 1,80 0,025 3,33 0,12 0,045 0,82 89,82 Rheinisch-west-fällisches Nr. I   Hütte ANr. III Hütte ANr. I   Hütte BNr. III Hütte BNr. I   Hütte CNr. III Hütte CNr. I   Hütte DNr. I   Hütte DNr. III Hütte D 2,451,872,451,752,111,611,302,013,50 0,9770,9350,9880,8120,850,790,930,850,966 0,0110,0080,0350,0340,0210,0440,0050,0180,010 3,282,9303,403,123,162,973,223,333,27 0,260,500,190,150,490,610,230,420,15 0,060,0550,0390,0390,0400,0550,055Spur0,039 0,180,161,481,920,970,860,720,990,79 92,4093,4591,1091,8092,0092,7893,3291,5091,10 Lothringensches Nr. III 2,70 1,83 0,04 3,08 0,11 0,06 0,63 91,20 Luxemburgisches Nr. II 1,86 2,21 0,058 2,88 0,55 0,82   0,099 91,50 sowie die Zunahme der inländischen Gieſserei-Roheisen-Erzeugung einestheils der Wirkung des Schutzzolles, anderentheils der sich beim Abnehmer immer mehr bahnbrechenden Erkenntniſs der Ebenbürtigkeit des vaterländischen Erzeugnisses mit den besten schottischen Marken zuzuschreiben ist. Das unberechtigte und tief eingewurzelte Vorurtheil, von welchem sowohl Techniker, als Laien durch den langjährigen Verbrauch groſser Mengen schottischen und englischen Gieſsereieisens gegen das auf dem Markt selten auftretende inländische Guſseisen eingenommen waren, ist durch die im J. 1877 auf Veranlassung des kgl. preuſsischen Ministers für Handel angestellten vergleichenden Qualitätsuntersuchungen des rheinisch-westfälischen und ausländischen Gieſserei-Roheisens bedeutend erschüttert worden. Die Untersuchung umfaſste Gieſsversuche, Festigkeitsproben und Analysen von schottisch-englischem und rheinisch-westfälischem Gieſserei-Roheisen und zwar wurden verwendet: Coltneſs Nr. I und Langloan Nr. I als schottische Marken; Clarence, Linthorp oder Newport als englische Sorten und schlieſslich das Nr. I und Nr. III der rheinisch-westfälischen Werke.Vgl. auch R. Wachler: Vergleichende Qualitätsuntersuchungen rheinisch-westfälischen und ausländischen Gießerei-Roheisens. Die chemische Analyse der verschiedenen Roheisenmarken ergab die in vorstehender Tabelle zusammengestellten Zahlen. Die Hochöfen des rheinisch-westfälischen Bezirkes sowie von Luxemburg-Lothringen, welche auf Gieſserei-Roheisen betrieben werden, schwanken in ihrem Rauminhalt zwischen 200 und 400cbm und in der Tagesleistung zwischen 35000 und 55000k je nach der Qualität. Analyse von Gichtstaub aus einem Whitwell-Apparat. Nach Limbor gibt ein Whitwell'scher Winderhitzungsapparat kurz nach der Reinigung auf 700 bis 720° erhitzte Gebläseluft. Durch den Flugstaub, welcher bei Hochöfen für Gieſserei-Roheisen in groſsen Mengen auftritt und der sich schwammförmig auf die Wände des Apparates absetzt, läſst die Leistungsfähigkeit nach wenigen Wochen um 150 bis 200° nach. Die Zusammensetzung eines solchen Flugstaubes auf der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim a. d. R. war folgende: Kali 17,05 Proc. Manganoxydul 0,37 Proc. Natron 9,53 Schwefel 1,71 Kalk 25,95 Kieselsäure 24,05 Magnesia 2,31 Thonerde 10,09 Eisenoxyd 0,91 Kohlensäure, Wasser,    Cyan (Rest) 6,73 Zinkoxyd 1,30 Die Kieselsäure ist theils frei, theils gebunden vorhanden. Der Schwefel kommt als Schwefelkalium, Schwefelcalcium und auch als unterschwefligsaures Alkali vor. Das Kali und Natron kommen in Verbindung mit Kieselsäure, Unterschwefligsäure, Rhodan, Cyan und Ferrocyan vor. Schlackenanalysen, Der Betrieb auf Gieſserei-Roheisen Nr. I erheischt die Führung einer überbasischen, sehr schwer schmelzbaren Schlacke und bedingt einen Kokesverbrauch von 1700 bis 1800k auf 1t Roheisen. Nachstehend sind die hauptsächlichsten Bestandtheile von Schlacken angeführt, welche bei Gieſserei-Roheisen Nr. I bis III gefallen sind im Vergleich mit einer Normalschlacke von strahligem Puddelroheisen: Nr. I Nr. II Nr. III Puddeleisen Kieselsäure 27,50 28,30 31,37 33,30 31,20     32,20% Thonerde   9,75 11,61 13,09 13,09 10,81   8,17 Kalk 58,90 54,94 52,04 52,04 53,17 48,92 Magnesia   1,37   0,98   1,16   1,16   1,08   4,79 Das Verhältniſs des Sauerstoffes der Kieselsäure zu dem der Basen ist bei Schlacke zu Nr. I wie 2 : 3, zu Nr. II wie 3 : 4, zu Nr. III wie 4 : 5, zu Puddelroheisen wie 8 : 9. Bei der Uebersicht der Fortschritte in der Herstellung des Puddeleisens zählt W. Tiemann als hauptsächlichste, heute zum Vorpuddeln kommende Roheisenmarken folgende auf: 1) das sogen. Qualitätsroheisen vom strahligen Roheisen aufwärts bis zum an Mangan armen Spiegeleisen, 2) das graue an Phosphor arme Puddelroheisen, welches vorzüglich in Rheinland, Westfalen und Hessen-Nassau erblasen wird, 3) das Puddelroheisen II. Qualität Rheinlands und Westfalens, 4) das an Phosphor reiche Ilseder und Luxemburg-Lothringer Puddelroheisen. Das Qualitäts-Puddelroheisen wird fast ausschlieſslich in der Rheinprovinz, Westfalen und Hessen-Nassau erblasen. Die höchste Tagesleistung in diesem Eisen dürfte heute 100000k nicht überschreiten, während die meisten Hochöfen 50000 bis 70000k erzeugen. Das Eisen wird aus Mischungen von geröstetem Späth–, Rotheisenstein, Mangan haltigem Brauneisenstein, an Mangan armem Braun- und Thoneisenstein, Oolith, geröstetem Blakband, sowie etwas Schwefelkies-Abbränden und Schweifsschlacken erblasen. Seiner Structur nach, welche in erster Linie im Mangangehalte ihren Grund hat, führt das Qualitäts-Puddelroheisen die Bezeichnungen: kleinspiegelig, Saumspiegel (Eisen mit Graphitausscheidung an der Oberfläche), spiegelig, spiegeligstrahlig, hochstrahlig und strahlig. Von diesen Roheisensorten liegen verschiedene neue Analysen vor: Mangan Silicium Schwefel Phosphor Siegener Kleinspiegel 5,82 0,68 0,11    0,38% Saumspiegel 3,82 0,70   0,165 0,64 Spiegelig a. Rheinprovinz 4,25 0,82 0,13 0,63 Spiegeligstrahlig aus der    Rheinprovinz 3,67 0,43   0,101 0,64 Hochstrahlig aus der    Rheinprovinz 2,66 1,41   0,137 0,78 Scharfstrahl. und strahl.    von 15 Hütten aus    Rheinland, Westfalen    und Hessen-Nassau 1,69 bis 3,82 0,17 bis 0,71 0,09 bis 0,13 0,41 bis 0,78. Graues Puddeleisen aus Rheinland und Westfalen hält neben Kupfer folgende Bestandtheile nach drei neuen Analysen: 1,66       2,96       0,165       0,83% 0,64 1,09 0,03 0,66 1,48 1,59 0,09 0,71 Ein graues nassauisches Holzkohlen-Roheisen, welches als Puddelroheisen verwendet wird, enthält: 0,32       1,01       0,03       0,52 Das graue Puddelroheisen wird fast aus denselben Erzsorten wie das Qualitäts-Puddelroheisen erblasen; nur werden Mangan reiche Erze ausgeschlossen. Puddelroheisen II. Qualität in Rheinland und Westfalen enthält: 1,78       0,73       0,13       0,945%       1,67 0,51 0,087 1,248