Titel: Neuerungen an zwangläufigen Ventilsteuerungen.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 401
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Neuerungen an zwangläufigen Ventilsteuerungen. Mit Abbildungen auf Tafel 25 und 27. (Patentklasse 14. Fortsetzung des Berichtes S. 362 dieses Bandes.) Neuerungen an zwangläufigen Ventilsteuerungen. C. Hartung in Nordhausen (*D. R. P. Nr. 15808 vom 22. December 1880) hat die zweite Collmann'sche Steuerung in der Weise abgeändert, daſs der mittlere Punkt der Excenterstange nicht durch einen Lenker auf einem Kreisbogen, sondern mittels Gleitklotz und Coulisse auf einer Geraden geführt wird (wie bei der Steuerung von Hackworth, vgl. 1876 219 * 3). Das Kurbelviereck ist durch eine geschränkte Schubkurbel ersetzt. In Fig. 1 und 2 Taf. 27 ist diese Anordnung abgebildet. Am Ende der Welle h, welche vom Regulator mittels Zugstange g gedreht wird, befindet sich eine Scheibe b mit schwalbenschwanzförmiger Nuth. Der in dieser gleitende Stein c trägt einen Zapfen i, welcher in die Excenterstange d eingreift. Die Wirkungsweise der Steuerung ist wesentlich die gleiche wie bei der zweiten Collmann-Steuerung. Der gezeichneten Lage wv der Coulisse entspricht die gröſste, der Lage mn die kleinste Füllung. Auch die in Fig. 3 Taf. 27 dargestellte Steuerung der Maschinenfabrik „Cyclop“ in Berlin (Erl. *D. R. P. Nr. 12078 vom 14. Mai 1880) lehnt sich an die zweite Collmann-Steuerung an. Das Excenter, welches bei der letzteren mit dem Punkte E verbunden ist, ist hier durch ein zweites Kurbelviereek, bestehend aus Excenter, Excenterstange und Lenker l, ersetzt. An die Stelle der Kreisbahn des Punktes E tritt folglich hier eine eiförmige Bahn. Ferner ist hier nicht die mit der Ventilspindel verbundene Druckstange, sondern der Lenker s ausziehbar und mit Fangplatten versehen. – Die Wirkungsweise der Steuerung ist die gleiche wie die der zweiten Collmann-Steuerung; ein besonderer Vortheil ist durch die hinzugefügten Theile nicht gewonnen worden. Eine Steuerung, welche ein wenig an die unter Nr. 5128 patentirt gewesene Hartung'sche Construction (vgl. 1879 234 * 14) erinnert, ist die in Fig. 4 Taf. 27 abgebildete Anordnung von C. Kliebisch in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 15 877 vom 5. November 1880). Wie bei jener wird auch hier dem Endpunkt des Ventilhebels von dem Excenter eine gleichmäſsige auf- und abschwingende Bewegung mitgetheilt, während der Drehpunkt desselben von einem mittleren Punkte der Excenterstange aus unter Einwirkung des Regulators eine veränderliche auf- und niedersteigende Bewegung erhält. Diese letztere wird hier durch einen Winkelhebel übertragen, dessen einer Arm zu einer Coulisse ausgebildet ist, während der andere ausziehbare Arm die Hebelachse trägt. Der Coulissenstein ist einerseits mit dem mittleren Punkte k der Excenterstange und andererseits mit dem Regulator verbunden. Die beiden genannten Bewegungen haben einen Phasenunterschied von einer halben Schwingung. Die gezeichnete Lage entspricht dem Beginn des Ventilhubes; das Excenter dreht sich im Sinne des Pfeiles. Während der Endpunkt des Ventilhebels aus der gezeichneten mittleren Lage sich senkt und wieder hebt, geht der mittlere Drehpunkt des Hebels aus der gezeichneten höchsten in die tiefste Lage über. Je näher der Gleitklotz dem Drehpunkt des Winkelhebels geschoben wird, um so gröſser wird der Ausschlag des letzteren, um so früher wird mithin die absteigende Bewegung der Hebelachse zur Geltung kommen und den Ventilschluſs herbeiführen. Die Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz hat sich ebenfalls mehrere zwangläufige Ventilsteuerungen patentiren lassen. Bei der in Fig. 5 und 6 Taf. 27 abgebildeten Construction (*D. R. P. Nr. 16167 vom 3. Mai 1881) ist ein von Ch. Brown in Winterthur für Locomotiven und andere Umsteuerungsmaschinen benutzter Mechanismus (vgl. 1878 229 * 497) in Anwendung gebracht. Von einem auf der Steuerwelle befestigten Excenter werden alle vier Ventile bewegt. Die Excenterstange wird im Endpunkte C durch den Lenker CD geführt. Mit einem mittleren, eine eiförmige Bahn beschreibenden Punkte B ist eine Stange BG verbunden, welche im anderen Endpunkte durch irgend einen Lenkermechanismus (z.B. ein Robert'sches Dreieck) auf einer Geraden geführt wird, und von einem mittleren Punkte E dieser Stange wird die Bewegung der Einlaſsventile abgeleitet. Soweit stimmt der Mechanismus mit dem Brown'schen überein. Neu ist die Art der Bewegungsübertragung vom Punkte E auf die Ventile durch die unten mit Kreuzgelenk und oben mit Kugelgelenk versehene Stange EF, den Ankerhebel K, die Zugstangen L und M und die Winkelhebel N und O. Die Regulatorzugstange greift an einem um H drehbaren Arm an, durch dessen Drehung die Lage der Geraden, welche G beschreibt, geändert wird, doch so, daſs sie stets durch den Punkt H geht. – Es wird kaum möglich sein, mit dieser Steuerung hei allen Füllungsgraden gleiche Füllungen auf beiden Seiten des Kolbens zu erreichen. Eine zweite Steuerung der Sächsischen Maschinenfabrik (*D. R. P. Nr. 17071 vom 20. Februar 1881, abhängig von *D. R. P. Nr. 295) lehnt sich sowohl an die Brown'sche, wie auch an die zweite Collmann'sche und die letzte Hartung'sche Construction an. Dieselbe ist in Fig. 7 Taf. 27 dargestellt. Die winkelförmige Excenterstange wird in dem Eckpunkte B durch irgend eine Lenkerführung auf einer Geraden bewegt, welche durch den Regulator um den Punkt W gedreht werden kann. Das Ende der Excenterstange ist daumenartig gestaltet und greift unter einen mit der Ventilspindel durch Gelenk verbundenen Arm, welcher (ebenfalls durch Lenker) in der Ventilachse geradlinig geführt wird. Je nach der Lage der Geraden, auf welcher sich der Punkt B bewegt, beschreibt der Daumen C eine mehr oder weniger geneigt liegende Bahn und bewirkt dadurch eine gröſsere oder geringere Ventilerhebung. Die in Fig. 8 Taf. 27 abgebildete dritte Steuerung der Sächsischen Maschinenfabrik (*D. R. P. Nr. 18006 vom 21. Mai 1881, Zusatzpatent zu Nr. 17071) unterscheidet sich von der vorhergehenden dadurch, daſs der Eckpunkt B der Excenterstange nicht wie bei der Hartung'schen Anordnung Fig. 1 Taf. 27 auf einer Geraden, sondern wie bei der Collmann'schen Anordnung Fig. 6 Taf. 25 durch einen Lenker BD auf einem Kreisbogen geführt wird. Der Mittelpunkt D dieses Kreisbogens aber wird hier auf einer Geraden bewegt und zwar gleichfalls wieder durch Lenker. Damit ist der zweiten Collmann'schen Steuerung gegenüber der Vorzug gleichen Voröffnens bei den verschiedenen Füllungsgraden aufgegeben, ohne daſs die Steuerung einfacher geworden wäre, oder sonstige Vortheile böte. Das gleiche Patent betrifft ferner einige andere Anordnungen, von denen noch die in Fig. 9 Taf. 27 abgebildete erwähnt sein mag. Hier ist die Excenterstange, welche in gleicher Weise wie bei den vorigen Steuerungen bewegt wird, durch eine Zugstange mit dem Ventilhebel EH verbunden, der mit einem Gelenk die Ventilspindel erfaſst. Die Achse desselben ist, um die geradlinige und begrenzte Bewegung des Hebelendpunktes zu gestatten, in der um G drehbaren Gabel gelagert. In Fig. 10 ist dieses Lager durch eine Rollbahn ersetzt. Auch bei allen diesen Constructionen wird die Rückwirkung auf den Regulator bedeutend sein. (Schluſs folgt.)