Titel: Neuere Schutzvorrichtungen an Kreissägen; von G. Rohn in Chemnitz.
Autor: G. Rohn
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 409
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Neuere Schutzvorrichtungen an Kreissägen; von G. Rohn in Chemnitz. Patentklasse 38. Mit Abbildungen auf Tafel 31. G. Rohn, über neuere Schutzvorrichtungen an Kreissägen. Die durch unsere neue Gewerbegesetzgebung in Bezug auf Sicherheit von Leben und Gesundheit der Arbeiter gegebene Anregung in Verbindung mit der Thätigkeit der Fabrikinspektoren hat für die im Betriebe gefährlichen Maschinen eine groſse Zahl von Schutzvorrichtungen hervorgerufen, von denen die für den Betrieb von Kreissägen in neuerer Zeit angegebenen Constructionen hier durch eine sachliche Aneinanderreihung zur allgemeinen Kenntniſs gebracht werden sollen. Schon in dem Jahresberichte der Fabrikinspektoren für das J. 1876 findet sich eine Reihe von Schutzvorrichtungen für Kreissägen, welche inzwischen bedeutend sich vermehrt hat und von denen auch in diesem Journal bereits einige beschrieben wurden (vgl. Dollfus-Mieg 1875 217 * 453. Heller bezieh. R. Pintsch 1878 229 137 * 421. Dale 1880 237 * 356. C. Hoffmann, C. Reimann und G. Schubert 1881 242 * 174. Ferner Deutsche Industriezeitung, 1881 * S. 249. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1882 Bd. 26 * S. 19). Entsprechend der Bestimmung der Kreissägen zum Lang- oder zum Querschneiden des Holzes können wir die Schutzvorrichtungen in 2 Gruppen theilen: 1) Schutzvorrichtungen an Kreissägen zum Langschneiden. Es sind hauptsächlich 2 Arten von Verletzungen, denen der Arbeiter an der Kreissäge ausgesetzt ist: entweder er kommt mit den Händen an die Säge und diese bringt ihm eine Schnittwunde bei, oder das geschnittene Holz zieht sich nach dem Schnitt wieder zusammen, klemmt die Säge und das von dieser zurückgeworfene Brett verletzt den Arbeiter. Der ersteren Art von Verletzungen ist vorzubeugen durch Anbringung einer Schutzhaube oder Kappe über dem Sägenblatt, der zweiten Art durch Anwendung eines sogen. Schnittspalters. Die Säge kann auch nach dem Schneiden nur noch leicht mit dem zu schneidenden Brett zusammenhängende Theile oder Splitter zurückschleudern und man suchte zuerst durch Anbringung von Schutzbrettern vor der Säge dieses Zurückschleudern unschädlich zu machen. In Fig. 1 bis 3 Taf. 31 ist eine solche Einrichtung dargestellt, wie sie heute noch verschiedentlich anzutreffen ist. Es befindet sich über der Säge ein von der Decke des Lokales herabreichender Balken, an welchem das mit einem Schlitz versehene Schutzbrett B verstellbar befestigt wird. Aus Fig. 1 und 3 ist auch die Einrichtung des Schnittspalters zu ersehen. Hinter der Säge S ist auf dem Tisch genau mit dem Sägenblatt correspondirend ein sichelförmiger Eisenblechkeil K von der Stärke gleich der Schnittbreite aufgeschraubt. Dieser Keil K hält die beiden Theile des geschnittenen Holzes aus einander. Sollte trotz des Spaltkeiles K doch noch das Brett von der Säge erfaſst und zurückgeworfen werden, so wird dasselbe durch den an der Spitze von K quer durchgesteckten Stift q zurückgehalten. Es ist für ein leichtes und gefahrloses Arbeiten an der Säge nothwendig, daſs die Schränkung der Zähne überall genau gleich ist, so daſs keine schraubenförmige Wirkung von der Säge auf das Holz und damit ein ungleicher Seitendruck auf die Sägeblattfläche ausgeübt wird, wodurch ungleiche Erwärmung der concentrischen Flächen und daraus folgernd Schwankungen des Sägenblattes erzeugt werden. Es darf beim Schnittspalter, um Klemmungen zu verhindern, die Anschlag- oder Führungsleiste A (Fig. 3) nicht ganz genau parallel zur Säge sein und ist es gut, dieselbe nach ungefähr ⅓ der Sägenlänge etwas abzusetzen. Es kommt auch nicht selten vor, daſs sich der Arbeiter an dem unter dem Tisch laufenden Theil des Sägenblattes verletzt, wenn er das Sägemehl oder ein Stück Holz entfernen will. Zum Schütze hiergegen ist die Säge unter dem Tisch auf beiden Seiten durch Bretter a und b (Fig. 1 und 2), die noch etwas über die Säge heruntergreifen und zwischen denen die Sägespäne herunterfallen können, zu bedecken. Die Fig. 4 bis 12 Taf. 31 zeigen Schutzvorrichtungen, welche nur gegen die Unfälle erster Art wirksam sein können. Wenn auch der die Säge bedeckende Theil dem Zurückschleudern des Holzes einigen Widerstand entgegensetzt, so ist derselbe doch ohne Anwendung eines Spaltkeiles unzureichend, da die Construction der Deckhaube stets eine leichtere sein muſs. Die in Fig. 4 bis 7 und 9 bis 10 angegebenen Vorrichtungen sind von der Holzbearbeitungs-Maschinenfabrik von Fleck und Söhne in Berlin construirt. Die Anordnung Fig. 4 und 5 ist nur für ganz kleine Sägen bestimmt. Zum Schutz der Säge S dient das Brett B, welches mit einem Holzstück des Sägentisches mittels Gelenk verbunden und dann einfach durch Holzschrauben auf diesem befestigt ist. Beim Nachsehen der Säge werden dann nur diese Schrauben gelöst und das Brett B zurückgeschlagen. Fig. 6 und 7 zeigen eine verstellbare Haube H, wie sie auch vom Fabrikinspektor Lüdke in Magdeburg vorgeschlagen wurde. Auf dem Sägentisch ist der Bolzen T befestigt, an welchem die Haube in der Höhe je nach der Stärke des zu schneidenden Holzes verstellt werden kann. Die Haube H hat zum Durchlassen von Licht an der Seite Oeffnungen, welche mit Drahtgeflecht ausgefüllt sind, und vorn zur Beobachtung des Schnittes einen Spalt. Für nicht zu oft wechselnde Brettstärken und kleinere Sägen mag diese Vorrichtung anwendbar sein. Eine einfache, schnell und leicht auszuführende Verstellung der Schutzhaube ist vom Maschinenfabrikanten C. Hoffmann zu Aue in Sachsen angegeben worden. Die Haube H (Fig. 8 Taf. 31) wird an einem von der Decke herabhängenden Balken geführt, hängt an dem Seile s und ist durch ein Gewicht nahezu in der Schwebe gehalten. Durch Ziehen an dem Seile kann die Haube in jede beliebige Lage gebracht werden, in welcher sie die Sperrklinke k festhält. Einen besseren Schutz wird eine Haube gewähren, welche sich nach der verschiedenen Stärke der zu schneidenden Hölzer selbstthätig einstellt. In Fig. 9 und 10 Taf. 31 ist eine derartige Vorrichtung von A. Goede in Berlin gezeichnet. Das zu schneidende Brett tritt nach einander unter die schrägen Kanten der beiden an der festen Haube H drehbar angebrachten Klappen H1 und H2, hebt dieselben, wie punktirt angedeutet ist, und geht darunter weg, worauf sich diese Theile sofort wieder senken. Das Sägenblatt ist also stets vollkommen verschlossen. Die in Fig. 11 und 12 Taf. 31 veranschaulichte Schutzvorrichtung (vgl. 1878 229 * 421) ist von Rich. Pintsch in Berlin construirt. An zwei vor der Säge parabolisch geformten Winkeleisen sind die Säge etwas überragende, durch Stehbolzen verbundene Bleche genietet und die so gebildete Kappe um den festen Bolzen b drehbar. Die Höhe dieses Drehpunktes muſs der gröſsten vorkommenden Holzstärke entsprechen. Um von der Seite auch Licht zur Beobachtung des Schnittes zuzulassen, sind vorn in die Bleche Löcher gebohrt. Zur theilweisen Ausgleichung des Gewichtes der Vorrichtung kann bei t ein Seil befestigt werden, welches über eine Rolle geschlagen ist und das Gegengewicht trägt. Der Drehzapfen b wird zweckmäſsiger Weise in der Höhe verstellbar angeordnet. Wie aus früher Gesagtem hervorgeht, sollte bei einer guten Schutzvorrichtung neben der Haube der Spaltkeil nie fehlen. Dieser Anforderung genügte C. Hoffmann durch eine gründliche Verbesserung der eben beschriebenen Anordnung, indem er – wie aus Fig. 13 und 14 Taf. 31 zu ersehen – den Drehbolzen statt in einen von der Decke herabhängenden Balken in den Spaltkeil K anbringt; das Gegengewicht sitzt auf einer Verlängerung der Haube und zur besseren Führung des Holzes ist die Rolle r angebracht. Es bleibt bei dieser Lagerung der Schutzhaube jedoch immer noch am hinteren Theile des Sägeblattes ein Stück ungeschützt. Eine jederzeit vollkommene Bedeckung der Säge bietet eine senkrecht auf und ab parallel geführte Haube. Eine solche Einrichtung von C. Hoffmann (* D. R. P. Nr. 10961 vom 26. Januar 1880, vgl. 1881 242 174) ist in Fig. 15 und 16 Taf. 31 dargestellt. Die Haube ist an Ketten oder Schnüren aufgehängt, welche über Rollen an der Decke gelegt sind und ein Gegengewicht tragen. Die Haube ist in der Höhenrichtung durch eine Rolle r gerade geführt, welche in einem Schlitz des Spaltkeiles K sich bewegt. Die genaue seitliche Einstellung der Haube und ihre richtige Führung vermitteln noch die auf beiden Seiten den Spaltkeil berührenden 8 Stellschrauben s. Eine andere Vorrichtung ist die von C. Reimann in Wittenberg (* D. R. P. Nr. 15191 vom 21. Januar 1881, vgl. 1881 242 175). Das Interessante dieser in Fig. 17 und 18 Taf. 31 dargestellten Construction ist ein Abweiser, welcher die Finger des Arbeiters von der Säge fortschiebt, bevor das Holz ganz durchschnitten ist, bestehend aus dem Stift f, welcher vom Holz niedergedrückt werden muſs und der emporschnellt, sowie das Holz über denselben weggegangen ist. Die Schutzhaube H ist sichelförmig, so daſs sie bloſs den Umfang des Sägenblattes bedeckt, was auch genügt: sie ist aus Guſseisen und vorn beim Schnitt zur Beobachtung desselben durchbrochen; die Haube ist an den Hebeln b aufgehängt, die im Spaltkeil K drehbar befestigt sind und hinter diesem das ausgleichende Gewicht G tragen. Das Gegengewicht ist so schwer gemacht, daſs die Haube in jeder Lage im Gleichgewicht ist. Mittels des Handgriffes h bringt der Arbeiter vor dem Schneiden die Haube in die gewünschte Lage. Die richtige Führung der Haube wird dadurch erreicht, daſs das eine Ende den Spaltkeil umgreift und der an ihr befestigte Querstift a sich stets auf die Arme b stützt. Die in Fig. 19 Taf. 31 dargestellte Vorrichtung von A. Schubert in Eisleben zeigt, wie bereits (1881 242 * 175 kurz mitgetheilt, eine selbstthätige Führung und Einstellung der Schutzhaube. Vor der Säge befindet sich eine auf dem Tisch befestigte Blattfeder F, die unten durch ein kurzes Gelenkstück a mit dem Winkelhebel bc verbunden ist, von welchem eine Zugstange d nach dem einen Arme des an der Decke befestigten und drehbaren Doppelhebels e geht. An diesen ist mittels der Stange f die im Spaltkeil K drehbare Haube aufgehängt. Beim Schneiden drückt das Brett, bevor es an die Säge kommt, die Feder F nieder und durch die beschriebene Hebelverbindung hebt sich die Haube. Die in Fig. 15 und 16 vorgeführte Construction mit gerader Führung der Haube konnte weitergehenden Anforderungen, namentlich wegen der Führung durch die Ketten, nicht genügen und so construirte C. Hoffmann neuerdings (* D. R. P. Nr. 20020 vom 15. April 1882) eine neue Parallelführung für die Haube mit Gelenkparallelogramm. Wie aus Fig. 20 Taf. 31 ersichtlich, ist die Haube H mit dem Spaltkeil K durch die zwei gleichlangen Gelenkschienen a und b verbunden, von welchen a über K hinaus verlängert ist zur Aufnahme des das Haubengewicht nahezu ausgleichenden verstellbaren Gewichtes G. Das Gelenkparallelogramm ist gebildet aus diesen beiden Schienen a und b, dem Spaltkeil K und der Haube H. Der Spaltkeil ist das festgehaltene und die Haube das geführte Glied. Der vordere Bolzen von a trägt die Führungsrolle r. Die seitliche Führung der Haube ist noch dadurch unterstützt, daſs die von beiden Seiten der Haube hinten auslaufenden Nasen am Spaltkeil K sich anlegen. – Es ist diese Schutzvorrichtung eine gute und einfache zu nennen. Während bei den vorher beschriebenen umständlicheren Anordnungen Theile derselben dem Auge des Arbeiters nicht frei liegen, ist der Führungsmechanismus hier übersichtlich angebracht und leicht zu handhaben. 2) Schutzvorrichtung an Kreissägen zum Querschneiden. Auf den Kreissägen zum Querschneiden werden namentlich Klötze, Stämme, Balken u. dgl. in bestimmten Längen abgeschnitten. Eine vielfache Anwendung finden solche Kreissägen u.a. in Holzschleifereien, wo die runden Stämme in Stücken, der Breite des Schleifkastens entsprechend, zerschnitten werden, müssen. Es ist an solchen Sägen, um ein richtiges Festhalten der Hölzer zu erzielen, meistens die Einrichtung getroffen, daſs der Klotz von dem Arbeiter an einen auf dem Tisch der Säge verschiebbaren Anschlagwinkel W (Fig. 21 und 22 Taf. 81) gedrückt wird. Dabei empfiehlt es sich, daſs der Winkel W auf beiden Seiten der Säge vorhanden, welche für das Durchlassen der Säge S mit einer Oeffnung (vgl. Fig. 22) versehen ist. Es wird für solche Kreissägen eine vollkommene Schutzvorrichtung mit diesem Winkel verbunden sein müssen und ist dabei zu verlangen, daſs die Säge, namentlich wenn nicht geschnitten, also der Klotz auf den Tisch gelegt wird, vollkommen bedeckt bleibt, so daſs der Klotz nicht an die Säge gelangt, bevor er richtig gelegt und festgehalten ist, und folglich von dieser auch nicht zurückgeschleudert werden kann. Eine gut durchdachte derartige Construction Fig. 23 bis 25 Taf. 31 ist von Fleck und Söhne ausgeführt und in den Jahresberichten der Fabrikinspectoren für 1876 veröffentlicht worden. Auf dem Gestell der Säge ist verschiebbar der Tisch T, welcher den Winkel zum Anlegen der Klötze und die vorn offene Haube H zum Bedecken des Sägenblattes trägt. Auf dem Tisch ist um den Zapfen a drehbar die gebogene Handhabe h mit dem Gegengewicht G, welches diese Handhabe stets nach oben hält (vgl. Fig. 24). Der Arm k ist fest mit dem Gestell verbunden und so angeordnet, daſs sich das Gewicht G nur senken kann, wenn der Tisch ganz vorgezogen, die Säge also sich vollständig in der Haube befindet. Eine ähnliche Vorrichtung von C. Hoffmann ist in Fig. 26 und 27 Taf. 31 skizzirt. Der Tisch T ist zur leichteren Beweglichkeit mit Rollen r versehen. Das Druckstück H, an dem Handgriff h, welches zum Andrücken des Holzes gegen die Säge dient, wird durch den Zug einer Kette k nur dann gehoben, wenn der Tisch ganz in die in Fig. 26 gezeichnete Stellung vorgezogen ist, so daſs das Einlegen des Holzklotzes gefahrlos geschehen kann. E. W. Kuntze in Zwickau (* D. R. P. Nr. 20106 vom 7. April 1882) erreicht gutes Festhalten und sichere Anlage des Holzklotzes bei solchen zweitheiligen Hauben dadurch, daſs er das Stück H1 (Fig. 28 Taf. 31) sehr stark und massig ausführt, so daſs dasselbe einen richtigen Widerhalt dem Klotz bietet und der Arbeiter also nur das Vorschieben zu besorgen hat. Wenn wir die Reihe der in Vorstehendem erläuterten Constructionen nochmals überblicken, so finden wir, daſs der Frage nach Schutzvorrichtungen für Kreissägen immerhin eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden ist und daſs der Praxis eine groſse Anzahl vollkommen genügender Ausführungen geboten sind. Zu erwähnen wäre noch, daſs viele dieser Schutzhauben auch an Holzhobelmaschinen zum Schutz gegen die Messerköpfe derselben angewendet werden können.

Tafeln

Tafel Tafel 31
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