Titel: Garlandat's System der Lüftung von Fabrikräumen.
Autor: K. H.
Fundstelle: Band 248, Jahrgang 1883, S. 61
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Garlandat's System der Lüftung von Fabrikräumen. Mit Abbildungen. Garlandat's System der Lüftung von Fabrikräumen. Da bei uns die Wichtigkeit der Lüftung von Fabrikräumen immer mehr erkannt wird, so werden die im Bulletin de Mulhouse, 1882 S. 150 mitgetheilten Resultate einer solchen Einrichtung in einer Spinnerei von allgemeinerem Interesse sein. Diese Lüftung wurde nach dem System Garlandat ausgeführt und besteht in einer kräftigen Einführung gekühlter und angefeuchteter Luft in die Fabrikräume. Textabbildung Bd. 248, S. 61 Wie aus nachstehender Skizze zu entnehmen ist, besteht der Apparat aus einem eisernen parallelepipedischen Kasten A, 1m,5 lang, 1m breit, 0m,9 hoch; in diesem befindet sich eine fein gelochte Kupferplatte a, welche an zwei Seiten nicht an den Kasten anschlieſst, so daſs dort zwei Rinnen b und c entstehen, in welche ein Wasserzulaufrohr i und das Abfluſsrohr k münden. In dem Kasten A ist weiter ein Blech f, dessen Ränder g abgebogen sind, befestigt; diese Scheidewand hat in der Mitte eine runde Oeffnung, welche durch eine von auſsen stellbare Klappe h mehr oder weniger zugestellt werden kann. Die Fenster l gestatten Einblick in den auf einem gemauerten Sockel ruhenden Apparat, in welchen durch einen Farcot'schen Ventilator Luft eingeblasen wird. Diese Luft wird einer gemauerten Grube entnommen, die mit einem Sieb bedeckt ist. Auf dieses Sieb sind Kokes geschüttet, über welche durch eine Brause Wasser gespritzt wird, wodurch in der Grube ein Regen entsteht, durch welchen hindurch die Luft angesaugt wird. Diese bereits gereinigte, gekühlte und gefeuchtete Luft wird vom Ventilator in den beschriebenen Apparat geblasen und durchdringt die auf der gelochten Platte a flieſsende Wasserschicht, stöſst dann gegen die Wand f, verliert an dieser einen Theil des mitgerissenen Wassers und tritt am Deckel durch das Rohr e aus. Durch Stellung der Klappe h wird der Grad der Feuchtigkeit regulirt, indem die Luft um so mehr von den mitgenommenen Wassertheilchen verlieren wird, je mehr die Klappe geschlossen ist. Die flieſsende Wasserschicht entsteht dadurch, daſs das vom Zulauf i kommende Wasser von der Rinne b nach der Rinne c hin überflieſst, von wo das Ueberlaufrohr k das nicht von der Luft mitgenommene Wasser ableitet; die Pressung der Luft verhindert dabei ein Durchflieſsen des Wassers durch die Löcher der Platte a. Die Luft tritt schlieſslich vom Rohr e in ein solches, welches aus gehobelten Brettern zusammengenagelt und an der Decke des Fabriksaales der ganzen Länge desselben entlang geführt ist. Der Querschnitt dieses Rohres ist viereckig mit 50cm Seite am Anfang und verengert sich nach dem Ende zu, entsprechend der Menge der unterwegs bereits ausgeblasenen Luft. Von dem genannten Rohr zweigen nach beiden Seiten Weiſsblechröhren von 10cm Weite ab, welche an der oberen Seite mit Löchern von 1cm Durchmesser in Abständen von je 10cm versehen sind. Die frische Luft bläst aus diesen Oeffnungen nach oben und vertheilt sich so im ganzen Saale gleichmäſsig. Die während des Monates August 1880 und Juli 1881 erzielten Resultate waren folgende: Die Zahl der Arbeiter betrug am Tage 140, in der Nacht 90; es sollten für jeden Arbeiter in der Stunde 70cbm frische Luft eingeführt werden; während der Nacht kam die für 140 Gasflammen nöthige Luft hinzu, so daſs der Ventilator in der Stunde 10000cbm zu liefern hatte. Das Wasser trat mit einer Temperatur von 14° in den Apparat und verlieſs ihn mit 17°; die vom Ventilator aus der Grube gesaugte Luft zeigte 26°, die im Fabriksaal aus den Lüftungsröhren austretende Luft 20°; letztere besaſs einen Feuchtigkeitsgrad von 0,9 bis 1, entsprechend dem Ausschlage eines Haarhygrometers von 95 bis 100°. Die erzielte Lufttemperatur im Saal betrug um 2 Uhr Nachmittags 31 bis 33°, um Mitternacht 30 bis 35°, der Feuchtigkeitsgrad war 71 bis 76 Proc., entsprechend dem Ausschlag eines Haarhygrometers von 85 bis 88°. Der Bericht in oben genannter Quelle betont, daſs der Aufenthalt im Fabriksaal durch diese Lüftung ein angenehmer und erfrischender wurde. K. H.