Titel: Ueber die Herstellung von Kartoffelstärke.
Fundstelle: Band 248, Jahrgang 1883, S. 381
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Ueber die Herstellung von Kartoffelstärke. Ueber die Herstellung von Kartoffelstärke. Vergleichende Kartoffel-Anbauversuche wurden von Nitykowski (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1883 S. 129) ausgeführt. Der Gesammtertrag der Ernte blieb in Folge des ungemein nassen Wetters um etwa 25 Proc. hinter dem Durchschnitte der letzten Jahre zurück. Die einzelnen Kartoffelsorten, deren Stärkegehalt durch die Reimann'sche Wage bestimmt wurde, ergaben folgende Resultate: Namender Kartoffeln Ertrag für0ha,5 Stärke-gehalt Stärke-ertrag für0ha,5 Namender Kartoffeln Ertrag für0ha,5 Stärke-gehalt Stärke-ertrag für0ha,5 k Proc. k k Proc. k Richter's Imperator 9697 19,16 1858 Chili 7652 15,67 1199 Eos 8939 20,60 1841 The farmers blush 7424 15,37 1139 Trophime 8409 21,56 1810 Improved Peachblow 6136 18,56 1139 Achilles 9091 18,08 1644 Garriet Chili 6970 16,18 1128 Lippe'sche Rose 8864 18,08 1603 Daber'sche 7045 15,15 1067 Aurora 7803 18,56 1453 Gelbfl. Zwiebel 6439 15,85 1021 Alkohol 7500 19,26 1445 Redskin flourbal 6515 15,50 1010 Ceres 9545 15,00 1432 Howora 5833 16,86   983 Hertha 9470 14,79 1401 Thusnelda 6591 14,79   975 Seed 7652 18,07 1383 Early Rose 6288 15,06   947 Frühe Nassengrund 8182 16,96 1378 Richter's lange Anderten 7197 18,86 1357     weiſse 5758 16,18   932 Champion 7273 18,56 1350 Bresec's prolific 5833 15,21   887 Magnum bonum 7879 16,75 1320 Alpha 4773 17,18   820 Primadonna 8259 15,85 1309 Paulsen Nr. 1 von Frühe Zwiebel 7197 18,10 1303     1876 4621 16,22   749 Gelbe Rose 7348 17,59 1293 Richter's Edelstein 4242 16,38   695 Neue Lippe'sche 7803 15,85 1235 Richter's vierzig- Alkohol violette 6818 17,78 1212     knollige 4167 16,38   683 Richter's Schneerose 7197 16,75 1205 Schneeflocke 5076 13,37   679 Als mehlige, schmackhafte Eſskartoffel bewährte sich „Alkohol“, welche auch in der Spiritusbrennerei hohe Ausbeute gibt (vgl. Vibrans S. 179 d. Bd.). F. Heine (Daselbst S. 181 und 255, vgl. 1882 244 335) hat 89 verschiedene Kartoffelsorten in entsprechender Weise untersucht. Er betont, daſs man erst nach 4jähriger Ernte über den Werth einer Kartoffel entscheiden könne. Durch hohen Stärkeertrag haben sich namentlich die 3 Sorten: Alkohol, Eos und Aurora bewährt. M. Märcker (Daselbst S. 204. 268. 391) empfiehlt zur Aussaat nur an Stärke reiche Kartoffeln zu verwenden. Wie sehr verschieden die Kartoffeln in ihrer Zusammensetzung sein können, fand Märcker durch die Untersuchung einer Probe sächsischer Zwiebelkartoffeln, welche einzeln auf ihren Stärkegehalt untersucht folgende Resultate ergaben: Gewicht einerKartoffel Stärke Gewicht einerKartoffel Stärke    58,20g           14,9 Proc.    29,30g           23,3 Proc.   76,20 16,2   70,60 23,5   45,50 19,7 119,90 23,7   30,40 21,1   63,75 24,6 155,25 22,0   21,10 24,6   32,35 22,7   53,65 25,0   87,15 22,9 105,35 25,5 Düngung mit Kalisalzen erhöht den Ertrag an Kartoffeln erheblich, der Gehalt an Stärke wird, namentlich bei Chlor haltigen Salzen, etwas herabgemindert. Stärkefabrikation, ohne Verwerthung der Abwasser durch Berieselung ist, wegen des groſsen Verlustes an Stickstoff, Phosphorsäure und Kali als Raubbau zu bezeichnen (vgl. 1877 225 394). Die Verluste in der Stärkefabrikation bespricht Saare in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1883 S. 174. Bei der Verarbeitung der beiden untersuchten Kartoffelsorten Seed und Daber wurden 1000 bis 4000k derselben auf einer Reibe zerkleinert, das Reibsel wurde auf ein Bürstensieb gebracht, von wo ein Theil der Stärke abfloſs, dann durch eine Excelsiormühle weiter zerkleinert, in einem Cylindersiebe ausgesüſst, dann noch einmal auf einem Mahlsteine zerrieben und wieder durch ein Sieb von der Stärke getrennt. Die vereinigte Stärkemilch wurde in groſsen Behältern zum Absetzen gebracht, der Schlamm abgekratzt, in einer Cisterne durch einander gequirlt, nochmals durch ein Sieb gegeben und durch Absetzen die Schlammstärke gewonnen. Die Pulpe enthielt trotz sorgfältiger Arbeit 58,6 bis 60,4 Proc. Stärke, auf Trockensubstanz berechnet, so daſs mit derselben etwa 12 Procent der Gesammtstärke verloren gehen. Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daſs in der Pulpe viele Zellen nicht geöffnet sind, so daſs zunächst die Zerkleinerungsapparate verbessert werden müssen. Auſserdem dürfte es sich empfehlen, die Zellwandungen durch Anfaulenlassen zu zerstören. Beim Schlämmen gehen 7 bis 9 Procent der Gesammtstärke verloren. Kartoffeln mit groſsen Stärkekörnern geben die reichste Ausbeute.