Titel: Zur Herstellung von Aluminium.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 86
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Zur Herstellung von Aluminium. Zur Herstellung von Aluminium. Salindres ist nach einer Angabe im Bulletin de la Société de l'Industrie minérale, 1882 Bd. 2 S. 451 zur Zeit die einzige Fabrik, welche Aluminium und zwar jährlich 2400k herstellt. Das Natrium wird durch Glühen von Soda mit Kohle und etwas Kalk zur Beschleunigung der Destillation, das erforderliche Choraluminium-Chlornatrium durch Destillation eines Gemenges von Thonerde, Kohle und Seesalz aus stehenden Retorten im Chlorstrome hergestellt. Das überdestillirte Doppelsalz wird mit Natrium unter Zusatz von Kryolith als Fluſsmittel in einem kleinen Flammofen zusammengeschmolzen (vgl. 1877 223 324). Kürzlich ging durch mehrere Zeitschriften die Nachricht, von den Aluminium Crown Metal Works in Hollywood seien unter Leitung von J. Webster erhebliche Fortschritte in der Aluminiumfabrikation gemacht, so daſs die Herstellung von 1l Aluminium nur noch 2000 M. koste, während früher 20000 M. hierfür hätten aufgewendet werden müssen (vgl. Journal of the Franklin Institute, 1883 Bd. 115 S. 469). Nach neueren Angaben besteht das Verfahren darin, daſs Bauxit mit Soda geglüht, das Natriumaluminat mit Kohlensäure zersetzt, die ausgeschiedene Thonerde mit Kohle im Chlorstrome erhitzt und das so erhaltene Chloraluminium-Chlornatrium in bekannter Weise mit Natrium und Kryolith geschmolzen wird (vgl. Techniker, 1883 S. 87). Mit diesem im Wesentlichen längst bekannten Verfahren wird es doch wohl nicht möglich sein, 1k Aluminium für 2 M., ja selbst kaum für 20 M. herzustellen (vgl. 1882 246 29). J. Webster in Solihull (Oesterreichisches Patent Kl. 12 vom 28. September 1882) gibt ferner folgendes Verfahren zur Gewinnung von Thonerde behufs Darstellung von Aluminium (vgl. 1882 245 524). Man mischt 3 Th. Alaun mit 1 Th. Steinkohlenpech, bringt das Gemenge in einen mit flacher Sohle versehenen Ofen und erwärmt dasselbe auf 200 bis 260°. Nach etwa 3 Stunden breitet man die gut durch einander gearbeitete breiige Masse auf einem steinernen Boden aus, zerbricht sie nach dem Erkalten in Stücke, übergieſst diese mit 20 bis 25 Proc. Salzsäure und bringt in Haufen, welche gelegentlich umgewendet werden. Hat die Entwickelung von Schwefelwasserstoff aufgehört, so setzt man etwa 5 Proc. Holzkohlenpulver oder Kienruſs hinzu und so viel Wasser, daſs man eine dickliche Masse daraus erhält, welche auf einer Mühle gut zerkleinert und gemischt wird, worauf man sie zu 0k,5 schweren Kugeln formt Diese durchlöchert man, damit sie leichter austrocknen, erwärmt sie in einer Trockenkammer zunächst auf 40°, dann in einem Ofen bei 95 bis 150°. Die Kugeln werden nun 3 Stunden lang in einer stehenden Retorte auf schwacher Rothglut erhalten, während man ein Gemisch von 2 Th. Dampf und 1 Th. Luft hindurchleitet, so daſs Schwefel und Kohle als Schwefligsäure und Kohlensäure entweichen. Der Gasstrom reiſst gleichzeitig Spuren von Kaliumsulfat, Eisensulfat und Thonerde mit sich fort und wird deshalb in thönernen Kühlapparaten condensirt. Nachdem die genannten Substanzen ausgetrieben sind, wird der trockene Rückstand aus der Retorte entfernt und abgekühlt, nochmals auf eine Mühle gebracht und zu einem feinen Pulver vermählen, welches aus Aluminiumoxyd und schwefelsaurem Kalium besteht. Dieses Pulver wird mit ungefähr dem 7 fachen seines Gewichtes an Wasser versetzt und in einer Pfanne oder in einem Kessel ungefähr 1 Stunde lang mit Dampf gekocht und bis zur Erkaltung stehen gelassen. Die das schwefelsaure Kalium enthaltende Lösung läſst man abflieſsen und verdampft sie zur Trockne, die abgeschiedene Thonerde wird ausgewaschen und getrocknet. Die in den Condensationsröhren aufgefangene Flüssigkeit, welche das mit den Dämpfen mitgerissene Eisensulfat und Aluminiumoxyd enthält, soll zur Darstellung von Farben, beim Färben, Drucken u.s.w. benutzt werden. Der Verkauf dieses Nebenproductes und des schwefelsauren Kaliums soll die Herstellungskosten der gewonnenen Thonerde auf etwa die Hälfte derjenigen des bisher verwendeten Verfahrens ermäſsigen. J. Morris in Uddingston bei Glasgow (D. R. P. Kl. 40 Nr. 22150 vom 30. August 1882) will Aluminium durch Behandlung eines innigen Gemenges von Thonerde und Kohle mit Kohlensäure herstellen (vgl. 1883 247 48). Zu diesem Zwecke wird Chloraluminiumlösung mit gepulverter Holzkohle und Lampenruſs gemischt, dann eingedampft, bis sie eine zähe Masse bildet, welche zu Kugeln geformt wird. Während des Eindampfens entweicht Chlorwasserstoffsäure, die zurückbleibende Thonerde ist in der Kohle innig vertheilt. Die Kugeln werden getrocknet, dann zur Austreibung des letzten Restes Chlor in passenden Behältern, z.B. in eisernen Röhren, mit Wasserdampf behandelt, dabei aber so stark erwärmt, daſs sich der Wasserdampf nicht condensirt. Nun wird die Temperatur gesteigert, so daſs die Röhren im Dunkeln eine mäſsige Rothglut zeigen, und trockene Kohlensäure eingeleitet. Diese soll durch die Kohle zu Kohlenoxyd reducirt werden, welches nun, wie Morris behauptet, die Thonerde zu Aluminium reducirt. Obgleich die Menge des entweichenden Kohlenoxydgases im Allgemeinen den Maſsstab des Fortschreitens der Reduction abgibt, so ist es doch zweckmäſsig, die Erhitzung der Röhren oder Gefäſse nicht fortzusetzen, bis die Entwicklung dieses Gases ganz oder auch nur nahezu aufgehört hat, da durch geringe Unterschiede in der Consistenz der Kugeln einige derselben früher als die übrigen alle ihre Kohle abgeben können. Wenn in einigen dieser Kugeln schlieſslich noch zu viel Kohle enthalten ist, so werden sie zurückgelegt und, wenn sich genügend viele angesammelt haben, nochmals dem Reductionsverfahren unterworfen. Die Behandlung der Kugeln mit Kohlensäure zum Zwecke der Reduction dauert bei dem Mischungsverhältniſs von 5 Th. Kohle auf 4 Th. Aluminiumoxyd wenigstens 30 Stunden. Wie Morris ferner angibt, erscheint das Metall als mehr oder weniger poröse, schwammförmige Masse; es wird dann durch Schmelzung und durch mechanische Vorrichtungen von den Resten nicht reducirter Thonerde wie von Kohlentheilen befreit und in Formen abgelassen. Das so gewonnene Metall in der schwammigen Form oder in Guſsstücken wird im Allgemeinen nicht chemisch rein sein. Es kann von dem darin enthaltenen Kohlenstoffe und anderen Unreinigkeiten durch ein dem bei der Stahlfabrikation angewendeten Bessemerprozesse ähnliches Verfahren oder einen sonstigen Läuterungsprozeſs raffinirt werden.