Titel: Neuerungen in der Herstellung von Thon- und Kohlenziegeln.
Autor: H. F.
Fundstelle: Band 249, Jahrgang 1883, S. 157
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Neuerungen in der Herstellung von Thon- und Kohlenziegeln. Mit Abbildungen auf Tafel 11. Neuerungen in der Herstellung von Thon- und Kohlenziegeln. Ueber die Herstellung der Ziegel u. dgl. hat C. Chambers jr. in der am 20. December 1882 stattgefundenen Versammlung des Franklin Institute einen bemerkenswerthen Vortrag gehalten, welcher in dem Journal of the Franklin Institute, 1883 Bd. 115 S. 17 veröffentlicht worden ist. Die allgemeine Betrachtungen enthaltende Einleitung übergehend, soll hier nur die Maschine Chambers' für gewöhnliche Mauerziegel, deren wesentliche Einrichtung bekannt ist (vgl. 1877 223 * 46), beschrieben werden. Sie besteht aus: 1) einer Misch- bezieh. Knetvorrichtung, in welcher der Thon mit Wasser gemischt und bildsam gemacht wird; 2) einer Preſsvorrichtung, welche mit etwa 50t auf den Querschnitt drückt, 3) einem Mundstücke, welches den Thonstrang gestaltet, 4) einer Vorrichtung zum Sanden der Oberfläche des Thonstranges, 5) einer Querschneidevorrichtung und endlich 6) den Vorrichtungen zum Fortschaffen der fertigen Ziegel. Fig. 4 Taf. 11 zeigt die Maschine im Grundrisse, wobei einige deckende Theile hinweggebrochen gedacht sind. Der rohe Thon – mit etwaigem Sandzusatze und dem nöthigen Wasser – wird in die senkrechte Röhre A gebracht, gelangt aus dieser in einen gewöhnlichen liegenden Thonschneider und wird von da aus an den Preſsraum B abgegeben. Dieser weicht von der in Europa gebräuchlichen Einrichtung erheblich ab. Zunächst ist die pressende Schnecke geschlossen, während sie sonst aus einzelnen Flügeln besteht; die Reibung des Thones an derselben ist daher viel gröſser und ruft die Gefahr hervor, daſs der Thon sich mit der Schnecke dreht, ohne fortzurücken. Um dies zu verhüten, ist die Innenfläche des Preſsraumes in der Längenrichtung geriffelt, auſserdem aber der Preſsraum mit einem Dampfmantel umgeben. Die Riffeln oder Rillen widersetzen sich dem Drehen des Thones unmittelbar; die geheizte Innenfläche dürfte das Haften des Thones an derselben wesentlich vermindern, also das Fortschieben desselben erleichtern. In Europa ist dieses Verfahren – meines Wissens – bisher vollständig unbeachtet geblieben und dürfte manchem einheimischen Fachmanne bedenklich erscheinen. Das Mundstück C ist vorn gerade abgeschnitten; es ist daher nöthig, ein besonderes Mittel zur Ausgleichung des Reibungswiderstandes, welcher bei uns durch gekrümmte Lippenränder mit dem Querschnitte des Thonstranges in Einklang gebracht wird, zu schaffen. Chambers läſst das hintere kreisförmige Ende des Mundstückes nicht allmählich in die vierkantige Gestalt der Mündung übergehen, sondern gestaltet die Wandflächen des Mundstückes zwischen den beiden gegebenen Querschnitten so, wie Fig. 5 Taf. 11 erkennen läſst, und schafft auf diesem Wege den gröſseren Reibungswiderstand an den Flächen des Thonstranges. Ebenso ungewöhnlich wie Einrichtung und Wirksamkeit der zuletzt genannten Theile ist das Sanden der Thonstrangoberfläche. Chambers legt dieser Arbeit groſse Bedeutung bei, denn er sagt über die Einrichtung zum Sanden: „Dieselbe ist ursprünglich von meinem Vorgänger, Wm. Mendham, erfunden und bildet den Schlüssel zu werthvollen Verbesserungen der Kunst, Ziegel mittels Maschinen zu fertigen.“ In Fig. 4 ist die Einrichtung zum Sanden der Thonstrangoberfläche mit D bezeichnet; sie besteht aus einem Kasten, welcher an dem Mundstücke befestigt ist, der Mündung des letzteren gegenüber eine Oeffnung besitzt, durch welche der Thonstrang bequem zu schlüpfen vermag, und nach oben behufs Einwerfen des Sandes sich trichterförmig erweitert. Vermöge dieser sehr einfachen Einrichtung umschlieſst der Sand den Thonstrang ringsum; die an diesem haftenden Körner werden mitgenommen, während aus dem Trichter eine gleiche Menge nachrutscht. Zweifellos hat dieses Sanden der Thonstrangoberfläche, so weit weicherer Thon in Frage kommt, den Vortheil, daſs der Thonstrang, wie die betreffenden Ziegel, sicherer fortbewegt werden können, als ohne Sanden möglich ist. Welch anderen Vortheil dasselbe noch bringen soll, vermag Referent nicht einzusehen. Eigenartig ist ferner das Quertrennen des Thonstranges; dasselbe geschieht mittels eines sich drehenden schraubenförmig gebogenen Messers E. Die wirksamen, unten liegenden Theile der Klinge sind winkelrecht gegen den Thonstrang gerichtet; sie schneiden somit den Strang quer ab. Die Geschwindigkeit des Messers E ist so bemessen, daſs die abgetrennten Steine etwas rascher fortgeschoben werden, als der Thonstrang sich heranbewegt. Das vorliegende Querschneideverfahren hat dem in Deutschland gebräuchlichen gegenüber den Vortheil, daſs man den Arbeiter spart, welcher die Abschneidevorrichtung zu bewegen hat und daſs ein Abheben der Ziegel überflüssig wird, diese vielmehr selbstthätig einem Förderbande zueilen. Dagegen fallt mir folgender – meiner Meinung nach – schwer wiegender Mangel auf: Bei derartigen Pressen ist es nahezu unmöglich, eine genau gleichmäſsige Stranggeschwindigkeit zu erhalten, indem diese von der Bildsamkeit des Thones und – bei vorliegender Presse – von der Wirksamkeit des um den Preſsraum B gelegten Dampfmantels sowie von verschiedenen Nebendingen abhängt. Ist nun die Stranggeschwindigkeit nennenswerth kleiner als die Fortschiebungsgeschwindigkeit des schraubenförmigen Messers, so werden die Ziegel schief abgeschnitten; ist sie dagegen gröſser, so ist ein Krümmen des sehr langen Thonstranges zu befürchten. In vorliegender Figur 4 befindet sich das schraubenförmige Messer E zweifellos nicht an der richtigen Stelle, da es in der gezeichneten Lage wegen der den Thonstrang tragenden Bandkette diesen nicht vollständig zu durchschneiden vermag; allein richtig ist es, das Messer möglichst genau über die Mitte des Thonstranges zu legen. Vielleicht ist der gerügte Fehler das Ergebniſs falschen Aufzeichnens. Mit den hier gegebenen Erörterungen soll die in Rede stehende Maschine weder als für uns nicht passend, noch als zur Einführung empfehlenswerth bezeichnet, wohl aber auf die Neuheiten hingewiesen werden, welche vielleicht zum Theil in der einen oder anderen Form auch hierorts zweckmäſsig zu verwenden sind. Ernst Munkelt in Breslau (D. R. P. Kl. 80 Nr. 20 737 vom 6. Mai 1882) schlägt folgendes Verfahren zum Formen der Mauerziegel vor. Vor der Mündung eines senkrechten Thonschneiders befindet sich ein oben und unten offener Kasten, dessen Grundriſsquerschnitt der Breite und Länge des Ziegels entspricht. In diesem Kasten ist ein Kolben mittels Handhebel auf und nieder zu schieben. Man bringt die Ziegelform mit Hilfe eines Wagens unter den oben erwähnten Kasten, drückt den bisher in seiner obersten Stellung befindlichen Kolben nach unten, wobei derselbe den aus der Thonschneidermündung hervorgequollenen Thon vor sich herschiebt und die Form füllt. Hierauf hebt man den Kolben wieder empor und schneidet mittels eines besonders geführten Drahtes über dem Kasten ab u.s.w. Das Verfahren dürfte nur für kleine Verhältnisse Aussicht auf Erfolg haben. Die Kohlenziegelfabrik auf Zeche Karoline bei Holzwickede in Westfalen, welche von Schüchtermann und Kremer in Dortmund ausgeführt wurde, ist in ihrer wesentlichen Einrichtung in Fig. 1 bis 3 Taf. 11 dargestellt. Das Kohlenklein wird in den Trichter A geworfen, das Steinkohlenpech auf dem Kollergange B gemahlen; das Mahlgut fallt gemeinschaftlich in einen kegelförmigen Trichter, an dessen unterem Ende eine sich drehende Scheibe C angebracht ist, welche das Gemenge dem Becherwerke D zuführt. Der Zulauf des Kohlenkleins wie des gemahlenen Peches wird durch (hier nicht gezeichnete) Vorrichtungen geregelt, so daſs man 4 bis 6 Th. Pech mit 100 Th. Kohlenklein mischen kann. Das Becherwerk D wirft das Gemenge in die Schleudermühle E, welche die Mischung vervollständigt, worauf das Becherwerk F das Gemisch dem Weichofen G zuführt. In diesem Ofen fällt das Gemisch auf einen um eine senkrechte Welle sich drehenden eisernen Tisch, welcher von den Rauchgasen einer Feuerung bespült wird, und bewegt sich in Folge Einwirkung des Rechens H (vgl. Fig. 3) allmählich zum Rande des Tisches, von welchem es zur Schraube K abgestreift wird, um hierauf dem Mischer der Couffinhal'schen Presse J (vgl. 1883 247 * 159) abgeliefert zu werden- letztere preſst die Kohlensteine mit etwa 180at und läſst sie sodann auf ein endloses Band fallen, welches die Beförderung in den Eisenbahnwagen besorgt.Diese Transportvorrichtung für zerreibliche Materialien bildet den Gegenstand eines an F. Glaser in Berlin (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 4824 vom 5. Oktober 1878) ertheilten Patentes. Das endlose Tuch setzt sich zusammen aus zwei Gelenkketten, zwischen welche die das Material tragenden Eisenstäbe eingenietet sind, so ein Gitter bildend, durch welches etwa den Kohlen, Ziegeln u. dgl. noch anhaftender Staub durchfallen kann. Dieses Tuch läuft zum Theile horizontal fort; dagegen läſst sich der äuſsere über dem zu beladenden Wagen befindliche Theil mehr öder weniger heben und senken, damit die Materialien nicht durch einen höheren Fall zertrümmert werden. Damit dieselben auf diesem schrägen Theile des Tuches nicht herabrutschen, ist dieses in Abständen mit Querleisten aus Blech versehen. Die Anlagekosten betragen 80000 M., die Bedienungskosten für 300 Arbeitstage, während welcher 240t Kohlenziegel (jeder Ziegel wiegt 5k) verfertigt werden, 4800 M. 5 der Brennstoffverbrauch beschränkt sich auf 2½ Procent der fertigen Ziegel. In Wirklichkeit wurden nur 235t Kohlenziegel hergestellt, so daſs die Selbstkosten derselben einschlieſslich Verzinsung und 10 Procent Abschreibung der Anlage – wenn 1t Steinkohlenpech 240 M., 1t Steinkohlenklein 4 M. kosten – nur 6,20 M. für die Tonne der fertigen Ziegel beträgt. Aehnliche Anlagen sind im Betriebe für die westfälischen Zechen: Franziska zu Witten, Königsborn zu Unna, Blankenburg zu Blankenstein, Rhein-Elbe zu Gelsenkirchen und bei der von Kramsta'schen Gruben Verwaltung in Altwasser, Schlesien, wie auch bei Max Meinert in Berlin. C. Schlickeysen erörtert in der Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung, 1883 S. 113 die Constructionsentwickelung der liegenden Thonschneiderpressen. Als älteste Anordnung wird diejenige erwähnt, bei welcher die Aufgabeöffnung durch ein kräftiges Walzwerk geschlossen ist. Letzteres ist eng genug gestellt, um alle dem Thone beigemischten Steine u.s.w. vollständig zu zerdrücken. Um nun den Thonschneider trotz des geringen Spielraumes zwischen den Walzen genügend zu speisen, müsse die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen eine viel gröſsere sein als diejenige der Thonschneiderflügel, so daſs sehr viel Kraft durch die entstehenden Reibungsverluste verloren gehe. Man habe in Folge dessen diese Anordnung meistens verlassen; ihr sei diejenige gefolgt, bei welcher der Thon lediglich durch sein Gewicht der Thonschraube sich nähere. Als Mangel dieser Anlage nennt Schlickeysen das unsichere Einziehen des Thones bei Verwendung kleiner Thonschrauben. Dann folge das Einziehen des Thones mittels einer seitwärts liegenden Einziehwalze (vgl. 1876 222 * 27), deren Umfangsgeschwindigkeit gleich derjenigen der Thonschraube ist. So zweckmäſsig diese Anordnung sei, so leide sie doch an dem Mangel, daſs hin und wieder durch Anhaften des Thones an den drei festen Wänden des Trichters (die 4. Wand bildet die bewegliche Oberfläche der erwähnten Walze) Störungen in der Einführung des Thones entständen. Schlickeysen hat daher der letzt erwähnten Walze in 30 bis 40mm Entfernung eine zweite Walze gegenüber gelegt, deren Umfangsgeschwindigkeit mit derjenigen der ersten Walze und der Thonschraube übereinstimmt. Der beabsichtigte Zweck – sicheres Einziehen des Thones – wird hierdurch zweifellos erreicht, auf den Vortheil der erst genannten Construction, welche gleichzeitig eine weitgehende Zertrümmerung beigemischter Steine u.s.w. hervorbringt und auch lebhaft mischend wirkt (vgl. 1879 232 * 10) wird jedoch verzichtet. Die Reibungsverluste, welche Schlickeysen mit seiner neuen Construction vermindert, entsprechen ja gerade der Mischungsarbeit. Man wird daher von dieser Anordnung nur dann Gebrauch machen, wenn das weitgehende Zertrümmern beigemischter Steine und eine vollständigere Mischung nicht erforderlich ist. In diesem Falle dürfte die Doppelschraube (vgl. Boulet und Lacroix 1883 248 * 318) mit der neuesten Schlickeysen'schen Anordnung in volle Konkurrenz treten. H. F.

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Tafel Tafel 11
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