Titel: Versuche über Wärmeüberführung; von G. A. Hagemann.
Autor: H. F.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 148
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Versuche über Wärmeüberführung; von G. A. Hagemann. Hagemann, Versuche über Wärmetransmission. Der Verfasser vorliegenden WerkchensNogle Wärmetransmissions-Forzög af G. A. Hagemann. (Kopenhagen 1883. Universitätsbuchhandlung G. E. C. Gad.) erläutert zunächst einerseits das Bedürfniſs der Technik, die durch Wandungen geleitete Wärmemenge genau bestimmen zu können, andererseits die Lückenhaftigkeit unserer gegenwärtigen Kenntnisse auf diesem Gebiete, so die Nützlichkeit eingehender Versuche nachweisend. Hagemann benutzte zu seinen Versuchen folgende Einrichtung: In der Achse einer 157mm weiten und 941mm langen stehenden Guſseisenröhre ist mit Hilfe vorgeschraubter Deckel eine an beiden Enden offene, 45mm weite Messingröhre, deren Wandstärke 2mm beträgt, befestigt, so daſs um die Messingröhre ein dampfdichter Hohlraum ringförmigen Querschnittes gebildet wird. Dieser Hohlraum kann mit der Dampfleitung in Verbindung gesetzt werden und ist mit einem Ablaſshahne sowie mit Manometer und feinen Thermometern versehen. Das untere Ende der Messingröhre steht mit einem erhöht aufgestellten Wassergefäſse in Verbindung, während das obere Ende desselben eine Auslaufröhre trägt, welche das durch die Versuchsröhre geflossene Wasser in ein auf einer Wagschale aufgestelltes Gefäſs fallen läſst. Mittels einer mit Dampf gespeisten Röhrenschlange kann man das im oberen Gefäſse befindliche Wasser beliebig erwärmen; am Fuſse wie am Kopfe der Versuchsröhre angebrachte feine Thermometer gestatten die Eintritts- und Austrittstemperatur des durch die Versuchsröhre aufsteigenden Wassers zu beobachten. Ein Vorversuch führte zu dem bemerkenswerthen Ergebnisse, daſs die am Kopfe der Versuchsröhre in der Mitte derselben angebrachten Thermometer sehr wechselnde Temperaturen ergaben, deren Durchschnitt wesentlich niedriger war als die im Auffanggefäſse beobachteten Temperaturen. Hagemann schloſs aus dieser Erscheinung, daſs die Wassertemperatur in der Mitte der Versuchsröhre merklich niedriger sei als diejenige des Wassers, welches die Wandung der Versuchsröhre unmittelbar berührt. Derselbe fügte daher eine auſsen gemessen 38mm,5 dicke, oben und unten geschlossene Röhre in die Versuchsröhre, so daſs die Weite des für den Wasserdurchfluſs frei bleibenden Querschnittes nur ½ (45 – 38,5) = 3mm,25 betrug, und fand, daſs nunmehr die am oberen Ende der Versuchsröhre beobachteten Temperaturen mit denjenigen des abfliefsenden Wassers gut übereinstimmten. Eine Versuchsreihe wurde dem Einflüsse der Wassergeschwindigkeit gewidmet. Aus derselben geht hervor, daſs die Wärmeüberführung mit der Geschwindigkeit des Wassers ganz bedeutend wächst und zwar von 891 bis 3264c für 1qm, 1 Stunde und 1° Temperaturunterschied bei 92mm bezieh. 1808mm Wassergeschwindigkeit und mittleren Temperaturunterschieden, welche nur zwischen 54,2 und 45,7° schwanken. Andere Versuchsreihen, welche zur Auffindung des Einflusses des Temperaturunterschiedes dienen sollten, ergaben eine Abnahme der Wärmeüberführung mit zunehmenden Temperaturunterschieden, z.B. von 1860 bis 1278c für 4,7 bezieh. 25,8° Temperaturunterschied und 310 bis 318mm Wassergeschwindigkeit, ferner 2832 bis 1656° für 3,6 bezieh. 18,8° Temperaturunterschied und zwischen 680 und 634mm schwankender Wassergeschwindigkeit. Diese Versuche sind bei unveränderlicher Dampftemperatur (100°) gemacht, Untersuchungen, bei welchen die mittlere Wassertemperatur so viel als möglich unveränderlich erhalten und die Aenderung des Temperaturunterschiedes durch Steigerung der Dampftemperatur hervorgebracht wurde, zeigten entgegengesetztes Verhalten, indem z.B. die überführte Wärmemenge von 1956c für 1qm, 1 Stunde und 1° Temperaturunterschied auf 2400 stieg, wenn der Temperaturunterschied von 86,2 auf 111,3° (18,1° mittlere Wasser-, 104,4° Dampfbezieh. 26,4° mittlere Wasser-, 138,2 Dampftemperatur) stieg. Aehnlich überraschende Ergebnisse finden sich in den übrigen Versuchsreihen. Hagemann sieht ab von einer Zusammenfassung der Versuchsergebnisse in mathematische Form; in der That sind dieselben hierfür noch nicht reif. Jedenfalls enthalten die bedeutsamen Hagemann'schen Versuche reichlichen Stoff zum Umstoſsen der bisher landläufigen Auffassung, nach welcher für die Praxis genügend genau gerechnet werde, wenn man – unbekümmert um die Wassergeschwindigkeit und die Art des Temperaturunterschiedes – die übergeführte Wärmemenge als dem Temperaturunterschiede und der Flächengröſse proportional annimmt. Für die Lufterwärmung sind die betreffenden Beweise bekanntlich schon gegeben (vgl. Skeel in D. p. J. 1878 227 209 und Herm. Fischer in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1882 S. 430). H. F.