Titel: J. Rademacher's Federwagen mit ungleicher Skala.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 362
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J. Rademacher's Federwagen mit ungleicher Skala. Patentklasse 42. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28. J. Rademacher's Federwagen. Die unter der Bezeichnung Satteres Wagen bekannten Federwagen haben seit kurzer Zeit durch J. Rademacher in Berlin verschiedene Abänderungen erfahren, welche sich auf die genauere Anzeige des Gewichtes geringerer Lasten beziehen. Dies wurde dadurch angestrebt, daſs die Eintheilung in den ersten Skalentheilstrichen möglichst groſs gemacht wurde, so daſs hier die Zeigerstellung auch noch kleine Bruchtheile eines Gramm erkennen läſst. Es wird dies, wie aus Fig. 13 Taf. 28 zu ersehen, auf einfache Weise durch Benutzung eines den Skalenzeiger tragenden spiralförmigen Triebes erreicht (vgl. * D. R. P. Nr. 23383 vom 28. Februar 1883). Auch die in den Trieb eingreifende Zahnstange wird hierbei eine entsprechende Curvenform erhalten müssen, wenn beabsichtigt wird, diese Zahnstange bei der Bewegung des Hängerahmens senkrecht zu führen; jedoch wird auch eine geradlinige Zahnstange genügen, falls man derselben seitliche Bewegung gestattet. Es ist leicht zu erkennen, daſs man den Trieb – je nachdem man die gröſsere Theilung der Skala an einer anderen als der von Null anfangenden Stelle fordert – nach anderen als spiralförmigen Curven gestalten kann. Mag nun diese Curve eine Form haben, welche sie wolle, stets wird der Trieb in Folge erschwerter Herstellung den für sich einfachen Wägemechanismus wesentlich vertheuern; dazu kommt, daſs bei dem beschränkten Gehäuseraume dieser Trieb nur sehr klein genommen werden kann und deshalb die gehoffte Genauigkeit in der Uebertragung wohl nicht herbeiführen wird. Als vollkommener dürfte eine zweite Construction (* D. R. P. Nr. 23505 vom 13. März 1883) zu erachten sein, bei welcher die durch die Last hervorgerufene Ausdehnung der Feder f (vgl. Fig. 12 Taf. 28) und die demzufolge auftretende Abwärtsbewegung des Halters s durch einen Kniehebelmechanismus auf die Zahnstange q übertragen wird. Der Kniegelenk-Zapfen p1 trägt gleichzeitig die in den Zeigertrieb z eingreifende, wagerecht angeordnete Zahnstange q, für welche ein sicherer Eingriff durch die kleine Spiralfeder f1 allezeit gewährleistet wird. Der eine Kniehebelarm H ist mittels des Zapfens p2 an dem beweglichen Schalenhalter s und der zweite Arm H1 durch den Zapfen p an dem Gehäuse drehbar befestigt. Für die in Fig. 12 dargestellten Verhältnisse entspricht die angedeutete Skala einer Maximalbelastung von 10k. Die zur Ausgleichung der Last dienende Feder f trägt den Schalenhalter s an dessen unterem Ende und ist andererseits durch die eine Justirung der Wage zulassende Mutter m und den Schraubenbolzen n an der Einbauchung b des Gehäuses aufgehängt. Fig. 1–3., Bd. 252, S. 363 Die Textfiguren 1 bis 3 lassen erkennen, wie mit dem bei zunehmender Belastung gröſser werdenden Ausschlage des Kniehebels eine immer geringere Verschiebung der Zahnstange q stattfindet. Die hierbei auftretende Neigung der Zahnstange kann ohne merklichen Fehler vernachlässigt werden. Angenommen, der Kniehebel gehe aus der Stellung A in Folge einer Belastung von 1k in die Stellung B über, so wird sich die Wageschale um die Strecke x senken und der Gelenkpunkt des Knies um die Strecke y von 1 bis 2 nach rechts ausschlagen. Führt man nun eine um 1k höhere Belastung der Wageschale, also einen Druck von 2k ein, so wird der Kniehebel die Stellung C einnehmen, d.h. die Wageschale wird um die Strecke 2x sinken, dagegen der Gelenkpunkt nicht um 2y, sondern um ein geringeres Maſs = y + y', nämlich von 1 bis 3 nach rechts ausschlagen. Daraus ist zu erkennen, daſs auch die Zahnstange um eine kleinere Strecke verschöben und demzufolge der den Skalenzeiger tragende Trieb um einen kleineren Winkel gedreht, mithin auch der zweite Skalenzwischenraum kleiner wird als der vorhergehende erste. In gleichem Verhältniſs nimmt dann der dritte Zwischenraum zum zweiten, der vierte zum dritten u.s.w. ab. Eigenartig und sinnreich ist der dritte Vorschlag (* D. R. P. Nr. 24043 vom 10. Januar 1883), dessen Eigenthümlichkeit in wagerecht angeordneten Lastfedern beruht, Diese Federn f (Fig. 15 Taf. 28) sind einerseits bei a am Gehäuse befestigt, während sie andererseits das die Lastschale tragende Zwischenstück A halten. Bei stattfindender Belastung in der Richtung p werden die Federn, indem sie sich ausdehnen, in die punktirt angedeutete Lage übergehen und, da die Last auf die Federn f, wie auf einen Kniehebel wirkt, so ergibt sich, daſs der Weg des Zwischenstückes A bei geringer Belastung verhältniſsmäſsig gröſser ist als bei starker Belastung. Die Anordnung der Federn ist so zu wählen, daſs die seitlich (wagerecht) gerichteten Kraftcomponenten sich aufheben, damit der Schalenhalter auch immer senkrecht gehalten wird, was sich dadurch erreichen läſst, daſs man denselben an zwei verschiedenen Stellen an je vier regelmäſsig im Kreise angeordneten, gleich starken Federn aufhängt (vgl. Fig. 14). Da der Schalenhalter nebst Schale u. dgl. schon ein ziemliches Eigengewicht besitzt, so würde bei einfacher Verwendung der federn f gerade die empfindlichste Stellung derselben für die Gewichtsbestimmung verloren gehen. Bei der praktischen Ausführung solcher Wagen ist daher noch eine Feder angeordnet, welche in üblicher Weise ihrer Längsrichtung nach beansprucht wird und hauptsächlich zur Ausgleichung des Eigengewichtes von Schalenhalter und Schale dient. Indem man die horizontal angeordneten Lastfedern am oberen Theile des Lastträgers sowohl, als auch an dessen unteren Theil angreifen läſst, kann man die sonst gebräuchlichen, parallelen Führungshebel entbehren (vgl. Fig. 16). In der Patentschrift wird auſser der beschriebenen Einrichtung auch noch eine zweite Federanordnung angegeben, bei welcher verschieden starke Federn zur Benutzung gelangen (vgl. E. Ubrig * S. 113 d. Bd.). Eine schwache Feder f (vgl. Fig. 17 Taf. 28) und eine starke Feder f1 sind über einander gehängt; bei geringer Belastung der Wage dehnt sich die schwache Feder viel und die starke wenig aus, bis bei einer bestimmten Last, bis zu welcher man eine gröſsere Genauigkeit in der Gewichtsangabe wünscht, der die beiden Federn verbindende Stift g auf die festen Gehäuseknaggen k zur Auflage gelangt, so daſs von nun ab eine weitere Beanspruchung nur von der starken Feder f1 aufgenommen wird. Demzufolge wird eine Skala anzufertigen sein, welche bis zu einem gewissen Punkte eine gleichmäſsig weite Theilung und darüber hinaus zwar auch eine gleichmäſsige, aber eine der stärkeren Federkraft entsprechende engere Theilung besitzt. In der Patentschrift * Nr. 24868 vom 22. Juni 1883 wird noch ein Ausführungssystem beschrieben, bei welchem durch Verlegung des Drehpunktes eines Hebels eine veränderliche Skala erzielt wird. Die beiden in den Textfiguren 4 und 5 ersichtlich gemachten Einrichtungen bedingen eine sprungweise Aenderung der Skalentheilung, während die in Fig. 6 dargestellte eine stetig abnehmende Skaleneintheilung erhält. Der Hebel H (Fig. 4), welcher den Schalenhalter trägt, hängt an der Belastungsfeder und stützt sich gegen die Schneide a. Bei genügend groſser Belastung, wenn also nach der Zeichnung der sich senkende Hebel die wagerechte Lage einnimmt, verlegt sich der Drehpunkt der Schneide a nach b und aus den entsprechenden Hebelverhältnissen ergibt sich dann für die weitere Belastung eine engere Skaleneintheilung als bei der bis zur Horizontallage des Hebel H stattfindenden. Die Einrichtung Fig. 5 zeigt den Hebel H in einem Schneidengehänge angeordnet, während die Feder ihren Zug in der Richtung nach abwärts ausübt. Hierbei wird das Hebelverhältniſs durch die von Hand auszuführende Verlegung des Gehänges aus der einen Pfanne des Hebels H in dessen zweite abgeändert. Die Verlegung ist also von der Lastgröſse unabhängig, sie kann vielmehr bei irgend einer beliebigen Belastung vorgenommen werden. Für jedes Hebelverhältniſs ist demgemäſs eine besondere Theilung erforderlich, welche Skalen concentrisch zu einander angebracht werden. Es ist ersichtlich, daſs man bei den in Fig. 4 und 5 dargestellten Einrichtungen auch mehr als zwei Hebeldrehpunkte treffen kann, und wird dann die Skala aus mehreren zusammengesetzten bezieh. neben einander liegenden Skalen zu bestehen haben. Fig. 4., Bd. 252, S. 365 Fig. 5., Bd. 252, S. 365 Fig. 6., Bd. 252, S. 365 In Fig. 6 endlich ist angedeutet, wie eine stetige Verlegung des Hebeldrehpunktes durch curvenförmige Gestaltung des auf der Tafel t sich abwälzenden Hebels H und demzufolge eine mit der zunehmenden Belastung stetig abnehmende Senkung des Schalenträgers und damit zusammenhängend eine von letzterer Senkung abgeleitete ungleichförmige Bewegung des Skalenzeigers zu ermöglichen ist, Die Uebertragung der Bewegung des Skalenträgers auf den Zeiger ist auch bei diesen Anordnungen die übliche mittels Zahnstange und Trieb.

Tafeln

Tafel Tafel 28
Tafel 28