Titel: Bouhey's Fräsmaschine mit Einrichtung, nach der Schablone zu fräsen.
Fundstelle: Band 252, Jahrgang 1884, S. 498
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Bouhey's Fräsmaschine mit Einrichtung, nach der Schablone zu fräsen. Mit Abbildungen auf Tafel 37. Bouhey's Copir-Fräsmaschine. Im Portefeuille économique des Machines, 1883 S. 98 ist eine von Bouhey construirte Fräsmaschine mitgetheilt, welche nach allen 3 Richtungen selbstthätige Schaltungsvorrichtungen besitzt und insbesondere durch eine Einrichtung zum Fräsen nach der Schablone zu vielseitiger Verwendung geschickt ist. Wie aus Fig. 3 und 4 Taf. 37 zu entnehmen, ist das Maschinengestell ähnlich dem einer Vertikal-Hobelmaschine und trägt an seinem oberen Ende einen verschiebbaren Schlitten A mit einer lothrechten Welle, an deren unterem Ende die Fräse befestigt ist. Der Schlitten kann selbstthätig oder von Hand in verschiedene Höhenlagen gebracht werden, je nachdem es die zu fräsende Fläche nothwendig macht. Die Arbeitstücke werden auf den Tisch S aufgespannt, welcher selbstthätig oder von Hand nach zwei auf einander senkrechten Richtungen verschiebbar und um eine lothrechte Achse drehbar ist. Die Drehbewegung der Fräse erfolgt von der Stufenscheibe a aus für gewöhnlich durch zwei Winkelräder, von denen das eine c, durch ein am Gestelle festes Halslager gehalten, mittels Nuth und Feder die mit dem Schlitten A verschiebbare Fräserwelle treibt. Soll die Umdrehungszahl der Fräse noch weiter vermindert werden, als es mittels der Stufenscheibe allein möglich ist, so geschieht dies durch Einschaltung einer Vorgelegewelle wie bei einer Drehbank. Die Umfangsgeschwindigkeit der Fräse soll bei Eisenbearbeitung innerhalb 25 und 30cm in der Secunde liegen, Zahlen, welche sich durch Versuche als die vortheilhaftesten erwiesen haben. Die Auf- und Abwärtsbewegung der Fräse erfolgt von der Welle e aus mittels des Zahnräderpaares f, welches die Schraubenspindel der im Schlitten A befindlichen Mutter in Drehung versetzt; e kann nun entweder durch ein Kegelräderpaar vom Handrade d aus gedreht werden, oder aber es geschieht die Bewegung selbstthätig von der Antriebwelle a aus unter Zuhilfenahme der Stufenscheiben g und h; die Welle i überträgt dann die Bewegung mittels Schneckengetriebes auf die Welle e. Erfolgt die Bewegung von d aus, so muſs natürlich eine Kuppelung zwischen dem Schraubenrade und der Welle e gelöst werden. Die Bewegung des Schlittens B auf der Führung C bezieh. die dazu senkrechte Bewegung dieser letzteren auf der Schwalbenschwanzführung des Fuſsgestelles der Maschine kann ebenfalls sowohl mittels eines Handrades, als auch selbstthätig von einer Vorgelegewelle aus eingeleitet werden. Im letzteren Falle wird die Bewegung durch einen Riemen von einer mit der Scheibe g auf derselben Vorgelege welle sitzenden Stufenscheibe aus auf die Scheibe k (Fig. 4) und von der Achse dieser letzteren durch ein Schraubenräderpaar m auf die im Fuſsgestelle gelagerte kurze Welle o übertragen, von welcher aus dann die genuthete Welle s unter Vermittelung eines Wendegetriebes p Drehung in einem oder anderem Sinne empfängt. Von dieser Welle aus kann durch Einrücken einer Kuppelung durch das Stirnräderpaar n die Bewegung der Schraubenspindel q zur Verschiebung des Schlittens C mitgetheilt werden. Ebenso wird von der genutheten Welle s aus mittels eines am Schlitten C gelagerten Kegelräderpaares der Welle r Drehung ertheilt, die dann mittels aufzusteckender Stirnräder je nach Bedarf auf die Schraubenspindel u zur Verschiebung des Aufspanntisches auf der Führung C oder auf die Spindel t übertragen wird, welche dem Mitteltheile S des Tisches eine Drehung um eine lothrechte Achse ertheilen soll und zwar dadurch, daſs eine auf s mit Nuth und Feder verschiebbare Schnecke in einen mit dem Tische S verbundenen Zahnkranz eingreift. Diese Drehbewegung des Tisches ist für die Herstellung von Cylinderflächen nothwendig und gestattet, das Arbeitstück rasch in die richtige Stellung gegen das Werkzeug zu bringen; aber sie bedingt eine geringe Ausdehnung des Drehtisches, was natürlich bei langen Stücken, wie prismatischen Pleuelstangen, schlechte Arbeit hervorruft, da die lang vorstehenden Enden leicht vibriren und zudem ein etwaiger Spielraum zwischen Schnecke und Zahnrad sehr störend wirkt. Diesen Unannehmlichkeiten zu steuern, hat Bouhey folgende (in Frankreich patentirte) Einrichtung getroffen: Zwei ebenfalls mit Aufspannnuthen versehene Tische T sind, einander gegenüberstehend und ebenso hoch wie der Drehtisch S, mit Bolzen auf dem Schlitten B befestigt; sie verrichten so den Dienst eines langen Tisches, auf welchem sich auch lange Arbeitstücke sicher festspannen lassen, ohne daſs man bei kleineren Stücken auf die Drehbewegung zu verzichten brauchte. M und N sind eingetheilte Scheiben, welche mit den Schraubenspindeln der beiden Schlitten B und C verbunden sind und das rasche Einstellen auf einmal bestimmte Punkte erleichtern. Um unregelmäſsigere Gegenstände nach der Schablone zu fräsen, bringt man auf der Führung des Gestelles einen zweiten Support D mit der Schablone an, gegen welche sich die Leitrolle E des Schlittens B fortwährend stützt. Zu diesem Zwecke ist, wie aus Fig. 5 zu ersehen, unter dem Längsschlitten C eine Zahnstange G angebracht, in welche ein durch das Kegelräderpaar x getriebenes Zahnrad ü greift. Die Achse v des einen Kegelrades trägt lose zwei mit Gewichten belastete Hebel Z, welche mittels zweier Klinken auf das gemeinschaftliche Sperrrad O wirken und dadurch das fortwährende Anliegen der Leitrolle E an die Führungsschablone hervorbringen. Der Schablonensupport D und der Schlitten C werden durch ein und dieselbe im Gestelle gelagerte Schraube q (Fig.4) bewegt; jedes der beiden Stücke trägt zu dem Zwecke eine zweitheilige Mutter, deren Hälften wiederum durch Schrauben V und V1 mit Rechts- und Linksgewinde geschlossen oder von einander entfernt werden können. Die Bewegung des Supportes D relativ zum Gestelle ist zum bequemen und genauen Einstellen der Schablone bei festgespanntem Arbeitstücke nöthig. Will man nach der Schablone fräsen, so wird demnach die Mutter des Schlittens C durch Drehen an V1 auſser Eingriff gebracht, während der Support D durch seine Mutter auf der ausgeschalteten Spindel q festgeklemmt wird und so mit dem Gestelle fest verbunden ist; der Schlitten B erhält Querbewegung. Für die gewöhnliche Arbeit genügt es, die Zahnstange G auſser Wirkung zu bringen, indem man das treibende Rad des Paares x ausrückt; die Mutter des Supportes D wird dann durch entsprechendes Drehen von V auſser Eingriff gebracht und dafür die Mutter des Schlittens C mittels der Klemmspindel V1 geschlossen. Die Fig. 1 und 2 Taf. 37 zeigen ein zu bearbeitendes Stück mit der dazu gehörigen Schablone. In Fig. 6 bis 8 sind einige der Stücke wiedergegeben, welche unter Anwendung der Schablone hergestellt worden sind. Die Hauptdaten der verschiedenen Gröſsennummern, welche Bouhey construirt, sind folgende: Nr. 2 Nr. 3 Nr. 3b Vertikalverschiebung des Fräsenhalters 0,250m 0,300m 0,350m Längsverschiebung   des Schlittens 0,450 0,700 0,850 Querverschiebung 0,450 0,700 1,100 Gewicht 1800k 4350k 4850k Preis 3600 M. 5920 M. 6880 M. Die nachfolgenden Angaben über die Herstellung der Fräsen sind aus zahlreichen in den Werkstätten der Compagnie de Paris-Lyon-Mediterannée angestellten Versuchen abgeleitet. Der Durchmesser der cylindrischen Fräsen soll womöglich nicht über 30 bis 35mm hinausgehen; wenigstens erzielt man damit wesentliche Ersparnisse bei der ersten Anschaffung und gestatten die kleinen Fräsen, einfachere Fräsenhalter anzuwenden. Die Ganghöhe der schraubenförmig herzustellenden Schneiden beträgt das 4½ fache des Durchmessers, was einem Steigungswinkel von 55° entspricht, während die Anzahl n der Zähne nach folgender Formel n = ⅕D + 3 bestimmt wird, wobei die Minimalzahl 7 bei einem Durchmesser von 20mm eintritt. Die wirksame Höhe der cylindrischen Fräse nimmt man nicht über 4 D. Die Form der Zähne ist in Fig. 9 Taf. 37 wiedergegeben und zwar sind dies durch eine zur Tangente der Schneide senkrecht stehende Ebene erzeugte Schnitte; der Schneidwinkel hat eine Gröſse von 51°, der Anstellungswinkel eine solche von 4°. Als Anlaſsfarbe beim Härten wird strohgelb genommen. Da die Fräse beim Härten sich leicht etwas verzieht, bearbeitet man, um genau rundlaufende Fräsen zu erhalten, den Theil, welcher in den Halter kommt, erst nach dem Härten, während die letzten Ungleichmäſsigkeiten noch beim Anschleifen des Anstellungswinkels beseitigt werden. Die Gestalt der Fräse und Art und Weise ihrer Befestigung ist in Fig. 10 verdeutlicht; die Erzeugende des Kegels hat eine Neigung von 1/29 oder 3,45 Proc. gegen die Achse. Von erhaltenen Zahlenwerthen werden folgende mitgetheilt: Durchmesserder Fräse Ausgeführte Arbeit Fortrückungin 1 Min. StündlichzerspantesGewicht     20mm Schnitt von 10mm Dicke und 40mmBreite     45mm    8,3k 20 Schlitz in 30mm dickem Eisen 30   8,3 60 Schlitz von 35mm Tiefe 15 14,5

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Tafel Tafel 37
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