Titel: Toselli's Taucherapparat für Tiefseeforschung.
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, S. 64
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Toselli's Taucherapparat für Tiefseeforschung. Mit Abbildung. Toselli's Taucherapparat für Tiefseeforschung. Nach der Revue industrielle, 1884 * S. 261 ist vor Kurzem aus den Werkstätten von Gebrüder Imbert in Paris ein eigenthümlicher Taucherapparat für groſse Tiefen hervorgegangen, welcher nach den Plänen Toselli's für eine in Nizza angesessene Gesellschaft gebaut wurde und zu Tiefseeforschungen bestimmt ist. Schon vor längerer Zeit hatte Toselli mit einem ähnlichen Apparate Versuche angestellt und mit demselben eine Tiefe von 70m unter dem Meeresspiegel erreicht. Die Versuche fielen so befriedigend aus, daſs man sich zur Beschaffung der in Rede stehenden Tauchervorrichtung entschloſs, mit der eine Tiefe von 200 bis selbst 250m der Forschung erschlossen werden soll und welche demnach einem Drucke von mehr als 20 bis 25at zu widerstehen haben wird. Sollte dieser Versuch ebenfalls günstig ausfallen, so ist selbst die Erbauung eines Apparates geplant, mit welchem man bis zu 1000m herabzusteigen und die geheimniſsvolle Tiefe des Meeres zu ergründen gedenkt. Was die eben fertig gestellte Tauchervorrichtung betrifft, so stellt dieselbe durchaus kein Taucherschiff mit eigener Fortbewegung vor; dieselbe wird vielmehr an Tauen hängend in das Meer hinabgelassen und von einem Schiffe nachgeschleppt. Den Hauptkörper bildet, wie aus nachstehender Abbildung ersichtlich, ein 6m,5 hoher und 3m weiter Cylinder, welcher aus einer doppelten Lage von 12mm dickem Stahlblech mit versetzten Stöſsen und mit Ueberblattungen zusammengenietet und selbstverständlich entsprechend verstrebt ist, um dem gewaltigen äuſseren Drucke mit genügender Sicherheit widerstehen zu können. Am oberen Ende befindet sich ein cylindrischer Fortsatz von 1m,30 Durchmesser und 1m,70 Höhe, welcher den Eingang für die Taucher bildet und durch einen schweren, 60mm dicken Guſsstahldeckel verschlossen werden kann. Das Innere des Hauptkörpers wird durch wagerechte Böden in 3 Abtheilungen geschieden, von denen die beiden oberen durch eine Wendeltreppe, welche sich auch bis zur Einsteigeöffnung fortsetzt, verbunden sind. Die oberste Abtheilung enthält die Apparate zum telegraphischen Verkehre mit dem Begleitschiffe sowie zur Ermittelung der erreichten Tiefe u. dgl., auſserdem aber auch verschiedene Behälter mit Preſsluft von 30 bis 40at, welche einestheils dazu dient, die verdorbene Luft im Taucherapparate zu erneuern, andererseits aber auch die erforderliche Triebkraft zur Verdrängung des in die unterste Abtheilung des Apparates eingelassenen Wasserballastes liefert. Die mittlere Abtheilung ist als Aufenthaltsort für die Taucher bestimmt und wird ebenso wie auch die obere durch elektrisches Licht erleuchtet. An den Wänden befinden sich 14 Sitze, von denen aus durch in der Wandung angebrachte Glaslinsen die Umgebung des Taucherapparates beobachtet werden kann; auſserdem führt noch ein mit einer starken Glaslinse von 80cm Durchmesser abgeschlossener Schacht durch die unterste Abtheilung hindurch und gestattet einen Ausblick nach abwärts. Bekanntlich herrscht nun aber in den Tiefen, bis zu welchen der Taucherapparat herabsteigt, eine fast vollkommene Finsterniſs und es muſs daher für eine gute Beleuchtung der Umgebung gesorgt werden. Hierzu dienen fünf elektrische Lampen, welche in fünf die unterste Abtheilung durchsetzenden, weiten Rohren untergebracht sind und ihr Licht theils nach unten, theils durch Seitenabzweigungen nach auſsen strahlen; selbstverständlich sind die Rohre nach auſsen hin durch Glaslinsen abgeschlossen. Textabbildung Bd. 254, S. 65 Wie schon erwähnt, wird das Sinken und Steigen des Apparates durch Vermehrung oder Verminderung des in die untere Kammer eingelassenen Wasserballastes bewirkt, wozu nur etwa 1000l erforderlich sind, indem der letztere durch Preſsluft verdrängt wird. Um aber bei etwaigem Unfälle unter allen Umständen ein rasches Aufsteigen möglich zu machen, sind auf der Auſsenseite des Apparates Bleigewichte so angebracht, daſs dieselben leicht ausgehängt werden und abfallen können. Hierdurch wird der Apparat dann plötzlich dermaſsen erleichtert, daſs der Auftrieb desselben auf jeden Fall gröſser ist als das Gewicht und ein rasches Aufsteigen zur Oberfläche stattfindet.