Titel: Crosby's bezieh. Tabor's Indicator.
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, S. 412
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Crosby's bezieh. Tabor's Indicator. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 29. Crosby's bezieh. Tabor's Indicator. Der in Fig. 11 Taf. 29 nach Engineering, 1884 Bd. 37 S. 186 dargestellte Indicator, welcher von der Crosby Steam Gange and Valve Company zu Boston, Mass. Nordamerika, geliefert wird, zeigt als besondere Eigenthümlichkeiten eine neue Art der Schreibstiftführung und eine eigenartige Anordnung der Feder. Um den Beschleunigungsdruck der beweglichen Massen möglichst zu vermindern, ist zunächst statt der sonst gebräuchlichen 4fachen eine 6fache Uebersetzung zwischen Kolben- und Schreibstiftweg gewählt; ferner ist nicht der Mittelpunkt oder ein diesem nahe liegender Punkt des Hebels H, sondern ein Punkt J der Gelenkstange MK durch einen Lenker LJ auf einem Kreisbogen geführt. Sämmtliche Punkte der Stange MK beschreiben, wenn der Schreibstift gerade geführt werden soll, Ellipsen ähnliche Bahnen und das in Betracht kommende Stück der letzteren kann um so genauer durch einen Kreisbogen ersetzt werden, je näher der betreffende Punkt dem gerade geführten Punkte M liegt. Die Geradführung wird daher, wenn die Länge des Lenkers LJ passend bestimmt ist, eine ziemlich genaue sein. Der Lenker LJ hat aber einen viel kleineren Ausschlag und eine geringere Länge als ein den Mittelpunkt von H führender Lenker, so daſs in der That der Beschleunigungsdruck den gebräuchlichen Anordnungen gegenüber wesentlich vermindert ist. Da auſserdem die Kolbenstange selbst gerade geführt ist, so ist auch ein seitlicher Druck auf den Kolben ausgeschlossen. Diesen Vortheilen stehen die Nachtheile gegenüber, daſs durch einen geringen todten Gang in den Gelenken die Geradführung des Schreibstiftes mehr gestört wird und daſs vor allem die Proportionalität zwischen Kolben- und Schreibstiftweg viel weniger genau ausfällt als sonst. Diesem letzten Punkte wird im Allgemeinen noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der Fehler in den Ordinaten der Diagramme, welcher dadurch hervorgerufen wird, daſs das Verhältniſs zwischen Kolben- und Schreibstiftweg nicht auf dem ganzen Wege sich gleich bleibt, ist bei den meisten Indicatoren viel gröſser als der durch die Abweichung des Schreibstiftes von der Geraden hervorgerufene Fehler in den Abscissen. Indessen können wohl bei der Anwendung auf sehr schnell gehende Maschinen die Nachtheile dieses Indicators durch die Vorzüge überwogen werden. Fig. 1., Bd. 254, S. 413 Die aus bestem Stahldrahte hergestellte, in Textfigur 1 besonders abgebildete Feder bildet einen doppelten Schraubengang. Die beiden Enden sind oben in vier am Deckel befindliche Flügel eingeschraubt. Durch Vor- oder Zurückschrauben kann die Spannung der Feder genau geregelt werden. Unten ist auf den beide Aeste der Feder verbindenden Quersteg ein Stahlkügelchen aufgelöthet, welches genau in der Mitte des Kolbens gelagert ist; letzterer ist zu diesem Zwecke mit einem geschlitzten Zapfen versehen, über welchen, nachdem der Quersteg eingelegt ist, das untere Ende der hohlen Kolbenstange geschraubt wird. Eine von unten eingebrachte Schraube G sichert die Lage der Kugel. Oben ist in die Kolbenstange ein das Gelenk M tragender Stift geschraubt, durch dessen Verstellung die Lage der Atmosphärenlinie für die Diagramme geändert werden kann. Eine besondere Sorgfalt wird auf die Erzielung einer gleichbleibenden Spannung der die Trommel bewegenden Schnur durch richtige Bemessung der Trommelfeder verwendet. Um die Indicatoren nach dieser Richtung hin prüfen zu können, wird eine besondere von G. W. Brown construirte Vorrichtung benutzt. Auf einem Brette, an dessen einem Ende der zu prüfende Indicator befestigt wird, ist auf einer entsprechenden Führung ein Schlitten mittels eines Kurbelgetriebes von Hand hin und her verschiebbar, auf welchem ein Doppelhebel gelagert ist. An den kürzern lothrechten Arm ist eine kurze Stange angehängt, mit welcher die Indicatorschnur verbunden wird. Eine Indicatorfeder umgibt die Stange und erhält dieselbe und somit auch den Winkelhebel, wenn die Indicatorschnur nicht angehängt ist, in. ganz bestimmter Stellung, so daſs in diesem Falle bei der Verschiebung des Schlittens der am längeren Ende des Hebels befestigte Schreibstift eine wagerechte Linie auf einer entsprechend angebrachten Papiertafel aufreiſst. Ist dagegen die Indicatorschnur angehängt, so wird entsprechend dem Zuge, welchen dieselbe ausübt, die auf dem Schlitten befindliche Indicatorfeder aus einander gezogen und damit zugleich der Winkelhebel verdreht. Der Schreibstift zeichnet dann eine Curve auf, deren Ordinaten einen Schluſs auf die Spannung der Indicatorschnur zulassen. Bei langsamer Bewegung des Schlittens wird beim Abziehen der Indicatorschnur die Spannung der Trommelfeder und der Schnur stetig wachsen, was sich dadurch kundgibt, daſs die Feder auf dem Schlitten mit wachsendem Hube mehr zusammengedrückt wird und daher der Schreibstift des Schlittens eine stetig ansteigende Linie aufzeichnet. Führt man aber die Bewegung schnell aus, so wird wegen des Beschleunigungswiderstandes der Trommel zu Anfang des Hubes die Spannung der Schnur (also auch der auf dem Schlitten befindlichen Feder) gröſser und gegen Ende des Hubes kleiner sein als die Spannung der Trommelfeder, wie ja auch aus demselben Grunde umgekehrt die Schnurspannung bei dem durch die Trommelfeder bewirkten Rückgange zu Anfang des Hubes kleiner und am Ende desselben gröſser sein wird als jene. Da nun die Federspannung und der Beschleunigungswiderstand sich beim Hube im entgegengesetzten Sinne ändern, so wird bei einer gewissen Geschwindigkeit die Zu- und Abnahme beider sich gegenseitig derart aufheben, daſs die Schnurspannung während des ganzen Hubes sowohl beim Hingange, wie beim Rückgange nahezu unverändert bleibt. Mit Rücksicht auf die Reibung an der Trommelachse wird die Schnurspannung allerdings beim Abziehen der Indicatorschnur von der Trommel ein wenig gröſser sein als beim Rückgange. Hiervon abgesehen, kommt es also nur darauf an, den Unterschied zwischen kleinster und gröſster Spannung der Trommelfeder der Geschwindigkeit, für welche der Indicator benutzt werden soll, und der Trommelmasse anzupassen. In Textfig. 2 bis 5 sind einige auf die beschriebene Weise erhaltene Diagramme der Schnurspannung angegeben und zwar sind Fig. 2 und 3 mit einem Crosby'schen Indicator bei 250 bezieh. 450 Umdrehungen, Fig. 4 mit einem Thompson'schen Indicator (vgl. 1877 226 * 459) bei 250 Umdrehungen und Fig. 5 mit einem Tabor'schen Indicator (s. unten) bei 400 Umdrehungen erhalten. Die Textfig. 6 zeigt ein Dampfdruckdiagramm, welches mit einem Crosby'schen Indicator an einer Brotherhood'schen Dreicylindermaschine (vgl. 1884 252 * 345) bei 615 Umdrehungen aufgenommen wurde, für welche Geschwindigkeit die gewöhnlichen Indicatoren wohl nicht mehr brauchbar sind. Fig. 2., Bd. 254, S. 415 Fig. 3., Bd. 254, S. 415 Fig. 4., Bd. 254, S. 415 Fig. 5., Bd. 254, S. 415 Fig. 6., Bd. 254, S. 415 Ein anderer neuerdings in Nordamerika in Anwendung gekommener Indicator ist der in Fig. 10 Taf. 29 nach dem Techniker, 1884 S. 104 abgebildete Indicator von Tabor, welcher mit dem vorbeschriebenen viel Aehnlichkeit hat. Die Geradführung des Schreibstiftes ist im Wesentlichen die gleiche; doch ist statt der Lenkerführung eine jedenfalls weniger gute Bogenschlitzführung angewendet. In der Kolbenstange, welche hier zugleich die Gelenkstange bildet, ist ein bogenförmiger Schlitz angebracht, mit welchem dieselbe auf einer kleinen, im Deckel gelagerten Rolle gleitet. Allerdings würde sich durch eine passende Form des Schlitzes eine genaue Geradführung erreichen lassen; doch wird ein geringer todter Gang in dieser Führung kaum zu vermeiden sein. Die Uebersetzung zwischen Kolben- und Schreibstiftweg ist 4fach. Der Schreibstift läſst sich auf beiden Seiten der Trommel anlegen. Auch hier ist eine Doppelfeder benutzt, welche jedoch aus zwei getrennten Aesten besteht und sowohl oben, wie unten eingeschraubt ist.

Tafeln

Tafel Tafel 29
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