Titel: Elektrische Fadenkreuzbeleuchtung an Distanzmessern.
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, S. 374
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Elektrische Fadenkreuzbeleuchtung an Distanzmessern. Mit Abbildung. Elektrische Fadenkreuzbeleuchtung an Distanzmessern. Die bisher nur an dem Fernrohre astronomischer Instrumente versuchte und eingerichtete Beleuchtung des Fadenkreuzes bezweckt, bei Beobachtung lichtarmer Objecte, von deren Grunde sich ein dunkles Fadenkreuz gar nicht oder doch nicht scharf genug abheben würde, dieses letztere derart zu erhellen, daſs es leicht wahrgenommen und das Fernrohr somit scharf auf gewisse maſsgebende Punkte des Objectes eingestellt werden kann. Unter Anwendung einer solchen Beleuchtungseinrichtung können auch bei geodätischen Instrumenten im Allgemeinen und bei Distanzmessern insbesondere Beobachtungen in der Dämmerung, bei Mondschein oder bei künstlicher Beleuchtung des zu beobachtenden Objectes vorgenommen werden. Versuche, welche von Seite der k. k. Kriegsmarine im Einvernehmen mit dem Militär-Comité und dem Festungs-Artillerie-Direktor im Winter 1883 in Pola zu dem Zwecke durchgeführt wurden, um zu ermitteln, in wie weit man die Abstände elektrisch beleuchteter Fahrzeuge von den Küstenbatterien mit Hilfe der hierzu verfügbaren Distanzmesser ermitteln kann, ergaben, daſs genaue Messungen nur bis zu 2000m Abstand möglich sind, weil nur bis zu dieser Entfernung das von dem elektrisch beleuchteten Fahrzeuge zurückgeworfene Licht stark genug ist, um das dunkle Fadenkreuz des Beobachtungsfernrohres vor dem Oculare sichtbar zu machen, daſs hingegen bei Zielweiten über 2000m eine künstliche Beleuchtung des Fadenkreuzes unbedingt nothwendig wird. Das Militär-Comité hat deshalb, wie Hauptmann Ph. Heſs in den Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens, 1884 S. 257 berichtet, einen Fadenkreuz-Beleuchtungsapparat hergestellt, welcher im Prinzipe dem von Towne für die Beleuchtung der Fadenkreuze astronomischer Instrumente angegebenen ähnlich ist (vgl. Comptes rendus, 1884 Bd. 98 S. 659), sich aber von demselben in der Ausführung nicht nur durch die Einzelanordnung, sondern auch durch die räumliche Verkleinerung des ganzen Mechanismus unterscheidet, welche wegen der Kleinheit der Distanzmesserfernrohre geboten war und weil die Anbringung des Beleuchtungsapparates die Handhabung und Genauigkeit des Instrumentes in keiner Weise ändern soll. Textabbildung Bd. 255, S. 374 Der Beleuchtungsapparat besteht aus einer an der Ocularröhre – zwischen Auge und Fadenkreuz – rechtwinklig zu dieser angesetzten, ein elektrisches Glühlichtlämpchen e und eine Blende o enthaltenden Messingröhre A und aus einer kleinen Chromsäure-Batterie aus zwei Elementen, deren Poldrähte d an die Klemmschrauben geführt werden. Das Glühlichtlampchen und die Blende sind jedes in eine cylindrische Hülse gefaſst, welche in einander geschoben gemeinsam in die Messingröhre A eingeführt und durch ein Schräubchen in der zweckmäſsigsten Stellung zum Fadenkreuze befestigt werden. Die Achse des Kohlenbügels des Glühlämpchens fällt mit jener der Röhre A zusammen, während die Achse der kreisrunden, sehr kleinen Blendeöffnung o, mit dem Bügel und der Fernrohrachse in einer Ebene liegend, derart gegen das Fadenkreuz hin verschoben ist, daſs das von dem Lämpchen ausgehende, durch die Blende gehende Strahlenbündel nur das Fadenkreuz, nicht aber dessen Fassung oder die innere Wand des Ocularrohres erleuchtet. Die Lichtstärke wird dadurch geregelt, daſs die Elektrodenplatten der Batterie gemeinsam mehr oder weniger in die Chromsäurelösung eingetaucht werden können. Wird eine Beleuchtung von längerer Dauer gewünscht, so werden die Platten durch Einhängen eines Kettchens in beliebiger Lage festgehalten. Nach Versuchen, welche mit dem beschriebenen Apparate in Pola ausgeführt wurden, hat die Anwendung der Fadenkreuzbeleuchtung die Entfernungen, bis auf welche eine hinlänglich genaue Stellungsmessung elektrisch beleuchteter Schiffe noch möglich ist, bei Messungen mit dem Küstendistanzmesser mindestens verdoppelt, so daſs von der künstlichen Fadenkreuzbeleuchtung mit Recht der Vortheil erwartet werden darf, den Küstengeschützen auch bei Nacht das Feuern auf gemessenen Strecken zu sichern.