Titel: Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, S. 171
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Ueber die Herstellung von Leuchtgas. (Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes Bd. 253 S. 467.) Mit Abbildungen auf Tafel 12 und 15. Ueber die Herstellung von Leuchtgas. Bei der Rostfeuerung von J. Hasse und M. Vacherot in Dresden (* D. R. P. Nr. 29323 vom 26. Mai 1883) werden die Brennstoffe durch die mit luftdicht schlieſsender Thür C (Fig. 1 bis 3 Taf. 12) versehene Oeffnung B auf den Rost A gebracht. Schlacke und Asche werden durch die ebenfalls luftdicht schlieſsende Thür E entfernt. Sind beide Thüren geschlossen, so tritt die gesammte sogen. primäre Verbrennungsluft, durch Schieber F geregelt, rechts und links bei G in den Ofen ein, durchstreicht die Kanäle H in der Richtung der Pfeile und gelangt durch die Schlitze J von rechts und links unter den Rost und somit zur Verbrennungsstelle. Wo es die Verhältnisse gestatten, kann die primäre Verbrennungsluft auch unter den Rauchkanälen M und N eingeführt und von da nach den Kanälen H geleitet werden. Die Verbrennungsgase gehen, nachdem sie den Ofen gleichmäſsig durchstrichen haben, in dem Rauchkanale K von vorn nach hinten, in L nach unten, in M von hinten nach vorn und in N von vorn nach hinten zum Schornsteinkanale. Auf diesem Wege geben die abgehenden Rauchgase einen groſsen Theil ihrer Wärme sowohl an die durch die Luftkanäle H strömende primäre Verbrennungsluft, als zur Verdampfung des Wassers in den unter dem Roste befindlichen Kasten O ab, welcher möglichst hoch mit Wasser gefüllt ist; die sich daraus bildenden Wasserdämpfe schützen die Roststäbe vor der Verbrennung und gelangen weiter durch das heiſse Brennmaterial zur Zersetzung in Wasser- und Sauerstoff, welcher erstere im späteren Laufe zur Verbrennung kommt. Da das Brennmaterial in einer hohen Schicht auf den Rost gebracht und auch in solcher erhalten wird, so tritt eine vollständige Verbrennung nicht ein 5 es wird sich vielmehr ein nennenswerther Procentsatz Kohlenoxydgas bilden, zu dessen Verbrennung und der des gebildeten Wasserstoffes eine weitere Zuführung von Luft nöthig ist. Diese sogen. secundäre Verbrennungsluft tritt auf der Rückseite des Ofens bei P ein, woselbst die Zuströmung dieser Luft durch den Schieber Q zu regeln ist; dieselbe durchströmt in der Richtung der Pfeile die Luftkanäle R und gelangt durch den Schlitz S zu dem vom Verbrennungsherde kommenden Kohlenoxyd- und Wasserstoffgase. Die Erwärmung der Kanäle R erfolgt durch die Ausstrahlung des sie umgebenden Mauerwerkes. Die Kanäle H können auch mit den Kanälen R derart verbunden werden, daſs die secundäre Luft erst die Kanäle H durchstreichen muſs, ehe sie in die Kanäle R gelangt. Das Wasser unter dem Roste kühlt allerdings die Roststäbe ab; dasselbe vermindert aber die Ofentemperatur und je 1k desselben nimmt etwa 500c mit in den Schornstein, so daſs dadurch die Verminderung des Abbrandes der Roststäbe doch wohl zu theuer erkauft ist. W. Horn in Bremen (* D. R. P. Zusatz Nr. 27800 vom 29. September 1883, vgl. 1883 247 * 422) hat gefunden, daſs bei seinem Retortenofen die Herdwangen leiden, da die anliegenden Kokes durch die durch den Schlackenschacht eintretende Luft zum starken Glühen kommen. Die Luft soll daher nur mitten in die Brennstoffschicht eingeführt werden. Zu diesem Zwecke reicht der Stein d (Fig. 4 und 5 Taf. 12) nicht wie früher über die ganze Herdbreite hinweg, sondern bedeckt nur einen schmalen seitlichen Schacht a, welcher am hinteren Ende durch den Stein c geschlossen wird und nur nach der Ofenmitte zu offen ist. Die vorn durch die freie Mündung dieses Schlackenschachtes eintretende äuſsere Luft wird also seitlich abgelenkt und strömt in einer Art keilförmiger Längsschicht an der Innenkante des Decksteines d und des hinteren Abschluſssteines c vorbei in das Brennmaterial ein. Bei dem Generatorofen von C. Brandenburger in Cronstadt, Ruſsland (* D. R. P. Nr. 28354 vom 2. November 1883) ist, wie Fig. 7 bis 9 Taf. 12 zeigen, der Raum a über der Feuerungsfläche oben durch die Platte b, seitlich durch die Wandungen c und hinten durch die Mittelwand e abgeschlossen. Durch Kanäle f und Oeffnungen g wird vorgewärmte Luft eingeführt, die Feuergase entweichen durch Oeffnungen h nach dem hinteren Raume des Generators und steigen in diesem, die Retorten umzüngelnd, in den Raum k, welcher von unten durch die Platte b, seitlich durch die Wandungen d, oben durch die Platte r und hinten durch die Rückwand s abgeschlossen ist. Die Platte b ist mit einem von auſsen verstellbaren Schieber versehen, welcher den Zweck hat, durch die Oeffnung i nach Bedarf Feuergase unmittelbar aus dem Raume a nach k treten zu lassen, um auch den etwa noch nicht verbrannten Kohlenoxydgasen hier durch den Zug o und die Oeffnung n zum zweiten Male vorgewärmte Luft zum Verbrennen zuzuführen. Aus dem Raume k gehen die Feuergase durch die Oeffnung l nach m, vertheilen sich in dem Raume q und gehen durch den Kanal p nach vorn und durch u zurück nach dem Fuchse; der Zug kann nach Bedarf durch die Schieber t geregelt werden. Durch die scharfe Kante y des Steigrohres (vgl. Fig. 6) soll vermieden werden, daſs der verflüssigte Theer die Wandungen des unteren heiſsen Steigrohres berührt und hier festbrennt, sondern daſs er unmittelbar in den Retortenkopf zurückträufelt. Nach R. W. Grice in Aachen (* D. R. P. Nr. 27 390 vom 25. September 1883) werden zum Füllen der Gasretorten die mit Kohlen gefüllten Mulden langsam in die Retorten eingeführt und dann rasch zurückgezogen, damit die Kohlen in Folge ihrer Trägheit in den Retorten zurückbleiben. Auf einem Wagen, welcher in gewöhnlicher Art vor den Oefen auf Schienen läuft, befindet sich eine Platte b (Fig. 8 und 9 Taf. 15), welche mittels eines an einer Seite des Wagens angebrachten, schnell wirkenden Krahnes auf die Höhe der Retortenböden gehoben und wieder gesenkt werden kann. Die Platte trägt Rollen r, von welchen die zu je einer Mulde a gehörigen, durch Seile oder Ketten mit einander verbunden sind, so daſs durch eine Kurbel alle Rollen gleichzeitig umgedreht werden. Ueber diese Rollen läuft ein endloses Metallgewebe c, auf welchem die Mulde ruht und so nach Belieben vorwärts und rückwärts – entweder von Hand, oder durch Dampf kraft – bewegt werden kann. Um die Mulde genügend weit in die Retorte hineinschieben zu können, ist auf dem endlosen Gewebe eine Stange d befestigt, welche gegen das Ende der aus Eisen- oder Stahlblech verfertigten Mulde drückt; letztere ist um 70 bis 100cm länger als die Retorte und hat eine etwas geringere Breite als der Retortenboden. Bei flachen Retorten sind die Seiten der Mulde in einem Winkel von 45° aufgebogen und von genügender Höhe, um die zu einer Ladung gehörige Menge Kohlen zu halten, ohne in irgend eine Berührung mit den Seitenflächen der Retorte zu kommen. Die Mulden werden möglichst leicht gemacht und innen und auſsen polirt. Zum raschen Zurückziehen der Mulden sind je zwei Federn f angegeben, welche beim Einschieben der Mulden gespannt werden und in Wirksamkeit treten, sobald die Stange d die Mulde freigegeben hat. Hierbei wird die Mulde rasch unter den Kohlen vorgezogen und gegen den Buffer e zurückgeworfen. Statt der Federn kann auch ein schweres Schwungrad zum raschen Zurückziehen der Mulden angewendet werden. Bei der Herstellung von Leuchtgas aus flüssigen Kohlenwasserstoffen ist es nach L. Starck in Mainz (* D. R. P. Nr. 28584 vom 12. Juni 1883) unvortheilhaft, das Oel unmittelbar in die Retorten einzuführen; er empfiehlt daher ein Gemenge von 100 Th. Moostorf und 500 Th. Oel, welchem noch staubförmige Steinkohlen beigemengt werden können, in gewöhnlichen Retortenöfen zu vergasen. Um ein billigeres Gas für Gaskraftmaschinen oder Heizungszwecke zu erzielen, sollen zwei mit einander verbundene Retorten W und w (Fig. 10 Taf. 15) zur Entwickelung von Wasserstoff dienen. Die obere Retorte wird mit Drehspänen, Wirrdraht o. dgl. gefüllt und in die mit Kokes oder Kohlen beschickte untere Retorte wird durch ein seitliches Rohr Wasserdampf eingeführt. Der entwickelte Wasserstoff entweicht in die Vorlage. Die Feuergase treten durch Oeffnungen e in die beiden seitlichen Abtheilungen, um die vier mit Moostorf und Oel beschickten Retorten v zu erhitzen und dann nach unten zum Schornsteine zu entweichen. Das gebildete Oelgas soll nach Bedarf mit dem unreinen Wasserstoffe gemischt werden. Von recht zweifelhaftem Werthe ist der Vorschlag, durch Rohre p und i in die Feuerung Wasserdampf einzublasen und das gebildete Wassergas, nach Schlieſsen des Schornsteinzuges, durch Oeffnungen der Retorten m aufzufangen und dem Gasbehälter zuzuführen. W. F. Ch. MCarty in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 30739 vom 30. Januar 1884) will zur Herstellung von Leuchtgas Wasserstoff mit Kohlenwasserstoffen sättigen. Zu diesem Zwecke verwendet er drei Retorten, deren Feuerungen mit einander verbunden werden können und welche je drei Horden a, b, c (Fig. 6 und 7 Taf. 15) enthalten. Der durch Dampfrohr d in die erste Retorte tretende Dampf streicht über die mit Kalk bedeckten Horden, entweicht durch Rohr e in die zweite, mit Eisen beschickte Retorte und geht durch Rohr k zur dritten Retorte, welche Holzkohle enthält. Der so erzeugte Wasserstoff geht durch Rohr l in die Düse m, zerstäubt den durch Rohr n aus dem Behälter H zuflieſsenden Kohlenwasserstoff, mischt sich damit in der Retorte J und entweicht durch die beiden Heizschlangen S zu einem mit Kalkmilch o. dgl. beschickten Reinigungsapparate, welcher von M bis Q von Heizgasen umzogen wird. Die Reinigungsflüssigkeit soll durch Rohre v aufsteigen und durch die beiden Siebböden s dem Gase entgegenfallen, welches gereinigt bei O zum Gasometer geht. Durch Rohr P wird neue Kalkmilch zugeführt, während die ausgenutzte durch Rohr P1 abflieſst. P. v. Richter in Berlin (* D. R. P. Nr. 28784 vom 13. März 1884) hält es bei einem Carburator für wünschenswerth, daſs dem Gase oder der Luft stets ein bestimmter Gehalt an Kohlenwasserstoffen ertheilt wird. Zu diesem Zwecke läſst er die Luft seinen Apparat A (Fig. 11 und 12 Taf. 15) in der Pfeilrichtung durchziehen und führt jeder Abtheilung eine bestimmte Menge von Kohlenwasserstoffen zu. Die Scheibe C im Gasolinbehälter B ruht auf der Welle e, welche auſserhalb durch die Schnurscheibe i mit einem Luftgebläse in Verbindung steht und von diesem in Bewegung gesetzt wird. Mit jeder Umdrehung befördert die Scheibe C mittels ihrer Näpfe d ohne weiteres eine bestimmte Menge Gasolin in die Rinne f, von welcher die Röhren g in den Carburator führen und zwar jede in eine Abtheilung. Die so beförderte Menge steht in einem geregelten Verhältnisse zu der Luft, welches das Gebläse in den Carburator drückt. Demnach wird selbstthätig um so mehr Gasolin dem letzteren zugeführt, je mehr Luft in denselben gelangt. Damit die Flüssigkeit gleichmäſsig vertheilt wird, haben die Näpfe die Form runder flacher Schachteln, welche an der flachen Seite zu ⅛ geöffnet sind. Sobald die Näpfe aus der Flüssigkeit hervortauchen, sind sie halb gefüllt und die Entleerung beginnt erst auf der Höhe von 6 und oberhalb der Rinne f und endet auf der Höhe von 8 am anderen Ende der Rinne f. Da letztere nun in vier gleiche Theile abgetheilt ist, so kommt in jeden gleichviel Flüssigkeit, welche sodann, durch die Röhre ablaufend, den Boden jeder der betreffenden Kammern überflieſst.