Titel: Ueber die Herstellung der elektrischen Glühlampen (System Puluj) in Steyr.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 17
Download: XML
Ueber die Herstellung der elektrischen Glühlampen (System Puluj) in Steyr. Mit Abbildungen. Herstellung Puluj'scher Glühlampen. Die seit dem J. 1830 zu Steyr in Oberösterreich bestehende Gewehrfabrik von Werndl sen., seit 1867 in den Händen einer Actiengesellschaft, der Oesterreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft, und unter der Leitung des Generaldirectors Werndl jun., hat vor Jahresfrist auch eine elektrotechnische Abtheilung ins Leben gerufen und erzeugt dort Dynamomaschinen, Bogen- und Glühlampen und die für die Praxis nöthigen elektrischen Meſsapparate. Dadurch und durch ihre günstige Lage erklärt es sich zugleich, wie diese Stadt dazu kam, 1884 eine elektrische Ausstellung zu veranstalten. Ueber die Herstellung der elektrischen Glühlampen in dieser Fabrik macht E. Maiſs in den Technischen Blättern, 1884 S. 189 folgende Mittheilungen. Textabbildung Bd. 257, S. 17 Drei groſse Säle sind der Fabrikation der Glühlampen, Puluj's System, eingeräumt. Der leuchtende Körper ist eine unter eigenthümlichen Umständen verkohlte Faser von Manilahanf von 19cm Länge und 0mm,14 Dicke; derselbe hat eine Kleeblatt ähnliche Form, sitzt mit seinen Enden auf Platindrähten und ist in eine luftleere Glaskugel eingeschlossen. Die Platindrähte gehen durch das Glas heraus zu den Klemmschrauben, in welche die Leitungsdrähte eingeklemmt werden. Die Hanffaser wird zunächst auf eine kleine eiserne Form aufgespannt, damit sie die entsprechende Gestalt bekommt; die Form ist eine Platte, aus welcher fünf Dorne (entsprechend den Krümmungen 1 bis 5) herausragen, von denen 2 und 4 herausgezogen werden können, auf der ferner eine Schiene angegossen ist, gegen welche durch Schraubenmuttern die Theile a, b des Kohlenfadens gepreſst werden können. Hat die Faser ihre Gestalt, so wird sie von der Form abgenommen, was durch Ausziehen der Dorne 2 und 4 sowie durch Lüftung der Schrauben leicht geschehen kann, wird dann mittels gewöhnlicher Stecknadeln, welche sie in ihrer Gestalt erhalten, auf eine Korkplatte gespannt und in ein Erdölbad gehängt, in welchem sie vor Luftzutritt geschützt, durch Glühen mittels galvanischen Stromes „carbonisirt“ wird. In dem Bade linden nicht, wie in einem gewöhnlichen Vacuum, Seitenentladungen statt; der Kohlenfaden erhält deshalb eine sehr glatte Oberfläche, welche auch späterhin den Faden vor Seitenentladungen schützt, und seine Festigkeit wird, wie sich gezeigt hat, bei solcher Behandlung auffallend groſs. Versuche haben gelehrt, daſs seine absolute Festigkeit 24k/qmm. beträgt, was für die Lebensdauer der Lampen von Wichtigkeit ist. Der Kohlenfaden wird nun mit seinen Enden in eine Kupfervitriollösung gehängt und die Enden auf gewöhnliche Weise galvanisch verkupfert. Die verkupferten Enden werden dann mittels Silberloth an Platindrähte gelöthet, welche in folgender Weise vorgerichtet sind. Zwei Platindrähte, welche an einem Ende in eine kurze Spirale enden, sind parallel gestellt und durch Email in dieser Stellung an einander befestigt. Die Spirale wird durch ein höchst einfaches Maschinchen an den Platindraht gedreht. Eine Doppelwelle mit schiefer Bohrung, eine Kurbel und ein Dorn, der in eine zweite achsiale Bohrung der Welle eingeführt wird, bilden den ganzen Apparat. Der Kohlenfaden wird nun in die aus gewöhnlichen Glasröhren von etwa 1cm Durchmesser geblasene Kugel eingelassen; der Boden der Glaskugel wird gut mit Email verschmiert. Nun werden mehrere (7) oben noch in eine offene Röhre ausgehende Kugeln so zusammengeschmolzen, daſs sie unter einander und mit einem gemeinschaftlichen Rohre in Verbindung stehen, und dieses wird mit einer Geiſsler'schen Quecksilberluftpumpe verbunden und aus der ganzen Gruppe von Lampen die Luft ausgepumpt. Zum Schlusse wird noch ein elektrischer Strom durch den Faden einer Lampe geleitet, die Verbindungsröhre zwischen dieser und den übrigen zugeschmolzen und die Lampe von den anderen getrennt. Die Lampe wird nun mit einer Fassung versehen, an welche die Leitungsdrähte festgeklemmt werden können, und mittels eines Gewindes an den Lampenträger befestigt und ist damit für den Gebrauch fertig. Eine solche Lampe hat einen Widerstand von 214 Ohm und erfordert bei einer Leuchtkraft von 20 Normalkerzen 90 Volt Klemmenspannung. Ihre Brenndauer ist 1000 Stunden.