Titel: Ueber die Reinigung der Denkmäler.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 196
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Ueber die Reinigung der Denkmäler. Ueber die Reinigung der Denkmäler. Nach einem Vortrage von A. Bauer im Oesterreichischen Museum für Kunst und Industrie am 14. Januar 1885 ist die Einwirkung niederer Pflanzen zwar für Standbilder aus Erz minder bedeutungsvoll als für solche aus Stein; dagegen wirken die Zersetzungsproducte der organischen Bestandtheile des Staubes, namentlich das Ammoniak, schädlich auf die Patinabildung. Eine glatte Oberfläche, welche das Anhaften von Schmutz und Staub erschwert, ist daher wesentlich für die Entstehung einer schönen Patina. In Zersetzung begriffene organische Stoffe wirken reducirend auf die zwei wesentlichsten Bestandtheile der Patina, Kupferhydrat und Carbonat. Es ist sehr möglich, daſs diese reducirende Wirkung von organischen Stoffen auf der Patinaschicht unter dem Schütze einer Hülle von Schmutz ebenfalls zersetzend wirkt, was die Schwarzfärbung und Bildung einer schwarzen Oxydschicht an solchen Erzflächen erklären würde, welche entweder durch Rauhigkeit der Oberfläche in hohem Maſse dem Anhaften fremder Stoffe unterworfen sind, oder die bei glatter Oberfläche durch örtliche oder zufällige Umstände denselben Einflüssen unterliegen. Bei der Reinigung von Marmordenkmälern ist zu berücksichtigen, daſs Quellwasser, welches bereits kohlensauren Kalk aufgelöst enthält, weniger lösend auf die glatte Marmoroberfläche einwirkt als reines destillirtes Wasser, welches von solchem Salze ganz frei ist. Noch besser verhält sich in dieser Beziehung destillirtes Wasser, welches durch längeres Verweilen über groben Marmorstücken mit einer gewissen, zur Sättigung nöthigen Menge von Calciumcarbonat beladen wurde. Man muſs somit selbst reines Wasser, Marmor gegenüber, mit einer gewissen Vorsicht in Anwendung bringen und es dürfte sich empfehlen, durch Beigabe einer bestimmten, jedoch stets sehr geringen Menge von Wasserglas den nachtheiligen Wirkungen vorzubeugen, wobei jedoch darauf zu achten ist, daſs ein Bodensatz, der sich bei Zuthat von Wasserglas nach längerem Stehen bildet, absetzen gelassen und nur das von diesem abgegossene Wasser zum Waschen benutzt wird. Anstatt Wasserglas kann man wohl auch Seife anwenden; doch müssen Menge und Natur dieses Zusatzes sorgfältig erwogen werden. Für Erzstandbilder ist namentlich eine Waschung mit Seife zu empfehlen. H. Kämmerer (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1885 S. 145) untersuchte die Beschaffenheit der Bronzedenkmäler der Stadt Nürnberg. Die Bronzen des Dürer- bezieh. des Hans Sachs-Denkmales hatten folgende Zusammensetzung: Kupfer 88,43 bezieh. 88,88 Zinn 5,31 2,39 Blei 4,72 4,79 Zink 0,11 2,62 Arsen 0,86 0,76 Eisen 0,60 0,69. Das Hans Sachs-Denkmal zeigte sich durchweg mit einer fest anhaftenden schwarzen Kruste überkleidet, ebenso das Dürer-Standbild, an welchem man stellenweise bis 5mm lange Abblätterungen vorfand, obgleich letzteres, fast gar kein Zink enthält. Die Untersuchung der Procentgehalt an Dürer Hans Sachs Herkules-brunnen inAugsburg Fest-haftendeInkrustation Inkrustationvom Fuſse,theilweisefesthaftend Abgeblät-terte Massevom Fuſse Inkrustationvon eineroberenStelle Inkrustationvon derSohle Schmutz Fremde Bestandtheile Quarz (Sand, Thon u. dgl.)Kohle und in Salzsäure un-    lösliche org. SubstanzenSchwefelKohlensäure (CO2)WasserAmmoniumCalciumMagnesiumEisen 34,57  5,98  4,63  3,26  2,81  1,23  3,55 45,00  3,57  5,77  3,62 35,09  5,23  6,82  1,34  1,95 22,87  9,73  4,17  2,01  2,53 43,38  6,62  5,59  4,52   6,5750,5133,59  0,81  1,96 Bronze-bestandth. KupferZinkZinnBlei 13,69Spuren  0,72  0,62 11,34Spuren  0,75  0,51 20,54Spuren  0,72  0,59 31,34  1,06  0,82  1,82 11,23  0,30  0,41  0,69   0,54  0,29 Krusten, sowie des Schmutzes vom Herkules-Brunnen in Augsburg ergab die vorstehenden Tabellen Ziffern. Zu den quantitativ meist nicht bestimmten, aber qualitativ nachgewiesenen Bestandtheilen der Inkrustationen zählen Wasser, Ammonium, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Magnesium, Spuren von Chlor und Arsen und die in Salzsäure und Wasser löslichen organischen Substanzen. Die durch Abfeilen der Denkmäler erhaltenen Inkrustationsproben schienen nicht frei von unzersetzter Bronze zu sein und gilt dies insbesondere von der in der 4. Zifferspalte aufgeführten Probe vom Hans Sachs-Denkmale. Diese Ueberzüge bestehen daher zum gröſsten Theile aus fremden Stoffen, welche den Denkmälern von auſsen zugeführt werden, namentlich aus Sand. Dann folgen Kohle, sowie unbestimmbare organische Substanzen, zu denen die im Ruſse enthaltenen in erster Linie zählen. Zu diesen gesellen sich weiter organische Stoffe aus den Vogelexkrementen, denen wohl auch die Ammoniumsalze und die Phosphorsäure fast vollständig, sowie ein Theil des Schwefels entstammen dürften. Wie stark sich der Einfluſs der Vogelexkremente geltend macht, konnte man besonders auffällig am Hans Sachs-Denkmale beobachten, wo sich um die Reste dieser Exkremente jeweilig Ringe von verschiedenen Farbtönen gebildet hatten und jede dadurch verunreinigte Stelle wie ein Herd der Schmutz- und Inkrustationsbildung erschien. Der festhaftende Ueberzug des Dürer-Denkmales enthielt nicht weniger als 2,81 Proc. Ammonium wahrscheinlich in Form eines unlöslichen Mischphosphates. Der Schwefel war namentlich als Kupfersulfid vorhanden, das Eisen stammt anscheinend aus dem Sande. Diese Massen bestehen somit wesentlich aus Straſsenschmutz, welche entfernt werden sollten, ehe ihre Beseitigung-Schwierigkeiten verursacht. Von den Bestandtheilen der Bronze nimmt an der Bildung der schwarzen Schicht offenbar nur das Kupfer einen wesentlichen Antheil, da dieses Metall – von 11,34 bis 31,34 Proc. – darin theils in Form seiner Schwefel Verbindungen, theils in Form von schwarzem Metall enthalten ist. Die sämmtlichen in den Inkrustationen enthaltenen Kupferverbindungen lösen sich in mäſsig erwärmter Kaliumcyanürlösung auf; es konnte sich deshalb unter diesen kein Kupferoxydul befinden. Von den übrigen in der Bronze enthaltenen Metallen vermag nur das Blei durch Bildung einer schwarzen Schwefelverbindung an der Bildung der unschönen Hülle sich zu betheiligen; doch scheint dies bei den zwei Denkmälern nicht in hervorragendem Maſse der Fall zu sein, weil die Inkrustationen, mit Ausnahme der in der 4. Tabellenzifferspalte aufgeführten, welche aber wahrscheinlich gröſsere Mengen unzersetzter Bronze beigemengt enthielt, nur geringe Bleigehalte aufweisen. Der Bleigehalt beider Denkmäler erscheint im Vergleiche zu den Bronzen anderer Denkmäler sehr hoch, wobei allerdings zu bemerken ist, daſs die chinesischen und japanesischen Bronzen bis 15 Proc. und mehr Blei enthalten und man deren schöne dunkle Patina auf ihren höheren Bleigehalt zurückführt. Bei uns fürchtet man gröſsere Bleizusätze, weil die Kunstwerke wegen Aussaigern des Bleies leicht ein fleckiges Aussehen annehmen, und könnten die hellfarbigen Stellen am Dürer-Denkmale möglicherweise durch den hohen Bleigehalt seiner Masse bedingt sein. Zur Reinigung der Erzstandbilder ist namentlich Cyankalium zu empfehlen, welches Eckart zuerst anwendete, da dieses die schwarzen Kupferverbindungen der Ueberzüge löst, ohne aber die Bronze selbst anzugreifen. Kämmerer glaubt, daſs sich Bedingungen über die chemische Zusammensetzung der Bronze bei Neubeschaffung von Bronzekunstwerken für eine Stadt nicht empfehlen lassen, vielleicht mit Ausnahme des Wunsches, daſs möglichst von Arsen freie Materialien zur Benutzung gelangen, weil man über die Rolle, welche das Arsen bei Bildung der schwarzen Inkrustationen spielt, sichere Kenntniſs nicht besitzt, dasselbe aber möglicherweise ungünstig wirken kann. Dagegen erschiene es vielleicht wünschenswerth, die Herstellung der Guſswerke mit glatter Oberfläche zu bedingen, falls die sachverständigen Künstler derselben beistimmen. (Vgl. 1884 254 353.)