Titel: Ueber Neuerungen im Geschützwesen.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 449
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Ueber Neuerungen im Geschützwesen. Patentklasse 72. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 30. Ueber Neuerungen im Geschützwesen. In der Artilleristik spielen augenblicklich die klein kaliberigen, einläufigen, schnell feuernden Geschütze eine groſse Rolle; dieselben sind ganz besonders zur Ausrüstung der Torpedoboote bestimmt und auſserdem werden sie auch auf den groſsen Panzerschiffen als Schutz gegen die Torpedoboote sowie als Boots- und Landungsgeschütze gebraucht. Ihre verhältniſsmäſsig groſse Tragweite macht sie aber auch in Festungen verwendbar, und können sie hier sowohl, als im Felde zum schnellen Einschieſsen mit Vortheil benutzt werden, da man es schon bis auf 30 Schüsse in der Minute gebracht hat. In Textfigur 1 ist nach Engineering, 1884 Bd. 38 S. 128 das neue einläufige Hotchkiss'sche Geschütz (vgl. 1883 248 * 116), welches für die Englische Marine bestimmt ist, veranschaulicht. Das Kaliber beträgt 57mm. Das Rohr liegt entweder in einer leichten Feldlaffete, deren Schwanz mit einem in die Erde zu drückenden Sporne versehen ist, so daſs ein Rücklauf nicht stattfindet, oder in einer Gabel, welche sich in einem starken senkrechten Lager, das irgendwo befestigt wird, drehen kann. Das Rohr besteht aus einer Kernröhre mit übergeschobenem Mantel; auf letzterem sind die Schild zapfen und das Korn befestigt. Der Deckel der Schildzapfenlager wird durch zwei Schrauben festgehalten. Die vordere Schraube besitzt eine Flügelmutter, so daſs sie von Hand leicht angezogen und gelöst werden kann. Man kann hierdurch das Rohr, wenn es einmal gerichtet ist, leicht feststellen, da eine besondere Richtvorrichtung fehlt. Der Verschluſsblock ist etwas anders geformt als der früher beschriebene, insofern als der Hammer im Blocke selbst sitzt. Die Hammerwelle ragt rechts seitlich aus dem Blocke heraus und trägt hier einen Daumen, welcher beim Zurückdrehen des Spannhebels von einem auf der Welle des letzteren sitzenden Daumen nach unten gedreht wird, so daſs der Hammer die ebenfalls im Blocke untergebrachte Schlagfeder spannt. Ist dies geschehen, so greift der Spannarm in den geraden Theil der Blocknuth und bewegt den Block nach unten. In Textfigur 1 würde das Oeffnen des Verschlusses bezieh. das Spannen des Schlosses mit dem oberen Spannhebel geschehen. Will man den Verschluſs schlieſsen, so zieht man den unteren Spannhebel gegen sich hin. Es hat diese Anordnung von zwei Spannhebeln den groſsen Vortheil, daſs der Bedienungsmann nur ziehend und nicht drückend an den Spannhebeln zu wirken hat. Das Schulterstück ist weiter nicht verändert; nur ist es an der Kante, gegen welche die Schulter des Mannes anliegt, mit einem Kautschukschlauche versehen, welcher den Stoſs des Geschützes beim Abfeuern sehr mildern soll, so daſs er nicht unerträglich wird. Eine kleine, am Schulterstücke befestigte Platte fängt die aus dem Rohre ausgeworfenen Patronenhülsen auf und verhindert, daſs sie dem Bedienungsmanne auf die Füſse fallen. Das Abfeuern geschieht durch Auslösen des Abzuges, dessen Drückerende in einem am Rohre befestigten Pistolenkolben liegt. Das Lager für die Gabel, welche als Laffete dient, ist mit einer Preſsschraube versehen, mittels der das Rohr festgestellt werden kann, wenn die wagerechte Richtung genommen ist. Fig. 1., Bd. 257, S. 450 Als Munition dienen Patronen, bestehend aus der Messinghülse mit der bekannten Zündvorrichtung, der Pulverladung, einem Pfropfen und dem Geschosse. Als letzteres wird die gewöhnliche Granate aus Guſseisen (Fig. 1 Taf. 30), die Panzergranate aus gehärtetem Stahl (Fig. 3), die Kartätsche (Fig. 4) und auch das Schrapnell verwendet. Die Granaten haben Bodenzündung und Kupferführung und werden mit der Patronenhülse verlöthet. Den Bodenzünder zeigt Textfigur 2. Die Nadel L besteht aus einem oben zugespitzten Bolzen, welcher zur Vermehrung der Reibung mit Schraubengewinde versehen ist; um letzteres legt sich ein Bleikörper K, welcher von einem Kupfermantel umgeben ist. In schuſsbereitem Zustande nehmen die Zündertheile die gezeichnete Stellung ein. Beim Schusse nun fliegt der Bleikörper K über die Nadel L zurück und kann letztere auf diese Weise beim Auftreffen des Geschosses die Zündpille erreichen bezieh. anstecken, wonach die Explosion des Geschosses erfolgt. Fig. 2., Bd. 257, S. 451 Erscheint es unthunlich, den Rückstoſs derartiger Geschütze durch eine feststehende Laffete aufzunehmen, so wendet B. Hotchkiss folgende Einrichtung an: Das Rohr liegt in einer Rahmenlaffete (Fig. 2 Taf. 30), deren Oberlaffete B mit dem Rahmen C durch mehrere schräge Federbuffer E verbunden ist. Diese Federbuffer begrenzen also einestheils den Rücklauf und vermehren anderentheils die zwischen Rahmen und Oberlaffete bestehende Reibung. Um das Rohr auch während des Rücklaufes richten zu können, ist die äuſsere Richtschraube mit einem Schneckenrade a versehen, in welches eine an der Laffete gelagerte Schnecke b eingreift. Durch diese geht eine vierkantige Stange c hindurch, welche in dem auf dem Rahmen befestigten Sockel d gelagert ist. Beim Rücklaufe der Laffete verschiebt sich demnach die Schnecke b über die Stange c, ohne daſs aber die Verbindung gelöst würde. Man kann demnach das Rohr in jedem Augenblicke richten, was bei schnell feuernden Geschützen von groſser Wichtigkeit ist, da der Richtkanonier unabhängig vom Ladenden arbeiten und lediglich sein Augenmerk auf das Einschlagen der Geschosse richten kann. Der Rahmen C dreht sich in wagerechter Ebene um den Bolzen e und kann gegen die Platte D mittels einer Zahnstange und einer darin eingreifenden Schnecke, welche mit dem Handrade f verbunden ist, verdreht werden. Es scheint demnach, als ob die ganze Laffete durch irgend welche Einrichtung ungefähr auf das Ziel eingestellt wird und daſs dann die genauere Richtung mit den Handrädern f und g vorgenommen wird. Einen anderen von G. Gardner in London (* D. R. P. Nr. 29398 vom 15. März 1884) construirten Keilverschluſs für ähnliche Geschütze zeigen Fig. 8 und 9 Taf. 30. Das Verschluſsstück des Rohres bildet hier ein oben und hinten offenes Lager. Unten befindet sich das Keilloch, in welchem sich, durch Feder und Nuth geführt, der Keil B auf und ab bewegen kann. Der Verschluſsblock besitzt in der Richtung der Rohrachse den Schlagbolzen G, welcher von einem dreiarmigen Hebel FF1 F2 bethätigt wird. Dieser Hebel hat seinen Drehpunkt in der unteren Aussparung des Blockes, so daſs der obere Arm F durch den Block hindurchgeht und in einen Schlitz des Schlagbolzens G tritt, während der hintere Arm F1 bis zur Hinterfläche des Blockes reicht und der vordere Arm F2 nach unten gebogen ist. Ueber den Armen F1 und F2 liegt die zweischenkelige Schlagfeder, welche bei i im Blocke befestigt ist. Unter dem Hebel besitzt der Block in der Aussparung zwei sich gegenüber stehende wagerechte Nuthen B1, in welche die an dem Arme C sitzenden Rollen C1 greifen. Der Arm C ist auf einer Achse D befestigt, welche in einer Verlängerung des Keilloches gelagert ist und auſserhalb des Verschluſsstückes den von Hand zu bewegenden Spannhebel trägt. Wird letzterer zurückgedreht, so drückt die Rolle C1 den Arm F2 nach oben und zieht dadurch den Schlagbolzen unter Anspannung der Schlagfeder zurück, bis der Abzug H über den Arm F1 springt und die Schlagfeder gespannt hält. Wenn nun die Rollen C1 in die Nuthen B1 treten, wird der Keil nach unten bewegt, bis er auf der Achse D aufsitzt. Gleichzeitig haben an der Vorderfläche des Keiles befestigte schräge Leisten m, welche sich mit dem Keile parallel der hinteren Keilfläche nach unten bewegen, die Patronenhülse am Wulste gefaſst und gelockert, so daſs sie leicht aus dem conischen Patronenlager gezogen werden kann. Ist dies geschehen, so kann eine neue Patrone eingesetzt und der Verschluſs durch Zurückdrehen des Spannhebels geschlossen werden. Ein Zug an der Schnur K löst dann den Abzug H aus, so daſs die Schlagfeder den Schlagbolzen vorschnellt. Sofort nach dem Schusse zieht jedoch die Schlagfeder in Folge der eigenthümlichen Gestalt ihrer Auflage auf den Armen F1 F2 den Schlagbolzen etwas zurück, so daſs dem Oeffnen des Verschlusses kein Hinderniſs entgegensteht. Georg Quick in Hidkote House, Chipping Camdem, England (* D. R. P. Nr. 30592 vom 9. März 1884) schlägt für klein kaliberige Geschütze die Verbindung eines Schraubenverschlusses mit Keilverschluſs vor, so daſs die Schraube C (Fig. 6 Taf. 30) in dem nach links verschiebbaren Keile B sitzt. Die Schraube ist mit einer Kurbel G versehen; dreht man diese in der angegebenen Pfeilrichtung, so schraubt sich zuerst die Schraube C etwas in dem Keile B zurück und wird, wenn der Arm p der Kurbel in die feste Schleife m tritt, der Keil B mit der Schraube C nach links bewegt und dadurch der Verschluſs geöffnet. Das Einführen der Ladung kann nun mit Hilfe der Lademulde E1 geschehen. Die schräge Curve n dient zum Zurückschieben des das Zündloch bedeckenden Riegels D, wenn der Verschluſs geöffnet wird. Beim Schlieſsen des Verschlusses schiebt sich D wieder vor das Zündloch und hält die mittlerweile in letztere eingesetzte Schlagröhre fest. Schiebt man den Riegel r zurück, so kann der Riegel D unabhängig von G bewegt werden. Die Brauchbarkeit dieses Verschlusses steht weit gegen die der beiden zuerst genannten Verschlusse zurück. Als Liderung zwischen Schraube und Rohr wendet Quick den Ring Y (Fig. 5 Taf. 30) und die federnde Platte Z an, welche letztere an der Schraube befestigt ist. Beide Theile legen sich in genau abgedrehten Flächen an einander an und werden durch die Elasticität der Platte, dann aber auch durch die auf Streckung der letzteren hinarbeitenden Pulvergase gegen einander gepreſst. Die zu dem Verschlusse gehörige Quick'sche Schlagröhre (* D. R. P. Nr. 29285 vom 1. Juni 1884) unterscheidet sich dadurch von anderen, daſs der Reiberstift Q (Fig. 10 Taf. 30) mit einem Bunde t versehen ist, welcher nur dann durch die Oeffnung im Riegel D (Fig. 6) geht, wenn die Schraube C vollständig geschlossen ist. Der Stift Q wird in der Schlagröhre durch einen Weichmetallstift v gehalten, welcher beim Abziehen einfach abgeschert wird. Bei der ebenfalls für den Schraubenverschluſs bestimmten Schlagröhre von C. Th. M. Valéraud de Bange in Paris (* D. R. P. Nr. 30204 vom 27. Mai 1884) ist eine gasdichte Verbindung zwischen Schlagröhre und Zündlochfutter vorgesehen. Die Schlagröhre a (Fig. 13 Taf. 30) ist hinten mit einem elastischen Wulste e aus mit Fett getränktem Asbest versehen und dann in die Röhre f hineingeschoben; durch Ausweitung ihres hinteren Endes wird sie in f festgehalten. Die Befestigung der Röhre f im Schraubenverschlusse geschieht durch die Knaggen g, welche, in eine entsprechende Oeffnung eingeführt und um 90° gedreht, die ganze Schlagröhre festhalten. Beim Schusse drückt die eigentliche Schlagröhre a den elastischen Wulst e nach allen Seiten aus einander, so daſs Pulvergase um die Schlagröhre herum nicht entweichen können. Um die Schlagröhre nur dann abziehen zu können, wenn sie fest in den Schraubenverschluſs eingesetzt ist, besitzt die Röhre h einen Schlitz, in welchen der Abzugshebel, der die Oese des Reiberstiftes erfaſst, nur in einer bestimmten Stellung eintreten kann. In Deutschland beschäftigt sich Wilh. Lorenz in Karlsruhe (* D. R. P. Nr. 26549 vom 23. Juni 1883) mit der Einführung von Metallkartuschen bei klein kaliberigen und Feldgeschützen, deren Keilverschluſs zu diesem Zwecke mit einer besonderen Schlagvorrichtung versehen sein muſs. Wenn man den schrägen Zündlochstollen, der Rohr und Keil durchdringt, beibehalten will, soll im Keile der Schlagstift liegen, welcher von einer schwachen Schraubenfeder zurückgehalten wird, während am Verschluſsstücke des Rohres das eigentliche Zündschloſs mit dem Schlagbolzen befestigt wird. Die Spannung des letzteren erfolgt dadurch, daſs zwei Cylinder, welche an den sich berührenden Enden mit zwei scharf abgesetzten Zähnen versehen sind, durch Umwickeln und Zug an der Abzugsschnur gegen einander verdreht werden, so daſs die Zähne zuerst an einander hinauf steigen und dann von einander abgleiten, also in der gleichen Art und Weise wie das Spannen der Schlagfeder beim Mauser'schen Gewehre erfolgt. In dem Boden der Kartusche sitzen in diesem Falle Zündhütchen mit Randzündung, welche in der Mitte etwas eingedrückt sind, so daſs der Schlagstift senkrecht auf den Rand des Zündhütchens aufschlägt. Ordnet man das Zündschloſs im Keile selbst an, so hat es die in Fig. 14 bis 16 Taf. 30 dargestellte Einrichtung. In der hohlen Hülse J dreht sich ein Cylinder m mit zwei scharfen Zähnen v und dem Zahnrade Z. Auf m gleitet ein Cylinder s, welcher mit dem Schlagbolzen g fest verbunden ist und den Zähnen v gleich gestaltete Zahne u trägt. Zwischen dem Schlagbolzen g und dem Cylinder m ist die Schlagfeder o eingeschaltet. Wird nun durch Herausziehen der runden Zahnstange T das Zahnrad Z und der Cylinder m gedreht, so gleitet der gegen Drehung gesicherte Cylinder s vermöge der Zähne u und v zurück, so daſs die Schlagfeder gespannt wird. Kommen diese Zähne in die gezeichnete Lage, so schnellt die Schlagfeder o den Cylinder s und den Schlagbolzen g vor, wobei letzterer die Kartusche entzündet. Da das Zahnrad Z und der Cylinder m mittels der Kuppelungszähne x (vgl. Fig. 16) mit einander verbunden sind, so kann die Zahnstange T wieder in den Keil hereingeschoben werden, ohne daſs der Cylinder m sich mitdrehen müſste. Die Zähne x des Zahnrades Z gleiten dann über die entsprechenden Zähne von m fort. Der federnde Haken H dient zum Anknüpfen der Abzugsschnur und ist mit T so verbunden, daſs er sich, wenn die Zahnstange T genügend aus dem Keile herausgezogen ist, von derselben löst. Ein anderes, von W. Lorenz construirtes Zündschloſs (vgl. * D. R. P. Nr. 28885 vom 15. December 1883) zeigen Fig. 17 bis 19 Taf. 30. Hier besitzt der Schlagbolzen auf seinem Mantel Zähne, in welche parallel der Keilachse ein im Keile gelagerter Zahnbogen C eingreift. Die Schlagfeder liegt in dem hohlen Schlagbolzen und stützt sich nach hinten gegen die Schraube S. Wird nun der Zahnbogen C durch eine um seinen äuſseren Arm gewickelte und nach hinten gehende Schnur gedreht, so wird der Schlagbolzen zurückgeschoben, bezieh. die Schlagfeder gespannt. Sowie aber der glatte Theil des Zahnbogens C an die Zähne des Schlagbolzens gelangt, schnellt letzterer vor. Um zu verhindern, daſs das Geschütz abgefeuert werde, ehe die Verschluſsschraube des Keiles vollständig geschlossen ist, liegt im Keile zwischen der Verschluſsschraube F (Fig. 19) und der Zahnbogenachse C ein federnder Riegel s. Derselbe wird durch seine Feder f gegen die Zahnbogenachse gedrückt und springt im Ruhezustande des Zündschlosses in eine Kerbe jener Achse C ein, so daſs dieselbe nicht gedreht werden kann. Erst wenn die Verschluſsschraube ganz geschlossen ist, stellt sich ein Ausschnitt derselben über den Riegel s, so daſs nun erst letzterer beim Drehen der Achse C in jenen geschoben werden kann. Die Nuthen N (Fig. 17) im Ladeloche dienen zum Einführen des Ausziehers. Derselbe besteht aus zwei durch eine Handhabe mit einander verbundenen Haken, welche von Hand über die Kartuschkrempe gedrückt und dann herausgezogen werden. Für Schraubenverschlusse gibt Lorenz (* D. R. P. Nr. 30263 vom 22. Mai 1884, Zusatz zu * Nr. 26549) dem Zündschlosse die Einrichtung Fig. 7 Taf. 30. Die Zähne u und v (vgl. Fig. 14) liegen in diesem Falle am Stücke m und an der Schraube s. Befestigt man an den Knöpfen x die Abzugsschnur, dreht sie einige Male um das Stück m und zieht dann daran, so steigen die Schraubenflächen u und v an einander in die Höhe, so daſs die Schlagfeder o angespannt wird und, wenn die Zähne in der richtigen Stellung sind, den Schlagbolzen g vorwirft. Damit dies nicht eher geschehen könne, als bis der Schraubenverschluſs vollständig geschlossen ist, greift der Hebel h in den Schlagbolzen und eine Nuth K des Schraubengewindes im Geschützrohre ein; letzteres kann aber nur dann geschehen, wenn der Verschluſs ein vollständiger ist. Die Einrichtung ist in mehreren Abänderungen in der Patentschrift beschrieben. Als Verschluſspfropfen für Metallkartuschen schlägt W. Lorenz (* D. R. P. Nr. 29648 vom 9. April 1884) Scheiben aus Holz o. dgl. vor, welche vorn von einer Metallkapsel umschlossen werden; um letztere wickelt man gefettetes Garn, Filz oder Papier. Die Metallkapsel wird, nachdem man sie in die Metallkartusche hineingedrückt hat, mit letzterer verlöthet. Karl Kettmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 30207 vom 5. August 1884) greift auf den veralteten Kolbenverschluſs zurück. Der Kolben D (Fig. 11 und 12 Taf. 30) wird in der Thür B geführt, welche sich um einen senkrechten Bolzen am Rohre drehen läſst. Zur Feststellung des Kolbens dient der Keil G, welcher einen Spalt G1 besitzt und mit diesem über den an dieser Stelle entsprechend geformten Kolben D greift. Der Keil G wird durch die bekannte Verschluſsschraube im Rohre befestigt. Im Kolben liegt der Schlagbolzen E mit der Feder F; ersterer hat hinten einen aufrecht stehenden Arm I. Der dreiarmige Spannhebel H dreht sich um einen am Kolben befestigten Bolzen, so daſs der untere Arm in einen Ausschnitt B1 des Kolbens D greift. Zieht man den Spannhebel nach hinten, so wird zuerst der Schlagbolzen E gespannt, bis der Abzug k vor i einspringt, und dann wird der Kolben D, nachdem man selbstverständlich vorher den Keil G herausgezogen hat, aus dem Geschützrohre entfernt. Dreht man nun die Thür B um ihre Angel, so wird das Ladeloch frei, so daſs man die Patrone in das Rohr einführen kann. Der Verschluſs des Rohres vollzieht sich auf umgekehrte Weise. Ein Zug am Abzugshaken k löst den Schlagbolzen aus, so daſs letzterer vorschnellt. Die Oeffnung x dient zum Einstecken eines Sicherungsstiftes. Das Dynamitgeschoſs der Dynamic Projectile Company in New-York (* D. R. P. Nr. 29643 vom 26. März 1884) besteht von der Spitze angefangen aus einer Metallhülse, welche mit Nitroglycerin gefüllt ist, einem Kautschukbuffer und einem Holzschafte mit vier langen Schraubenflügeln am hinteren Ende. Hinter dieses Geschoſs wird ein Pfropfen gelegt, bestehend aus mehreren Holzscheiben mit zwischengelegten stulpähnlichen Dichtungsscheiben und einer sich gegen das Geschoſs lehnenden federnden hohlen Metallplatte. Alle Scheiben werden durch eine Schraube zusammengehalten. (Vgl. 1884 253 73. 254 * 248.) W. Alex. Bartlett in Washington (* D. R. P. Nr. 29396 vom 4. März. 1884) hat ein Geschütz zum Schleudern von Geschossen mittels verdichteter Gase angegeben. Die Einrichtung desselben ist aber zu unbedeutend, um hier näheres Eingehen zu rechtfertigen. Es mag nur erwähnt werden, daſs das Geschützrohr in dem Behälter liegt, welcher die verdichteten Gase enthält. Einen eigentümlichen Vorschlag macht W. Ch. Nangle in Portsmouth (* D. R. P. Nr. 29662 vom 17. Juli 1884). Er steckt Mörser, welche unter groſsen Winkeln feuern, mit ihrem offenen Hintertheile einfach in Wasser oder Erde und läſst letztere als Verschluſs wirken. Das Eintauchen in Wasser läſst sich leicht bewirken bei Mörsern, welche in flachgehenden Böten aufgestellt werden. In diesem Falle durchdringen sie den Boden des Bootes und werden in diesem mittels eines Kugelgelenkes befestigt, so daſs sie leicht nach jeder Richtung gedreht werden können. Wie weit der Vorschlag praktisch verwerthbar ist, läſst sich nicht ohne Weiteres sagen. Es mag nur bemerkt werden, daſs Wasser das beste Besatzmaterial bei mit Dynamit geladenen Bohrlöchern ist. Dasselbe genügt trotz der geringen Menge vollständig, um die Explosionswirkung nach unten zu richten. Beim Mörser liegt der Fall ebenso;, nur richtet sich die Explosionswirkung nicht nach unten, sondern nach oben auf das Geschoſs. Es ist aber gegenüber den Verhältnissen beim Sprengen als Vortheil zu betrachten, daſs hier ungleich gröſsere Wassermengen, besonders bei bedeutenden Wassertiefen, in Betracht kommen. Bei der Verwendung von Erde als Verschluſsmittel liegt der Fall nicht so günstig. Erdmörser sind übrigens schon längst bekannt; dieselben bestehen aus einem gegrabenen Loche, in welches Pulver, Besatz und Steine geladen werden. Jul. Leh und Gust. Langenbach in Bruchsal (* D. R. P. Nr. 29593 vom 28. Juni 1884) haben einen Geschütz-Geschoſskasten in Vorschlag gebracht, welcher sich durch verschiedene gute Ausführungen von dem bisher gebräuchlichen Geschoſskasten vortheilhaft unterscheidet Bei demselben hebt man die Geschosse nicht mittels eines besonderen Hebers aus dem Kasten, sondern man kippt sie zur Seite heraus, so daſs sie in die offene Hand fallen. Die Handhabung derartiger Geschoſskasten scheint bedeutend schneller und auch sicherer wie die der gebräuchlichen zu sein. P. Boca in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 19. Juni 1884) stellt die Patronenhülsen aus Celluloid her. Der Mantel besteht aus einem zusammengerollten Blatte aus Celluloid, welches mit den Rändern mittels einer Lösung von Celluloid und Kampfer in Alkohol zusammengeklebt wird. Boden und Deckel werden aus ebensolchen Scheiben gepreſst und nach der Füllung der Röhre auf gleiche Weise an denselben befestigt.

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Tafel Tafel 30
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