Titel: Oefen zum Brennen von Thonwaaren, Kalk und Cement.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 512
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Oefen zum Brennen von Thonwaaren, Kalk und Cement. (Patentklasse 80. Fortsetzung des Berichtes Bd. 254 S. 337). Mit Abbildungen auf Tafel 33 und 34. Oefen zum Brennen von Thonwaaren, Kalk und Cement. B. N. Ohle in Hamburg (* D. R. P. Nr. 31927 vom 14. Oktober 1884) legt bei seinem mit Trockeneinrichtung versehenen Brennofen über die Ofenkammern A (Fig. 13 und 14 Taf. 33) einen von senkrechten Röhren B durchzogenen Kanal K. Ein Theil der senkrechten Röhren ist durch wagerechte Rohre k verbunden. Durch das Ventil b kann die Verbindung jeder Ofenkammer von den Röhren abgesperrt werden. Unmittelbar neben und oberhalb dieser Heizkammer K befinden sich die von einander unabhängigen Trockenkammern D und unter derselben, in gleicher Höhe mit der Heizkammer, der Raum E als Sammelraum für die warme Luft. Die frische Luft tritt durch Kanäle C in die Heizkammer K, wird hier durch die Rohre B und k erwärmt, tritt bei geöffneter Klappe m in die Wärmekammern E, durchdringt die Decke n, zieht aufwärts steigend durch die Trockenkammern D und entweicht durch die Abführungsschächte F ins Freie. Nach Bedarf kann die warme Luft vor Eintritt in die Trockenkammern in den Wärmekammern noch mit frischer Luft, welche durch die Oeffnungen o zugelassen wird, vermischt werden. Jede Trockenkammer D hat ihren besonderen, durch die Klappe p stellbaren Abführungsschacht F. Es kann daher jede Kammer beliebig und unabhängig mit mehr oder weniger Zug, mit mehr oder weniger Wärmegraden arbeiten. (Vgl. E. Hoffmann 1885 255 * 346). E. Schmid in Zürich (* D. R. P. Nr. 29692 vom 17. Mai 1884) verwendet als Beschickungsvorrichtung der Ziegelöfen mit Brennstoff einen Fülltrichter A (Fig. 18 Taf. 33), welcher in dem auf dem Ofen stehenden Aufsatze B befestigt wird. Die Achse a trägt zwei schiefe Flächen c, durch deren Drehung die Gröſse der Beschickung geregelt wird. Wird der mit dem Deckel e verbundene Hebel f gehoben, so kann man durch die Glimmerscheibe g das Feuer beobachten. Der Ofen zum Brennen von Thonwaaren mit Einrichtung, den Weg der Feuergase in den Kammern umzukehren, von F. H. Hetschold in Nippes (* D. R. P. Nr. 28429 vom 3. Februar 1884) besteht, wie Fig. 15 bis 17 Taf. 33 zeigen, aus 4 Kammern I bis IV. Wenn die Feuerungen der Kammer I brennen, so streichen die Feuergase zunächst durch diese Kammer, treten dann in die Kammer II und aus letzterer in den Kamin; die Kammer III ist während dessen beschickt, die Kammer IV wird entleert. Nachdem die Kammer I fertig gebrannt ist, werden deren Feuerungen ausgezogen und die Feuerungen der Kammer II in Gang gesetzt. Die Feuergase gehen dann durch diese in die Kammer III und weiter in den Kamin, während zur Abkühlung der fertigen Steine die Verbindung der Kammer I mit den übrigen unterbrochen wird. Angenommen, die Feuerungen der Kammer I brennen; dann treten zuerst die Feuergase durch die unteren Oeffnungen a1 der Feuerwand b1, breiten sich am Boden der Kammer aus und steigen von hier in die Höhe nach der Gewölbedecke, gehen durch die runden Oeffnungen c1 der letzteren in die Kanäle d1 aus diesen in die Kanäle d2 über der Kammer II, durch das Gewölbe in diese Kammer, welche sie von oben nach unten durchziehen und an deren Boden sie in die Kanäle f2 treten. Durch diese Kanäle werden die Feuergase senkrecht in die Höhe, dann in den Mittelkanal e2 und aus diesem in den Kamin s geführt. Um den Feuergasen den vorbezeichneten Weg anzuweisen, müssen die Schieber der Kanäle d1 und d2 da, wo diese in den Mittelkanal e1 münden, ferner der Schieber des Kanales f2 am Mittelkanale e2 und der Schieber des Mittelkanales e2 am Kamine geöffnet, alle anderen Schieber aber geschlossen sein. Nachdem die Feuergase eine gewisse Zeit lang in der beschriebenen Richtung gegangen sind und dabei den Inhalt der Kammer I am Boden am stärksten, nach oben schwächer, den Inhalt der Kammer II dagegen von oben nach unten erwärmt haben, wird der Weg der Feuergase umgekehrt, so daſs sie in der Kammer I sich von der Decke zum Boden, in der Kammer II vom Boden zur Decke bewegen. Zu dem Zwecke werden die Oeffnungen a1 der Feuerwand b1 vom Heizerstande aus mit Asche und Schlacke verschlossen. Dadurch werden die Feuergase gezwungen, an der Wand b1 in die Höhe und bis zur Decke zu steigen. Die vorhin offenen Schieber der Kanäle d1 sind geschlossen, dagegen die Chamotteschieber der Verbindungskanäle g1 zwischen den Kammern I und II geöffnet worden. Es gehen deshalb die Feuergase von der Decke nach unten und treten durch die Kanäle g1 in die Kammer II am Boden ein; in letzterer Kammer steigen sie in die Höhe, gelangen durch die Oeffnungen im Gewölbe in das Kanalsystem d2 und durch die geöffneten Schieber in den Mittelkanal e1 oder auch e2 und in den Kamin. Auch können die Feuergase aus den Kanälen d2 durch beide Mittelkanäle e1 und e2 zugleich in den Kamin geführt werden, wodurch eine bessere Vertheilung der Wärme in der Kammer II erreicht wird. H. Düberg in Berlin (* D. R. P. Nr. 29691 vom 4. Mai 1884) verwendet zum Brennen von Thonwaaren eine lang gestreckte Brennkammer A (Fig. 2 bis 4 Taf. 34), deren Sohle aus einer Reihe von Wagen b besteht. In der Stirnwand B befinden sich 3 Feuerungen a, während der Kanal c zum Schornsteine führt. Schaulöcher f dienen zur Beobachtung des Feuers. Nachdem die Wagen mit zu brennender Waare besetzt und in den Ofen eingeschoben worden sind, wird die Thür bezieh. der Schieber d geschlossen und Feuer auf den Feuerungen a in der Stirnwand B angezündet. Sobald die Waare auf dem der Stirnwand B zunächst stehenden Wagen b gar gebrannt ist, wird die Stirnwand mit den Feuerungen mittels einer vor dem Ofen aufgestellten Winde vorgezogen, desgleichen auch der erste Wagen mit der gar gebrannten Waare; letzterer wird mittels der Schiebebühne F auf ein Nebengeleise gebracht und die Stirnwand B wieder in ihre vorige Stellung zurückgeschoben. Demnächst werden die im Ofen zurückgebliebenen Wagen b mit theilweise gebrannter Waare um eine Wagenlänge vorgeschoben, so daſs der bis dahin an zweiter Stelle stehende Wagen jetzt die erste Stelle einnimmt, der dritte Wagen die Stelle des zweiten u.s.w. Der letzte Platz wird dadurch frei und durch einen inzwischen mit frischer Waare besetzten Wagen ausgefüllt. Die Thür d wird dann wieder geschlossen und das Feuern in der Stirnwand B fortgesetzt. Bei feststehender Stirnwand B (Fig. 1 Taf. 34) wird der derselben zunächst stehende Wagen b, sobald die darauf befindliche Waare gar gebrannt ist, mittels der Vorrichtung D in den Tunnel E hinabgelassen, wo er zur Seite geschoben und entladen wird. Das Geleisestück e wird dann mit Hilfe der Vorrichtung D wieder emporgehoben, die Wagen im Ofen werden um eine Wagenlänge vorgeschoben und der letzte derselben wird durch einen mit frischer Waare beladenen Wagen ersetzt. Die in den gebrannten Steinen aufgespeicherte Wärme wird hier also nicht verwerthet (vgl. Bock 1875 216 * 200). A. Thiele und Th. Wegmann in Crefeld (* D. R. P. Nr. 30306 vom 20. Juli 1884) verwenden zum Brennen von Thonwaaren, Kalk und Cement einen Flammofen, dessen Roste z (Fig. 5 bis 7 Taf. 34) unter der Ofensohle liegen und mit schlitzartig durchbrochenen Gewölben y versehen sind. Neben denselben sind im Mauerwerke Kanäle x ausgespart, deren Mündungen nach den Schlitzen höher liegen als die glühenden Kohlenschichten. Nach jedesmaliger Beschickung der Roste werden die Schieber dieser Kanäle geöffnet, so daſs von auſsen Luft eintreten kann. Beim Einsetzen der Ziegel durch die Thür v werden auf der Ofensohle Feuerkanäle ausgespart, welche in Verbindung mit den Schlitzen y stehen. Von diesen Kanälen aus steigt die Glut in die Höhe, wird an der den Feuerthüren t gegenüber liegenden Langseite durch die auf der Ofensohle liegenden Oeffnungen u den Abzuglocken s und durch diese dem gemeinschaftlichen Kanäle und endlich dem Kamine zugeführt. Um in den runden Köpfen des Ofens das Feuer auch an den äuſseren Umfang zu halten, ist hier der Abzug der Feuergase so eingerichtet, daſs er durch die schlitzartig überwölbten Kanäle w in der ganzen Breite des Ofens gleichmäſsig unter die Ofensohle gehen und dann erst in die Glocken r, welche mit den Kanälen w in Verbindung stehen, treten kann. Bei dem Ziegelbrennofen von A. Peipe in Haynau, Schlesien (* D. R. P. Nr. 30635 vom 1. Mai 1884) liegt unter der Herdsohle rund um den Rauchkanal H (Fig. 8 und 9 Taf. 34) ein Kanal u; von diesem zweigt sich bei jeder Brennkammer ein Kanal i ab; in Fig. 8 deutet ein Pfeil an, wie der Zug vom Kanal u durch i wieder nach dem Ofen führt. Der Kanal u mit den Kanälen i bildet ein Schmauchsystem, durch welches nach Belieben heiſse Luft immer von der zuletzt abgebrannten Kammer nach der zu schmauchenden Kammer geführt werden kann. Zugleich bildet aber auch der Rost r bei jeder Kammer eine Schmaucheinrichtung, indem er beim Schmauchen einer jeden Kammer von oben durch die darüber befindlichen Beschickungsöffnungen befeuert wird. Das Feuer auf dem Roste r wird nun, da der Aschenraum desselben mit dem Kanäle u und i verbunden ist, mit heiſser Luft gespeist, kann aber auch, wenn es nothwendig wird, zugleich durch Abheben der kleinen Glocke in der linken Nische der Einkarrthür mit kalter Luft gespeist werden. Von dem zweiten Schmauchkanale L über den Gewölben des Ofens zweigen sich nach dem Ofen kleine Züge m ab, von denen je drei nach den auf dem Ofen befindlichen Einfeuerungsöffnungen am Anfange einer jeden Kammer führen. Diese Kanäle m können mittels zweier über einander liegender Verschluſsglocken jeder einzeln abgesperrt werden, so daſs der auf dem Ofen liegende Hauptschmauchkanal ganz isolirt ist. Wenn nun alle 3 Schmauchsysteme in Thätigkeit gesetzt werden sollen und z.B. Kammer 3 abgebrannt, Kammer 9 geschmaucht werden soll, so wird letztere durch Vorsetzen von Schiebern von dem Ofen abgesperrt und die groſse Glocke r, welche der Kammer 9 Zug verschafft, gezogen. Alsdann wird die in Kammer 3 in der rechten Nische der Einkarrthür befindliche untere Glocke, welche den Schmauchkanal u vom Ofen absperrt, herausgenommen und die obere Glocke wieder aufgedeckt; hierauf wird dieselbe (in Kammer 9 befindliche) Glocke herausgenommen und die obere wieder aufgedeckt. Sofort entsteht ein Zug, welcher die Hitze aus Kammer 3 nach dem Kanäle w, von dort nach dem Kanäle i der Kammer 9 und aus dieser nach dem Schornsteine führt. Mit dem oberen Schmauchsysteme über dem Ofen tritt das gleiche Verfahren ein, nur mit dem Unterschiede, daſs dort bei Kammer 3 drei unter den obersten Glocken befindliche kleine Glocken und bei Kammer 9 drei ebensolche Glocken herausgenommen und die oberen Glocken wieder aufgedeckt werden. Die Hitze wird dadurch aus Kammer 3 durch drei kleine Züge nach dem Hauptschmauchkanale L, von diesem wieder durch die nach Kammer 9 führenden Züge und aus dieser Kammer durch Kanal d zum Schornsteine geführt. Dann wird auf dem Roste r in Kammer 9 gefeuert, bis die Kammer abgeschmaucht ist. Nach Rich. Müller in Eberswalde (* D. R. P. Nr. 32219 vom 18. December 1884) sind beim Ringofen zum Brennen von Cement die einzelnen Kammern derart mit je einem Gewölbe a (Fig. 10 bis 12 Taf. 34) überspannt, daſs die Widerlager desselben die anstoſsenden Kammern abgrenzen. Diese Widerlager b werden wieder durch ein Gewölbe c getragen, das eine Oeffnung d überspannt, durch welche die Feuergase ihren Weg zu den anstoſsenden Kammern nehmen. Die in der Mitte jeder Kammer errichtete Scheidewand e trennt den unteren Theil jeder Kammer in zwei Theile und wird zu der Höhe aufgeführt, bis zu welcher sich die einzelnen Cementarten beim Garbrennen vom Gewölbe der Kammern aus senken. A. Dufour in Dole, Frankreich (* D. R. P. Nr. 31932 vom 10. December 1884) will zum ununterbrochenen Brennen von Kalk, Cement oder Gyps einen Schachtofen verwenden, welcher durch feuerfeste durchbrochene Platten o (Fig. 13 Taf. 34) in mehrere Abtheilungen u geschieden ist. Zum Beschicken dienen die rings um den Schornstein S befindlichen Oeffnungen s. Die in den Feuerungen f entwickelten heiſsen Gase streichen zunächst über Wasserbehälter m und steigen durch die Löcher der Platten o bezieh. die darauf lagernden Steine in die Höhe. Ist der auf den untersten Platten o liegende Kalk u. dgl. gebrannt, so zieht man diese in geeigneter Weise aus einander, so daſs der Inhalt der unteren Kammer u in den Kanal k fällt. Dann schiebt man die unteren Platten wieder zusammen, läſst die Füllung der darüber liegenden Kammer u durch Auseinanderziehen der Böden o herunterfallen u.s.f., bis schlieſslich die obere Abtheilung durch Oeffnungen s wieder mit frischen Steinen gefüllt wird. – Die Erhaltung der Platten o wird nicht leicht sein.