Titel: Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 525
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Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung. Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung. Am 12. Januar 1883 explodirte in Marseille ein Dampfkessel, indem derselbe in der Nähe der Feuerplatte quer aufriſs. Der auf den Kesselwandungen befindliche Absatz hatte nach Oppermann (Annales des Mines, 1885 Bd. 7 S. 156) folgende Zusammensetzung: Kieseliger Rückstand 18,4 Kalk 26,3 Magnesia 6,3 Eisenoxyd 0,7 Schwefelsäure 37,9 Glühverlust 10,4 ––––– 100,0. Obgleich der Absatz nur Spuren von Fett enthielt, so war er doch von Wasser schwer benetzbar, wohl in Folge des hohen Magnesiagehaltes (vgl. F. Fischer 1878 230 135. 1880 237 394). Markwart bespricht in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 S. 351 die Corrosionen an Schiffsdampfkesseln. Danach tritt in den heutigen Schiffskesseln der Rost vielfach stärker auf als in den früheren Niederdruckkesseln, weil die höhere Temperatur die Einwirkung des Sauerstoffes und der Fettsäuren aus den Schmiermitteln begünstigt (vgl. F. Fischer 1878 230 43). Nach einem Berichte von F. Schelling in den Mittheilungen aus der Praxis des Dampfkesselbetrieb es, 1884 S. 62 sollen die Erfahrungen auf allen Dampfern der Gebrüder Lange in Kiel ergeben haben, daſs überall, wo die Kesselbleche von Flamme berührt werden, keine Corrosion eintritt, weil durch fortwährende Entwickelung von Dampfbläschen Strömungen entstehen. Diese natürlichen Strömungen wirken dem zerstörenden Einflüsse des Kesselwassers entgegen; es bleibt für das gerade an den stärker erhitzten Feuerrohrblechen sich zersetzende Chlormagnesium in Salzsäure angeblich keine Zeit, seine schädlichen Eigenschaften zu äuſsern, und nach und nach bildet sich eine schützende Schicht von Kesselstein mit Ausnahme der Stellen, welche durch die Roste und Feuerbrücken gedeckt sind und wo das Wasser unbeweglich ist. Um die gefährdeten, nicht mit Kesselstein bedeckten Stellen durch Dampfbläschen von derselben Temperatur, wie solche am Scheitel des Feuerrohres entwickelt werden, überströmen zu lassen, wurde über die obere Hälfte der Feuerrohre ein Blechmantel gehängt derart, daſs zwischen demselben und dem Feuerrohre die gröſste, bezüglich der Kesselconstruction zulässige Wassermenge vorhanden ist. Dieser Mantel bedeckt das Feuerrohr seiner ganzen Länge nach bis auf 2cm vorn und hinten und zwingt die aufsteigenden Dampf Wäschen zum gröſsten Theile, ihren Weg abwärts zu beiden Seiten bis unter die Rostenlage zu nehmen. Von da ab gestattet der Mantel ein Aufsteigen der Bläschen nach dem Dampfraume. Die Zerstörungen der Bleche sollen seit Anbringung dieser Vorrichtungen aufhören. Dieselben Mittheilungen, 1884 S. 97 und 1885 S. 65 bringen weitere Analysen von sogenannten Kesselsteinmitteln, welche in der Münchener Heizversuchsstation untersucht wurden. Die Kesselsteinlösung von R. Hoffmann in Reichenbach ist lediglich eine 30procentige Natronlauge. 100k kosten 30 M., Werth höchstens 10 M. Das von Ch. Renz in Basel in den Handel gebrachte Kesselsteinmittel „Soda caustique“ ist eine sehr unreine Natronlauge. Die Petrik'sche Antikesselsteincomposition enthält in 1l: Unlösliches 9,57g Natriumcarbonat 234,26 Chlornatrium 23,72 Natriumsulfat 12,84 Glühverlust 29,75 Die Art der organischen Stoffe wurde nicht festgestellt (vgl. 1884 251 538). Das Kesselsteinmittel von Th. Wulff in Bromberg besteht aus: Kohlensaures Natron 81,14 Chlornatrium u. schwefelsaures Natron 0,75 Kalk u dgl. 1,11 Organische Bestandtheile 1,36 Wasser 15,32 –––––– 99,68. 1k dieses Mittels kostet 1 M., Werth höchstens 10 Pf. Das Weber'sche Kesselsteinpulver besteht jetzt aus: Chlorbarium 18,25 Kohlensaures Natron 34,02 Chlornatrium 2,25 Kohlensaurer Kalk 2,70 Kohlensaure Magnesia 1,35 Eisenoxyd und Thonerde 1,15 Wasser 11,08 Glühverlust 7,05 In Salzsäure Unlösliches 22,15 –––––– 100,00. 100k kosten 80 M., Werth in Folge der unsinnigen Mischung kaum 10 M. (vgl. 1883 247 457). Das von der sogen. Chemischen Gesellschaft in Solothurn gelieferte Mittel Paralith enthält in 1l: 64g,17 Chlormagnesium, 1g,66 Chlorkalium neben etwas Chloraluminium und 234g Dextrin, Wasser u. dgl. Das Paralith ist also in der Hauptsache eine Lösung von Chlormagnesium und Dextrin und wegen des hohen Gehaltes an dem ersteren Salz für den Kessel entschieden schädlich. Die von F. Diebner in Berlin gelieferte Kesselessenz enthält in 1l 50g,1 kohlensaures Natrium, 1g,49 Chlornatrium und schwefelsaures Natrium sowie 18g,16 Extract (Catechu). 100k kosten 21,40 M., Werth höchstens 2,50 M. (vgl. 1879 233 216. 1884 251 538). Die von E. Mehne in Crimmitschau gelieferte A. Weiſs'sche Masse“ enthält auſser 29 Proc. gepulverte Rinde und Sägespäne: Kohlensaures Natron 15,98 Proc. Kochsalz 16,39 Schwefelsaures Natron   5,87 Kohlensaurer Kalk   8,18 In Salzsäure Unlösliches (Sand) 14,06 Wasser bei 100° entweichend 10,13 100k dieser Masse kosten 150 M., Werth kaum 3 M. Die Kesselsteinlösung von Th. Korn in Bockenheim, von welcher 100k 108 M. kosten, enthält 73,8 Proc. Chlorbarium und 19,44 Proc. organische Stoffe, wahrscheinlich Catechu (vgl. 1876 220 180. 261). Das sogen. Vegetocorrectif von Pelerin, P. Kessler und Comp. in Brüssel riecht nach Nitrobenzol, enthält 50 Proc. Wasser, 21,7 Proc. unlösliche und 28,3 Proc. lösliche organische Stoffe. Die Lösung reducirt Fehling'sche Lösung. Das Pulver sieht aus wie Feigenkaffee und hinterläſst beim Glühen 7 Proc. Asche. 1k kostet 80 Pf. Der Kesselsteinvertilger von Menck und Comp. in Bremen enthält 24,7 Proc. kohlensaures Natrium, 4,9 Proc. schwefelsaures Natrium, 8,5 Proc. Sand, Kalk u. dgl., 0,82 Proc. Chlornatrium und 61 Proc. Gerbsäure haltige organische Stoffe als gelbbraunes Pulver. 100k kosten 250 M., Werth etwa 5 M. Das sogen. patentirte Kesselsteinlösungsmittel von Van Bärle und Comp. in Worms besteht aus 39 Proc. Soda, 23,5 Proc. Natronwasserglas und 37,5 Proc. Wasser u. dgl. 100k kosten 30 M. (vgl. 1876 220 373. 1884 251 538). Das patentirte Anti-Rost- und Kesselsteinmittel von L. Pöschel und J. Sicynski in Wien soll zum Anstriche der inneren Kesselwandungen dienen und besteht lediglich aus den Destillationsrückständen der Erdöl- oder Braunkohlentheerdestillation. 100k kosten 250 M., Werth meist negativ (vgl. 1879 231 59. 1883 247 456. 1884 251 539). Die Antikesselsteincomposition von J. Cerny und Comp. in Przibram hat folgende Zusammensetzung: Wasser 64,0 Schwefelsaures Natron 14,7 Kohlensaures Natron 15,1 Kochsalz und Chlorkalium   2,2 Gerbsäure und fettsaure Alkalien   3,2 In Wasser unlöslich   0,8 100k dieses Mittels kosten etwa 60 M., Werth etwa 3 M. Th. Lowe in Radford (Englisches Patent 1884 Nr. 4808) empfiehlt ein Gemisch aus 12 Th. Aetznatron, 8 Th. Kohle, 2 Th. sogen. Irish moss und 80 Th. Malzkeimen.