Titel: Zur Untersuchung von Fetten und Oelen.
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, S. 125
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Zur Untersuchung von Fetten und Oelen. Mit Abbildung. Zur Untersuchung von Fetten und Oelen. Zum Nachweise von fetten Oelen in Mineralölen versetzt F. Lux (Zeitschrift für analytische Chemie, 1885 S. 357) etwa 5cc des Oeles in einem Reagenscylinder mit etwas Natronhydrat, erhitzt zum Sieden und erhält etwa 1 bis 2 Minuten lang darin. Sind mehr als 10 Proc. fettes Oel vorhanden, so erstarrt die Flüssigkeit beim Abkühlen. Um selbst 2 Proc. fettes Oel nachzuweisen, nehme man zwei mittelgroſse Bechergläser, von denen das eine sich derart in das andere schieben laſst, daſs die beiden Böden etwa 1 bis 2cm von einander abstehen. Man bringt sodann in das weitere Becherglas so viel geschmolzenes Paraffin, daſs, wenn man das engere Glas in das weitere setzt, das Paraffin in dem engen, zwischen den Seitenwandungen befindlichen, ringförmigen Raume etwas über der halben Höhe steht; in das innere Becherglas gibt man so viel Paraffin, daſs sich die beiden Flüssigkeitsspiegel annähernd in gleicher Höhe befinden. Ein in das innere Becherglas eingehängtes Thermometer zeigt die Temperatur, welche man auf etwa 200 bis 210° zu halten hat, an. Zwei Reagenscylinder werden mit einigen Cubikcentimeter des zu prüfenden Oeles versehen und in das eine einige Schnitzelchen Natrium, in das andere ein Stängelchen Natronhydrat gegeben, so daſs letzteres etwa 1cm hoch von dem Oele überdeckt ist. Die beiden Reagenscylinder werden in das Paraffinbad gestellt und die Zeit bemerkt; man läſst dieselben 15 Minuten lang ruhig in dem Bade verweilen, nimmt sie dann heraus, wischt das anhängende Paraffin ab und stellt sie zum Abkühlen hin. Enthält das zu untersuchende Mineralöl auch nur 2 Proc. fettes Oel, so erstarrt in dem einen oder in dem anderen Röhrchen, in der Regel aber in beiden, das Oel nach erfolgter Abkühlung zu einer mehr oder weniger zähen Gallerte. Doumer (Bulletin de la Société industrielle du Nord de la France, 1884 S. 319) unterscheidet Oele, welche das Chlorophyllspectrum geben: Olivenöl, Hanföl und Nuſsöl, solche, welche kein Spectrum geben: Mandelöl und Ricinusöl; sämmtliche Strahlen absorbiren Colzaöl, Rapsöl, Leinöl, Senföl und 3 breite Banden geben Sesamöl, Mohnöl und Baumwollöl. W. P. Mason (Chemical News, 1884 * Bd. 50 S. 210) verwendet zur Bestimmung der Zähigkeit der Oele einen 58cm hohen Glascylinder mit 3mm dickem Messingboden, dessen 0mm,8 weites Loch von oben so abgeschrägt ist. daſs eine Oeffnung in dünner Platte entsteht. Der Cylinder wird bis 50cm hoch mit Wasser gefüllt und man hält, während 100cm abflieſsen, den Wasserstand durch Nachgieſsen auf gleicher Höhe. Die zu untersuchenden Oele werden so hoch eingefüllt, daſs das Gewicht der Oelsäule dem der Wasserfüllung entspricht. Es wird mit diesem Apparate sehr schwer die bestimmte Temperatur einzuhalten sein. Das Nachfüllen während des Abflieſsens ist ohne Bedeutung, da es sich nur um Vergleichswerthe handeln kann. Der von C. Engler (Badische Gewerbezeitung, 1885 S. 91) angegebene Apparat unterscheidet sich dadurch von dem F. Fischer'schen (vgl. 1880 236 * 495), daſs der Oelbehälter A flacher, 106mm weit und mit einem Deckel A1 versehen ist. An den kegelförmig verlaufenden Boden schlieſst sich das 20mm lange, 3mm weite Ausfluſsröhrchen a an, das für genaue Normalbestimmungen aus Platin, für gewöhnliche Zwecke jedoch aus Messing oder Kupfer angefertigt ist. Dasselbe kann mittels des unten schwach zugespitzten, aus Hörn oder hartem Holz gedrehten Ventilstiftes b verschlossen oder geöffnet werden. Vier Marken c sind in gleicher Höhe über dem Boden des Behälters angebracht und dienen gleichzeitig zum Abmessen der Oelprobe und zur Beurtheilung richtiger wagerechter Aufstellung der Kapsel. Bis zu den Marken muſs der Apparat 240cc fassen, was bei schwach ausgebauchter Form des Bodens unter Festhaltung der gegebenen Abmessungen der Fall ist. Das Thermometer t dient zum Ablesen der Temperatur des Versuchsöles. Die Kapsel A ist von einem oben offenen Mantel aus Messingblech B umgeben, welcher zur Aufnahme eines schweren Mineralöles behufs Erhitzung des Inhaltes von A bis auf Temperaturen von 100 bis 150° dient. Textabbildung Bd. 258, S. 126W. König (Annalen der Physik, 1885 Bd. 25 S. 618) hat bei der Bestimmung der Reibungscoefficienten einiger Flüssigkeiten nach der Methode der schwingenden Scheiben, als auch nach der des Ausflusses durch Capillarröhren gefunden, daſs die kleine Scheibe stets gröſsere, zum Theile bedeutend gröſsere Werthe gab als die groſse. Ebenso führte, beim Ausfluſsapparate die Anwendung der kurzen Röhre (99mm) durchschnittlich zu gröſseren Werthen als die der langen (161mm) und auſserdem hat die Stärke des Druckes, unter welchem die Flüssigkeit ausströmt, bei der kurzen Röhre einen Einfluſs auf das Ergebniſs. Offenbar sind die am Anfange und Ende der Röhre im Flieſsen auftretenden Unregelmäſsigkeiten so stark, daſs sie bei der kurzen Röhre noch nicht gegen den Einfluſs der Röhre selbst verschwinden. Immer jedoch stimmen die Endzahlen für denselben Apparat unter sich besser überein, als mit denen des anderen Apparates. Die mit schwingenden Scheiben erhaltenen Werthe sind stets gröſser als die mit dem Ausfluſsapparate gefundenen. Nach W. C. Röntgen (daselbst * S. 510) wird durch Zusammenpressen der Flüssigkeiten unter 20 bis 30at Druck die Ausfluſszeit derselben vermindert; die Viscosität nimmt daher unter Druck ab. Für vorliegende Untersuchungen ist dies jedenfalls unmerklich. E. Dietrich gibt in seinem Geschäftsberichte, April 1885, nachstehende Zahlen für die Eigengewichte folgender reiner Oele bei 23°: Olivenöl (Provencer) 0,912 bis 0,914, grünes Olivenöl 0,909 bis 0,915, Sonnenblumenöl 0,920, Baumwollsamenöl 0,917 bis 0,921, Arachisöl 0,917 bis 0,918, Rapsöl 0,910, Sesamöl 0,919, Ricinusöl 0,964. Mit Ausnahme des letzteren ist demnach das specifische Gewicht nicht geeignet, Gemische obiger Oele zu erkennen.