Titel: Neue Naphtolfarbstoffe.
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, S. 372
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Neue Naphtolfarbstoffe. Neue Naphtolfarbstoffe. L. Vignon und Comp. in Lyon (D. R. P. Kl. 22 Nr. 32291 vom 27. Februar 1884) läſst zur Herstellung orangerother und violetter Azofarbstoffe die Diazoverbindungen der Amine auf α-Naphtoldisulfosäure einwirken. Die erhaltenen Farbstoffe werden aus sauren Bädern langsam auf die thierische Faser niedergeschlagen. Mit Diazobenzol erhält man Orange, mit Diazobenzolsulfosäure Röthlichorange, mit deren höheren Homologen immer rothstichigeres Orange, mit Diazonaphtalin Rothviolett, mit diazotirter Naphtionsäure Violett, mit Diazoazobenzol Roth violett, mit Monosulfodiazoazobenzol Violett, mit Disulfodiazoazobenzol Violett, mit deren Homologen Violett. Mit den Diazoabkömmlingen des Xylidins, Amidoazobenzols und ihrer Sulfoverbindungen entstehen Farbstoffe von dunklerem Roth als die Farbstoffe, welche aus der Einwirkung dieser Verbindungen auf die von der Naphtionsäure abstammende α-Naphtolmonosulfosäure entstehen. Auf Seide und Wolle sollen dieselben einen guten Ersatz für Orseille geben. Zur Darstellung der α-Naphtoldisulfosäure werden 30k α-Naphtol mit 90k Schwefelsäuremonohydrat ungefähr 8 bis 10 Stunden lang auf 100 bis 110° erhitzt, das Reactionsproduct wird dann in 600l kaltes Wasser gegossen, durch Absättigung mit Kalkmilch die α-Naphtoldisulfosäure als Kalksalz gewonnen und dieses in das Natronsalz übergeführt; letzteres dient zur Farbstoffbereitung. Es werden z.B. 10k Anilin und 30k Salzsäure in 100l Wasser gelöst, wobei man mit Eis bis auf 0° abkühlt; man diazotirt sodann, indem man die Temperatur nicht über 0 bis 2° steigen läſst, mit 7k Natriumnitrit in concentrirter wässeriger Lösung. Die erhaltene Lösung von Diazobenzolchlorhydrat wird in eine überschüssige Lösung des oben erhaltenen α-naphtoldisulfosauren Natrons gegossen, welche mit so viel Ammoniak versetzt ist, daſs die Flüssigkeit nach dem Zusätze der ganzen Menge des Diazobenzolchlorhydrates noch basisch ist. Der Farbstoff wird mit Kochsalz ausgefällt, abfiltrirt, gepreſst, durch Umlösen in heiſsem Wasser und Wiederaussalzen gereinigt, abfiltrirt, gepreſst und getrocknet. Die Leipziger Anilinfabrik Beyer und Kegel in Lindenau (D. R. P. Kl. 22 Nr. 32964 vom 19. April 1884) erwärmt zur Herstellung von Naphtolmonosulfosäure 100k Naphtol mit 69k Schwefelsäuremonohydrat bei 100° so lange, bis nach Armstrong (vgl. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 201) die Masse erstarrt ist und eine Probe sich in Wasser löst. Dann wird mit Wasser gekocht, 38k Soda zugesetzt, filtrirt und mit Kochsalz gesättigt; schon in der Wärme, vollständig in der Kälte, scheidet sich das Natronsalz einer Naphtolsulfosäure ab, welche mit Diazokohlenwasserstoffen gelbere, mit Diazosulfosäuren röthere Farben liefert als die Schaeffer'sche β-Naphtolsulfosäure; in Lösung bleibt ein Natronsalz, welches ähnliche Farben liefert wie die Schaeffer'sche Säure, jedoch durchweg etwas gelbere. Der Niederschlag wird noch mit Salzwasser nachgewaschen, um das lösliche Salz vollständig zu entfernen. Man kann auch die Säure vollständig neutralisiren bezieh. die Ueberführung ins Natronsalz durch Aetznatron, Glaubersalz oder Kochsalz bewirken. Um diese Natron- und Kalksalze auf Azofarben zu verarbeiten, löst man in Wasser und fügt so viel Ammoniak zu, daſs die Flüssigkeit bis zu Ende alkalisch bleibt. Durch einen Vorversuch bestimmt man die nöthige Menge der zuzusetzenden Diazoverbindung.