Titel: Neuerungen an Wasserleitungsventilen.
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, S. 344
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Neuerungen an Wasserleitungsventilen. (Patentklasse 85. Fortsetzung der Berichte Bd. 256 S. 103 und Bd. 257 S. 394.) Mit Abbildungen auf Tafel 22. Neuerungen an Wasserleitungsventilen. Das selbstschlieſsende Wasserleitungsventil von J. Kretschmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 31902 vom 7. Mai 1884) besteht im Wesentlichen aus einem Hauptcylinder O (Fig. 12 Taf. 22), in welchem sich das Verschluſsventil D und zwei mit einander fest verbundene Kolben E und F, deren Auf- und Niedergang durch den Deckel R und die Stellhülse N begrenzt wird, befinden, und aus einer Kammer C, die mit dem Zufluſsrohre L durch ein Sieb K und mit dem Hauptcylinder durch die Oeffnungen G und H in Verbindung steht. Die Oeffnung H kann durch die Schraube J beliebig verengt werden. Im Zustande der Ruhe dringt das Wasser durch das Sieb K in die Kammer C und von hier durch die Oeffnungen H und G in den Hauptcylinder O und drückt das Verschluſsventil D gegen seinen Sitz und den Kolben F gegen den Deckel R. Beim Niederdrücken der beiden Kolben E und F entweicht das Wasser aus dem Raume A durch das kleine Ventil S im Kolben E in die Kammer C und von da durch das Sieb K in das Zufluſsrohr L, wodurch die Reinigung des Siebes vor jeder Benutzung des Ventiles bewirkt wird. Hört der Druck auf die beiden Kolben E und F auf, so wird das Ventil D nebst den beiden darüber ruhenden Kolben gehoben, bis der Kolben F an den Deckel R stöſst; dabei tritt das Wasser in das Abfluſsrohr M. Gleichzeitig wird das Ventil S geschlossen, so daſs das Wasser nur durch die Oeffnung H in den Raum A gelangen kann. Durch diese Oeffnung tritt nun das Wasser in den Raum A, preſst den Doppelkolben fest gegen den Deckel R und schiebt dann das Ventil D, je nachdem man durch die Schraube J die Oeffnung H gestellt hat, schnell oder langsam gegen seinen Sitz. Auf diese Weise hat man es in der Hand, das Ventil D ganz langsam zum Schlusse zu bringen und so den Rückschlag des Wassers bei erfolgter Absperrung zu verringern, während man durch die Veränderung der Hubhöhe der Kolben mittels der Schraube N die Spülwassermenge verändern kann. Die Anordnung der Zufluſsöffnungen G und H ist so getroffen, daſs sie in keiner Stellung der Kolben und des Ventiles D verdeckt werden und so ein Versagen des Spieles ausgeschlossen ist. Bei niedrigem Wasserdrucke kann der Querschnitt des Kolbens F beliebig vergröſsert werden, um den Unterschied der Kolbenquerschnitte zum Hochheben der Kolben nach erfolgtem Niedergange auszunutzen. Statt des Ventiles S kann man die beiden Kolben mit Lederstulpen versehen, von denen der untere Wasser von unten nach oben durchläſst, und der obere den Austritt des Wassers aus dem Ventilgehäuse verhindert. Nach angestellten Versuchen soft der Arbeitsgang dieses Ventiles ein tadelloser sein. Bei dem selbstschlieſsenden Ventile von E. Grueneberg in Königsberg (* D. R. P. Nr. 31954 vom 3. Januar 1885) wird der gleiche Zweck, sicheres Schlieſsen bei hohem und niedrigem Drucke, durch andere Mittel erreicht: Das eigentliche Abschluſsventil a (Fig. 9 Taf. 22) ist mit einem Kolben b verbunden, welcher mit geringem Spielraume in dem ausgedrehten Cylinder des Ventilgehäuses gleitet. Durch Niederdrücken des gabelförmigen Hebels c werden Ventil und Kolben gehoben und das über letzterem befindliche Wasser durch den Zwischenraum zwischen Kolben und Cylinderwand, sowie die kleinen Oeffnungen o im Boden des Kolbens nach unten gedrängt. Beim Loslassen des Hebels strebt der Wasserdruck, das Ventil zu schlieſsen; der Kolben gestattet indeſs nur einen allmählichen Niedergang des Ventiles in Folge des engen Zwischenraumes und der Durchbohrungen o. Die Schluſszeit läſst sich nun innerhalb einer bestimmten Grenze auf jede verlangte Gröſse dadurch einstellen, daſs man die Oeffnungen o entsprechend verengt. Dies bewirkt man durch Annäherung der unteren Kolbenfläche an den Ventilkopf a mittels der Schraube d. Werden beide Flächen bis zur Berührung einander genähert, so findet das Wasser durch die Oeffnungen o keinen Durchgang mehr und bleibt demselben nur der enge Weg zwischen Cylinderwand und Kolben, um den Raum über letzterem ausfüllen zu können; diese Stellung ergibt den langsamsten Ventilniedergang. Entfernt man aber den Kolben vom Ventilkopfe a, so erlangt das Wasser in gleichem Maſse freieren Durchgang, wodurch der Niedergang des Ventiles beschleunigt wird. Der Kolben b trägt an der Unterseite die Gabel e, in welche der Stift f zur Führung hineinragt; hierdurch wird die Drehung des Kolbens verhindert, wenn durch die Schraube d der Abstand desselben vom Ventilkopfe a verändert werden soll. Der Ventilkopf a ist mit der Schraube d fest verbunden und mit derselben drehbar. Das Ventil a ist für den Abfluſs des Wassers cylindrisch ausgebohrt und nahe unter seinem Kopfe mit einem Kranze von dreieckigen Oeffnungen versehen, durch welche beim Heben des Ventiles das Wasser in den inneren Hohlraum desselben dringt und unten abflieſst. Zum sicheren Abschlusse des Wassers ist das Ventil mit einer Gummiplatte belegt. Die Schraube d hat einen keilförmigen Kopf, durch welchen mittels eines geeigneten Schlüssels die Schraube gedreht und dadurch die Abschluſsdauer des Ventiles bestimmt werden kann. Die Schraube ist indeſs nicht zugänglich, so daſs die Dauer der einmal eingestellten Abschluſszeit auch nicht nach Willkür durch Unberufene geändert werden kann. Das Ausfluſsventil von Herbert Trott in London (* D. R. P. Nr. 32216 vom 3. December 1884) besitzt einen gewundenen Einströmkanal f (Fig. 10 Taf. 22), um angeblich den Stoſs des Wassers auf die Abschluſsfläche des Ventiles zu vermindern und dadurch die Abnutzung derselben zu verringern. Vor der Mündung des Einströmkanales hängt eine Klappe e, deren beide Dreh zapfen in Nuthen c des Ventilgehäuses hin- und hergleiten können. Der Querschnitt der Zapfen ist der gezeichnete, so daſs bei geschlossener Klappe der Schwerpunkt derselben ziemlich weit über ihren Aufhängepunkt hinausragt. Es soll diese Einrichtung in Verbindung mit dem schräg liegenden Ventilsitze die Eröffnung des Ventiles erleichtern. Als Dichtungsmittel ist in die Klappe eine Scheibe aus Kautschuk oder weichem Metalle eingesetzt, deren scharfe Kanten sich auf den Ventilsitz auflegen und von einem durch einen Schwimmer bewegten Excenterhebel l oder durch eine Schraube gegen denselben angedrückt werden. Durch Abnehmen des Deckels a kann der einzig wesentliche Theil des Ventiles, d. i. die Klappe e heraus genommen und nachgesehen werden. In dieser groſsen Einfachheit des Ventiles besteht seine Haupteigenthümlichkeit. Der Selbstschluſshahn von Eberhart und Küchler in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 33094 vom 2. Mai 1885) hat den Zweck, die Wasserleitung, sobald das Wasser durch Schlieſsung des Haupthahnes abgestellt ist, selbstthätig zu schlieſsen und auch dieselbe nach Wiedereinlaſs des Wassers geschlossen zu halten, so daſs den während der Absperrung etwa geöffneten und nicht wieder geschlossenen Hähnen auch nach aufgehobener Absperrung kein Wasser entströmen und zu Schaden Anlaſs geben kann. Am zweckmäſsigsten wird der Verschluſshahn an der Stelle der Wasserleitung eingeschaltet, wo diese in das Haus eintritt, weil dann durch einen einzigen Hahn sämmtliche in der Wohnung befindliche Ausfluſshähne gesichert sind. Das Wasser tritt in den Rohrstutzen h (Fig. 13 und 14 Taf. 22), welcher in einen rings um den Stiefel A sich hinziehenden Kanal e mündet; letzterer steht durch schlitzartige Oeffnungen o mit dem Stiefelinneren in Verbindung, so daſs das Wasser aus dem Rohre h in den Stiefel A und aus diesem durch die Oeffnung l in den Rohrstutzen i tritt, welcher mit der zur Ausfluſsstelle führenden Rohrleitung in Verbindung gebracht ist. In dem Stiefel A ist der Kolben k dicht schlieſsend verschiebbar. Die Kolbenstange q endigt in ein Auge p, in welches der Gewichtshebel t greift. Das Gewicht desselben hat das Bestreben, den Kolben von rechts nach links zu schieben. Dieser Bewegung tritt indeſs, wenn die Leitung, wie gezeichnet, offen ist, der in derselben vorhandene Druck hindernd in den Weg. Wird nun aber der Haupthahn der Leitung abgesperrt, so wird hiermit auch der in dieser befindliche Druck aufgehoben und der Hebel t schiebt den Kolben k vor die Oeffnung l und verschlieſst dieselbe. Tritt nun aber nach aufgehobener Absperrung das Wasser wieder in das Rohr h und aus diesem in das Stiefelinnere, so ist, da die Oeffnung l durch den Kolben k geschlossen ist, hiermit dem weiteren Eindringen des Wassers in die Leitung eine Grenze gesetzt, indem der Kolben k durch den jetzt hinter demselben vom Wasser ausgeübten Druck nur noch fester gegen die Oeffnung l gepreſst wird. Jetzt ist also, trotzdem das Wasser wieder in das Ventil gelassen ist, die Hausleitung dennoch geschlossen, so daſs den Ausfluſsstellen auch bei geöffnetem Haupthahne Wasser nicht entströmt. Man ist deshalb, will man der Leitung Wasser entnehmen, gezwungen, die durch den Verschluſshahn bewirkte Sperrung zu beseitigen. Dies geschieht dadurch, daſs man den Hebel t hebt, wodurch der Kolben k verschoben und die Oeffnung l wieder frei gelegt wird. Val. Schneider in Breslau (* D. R. P. Nr. 31996 vom 24. December 1884) hat einen Controlapparat für Haus Wasserleitungen angegeben, welcher verhindern soll, daſs aus einem der Ausfluſshähne mehr wie eine ganz bestimmte Wassermenge ununterbrochen abgezapft wird. Der Apparat wird in die Wasserleitung beim Eintritte derselben in das Haus eingeschaltet und besteht, wie aus Fig. 8 Taf. 22 zu entnehmen ist, aus einem gewöhnlichen Durchgangshahne a mit kleiner Nebenöffnung, welcher durch einen Hebel b geöffnet oder geschlossen werden kann. Dicht hinter diesem Hahne und in Verbindung mit demselben befindet sich der eigentliche Apparat. Dieser besteht aus einem Druckcylinder c, in welchem sich ein durch einen Lederstulpen gedichteter Kolben s bewegt. Der Cylinder erhält sein Druckwasser durch einen feinen Kanal, welcher auf dem Bolzen e in Form einer Spirale eingedreht ist. Der Kolben s hat nach oben eine Verlängerung, welche bei f geführt wird und oben die Gewichtsschale h trägt. Ein seitlich angebrachter Zapfen i verbindet durch die Zugstange k den Kolben mit dem Hebel b des Hahnes a, öffnet und schlieſst denselben beim Aufgange bezieh. beim Niedergange. Der Hebel b trägt auſserdem noch ein verstellbares Gewicht l. Wenn der Wasserinhalt einer Hauswasserleitung still und mit der Straſsenleitung in Verbindung steht, so herrscht in der Leitung derselbe Druck wie in der Straſsenleitung. Wenn aber aus der Hausleitung Wasser entnommen wird, so entsteht in der meist aus 20 bis 30mm weiten Rohren bestehenden Leitung je nach der entnommenen Wassermenge ein gewisser Druckverlust. Wird der Kolben so belastet, daſs das Gewicht beim vollen Drucke von letzterem getragen wird, dagegen nicht mehr bei dem durch die Wasserentnahme verminderten Drucke, so beginnt der Kolben zu sinken und würde bei längerer Dauer der Wasserentnahme (wenn diese so lange dauert, daſs durch den feinen Spiralkanal des Bolzens e eine Ausgleichung des Wasserdruckes in der Leitung und dem Druckcylinder c herbeigeführt wird), den Hahn schlieſsen. In Wirklichkeit findet die Wasserentnahme zu den gewöhnlichen Haushaltungszwecken nur immer auf sehr kurze Zeit statt. So dauert eine geordnete Closetspülung etwa 15 Secunden, ein Eimer wird in etwa ⅓ Minute gefüllt und nur in Ausnahmefällen erstreckt sich die Benutzung auf eine oder ein paar Minuten, oder wie zu gewerblichen Zwecken oder zu Springbrunnen, auf längere Zeiträume. Tritt nun zu der beabsichtigten Wasserentnahme ein Wasserverlust durch Undichtheiten der Röhren oder durch Offenlassen eines Zapfhahnes, so wird die Wasserentnahme vergröſsert, der Druck in der Leitung vermindert sich dem entsprechend, der Kolben bleibt im Sinken und schlieſst, wenn sich nicht bald der volle Druck wieder herstellt, den Absperrhahn. Ist nun der Hahn geschlossen, so tritt, falls die Leitung keine Undichtheit zeigt und alle Ablaufhähne gesperrt sind, durch die feine Nebenbohrung des Hahnes nach einiger Zeit wieder eine Oeffnung desselben ein, indem der volle Druck in der Leitung sich wieder einstellt. Ist aber eine Undichtheit vorhanden, ist ein oder sind mehrere Zapfhähne nicht geschlossen, so bleibt der Hahn gesperrt und zeigt dadurch an, daſs etwas nicht in Ordnung ist. Der das Wasser Verbrauchende hat es also in seiner Hand, die Belastung des Kolbens so zu wählen, daſs nur eine gewisse Wassermenge ununterbrochen entnommen werden kann, ohne daſs ein Schlieſsen der Leitung stattfindet. Das Gewicht l auf dem Hebel b wird so schwer gewählt bezieh. so eingestellt, daſs es allein die Reibung des Hahnes a überwinden und diesen schlieſsen würde. Die weitere Belastung des Kolbens d in der Gewichtschale h wird so bemessen, daſs bei gewöhnlicher Wasserentnahme eine Schlieſsung des Hahnes noch nicht erfolgt. Der Arbeitsgang des Apparates ist nun folgender: Wenn ein normaler zulässiger Wasserverbrauch aus der Leitung stattfindet, so bleibt der Kolben in seiner höchsten Stellung. Wird die Wasserentnahme während dieser Zeit gröſser, so fängt der Kolben an zu sinken, indem er das unter ihm befindliche Wasser durch die feine Oeffnung in die Leitung zurückdrückt. Hört die Wasserentnahme während dieses Sinkens des Kolbens auf, so wird der letztere, ehe noch ein Schlieſsen der Leitung stattgefunden hat, wieder steigen. An Schwimmerventilen zur Erhaltung gleichbleibender Füllung eines Behälters hat A. L. G. Dehne in Halle a. S. (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 32305 vom 22. November 1884) zur Verbindung des Schwimmers mit dem Zufluſsventile einen Kniehebelmechanismus angeordnet, um ein langsames Oeffnen und kräftiges Niederdrücken des Ventiles beim Schlieſsen zu erzielen. Nach Fig. 11 Taf. 22 steht das Ventil B mit einem Kolben C in Verbindung, welcher durch das Gelenkstück c an den Hebel b des im Behälter liegenden Schwimmers angeschlossen ist. Der Kolben C entlastet somit das Ventil B, so daſs der Wasserdruck beim Beginne des Oeffnens unterstützend wirkt. Die Dichtung des Kolbens C erfolgt durch einen Lederstulpen.

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Tafel 22