Titel: W. A. Nippoldt's Telephonbrücke zum Messen von Erdleitungswiderständen.
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, S. 202
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W. A. Nippoldt's Telephonbrücke zum Messen von Erdleitungswiderständen. Mit Abbildungen. Nippoldt's Telephonbrücke zum Messen von Erdleitungswiderständen. Das von Dr. W. A. Nippoldt in Frankfurt a. M. angegebene und von Hartmann und Braun in Frankfurt-Bockenheim ausgeführte Instrument in Taschenformat ist für die Technik bestimmt und soll keinen Anspruch auf gröſste Genauigkeit der Messungen erheben. Ob ein Erdleitungswiderstand zu 25 oder 28 Ohm gemessen wurde, ist von geringer Bedeutung; denn es ist sicher anzunehmen, daſs solche Widerstände innerhalb mäſsiger Zeiträume weit gröſseren Schwankungen unterworfen sind. Von gröſserer Bedeutung als in der Telegraphie ist das zu besprechende Instrument in der Blitzableitertechnik. Es ist allgemein anerkannt, daſs hier eine ungenügende Ableitung ein Abspringen des Blitzes von der Leitung leicht ermöglichen kann. Die bemerkenswerthen Versuche Töpler's, über welche in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1884 S. 246 ff. berichtet ist, haben gezeigt, daſs selbst eine Ableitung von wenigen Siemens-Einheiten das Abspringen der hoch gespannten Elektricität unter Verhältnissen nicht verhindern konnte, welche mehr oder weniger auch bei Blitzableitern vorliegen. Diese Versuche haben aber auch gezeigt, daſs ein Abspringen der Elektricität um so weniger stattfand, je besser die Erdleitung beschaffen war. Da also das vorliegende Meſsinstrument besonders bei Blitzableiteranlagen verwendet werden soll, so wurde bei dessen Construction das Hauptaugenmerk auf leichte Handhabung und Tragbarkeit gerichtet. Das Prinzip der Messung ist dasselbe, welches bereits im Centralblatt für Elektrotechnik, 1884 S. 589 erwähnt ist und das Nippoldt im J. 1868 zuerst zur Bestimmung der Leitungsfähigkeit von Elektrolyten in Anwendung brachte, d. i. Ausschluſs der Polarisation durch Verwendung von Wechselströmen; dazu tritt an Stelle eines Elektrodynamometers, nach Vorschlag von Kohlrausch, ein Telephon. Nach Nippoldt's früheren Untersuchungen vermochten selbst Wechselströme die beiden in die Flüssigkeit tauchenden Elektroden unter bestimmten Verhältnissen zu polarisiren, so daſs im Dynamometer ein Ausschlag entstand, welcher sowohl gröſser, als auch kleiner ausfiel, als er ohne Polarisation hätte sein sollen, je nachdem die Spannung des Elektromotors gröſser oder kleiner war als ein bestimmter mittlerer Werth. Durch Verminderung der Stromdichte an den Elektroden, d.h. durch Vermehrung der Oberfläche der letzteren konnte dagegen die Polarisation innerhalb der Grenzen der Spannung, zwischen denen die Untersuchungen stattfanden, auf einen völlig zu vernachlässigenden Mindestwerth gebracht werden. Da also selbst Wechselströme eine Polarisation der Elektroden von völlig gleichem Metall herbeiführen können, so wird sich, wenn man in den Stromkreis zwei Erdplatten einschaltet, von denen die eine als Hilfsplatte aus anderem Metalle ist als die Platte, deren Uebergangswiderstand gemessen werden soll, fast stets eine Polarisation bemerkbar machen, welche in einem Elektrodynamometer auch ohne sonstiges Mitwirken einer anderen Stromquelle einen Ausschlag erzeugt, der ein sicheres Messen wesentlich beeinträchtigt. Um so erfreulicher ist es, daſs in dem Telephon Ströme von unveränderlicher Stärke völlig wirkungslos sind. Fig. 1., Bd. 261, S. 203 Um den Apparat so handlich wie möglich zu machen, wurde ein Telephon gewählt, welches möglichst geringe Abmessungen besitzt. Dasselbe ist von Hartmann und Braun in Frankfurt-Bockenheim construirt und enthält einen aufgeschnittenen stählernen Flachring, welcher als Magnet dient. Die beiden Polschuhe mit den Inductionsspulen sind nach der Mitte des Ringes verlängert; das ganze Telephon hat, wie aus Fig. 1 zu ersehen ist, die Form einer flachen, runden Apothekerschachtel und diese Form ist durch das Hinzufügen eines Meſsdrahtes nebst Schleifcontactes und zweier Vergleichswiderstände nicht wesentlich geändert worden. Fig. 2., Bd. 261, S. 203 Fig. 2 zeigt nach dem Centralblatte für Elektrotechnik, 1886 * S. 160 das Schema des Apparates: aAOsBb ist der Meſsdraht der nach Kirchhoff abgeänderten Wheatstone'schen Drahtcombination, R der aus zwei Theilen bestehende bifilare Vergleichswiderstand von 9 bezieh. 1 Ohm, welcher entweder je nach der Stellung des Umschalters df vollständig, oder nur mit dem kleineren Theile zu 1 Ohm eingeschaltet wird. An b und d wird der zu messende Widerstand W angelegt; es bedeutet den Schleifcontact, c und d stehen mit der secundären Spule eines kleinen Stöhrer'schen Inductionsapparates in Verbindung, welcher unmittelbar auf einem Trockenelemente angebracht ist. Die letzten beiden Apparate sind in einem zum Umhängen mit Schulterriemen versehenen Ledergehäuse geborgen; ein besonderes Gefach desselben dient zur Aufbewahrung des Telephons mit Drahtbrücke. Von den vier vom Telephon ausgehenden, zu einem kurzen Kabel vereinigten Drähten sind die zwei für den Inductor I bestimmten mit grüner Umklöppelung versehen, während die beiden anderen für den zu messenden Widerstand W schwarzgrün umklöppelt und an den Enden mit Klemmschrauben versehen sind. Die Skala ist an der der Telephonöffnung gegenüber stehenden, um etwa 330° drehbaren Deckscheibe angebracht (vgl. Fig. 1); an dieser ist auch der Schleifcontact befestigt, welcher jedoch nebst dem kalibrirten Meſsdraht zum besseren Schütze im Inneren gelegen ist. Der Zeiger für die Skala befindet sich am Gehäuse, die Ablesung geschieht unmittelbar in Ohm. Die Messungen umfassen bei den Apparaten für den gebräuchlichsten; Zweck (Blitzableiter): die Widerstände von 0,1 bis 100 Ohm, während die Bewegung des Schleifcontactes zum Zwecke der leichteren Einstellung noch etwas über diese Grenzen (bis 0,06 bezieh. 150 Ohm) hinausreicht. Fig. 3., Bd. 261, S. 204 Fig. 1 zeigt die Ansicht der Telephon-Meſsbrücke und Fig. 3 den ganzen Apparat mit für den Zugang zu den Trockenelementen geöffneter Seitenthür Z, wie er sich in dem Augenblicke dem Beschauer darstellt, in welchem die aus der vorderen Tasche herausgenommene Meſsbrücke mit ihren vier Drahtenden einerseits bei K und K1 an den Inductionsapparat Sr, andererseits mit den Klemmen V und V1 an den zu messenden Widerstand angelegt werden soll.