Titel: Ueber Neuerungen an Spulmaschinen.
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, S. 421
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Ueber Neuerungen an Spulmaschinen. (Patentklasse 76 und 86. Fortsetzung des Berichtes Bd. 256 S. 159.) Mit Abbildungen auf Tafel 27. Ueber Neuerungen an Spülmaschinen. Bei der Erzeugung cylindrischer Spulen mit stark sich kreuzenden Fadenlagen, wie solche in neuerer Zeit für die Versendung des Garnes mehrfach in Aufnahme kommen (vgl. 1884 254 * 149), muſs der Fadenführer sehr dicht an der Spule stehen und die Umkehrung seiner Bewegungen sehr rasch erfolgen, damit das Garn am Spulenrande nicht abfallen kann. Es wurde bisher der Spultrommel selbst die Rolle des Fadenführers zugewiesen, indem dieselbe an ihrem Umfange einen schräg verlaufenden Schlitz erhielt, durch welchen der Faden an die Spule gelangte (vgl. Hill und Broten bezieh. R. Priebsch 1884 254 * 149). Diese Fadenführung hat manche Unannehmlichkeiten gegenüber der gewöhnlichen Führung durch Drahtösen, als welche namentlich ein Aufschürfen glatter Fäden, das Verdecktsein und die schwerere Zugänglichkeit der Fadenführung anzugeben sind. Werden jedoch für den angegebenen Zweck hin und her gehende Fadenösen benutzt und stehen dieselben, wie es die leichtere Zugänglichkeit verlangt, etwas von dem Berührungspunkte zwischen Spule und Trommel ab, so stellen sich bei den Bewegungsumkehrungen, da der Fadenführer, der in der Richtung des schrägen Auflaufes des Fadens, also über den Rand der Spule verschoben werden muſs, plötzlich nach der anderen Richtung um ein ziemliches Stück bewegt wird, Stöſse und Erschütterungen ein, welche den Fäden nachtheilig werden. Diesen Uebelstand will Ferd. Roſskothen in Zwittau, Mähren (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 36038 vom 20. December 1885) durch eine besondere Bewegung der Fadenösen zu Anfang und Ende des Hin- und Herganges der Fadenführerstange beseitigen. Eine mit dieser Einrichtung versehene Spulmaschine veranschaulichen Fig. 20 und 21 Taf. 27. Die Spulen S werden bei derselben von wagerecht liegenden Cylindern e, welche senkrecht zur Längsachse der Maschine stehen und von einer Trommel aus mittels Schnur betrieben werden, gedreht und dabei die Enden der durch ihre Papierhülsen gesteckten Stifte in Gabeln g geführt. Die von unten kommenden Fäden gehen über die mit Plüsch bezogene Bremsleiste l und die Stange s zu den Fadenführern f. Dieselben sind an der Schiene c um Zapfen a drehbar und werden durch Federn b immer senkrecht stehend erhalten. Die Hin- und Herbewegung der Schiene c, welche an der mit Hebeln j schwingenden Leistet sitzt, vermittelt das Herz h, das entsprechend des raschen, um ein bestimmtes Stück am Ende jeder Bewegung erfolgenden Rückganges einen Absatz x und einen Buckel y erhalten hat. Bei der Bewegungsumkehrung treffen jedoch die unteren Hebel der Fadenführer f gegen feste Stifte m am Gestelle und die Fadenführer werden durch die Verschiedenheit des Hebelarmes der Oese und der Stifte m beschleunigend bewegt, so daſs die Stellen x und y am Herze h ziemlich sanft verlaufen können und Stöſse in der Bewegung der Schiene c vermieden sind. Die Cylinder e tragen vorn ränderirte Köpfe d, durch welche dieselben bei Fadenbruch u. dgl. festgehalten werden können. Eine von J. H. Burton und H. Sands in Nottingham entworfene Spulmaschine mit Selbstabstellung bei Fadenbruch, welche von den Erbauern Hacking und Comp. in Bury auf der Erfindungsausstellung in London 1885 vorgeführt war, zeigt verschiedene Eigenthümlichkeiten. Die Treibspindeln a (Fig. 22 Taf. 27) sind stehend angeordnet und werden von einem Reibungsrade d mittels der Kegel c in Umdrehung versetzt. Die Kegel c werden in Hebeln b geführt, welche durch die Stangen e mit Hebeln g verbunden sind, die durch Nasen n in der der Mitnahme der Spindeln entsprechenden Stellung erhalten werden. Die Nasen n stützen sich auf ähnliche wagerecht geführte Nasenstücke m, welche von Federn l beständig nach vorn gezogen werden und die Oesen f für die einzelnen Fäden tragen. Reiſst nun einer derselben, so fällt die zugehörige Oese f, welche sich vor die beständig umlaufende Zahn welle i legt, wodurch das Nasenstück m zurückgedrückt und der Hebel g frei wird. Die dadurch gehobene und abgestellte Spule kann dann durch den Hebel h wieder eingerückt werden. Zu bemerken ist hierbei, daſs die gefallene Oese f beständig durch die Feder l gegen die Welle i gedrückt wird und so ein Geräusch erzeugt, welches die Bedienungsperson auf das vor sich gegangene Reiſsen eines Fadens aufmerksam macht. Die Hebel k der Fadenführer sitzen nicht fest auf ihren schwingenden und dabei langsam dem Wachsen der Spulen entsprechend gedrehten Achsen o, sondern werden auf letzteren durch Federn geklemmt. Dadurch kann jeder Hebel k unabhängig vom anderen eingestellt werden und die Spulen können sich gleichzeitig in verschieden weit vorgeschrittenem Zustande ihrer Bildung befinden. Es hat demnach auch ein längeres Ausbleiben eines gerissenen Fadens keinen Einfluſs auf die Bildung der Spule, da der Hebel k nach dem Anknüpfen des Fadens nur entsprechend eingestellt zu werden braucht. Die Maschine soll namentlich groſse Spulen für Strickerei und Wirkerei herstellen. Zur Erleichterung der Einstellung von sogen. Schweizerhaspeln hat Th. Thorpe in Nottingham (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 31394 vom 6. Mai 1884) die in Fig. 17 und 18 Taf. 27 dargestellte Vorrichtung getroffen. Die in Lagern a drehbare Achse b trägt die Lagerarme c für die oberen Haspeltrommeln und ist an einem Ende mit dem Handhebel d versehen, auf welchem eine sich in den Zahnbogen l einlegende Sperrklinke sitzt. Dadurch lassen sich leicht alle oberen Haspeltrommeln gleichzeitig jeder beliebigen Strähnlänge entsprechend einstellen. Um bei der Bildung von Schuſsspulen mit kegelförmigen Bewickelungsschichten ein Vorlaufen der Haspel und damit eine lockere Windung des an den Kegelspitzen bezieh. auch um Fadenbruch beim Winden des groſsen Spulendurchmessers zu vermeiden, wird durch eine besondere Vorrichtung die Bremsung der Haspel geregelt. Auf der wagerecht verschiebbaren Stange f sitzen Bremsfedern e, welche gegen die Scheiben der oberen Haspeltrommeln gepreſst werden können. Die Stange f liegt in einer Nuth der Achse b, so daſs die Federn e an der Verstellung der Haspeltrommeln theilnehmen. Das Excenter g auf der Achse A, welche von der Schnurtrommel für den Spulentrieb ausgedreht wird, drückt mittels der Stange i und des Winkelhebels k beim Winden auf kleinem Durchmesser die Stange f mit den Federn e nach rechts und letztere dadurch fester an die Trommelscheiben der Haspel an. Umgekehrt wird der Haspel beim Winden auf groſsen Durchmesser gänzlich frei gemacht. Eine solche Spulmaschine war ebenfalls auf der Erfindungsausstellung in London 1885 vorgeführt. Fadenbruch wird bei rasch laufenden Spulmaschinen oft durch einen etwas schwereren Fadenabzug vom Haspel o. dgl. und dadurch vermehrter Fadenspannung hervorgebracht. Das Hemmniſs wird nun durch die erhöhte Fadenspannung beseitigt, doch ist dann auch gewöhnlich durch die starr angeordneten Fadenleiter der Bruch des Fadens eingetreten. Deshalb verbinden H. Dignowity und C. Koch in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 32169 vom 12. Februar 1885) die Drahtösen zur Fadenleitung durch Federn mit den festen Stangen o. dgl., so daſs die Oesen bei vermehrter Fadenspannung nachgeben können. In Fig. 19 Taf. 27 ist eine Trommelspulmaschine mit dieser Einrichtung veranschaulicht. Anstatt wie bisher den vom Schweizerhaspel h kommenden Faden über die festen Stäbe t zum Fadenführer zu leiten, wird der Faden durch die federnden Oesen f geführt. Bei Trichterspulmaschinen bringt R. Voigt in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 31173 vom 11. Oktober 1884) an Stelle des runden vollen Trichters, welcher durch die Reibung der Garnschichten an seiner Wandung namentlich Spulen aus gefärbtem Garne durch die Fadenglättung ein schlechtes Aussehen gibt, einen Trichterausschnitt mit gegenüber liegender lose drehbarer Rolle zur Ausführung (vgl. Hafner 1885 256 * 159).

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