Titel: Ueber die japanesischen Blitzähren; von Prof. E Schwarz in Graz.
Autor: E Schwarz
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, S. 94
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Ueber die japanesischen Blitzähren; von Prof. E Schwarz in Graz. H. Schwarz, über die japanesischen Blitzähren. Diese äuſserst zierlichen kleinen Feuerwerkskörper werden bekanntlich erhalten, wenn man nach (R. Böltger, vgl. 1868 189 87) Kalisalpeter, Schwefelpulver und Kienruſs auf das feinste pulvert und auf das innigste vermischt. Ich fand, daſs es dabei am zweckmäſsigsten ist, den Kienruſs vorher in einem Platin- oder Porzellantiegel tüchtig, bis zum Aufhören aller Theerdampf-Entwickelung, auszuglühen, da der meiste rohe Kienruſs sehr beträchtliche Mengen theeriger Stoffe enthält. Wird nun eine Messerspitze des Pulvers, etwa 15 bis 20mg, in feines, zu einem spitzen Rhombus zugeschnittenes Seidenpapier derart eingewickelt, daſs eine ährenförmige Gestalt, beiderseits zugespitzt, mit einer spindelförmigen Aufschwellung etwa 15mm vom spitzen Ende, entsteht und dieses kürzere Ende angezündet, so verläuft die Verbrennung in zwei Stadien. Zuerst tritt eine lebhafte, von starker Gas- und Flammenentwickelung begleitete Verbrennung ein, etwa wie ein Schwärmersatz verbrennen würde; dann aber zieht sich der Salzrückstand zu einer glühenden Kugel zusammen, aus welcher nun, etwa 1 Minute lang, sich äuſserst zierliche, vielfach verzweigte Blitze entwickeln, auf die endlich gröſsere Funken folgen. Fällt schlieſslich die glühende Kugel herab, so zerspringt sie auf dem Boden in fortrollende glühende Kügelchen. Das passendste Verhältniſs ist: 15 Kalisalpeter, 8 Schwefel und 3 Kienruſs. Auf Atomgewicht berechnet, ergibt dies, wenn man den Ruſs als reine Kohle annimmt: KNO3 1,485 oder rund 6 Mol. Schwefel 2,500 10 At. Kohlenstoff 2,500 10 At. Um den Vorgang der Zersetzung, besonders der Funkenbildung, zu ermitteln, wurde die Kugel, sobald das zweite Stadium der Blitzbildung eingetreten war, in Wasser abgelöscht; sie löst sich hierbei mit gelblicher Farbe auf. Beim Abfiltriren bleibt unverbrannter Ruſs zurück, das Filtrat enthält Schwefelkalium, das sich leicht durch Nitroprussidnatrium nachweisen läſst. Durch Ansäuern tritt starke Trübung durch Schwefel ein, was auf ein Polysulfid deutet. Nach Herausfällen des Schwefelwasserstoffes und Schwefels durch Chlorzink und Ansäuern mit Salzsäure erfolgt Trübung durch Chlorbarium, so daſs auch etwas K2SO4 vorhanden ist. Dagegen gelang es nicht, Salpetersäure oder salpetrige Säure in irgend bedeutender Menge nachzuweisen. Nur durch Sulfanilsäure, Salzsäure und schwefelsaures Naphtylamin war es möglich, eine Spur Salpetrigsäure nachzuweisen. Die geringe Menge Salpeter war demnach im ersten Stadium vollkommen verzehrt. Die Umsetzung erfolgt daher etwa in folgender Art: 6KNO3 + 10S + 10C = K2SO4 + K2S4 + K2S5 + 6N + 7CO2 + 3C. In der glühenden Kugel, bei welcher die Wärme von auſsen durch Verbrennung des Schwefelkaliums aufrecht erhalten wird, wirkt die Kohle auf das entstandene schwefelsaure Kali ein, indem sie dasselbe nach der Formel K2SO4 + 3C = K2S + 2CO + CO2 reducirt. Das entstehende Gas schleudert nun sehr geringe Mengen der Masse nach auſsen, in denen sich nicht nur der Prozeſs der Verbrennung des Kaliumpolysulfides, sondern auch die Reduction des Kaliumsulfates energisch fortsetzt, worauf eben die Theilung der Funken zurückzuführen ist. Die unverzweigten Schluſsfunken entstehen, weil der reducirende Ruſs nahezu aufgezehrt ist. In der abfallenden Kugel verbrennt nur noch der Rest des Kaliumpolysulfides.