Titel: Ueber Herstellung und Zusammensetzung des Brauerpeches.
Fundstelle: Band 264, Jahrgang 1887, S. 393
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Ueber Herstellung und Zusammensetzung des Brauerpeches. John, über Herstellung und Zusammensetzung des Brauerpeches. In der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1887 Bd. 15 S. 2 weist Jos. John darauf hin, daſs die fachliche Wissenschaft bei dem immer zunehmenden Pechbedarfe, welcher für die gesammten, im Betriebe Pech verarbeitenden Brauereien mehrere Millionen Mark beträgt, diesem Körper noch nicht die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet habe, und macht folgende für die Pechverarbeitung schätzenswerthe Angaben über Eigenschaften und Bereitung der Brauerpeche. Bekanntlich soll das Pech vor Allem dem Biere keinen Geschmack geben, es soll weder zu weich, noch zu spröde sein, damit es nicht von den Faſswandungen abfällt. Diese Eigenschaften hängen nun wesentlich von der Bereitungsart ab. Das aus den verwundeten Stellen der Pinusarten (Fichte, Tanne und Kiefer) ausquellende Harz besteht aus einem ätherischen Oele, dem Terpentinöle und einem festen Harze, dem Colophonium. Diese beiden Körper finden sich in den von den Bäumen gewonnenen Rohstoffen in wechselnder Menge. Der frische Auslauf, durch Anschälen der Bäume gewonnen, enthält gegen 20 Procent des ätherischen Oeles, während vertrocknete Ausläufe, welche hier und da namentlich von Fichte und Tanne als Rohpech gesammelt werden, oft nur 8 Proc. und darunter ätherisches Oel enthalten. Dieses Rohpech wurde geschmolzen, mittels Durchseihen durch Drahtsiebe von den Rinden und Holztheilchen befreit und kam einstens als Fichtenpech unmittelbar in den Handel. Dieses Pech bestand aus Colophonium mit einem wechselnden Gehalte an Terpentinöl; letzteres gab dem Pech die Weiche, konnte aber auch, wenn in zu hohem Maſse vorhanden, den Geschmack des Bieres ungünstig beeinfluſsen, während das Pech bei einem zu geringen Gehalte spröde war. Ein anderes Pech wird hergestellt, indem aus Rohterpentin, namentlich der Schwarzkiefer, das Terpentinöl so weit abdestillirt wird, daſs noch eine kleine Menge bei dem rückständigen Colophonium verbleibt. Dieser Rückstand wird mit Ocker gefärbt und kommt unter dem Namen „Rothpech“ in den Handel. Es hat eine braune Farbe und ist seines Ockergehaltes wegen undurchsichtig. Mit Weingeist gibt es eine trübe Lösung, aus welcher sich der Ocker bald absetzt. Eine dritte Art Pech – und diese ist wohl die verbreitetste – wird erhalten durch Zusammenschmelzen von zumeist amerikanischem Colophonium mit 10 bis 12 Proc. HarzölBei der trockenen Destillation des Colophoniums erhält man etwa 12 Proc. leichtes Harzöl und 61 Proc. schweres Harzöl nebst Gasen und Wasser. Das schwere Harzöl, gehörig gereinigt, dient dann zum Weichmachen der Peche., welches man durch trockene Destillation des Colophoniums erhält. Das Pech wird dann entweder durch Curcuma oder Ocker lichtgelb bis braun gefärbt und undurchsichtig gemacht. Sehr häufig setzt man demselben 8 bis 12 Proc. Wasser zu, wodurch das Pech eine lichtgelbe Farbe erhält und gleichfalls undurchsichtig wird. Zuweilen verwendet man eine kleine Menge Sodalösung, welche in Folge theilweiser Verseifung ebenfalls eine lichtgelbe Farbe und Undurchsichtigkeit bewirkt. Verfasser bezeichnete diese Peche mit Wasserpeche zum Unterschiede von den oben beschriebenen „Ockerpechen“. Die mit Harzöl erzeugten Peche zeichnen sich dadurch vortheilhaft aus, daſs zwischen Colophonium und Oel ein richtiges und bekanntes Verhältniſs besteht, sie daher zwischen weich und hart die richtige Mitte halten und daſs das Harzöl nicht wie das Terpentin den Geschmack des Bieres beeinfluſsen kann. Zu verwerfen sind der Wassergehalt und sonstige Beimischungen; denn abgesehen davon, daſs man einige Procent weniger Pech hat, schäumen die Wasserpeche stark im Pechkessel. An der lichten Farbe und daran, daſs sie beim Erhitzen im Proberöhrchen Wasser abgeben, sind die Wasserpeche leicht zu erkennen. Das specifische Gewicht der Peche gibt unter Umständen einen Anhaltspunkt für das richtige Verhältniſs zwischen Colophonium und Harzöl. Das Colophonium, welches stets den Grundbestandtheil des Brauerpeches ausmacht, besitzt 1,08 sp. G., das Harzöl 0,94. Das specifische Gewicht des Peches muſs also stets zwischen den beiden Werthen liegen. Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes verwendet Verfasser eine Kochsalzlösung, welche bei 17,50 auf 19 bis 20 Proc. Ball., entsprechend 1,0788 sp. G. gestellt ist. Man wirft beliebig groſse Stückchen Pech in die Lösung und verdünnt mit Wasser, bis dieselben in der Flüssigkeit eben schweben. Die Lösung hat dann annähernd das specifische Gewicht des Peches. Mittels des Saccharometers und der Holzner'schen Tabelle kann dasselbe leicht ermittelt werden. Je nachdem die Peche weicher (leichter) oder spröder (schwerer) sind, schwankt ihr specifisches Gewicht zwischen 1,066 und 1,079. Selbstverständlich sind für diese Bestimmungen weder Ocker-, noch Wasserpeche zu verwenden. Die Peche brauchen für diese Probe jedoch nicht bloſs Harzölpeche zu sein; es haben die anderen weichmachenden Körper, welche hier und da verwendet werden, wie Schweinefett, Leinöl, Sesamöl, Sonnenblumenöl u.s.w., ein ähnliches specifisches Gewicht von 0,92 bis 0,93. Auch das Terpentinöl ist mit 0,864 sp. G. nicht viel davon verschieden. Zur oberflächlichen Beurtheilung der Weichheit eines Peches empfiehlt John, die Probe einige Zeit in Wasser von 37,5° zu legen. Je rascher das Pech sich kneten läſst, um so weicher ist es. Die Unsicherheit bezüglich der Güte der käuflichen Brauerpeche veranlaſste schon viele Brauereien, ihren Pechbedarf selbst herzustellen bezieh. das Colophonium selbst weich zu machen; sie verwenden dazu meist 5 bis 6 Procent der oben genannten Fette. Richtiger ist es jedoch, ein gutes Harzöl zu benutzen, weil dieses nie ranzig wird und eine nachtheilige Beeinfluſsung des Geschmackes des Bieres vermieden ist. Das Colophonium schmilzt man am besten bei gelinder Hitze und rührt den weichmachenden Körper in einem kupfernen Kessel langsam ein. Das fertige Pech wird für den Gebrauch in Kisten oder Fässer gegossen. Die Ursache des Uebelstandes, daſs zuweilen bei Verwendung eines gleichartigen Peches einige Fässer doch Pechgeschmack im Biere bewirkten, sieht Verfasser darin, daſs beim offenen Pichen der Lagerfässer in Folge mangelhafter Lüftung unverbrannte Zersetzungsproducte des Peches sich im Fasse verdichten und später Veranlassung zum Pechgeschmack des Bieres geben.