Titel: Zur Kenntniss des Sonnenblumen- und Maisöles; von Josef Spüller.
Autor: Josef Spüller
Fundstelle: Band 264, Jahrgang 1887, S. 626
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Zur Kenntniſs des Sonnenblumen- und Maisöles; von Josef Spüller. Spüller, über Sonnenblumen- und Maisöl. Zu den technisch wichtigeren Oelen zählt man auch das Sonnenblumen- und Maisöl, von welchen bisher nur die qualitativen Reactionen ermittelt wurden, deren Verläſslichkeit und Anwendbarkeit aber bekanntlich eine sehr geringe ist. Auf Veranlassung des Hrn. Prof. Morawski habe ich die jetzt üblichen quantitativen Untersuchungsmethoden auf dieselben angewendet und theile im Folgenden meine diesbezüglich gewonnenen Erfahrungen mit. I. Sonnenblumenöl. Jodzahl des Oeles (nach v. Hübl, vgl. 1884 253 281) = 128,9 bis 129,4. Jodzahl der freien Fettsäuren = 133,2 bis 134,0. Verseifungswerth des Oeles (Köttstorfer'sche Zahl, vgl. 1879 232286) 193,0 bis 193,3. Verseifungswerth der freien Fettsäuren = 201,3 bis 201mg,8 KOH auf 1g Substanz. Unverseifbare Bestandtheile = 0,31 Proc. Hehner'sche Zahl (vgl. 1877 225 404), Ausbeute an unlöslichen Fettsäuren: 94,98 Proc. Sauerstoffabsorptionsvermögen des Oeles: Nach 2 Tagen = 1,97, nach 7 Tagen = 5,02 Proc. Das Sauerstoffabsorptionsvermögen der freien Fettsäuren beträgt nach denselben Zeiten = 0,85 und 3,56 Proc., nach einem Monat = 6,3 Proc. Bei dieser Bestimmung wurde nach dem Vorgange v. Hübl's Kupfer angewendet. Flüchtige Fettsäuren sind im Sonnenblumenöl nicht enthalten, ebenso enthält das Oel keine freien Fettsäuren. Temperaturerhöhung beim Mischen mit concentrirter Schwefelsäure (nach Maumené, vgl. 1882 243 323) = 67,5°. Das untersuchte Oel stammte aus Ungarn, wurde durch kaltes Pressen erhalten und zeigte 0,9258 sp. G. Ein von mir aus den Sonnenblumensamen durch Extraction mit Aether dargestelltes Sonnenblumenöl zeigte nach dem Abdestilliren und gänzlichen Vertreiben des Aethers durch anhaltendes Hindurchleiten von Wasserstoffgas durch das mittels eines Wasserbades erwärmte rückständige Oel eine Jodzahl von 127,9 bis 128,2 und einen Verseifungswerth von 192. II. Maisöl. Jodzahl des Oeles (nach v. Hübl) = 119,4 bis 119,9. Jodzahl der freien Fettsäuren = 125,0. Verseifungswerth des Oeles (Köttstorfer'sche Zahl) = 188,1 bis 189,2. Verseifungswerth der freien Fettsäuren = 198mg,4 KOH auf 1g Substanz. Unverseifbare Bestandtheile = 1,35 Proc., also etwas höher, als es im Allgemeinen bei den Oelen der Fall ist. Reichert'sche Zahl (vgl. 1879 231 478 und W. Heintz 1878 228 478, Gehalt an flüchtigen Fettsäuren) nach der ursprünglichen Vorschrift und bezogen auf 28,5 des Oeles = 0,33. Hehner'sche Zahl (Ausbeute an unlöslichen Fettsäuren) = 94,7 Proc. Temperaturerhöhung beim Mischen mit concentrirter Schwefelsäure (nach Maumené) = 56°. Freie Fettsäuren sind keine vorhanden. Sauerstoffabsorptionsvermögen nach 14 Tagen keines. Das untersuchte Oel wurde im Laboratorium durch Extraction von Mais, wie dies oben beim Sonnenblumenöl beschrieben ist, dargestellt. Bielitz, Laboratorium der k. k. Staatsgewerbeschule, Ende Mai 1887.