Titel: Ueber Entfärbungsmittel und ihre Anwendung zur Entfärbung des Ozokerits; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg.
Autor: Roman Zaloziecki
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 117
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Ueber Entfärbungsmittel und ihre Anwendung zur Entfärbung des Ozokerits; von Roman Zaloziecki, Assistent an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg. (Schluſs der Abhandlung S. 72 d. Bd.) Zaloziecki's Entfärbungsmittel. Bereits bei der Besprechung der Entfärbungsbedingungen und speciell bei der Definition des Adhäsionscoefficienten habe ich die Meinung ausgesprochen, daſs das Adhäsionsvermögen mit der Natur der Entfärbungskörper und mit der Farbstoffgattung veränderlich ist. Daraus folgt, daſs die Bedingungen, welche man für einen Entfärbungskörper und für ein Rohmaterial kennt, keine allgemeine Bedeutung haben werden in Fällen, wo eines oder das andere geändert wird. Um dies zu beweisen, habe ich Proben gemacht mit wasserlöslichem Farbstoffe und mit verschiedenen Entfärbungsmitteln. Am vortheilhaftesten hat sich die Anwendung des Indigo-Carmins erwiesen, weil bei entsprechendem Verfahren gleichzeitig die Menge des durch ein gewisses Gewicht Entfärbungskörper absorbirten Farbstoffes bestimmt werden konnte. Die Methode von SchoberWagner's Jahresbericht 1873 S. 586., welche derselbe zur vergleichenden Untersuchung von Knochenkohle empfohlen hat, erwies sich auch für meine Zwecke am bequemsten, nachdem ich die Richtigkeit der mit derselben zu erhaltenden Resultate festgestellt hatte. Das Wesentliche dieser Methode beruht darauf, daſs man eine abgemessene Menge Farbstofflösung (Indigo-Carmin) mit dem zu untersuchenden Körper, welcher je nach seiner Qualität eine gewisse Menge Farbstoffes absorbirt, versetzt, filtrirt und den zurückbleibenden Antheil Indigo-Carmin in einem aliquoten Theile des Filtrates mit titrirtem Chamäleon bestimmt. Ich habe mir durch Auflösen von 6g Indigo in Schwefelsäure und Verdünnen auf 1l Wasser nach Vorschrift eine Farbstofflösung, und durch Lösen von 1g Chamäleon in derselben Menge Wasser Lösungen bereitet, welche ich derart auf einander stellte, daſs 1cc der einen 1cc der anderen Lösung entsprach. Zu den Versuchen verbrauchte ich je 50cc Carminlösung, welche mit je 1g des zu untersuchenden Entfärbungskörpers versetzt, gut gemischt und unter Umrühren 10 Minuten im Kochen erhalten wurden. Nach wiederholtem starken Durchmischen wurde durch ein trockenes Filter in ein trockenes Kölbchen filtrirt und zur Bestimmung der zurückbleibenden Menge Farbstoff jedesmal 10cc Filtrat verwendet, die Resultate aber auf die ganze Menge umgerechnet. Die erhaltenen Ergebnisse führe ich als Durchschnittszahlen mehrerer Versuche in der nachstehenden Zusammenstellung an. Enfärbungskörper Anzahl der ccChamäleon zumTitriren des zu-rückgebliebenenFarbstoffes Anzahl der cc und g Indigo-Carmin, welche durch 1gEnfärbungskörper absorbirtwurden Mit Salzsäure ausgelaugte Blutlaugen-    salzrückstände 1,7 41,5cc = 0,249g Mit Wasser ausgelaugte Blutlaugensalz-    rückstände 4,4 28,0   = 0,168 Kaolin 9,6   2,0   = 0,012 Kieselsäure 9,8   1,0   = 0,006 Aluminiumsilicat 9,7   1,5   = 0,009 Mangansilicat 9,8   1,0   = 0,006 Die mit Salzsäure erschöpften Blutlaugen-    salzrückstände frei von Kohle (SiO2) 9,5   2,5   = 0,015 Holzkohle 9,5   2,5   = 0,015 Sägespäne, geglüht mit zugemischtem    Aluminiumsilicat 9,2   4,0   = 0,024 Calciumphosphat 9,4   3,0   = 0,018 Sägespäne, imprägnirt mit Natriumsilicat,    geglüht und mit HCl erschöpft 5,5 22,5   = 0,135 Knochenkohle a 8,2   9,0   = 0,054 Knochenkohle b 8,0 10,0   = 0,060 Knochenkohle c 8,7   6,5   = 0,039 Knochenasche 9,2   4,0   = 0,024 Sägespäne, imprägnirt mit Calciumphos-    phat und geglüht 8,6   7,0   = 0,042 Reine Kohle 9,8   1,0   = 0,006 Aus diesen Untersuchungen folgt: 1) Daſs die Qualität, somit die Verwendbarkeit der Entfärbungskörper eine relative ist, abhängig von der Natur des Farbstoffes, daſs somit der Begriff der specifischen Adhäsion volle Berechtigung hat. 2) Daſs Kaolin, Kieselsäure, Silicate, Phosphate und andere Materialien, welche keine Kohle enthalten, auf Farbstoffe in wässeriger Lösung nur unbedeutend einwirken. 3) Daſs die betreffenden Körper ein hohes Entfärbungsvermögen erst durch eine entsprechende Combination mit der verkohlten organischen Materie, wahrscheinlich durch Aenderung ihrer äuſseren Structur, erfahren. 4) Daſs reine Kohle im Allgemeinen keine besondere Adhäsion für Farbstoffe besitzt. Bemerkt sei noch, daſs das Verhalten der wässerigen Farbstofflösungen beim Entfärben auch vorzüglich zur Aufstellung der Analogie zwischen dem Färben und Entfärben geführt hat. Das Bleichen des Erdwachses mit Körpern, welche die Eigenschaften der Entziehung der Farbstoffe besitzen, muſs als eine selbstständige Fabrikationsmethode, die unbedingt Existenzberechtigung hat, betrachtet werden. Ohne weiter auf die Beurtheilung des durch einfaches Entfärben erhaltenen Productes und des mit Hilfe von Schwefelsäure dargestellten Ceresins bezüglich ihres Werthes als Leuchtmaterialien einzugehen, und diesen Gegenstand zur weiteren vergleichenden Untersuchung mir vorbehaltend, muſs ich jedoch hervorheben, daſs das Ceresin sich so zahlreiche Absatzgebiete erschlossen hat, daſs sich der Fabrikant nicht ausschlieſslich durch diese Rücksicht leiten zu lassen braucht. Von den vielen Verwendungen des Ceresins will ich nur die hauptsächlichsten aufzählen, als: Darstellung des Wachspapiers, Imprägnirung der Gewebe, der Gypsabdrücke und der Steinmetzartikel, zum Steifen des Garns, zur Fabrikation der Zündhölzchen, zur Conservirung von Nahrungsmitteln, zum Wichsen der Fuſsböden, zur Verfertigung der Farbstifte, Farben, Wichse, Lacke, Firnisse, in der Galvanoplastik u.s.w. Zu allen diesen Zwecken kann das mit Hilfe der einen oder anderen Methode dargestellte Product benutzt werden und der Vorzug wird derjenigen gebühren, welche billiger und gleichzeitig mit quantitativ besserer Ausbeute gehandhabt werden kann. Von diesem Standpunkte beurtheilt, wird die Methode der einfachen Erdwachsbleichung in jeder Hinsicht vor der mit Schwefelsäure den Vorzug verdienen. Doch ist dieselbe auch nicht vollkommen frei von Einwürfen und ausgesprochen schwache Seiten derselben sind: Die ungemein groſse Menge, besonders was das Volumen anbelangt, der zum Entfärben gebrauchten Materialien, welche zum wiederholten Gebrauche nicht gehörig ausgebeutet werden konnten, somit verloren gingen und, eng damit verbunden, eine ungeheure Masse Abfälle, welche einen bedeutenden Procentsatz des fertigen Productes enthaltend, weiter verarbeitet werden muſsten. Die letzt genannten Schwierigkeiten sind theilweise schon durch Einführung rationell gebauter Extractionsapparate behoben worden. Es bleibt mir noch die Besprechung einiger Thatsachen, den Gebrauch der Entfärbungskörper in der Fabrikpraxis betreffend. Vor Allem muſs ich der hie und da verbreiteten Meinung entgegentreten, als ob bei ausschlieſslicher Verwendung von Entfärbungsmitteln eine vollständig weiſse Farbe des Productes nicht erreicht werden könnte. Diese Behauptung hat nur einen begrenzten Werth, wenn es auch feststeht, daſs rohes Erdwachs in einer Operation seines ganzen Gehaltes an Farbstoffen sich nicht berauben läſst. Die Ursache davon ist eine zweifache und besteht einmal in der ungenügenden absoluten Qualität der Entfärbungsmittel und zweitens in der Herbeiführung eines Farbstoff-Sättigungs-Gleichgewichtes zwischen dem zu entfärbenden Körper und dem Entfärbungsmittel, d.h. es tritt ein Moment ein, wo der Entfärbungskörper nicht im Stande ist weitere Mengen Farbstoff aufzunehmen, sondern im Gegentheil geneigt ist, denselben an andere minder gesättigte Körper abzutreten. Man kann sich davon leicht auf folgende Weise überzeugen. Das mit Benzin vollständig extrahirte Entfärbungspulver, welches zuvor zur Bleichung des rohen Ozokerits verwendet war und demnach in dem Zustande der Sättigung mit dem Farbstoffe sich befindet, wird in geschmolzenes vollständig weiſses Paraffin oder Ceresin eingebracht. Nach gehörigem Durchmischen und Filtriren zeigt sich das Filtrat mehr oder wenig hellgelb gefärbt, ein Beweis, daſs ein Theil des Farbstoffes sich in der farblosen Masse aufgelöst hat. Ein vollständiges Entfärben läſst sich jedoch erreichen durch systematische Behandlung des rohen Productes mit frischen Portionen der Entfärbungskörper. Das Bestreben der Fabrikation ist auf die direkte Gewinnung des gröſstmöglichsten Antheils an fertigem Producte gerichtet, durch einfaches Decantiren nach beendigtem Prozesse, was aber leichtes und vollständiges Absetzen der gebrauchten Hilfsmaterialien bedingt. Leichtes und schnelles Abstehen kann auf zweierlei Art erreicht werden, einmal durch Erniedrigung des specifischen Gewichtes der zu entfärbenden Masse und zweitens durch das hohe specifische Gewicht der zum Entfärben verwendeten Materialien. Die Erniedrigung des specifischen Gewichtes, somit auch der Zähigkeit oder der Reibung der einzelnen Theilchen unter sich und mit fremden, läſst sich durch Erhöhung der Temperatur erreichen und ist in Folge dessen gewissen Rücksichten unterworfen, angesichts der bekannten Thatsache, daſs in höheren Temperaturen ein Theil des geschmolzenen Erdwachses der Zersetzung unterworfen und geneigt zur Absorption des atmosphärischen Sauerstoffes und zur Bildung färbender Verbindungen ist. Auf diesen Umstand ist die Aufmerksamkeit zu lenken und darf die Temperatur nicht höher als 120 bis 130° gehalten werden. Anders verhält es sich mit der zweiten Bedingung, diese ist uns durch beliebige Auswahl des Materials in die Hand gegeben. Das specifische Gewicht der Entfärbungskörper hat demnach eine hohe Bedeutung und bildet eine der Haupteigenschaften derselben, weil ein specifisch schwereres Material ein geringeres Volumen im Vergleich zu seinem Gewichte einnimmt und in Folge dessen sich nicht nur leichter absetzen wird, sondern in Folge seines geringeren Volumens bei denselben Bedingungen einen kleineren Antheil des gebleichten Productes aufsaugen und zurückhalten kann. Diese Bedingung wird um so begehrenswerther, wenn es sich um die vollständige Bleichung des rohen Wachses, somit um die Fabrikation des weiſsen oder Kunstceresins handelt, welche erfahrungsgemäſs nur durch mehrmalige Wiederholung des Entfärbungsprozesses, somit durch vielmalige Vermehrung der Menge des Entfärbungsmaterials ausgeführt werden kann. Drei Wiederholungen dürften normalmäſsig bei Anwendung von entsprechenden Entfärbungsmitteln zur Darstellung eines Productes, welches in den meisten Fällen vollkommen entsprechend sein wird, genügen. Demgemäſs soll auch die innere Einrichtung beschaffen sein und wird sich in diesem, ebenso wie in vielen anderen Fällen, die Anbringung der erforderlichen Kessel, in welchen die Manipulation vorgenommen wird, stufenweise über einander empfehlen, damit die Masse mit eigenem Fall von einem zum anderen übertreten kann. Die Entfärbung beginnt im obersten Ständer, wo rohes Erdwachs und eine bestimmte Portion Entfärbungskörper eingebracht wird. Nach beendigter Behandlung und vollständigem Absetzen läſst man den flüssigen Inhalt in den zweiten Ständer, gibt eine neue Portion Entfärbungskörper hinzu und wiederholt dieselbe Operation in dem dritten und letzten, aus welchem man das bereits fertige Product entweder direkt oder nach vorhergehender Filtration austreten läſst. Die ganze Kesselreihe kann mit einer Feuerung erwärmt werden oder man umgibt die Kessel mit einem gemeinschaftlichen Mantel, in welchen Wasserdampf eingeleitet wird. Die Rückstände aus den einzelnen Kesseln werden stufenweise vom oberen ab immer hellere Producte enthalten und sollten eigentlich getrennt weiter verarbeitet werden, wenn man es nicht vorzieht, aus denselben gelbes oder Naturceresin, welches aus der durchschnittlichen Mischung aller Rückstände sich ergibt, zu gewinnen. Die gröſsten Ungelegenheiten bietet die weitere Verarbeitung des in den Satzniederschlägen enthaltenen Materials und es ist daher das Bestreben eines jeden Fabrikanten auf die Verminderung der Menge derselben gerichtet. Die Bedingungen, welche auf die Zurückhaltung des fertigen Productes in den Rückständen Einfluſs üben und welche ich bereits besprochen habe, will ich noch durch Angabe einer rationellen Kesselconstruction ergänzen. Es werden bei demselben Rauminhalte höhere Ständer von kleinerem Durchmesser aus nahe liegenden Gründen entsprechender sein, als flache von groſsem Durchmesser. Einen groſsen Antheil des fertigen Productes kann man aus den Satzniederschlägen mechanisch, sei es mit hydraulischen oder Filterpressen, sei es mit comprimirter Luft, mit gespanntem Dampfe oder den Dämpfen flüchtiger Mineralöle oder auch mit Centrifugen gewinnen, ähnlich wie es die Fabriken, welche sich der Schwefelsäure bedienen, im Gebrauch haben. Die auf irgend eine Weise ausgepreſste Masse enthält aber noch 20 bis 50 Proc. Ceresin, welches weiter nur durch Extraction ausgebeutet werden kann. Die Hauptrolle spielt in diesem Prozesse die Qualität des Entfärbungskörpers, weil das Gelingen abhängig ist von der Menge desselben, welche wir in den Fabriksbetrieb einführen. Unter der Qualität ist sowohl das specifische Entfärbungsvermögen oder die specifische Adhäsion für die Farbstoffe, wie auch das specifische Gewicht zu verstehen und in weiterer Consequenz die Möglichkeit der Wiederverwendung derselben oder die Leichtigkeit der Regeneration. Wenn auch die im Kleinen ausgeführten Versuche den Fabriksverhältnissen nicht vollkommen entsprechen, so werden dieselben doch zur Beurtheilung der allgemeinen Verwendbarkeit der Materialien ausreichen und können auch für den Fabriksbetrieb von Werth sein. Zu diesem Zwecke habe ich die Mengen verschiedener Entfärbungsmittel, welche zur vollständigen Entfärbung des Erdwachses (den Prozeſs in drei Phasen getheilt) nothwendig sind, bestimmt und gebe sie nachfolgend an: Normale Blutlaugensalzrückstände 120 – 150 Proc. Mit HCl ausgelaugte Blutlaugensalzrückstände   50 –   60 Knochenkohle 250 – 300 Kaolin 300 – 350 Kieselsäure 120 – 150 AluminiumsilicatMangansilicat   60 –   80 Diesen Zahlen können andere gegenüber gestellt werden, welche die Mengen Entfärbungskörper ausdrücken, die überhaupt in die geschmolzene Erdwachsmasse eingeführt werden können. Dieselben wurden in der Weise bestimmt, daſs man zu 20g auf dem Wasserbade geschmolzenem Erdwachse so lange ein und dasselbe Entfärbungsmittel hinzugab, als dasselbe noch aufgenommen wurde, d.h. bis zur Consistenz eines leichten Teiges. Es ist mir gelungen, folgende Mengen einzuführen: Normale Blutlaugensalzrückstände   40 –   50 Proc. Mit HCl ausgelaugte Blutlaugensalzrückstände   25 –   30 Knochenkohle 200 – 250 Kaolin 200 – 250 Kieselsäure   80 – 100 Aluminiumsilicat 100 – 120 Mangansilicat 120 – 150 Umgekehrt können diese Zahlen annähernd die Mengen Material ausdrücken, welche die einzelnen Entfärbungskörper aufsaugen und zurück zu halten vermögen, d.h. sie drücken das relative Maſs des Aufsaugungs- oder Absorptionsvermögens der Entfärbungskörper für das Erdwachs aus. 100 Th. Entfärbungskörper halten folgende Antheile des Materials zurück. Normale Blutlaugensalzrückstände 200 – 250 Mit HCl ausgelaugte Blutlaugensalzrückstände 333 – 400 Knochenkohle   40 –   50 Kaolin   40 –   50 Kieselsäure 100 – 125 Aluminiumsilicat   83 – 100 Mangansilicat   66 –   83 Bei der Werthschätzung des Entfärbungsmateriales ist, wie das schon einmal erwähnt wurde, sein specifisches Entfärbungsvermögen oder seine specifische Adhäsion für Farbstoffe und seine Absorptionsfähigkeit für den Ozokerit, welche von dem specifischen Gewichte bedingt wird, zu berücksichtigen. Eine und die andere Eigenschaft habe ich in Zusammenstellungen ziffermäſsig ausgedrückt; man kann daher durch Combination der entsprechenden Zahlen eine neue Zusammenstellung ableiten, welche zum Ausdrucke aller Eigenschaften der Entfärbungskörper wird und die Möglichkeit einer absoluten Vergleichung derselben unter einander gibt. Dividirt man die Zahlen der zweiten durch die entsprechenden Zahlen der ersten Zusammenstellung, so resultirt eine Reihe von Quotienten, welche die Verwendbarkeit der einzelnen Entfärbungskörper zur Entfärbung des Ozokerits repräsentiren und welche Entfärbungsquotienten genannt werden könnten. Für die normalen Blutlaugensalzrückstande \frac{\ 40\ \mbox{bis}\ \ 50}{120\ \mbox{bis}\ 150}= 0,3 bis 0,5 mit HCl ausgelaugte       „ \frac{25\ \mbox{bis}\ 30}{50\ \mbox{bis}\ 60}=       0,5 Knochenkohle \frac{200\ \mbox{bis}\ 250}{250\ \mbox{bis}\ 300}= 0,8 bis 0,83 Kieselsäure \frac{\ 80\ \mbox{bis}\ 100}{120\ \mbox{bis}\ 150}=       0,7 Aluminiumsilicat \frac{100\ \mbox{bis}\ 120}{\ 60\ \mbox{bis}\ \ 80}= 1,5 bis 1,7 Mangansilicat \frac{120\ \mbox{bis}\ 150}{\ 60\ \mbox{bis}\ \ 80}= 1,9 bis 2,0 Daraus kann der allgemeine Satz gefolgert werden, daſs das Entfärbungsmittel um so besser sein wird, ein je gröſserer Entfärbungsquotient demselben entspricht oder je kleiner sein Absorptionsvermögen für den Ozokerit und je gröſser das Adhäsionsvermögen für den Farbstoff ist. Auf dieser Voraussetzung fuſsend, deren Richtigkeit nicht abzusprechen ist, muſs zugegeben werden, daſs die Blutlaugensalzrückstände kein so vorzügliches Material sind, wie allgemein angenommen, und daſs dieselben mit groſsem Vortheile durch Mangan- oder Aluminiumsilicate, für welche die Entfärbungsquotienten 4 Mal gröſser gefunden wurden, ersetzt werden können. Auf diese Körper ist die Aufmerksamkeit in erster Linie zu lenken und das Trachten einer zielbewuſsten Fabriksleitung sollte darauf gerichtet werden, dieselben im Fabriksbetriebe einzuführen, zumal das Patent, welches ihre Anwendung beschränkte, im J. 1883 erloschen ist. Die Ursache, daſs die Silicate in der Paraffin- und Ceresinfabrikation nicht die gehörige Würdigung erfuhren, ist in erster Linie in der Schwierigkeit ihrer Beschaffung zu suchen, denn die Fabriken waren bis jetzt noch nicht in der Lage, sich Vereinfachungen und Erleichterung in den Darstellungsmethoden dieser Körper auszuarbeiten. Ich denke jedoch, daſs die Ueberwindung dieser Schwierigkeiten, welche bis jetzt nicht ernstlich versucht wurde, wird gelingen können, auch die Fabrikanten in den Stand gesetzt werden, sich die nothwendigen Materialien selbst an Ort und Stelle herzustellen und auf diese Weise sich vor der Benutzung schlechter Waare selbst schützen werden. In Folge ihrer vorzüglichen Qualität kann die Menge der im Betriebe nöthigen Silicate nicht groſs sein und die Leichtigkeit der Regeneration erlaubt mit einmal beschafftem Vorrathe für lange Zeit hauszuhalten. Die in Rede stehenden Entfärbungskörper, ebenso wie Thierkohle, Kieselsäure und Kaolin, im Allgemeinen diejenigen, welche keine leicht schmelzbaren Verbindungen enthalten, können auf einfache Art durch Glühen allein, sei es mit oder ohne Luftzutritt ihres ganzen Gehaltes an organischen Materien beraubt und zur Wiederverwendung vorbereitet werden. Speciell mit diesen Gattungen angestellte Versuche haben bewiesen, daſs dieselben durch Glühen nichts an ihrem Entfärbungsvermögen eingebüſst haben. In vielen Fällen wird die Verwendung natürlicher Silicate angezeigt sein, wenn dieselben in Form von Thon, Lehm, Letten, Feldspath u.s.w. entweder an Ort und Stelle sich vorfinden, oder leicht bezogen werden können, und für die speciellen Zwecke als brauchbar gefunden wurden, denn es dürften wahrscheinlich nicht alle Gattungen sich gleich günstig verhalten. Im Allgemeinen jedoch muſs denselben ein bedeutendes Entfärbungsvermögen zugeschrieben werden, denn nach dem Entfärbungsquotienten, den ich für den Kaolin gefunden habe, zu urtheilen, ist seine Verwendbarkeit gröſser als die der Blutlaugensalzrückstände: im Verhältnisse von 0,7 bis 0,8 : 0,3 bis 0,5. Wie ich bereits einmal hervorgehoben, ist das Absetzen bei Verwendung des Thones so vorzüglich, daſs es die Vereinfachung der Arbeit durch Wegfallenlassen der Filtration erlaubt. Die Fabriksrückstände lassen sich bei Anwendung von künstlichen oder natürlichen Silicaten in analoger Weise weiter verarbeiten, wie bei der Fabrikation mit Hilfe der Blutlaugensalzrückstände. Ein Unterschied, auf den ich die Aufmerksamkeit lenken möchte, muſs jedoch in der Auswahl der Extractionsapparate eintreten, weil die Silicate und Thone sich so dicht an die Sieböffnungen anlegen, daſs die Extractionsdämpfe nicht unbehindert durch die Masse treten und bei Mangel anderer Ausströmungsöffnungen in Folge der vergröſserten Spannung der ganze Inhalt herausgeschleudert oder Anlaſs zu gefährlichen Explosionen gegeben werden könnte. Alle Apparate, bei welchen Siebböden angewendet sind, sollten mithin von diesen Zwecken ausgeschlossen werden, dagegen kann als sehr entsprechend die von Josef Merz (1883 249 * 164) angegebene Construction empfohlen werden, da sie sich bereits unter ähnlichen Bedingungen, namentlich bei der Extraction des rohen Erdwachses aus dem Lep (Gangart) vollkommen bewährt hat. Von Wichtigkeit bei der Fabrikation des Ceresins ist die richtige Auswahl des Rohmateriales, weil nicht jedes mit gleichem Vortheile sich verarbeiten läſst. Meiner Meinung nach kann jede Ozokeritgattung, welche als entsprechend zur Verarbeitung mit Hilfe von Schwefelsäure befunden wurde, auch zur Bleichung mit Entfärbungskörpern verwendet werden. Lichtere Varietäten werden jedoch zweifelsohne ein am meisten begehrtes Material abgeben, und trotz ihres höheren Preises eine bessere Conjunctur zu stellen erlauben. Einige Fabriken, welche vermuthlich die Entfärbungsmethode eingeführt haben, nehmen nur Prima-Sorten auf und beziehen gerne das aus Lep extrahirte Erdwachs, welches bereits bis zu einem gewissen Grade entfärbt wurde und als Halbfabrikat angesehen werden kann. Die Ausbeute an Ceresin ist natürlich bei diesem Entfärbungsprozesse ungemein glänzend, denn sie bewegt sich in Grenzen von 90 bis 95 Proc. Die Bleichmethode für Erdwachs, welche im Allgemeinen noch zu wenig Berücksichtigung gefunden, hat einige Verbesserungen bezieh. dahin zielende Vorschläge erfahren. Ich beschränke mich jedoch nur auf die Besprechung derjenigen von H. Ujhely in Stockerau (vgl. den 1. Theil dieser Abhandlung S. 20 d. Bd.), welche patentirt wurde und seiner Zeit viel Aufsehen gemacht hat. Die Verbesserung besteht darin, daſs das rohe Erdwachs in Benzin oder Schwefelkohlenstoff gelöst, die Lösung in mit Knochenkohle oder Blutlaugensalzrückständen gefüllten Batterien filtrirt und das gebleichte Product nach beendigter Operation durch Destillation oder durch Ausfrieren abgeschieden wird. Diese Methode hat indessen trotz ihrer scheinbaren Vortheilhaftigkeit keinen Eingang in die Praxis gefunden, wahrscheinlich aus folgenden Gründen: Sie erfordert ebenso riesige Mengen Entfärbungskörper bezieh. körniges Spodium (die Blutlaugensalzrückstände dürfte wohl Niemand zum Filtriren ernstlich verwenden wollen), wie auch Auflösungsmittel (denn wenn man eine annähernd flüssige Masse erhalten will, dürfen daran keine Ersparnisse gemacht werden). Das Auflösungsvermögen des Erdwachses in Benzin ist in der Kälte verhältniſsmäſsig sehr gering, es müſste demnach dasselbe durch Temperaturerhöhung vergröſsert werden, in Folge dessen man die ganze Filterreihe mit einem Dampfmantel zu versehen und mit einer Wärmequelle zu verbinden hätte. Trotzdem wäre zur Beschleunigung der Filtration die Anwendung der mechanischen Kraft, sei es in Form von Druck am einen oder von Saugung am anderen Batterieende unabweislich. Schlieſslich bleiben noch die Schwierigkeiten der Abscheidung groſser Mengen flüchtiger Lösungsmittel und die Gefahr, welche die Arbeit damit bedingt. Die Entfärbung des Erdwachses in Benzin oder Schwefelkohlenstofflösungen ist nach meinen Versuchen durchaus nicht wirksamer. Ich habe Erdwachs in Benzin bezieh. Schwefelkohlenstoff in den Verhältnissen wie 1 : 1, 1 : 2, 1 : 3 aufgelöst, die betreffenden Lösungen auf dem Wasserbade mit Rückfluſskühler entfärbt und die erhaltenen Proben mit dem unmittelbar entfärbten Erdwachse verglichen. Die ausgeführten Versuche haben nur geringe Unterschiede zu Gunsten der Lösungen ergeben, wahrscheinlich nur in Folge einer gründlicheren Mischung. Diese Arbeit habe ich im Auftrage des hohen galizischen Landes-Ausschusses im Laboratorium der Versuchsstation für die Erdölproducte ausgeführt, welche unter der Leitung des Herrn Professor Bronislaus Pawlewski steht, dem ich für die mir zu Theil gewordene Unterstützung hiermit meinen wärmsten Dank ausdrücke. Lemberg im April 1887.