Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 265, Jahrgang 1887, S. 324
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 279 d. Bd.) Morgen, über Fortschritte in der Spiritusfabrikation. VIII. Allgemeines und Theoretisches. Zur Kenntniſs der Wirkung von Diastase und Invertin hat Dr. Hermann Müller-Thurgau umfangreiche Untersuchungen angestellt. (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1885 Bd. 14 S. 795.) Dieselben sollten Aufschluſs geben über den Einfluſs: 1) der Temperatur auf Diastase- und Invertinwirkung, 2) des hydrostatischen Druckes und der Kohlensäure auf die Diastase Wirkung, 3) des in Lösung vorhandenen Rohrzuckers, sowie des bereits gebildeten Invertzuckers auf die weitere Wirkung des Invertins, 4) über den Einfluſs von Alkohol und Säure auf die Invertinwirkung. Die zur Beantwortung dieser Fragen ausgeführten, sehr umfangreichen Versuche führten zu folgenden Resultaten: 1) Der Einfluſs der Temperatur auf die Ausgiebigkeit der Diastasewirkung, bezieh. auf die dabei entstehenden Maltosemengen läſst sich annähernd durch folgende Verhältniſszahlen ausdrücken: Die Wirkung der Diastase ist bei 0° nicht unbedeutend, bei 10° etwa dreimal stärker, bei 20° etwa fünfmal, bei 30° etwa neunmal und bei 40° vierzehnmal stärker als bei 0°. Genauer wird dieses Verhältniſs für die Temperaturen 0, 10, 20, 30 und 40° durch die Zahlen 7 : 20 : 38 : 60 : 98 ausgedrückt. Die Invertinwirkung dagegen verhält sich für die Temperaturen von 0, 10, 20, 30, 40, 50 und 60° wie 9 : 19 : 36 : 63 : 93 : 131 : 163. Es findet demnach durch verschiedene Temperaturen eine ganz ähnliche Beeinflussung für beide Fermente statt. Die Wirksamkeit von Diastase und Invertin gleicht bezüglich der Wärmewirkung mehr physiologischen Vorgängen als chemischen Prozessen. Die genannten Enzymwirkungen unterscheiden sich aber von den meisten physiologischen Vorgängen dadurch, daſs sie schon bei 0° nicht unbedeutend, sind, und daſs andererseits die Temperaturen für die ausgiebigste Wirksamkeit sowie die höchsten Wärmegrade, bei denen sie noch möglich sind, viel höher liegen. Die Wirkungsfähigkeit der beiden Enzyme wird unter gewöhnlichen Umständen durch die Temperaturen 0 bis 50° nicht beeinträchtigte st daſs die bei den Versuchen sich zeigende Abnahme der Wirksamkeit der Verminderung der ursprünglichen Substanz (Stärke und Rohrzucker), sowie der Anhäufung der Entstehungsproducte zuzuschreiben ist. Zu diesem Schlusse scheint namentlich auch die Thatsache zu berechtigen, daſs bei den höheren Temperaturen (40 und 50°) die Abnahme in der Wirksamkeit nicht gröſser ist, als z.B. bei 0 oder 10°. 2) Die Kohlensäure vermag schon bei gewöhnlichem Drucke die Diastasewirkung ganz bedeutend, fast auf das Dreifache, zu beschleunigen. Ein höherer hydrostatischer Druck übt ebenfalls einen günstigen Einfluſs aus, und zwar sowohl, wenn die Versuchsflüssigkeit atmosphärische Luft, als auch wenn sie Kohlensäure enthält. Im letzteren Falle ist jedoch die Beschleunigung des diastatischen Prozesses weitaus gröſser, so daſs, wenn bei Einwirkung von Luft schätzungsweise ein Druck von 50at nothwendig wäre, um die Diastasewirkung zu verdoppeln, bei Kohlensäureeinwirkung schon ein Ueberdruck von etwa 3at genügen würde, um doppelt so viel Maltose zu bilden, wie bei Kohlensäureeinwirkung unter gewöhnlichem Drucke. Auch auf nicht verkleisterte Stärke vermag die Diastase bei Gegenwart freier Kohlensäure energischer einzuwirken. 3) Der Gehalt der Flüssigkeit an gelöstem Rohrzucker übt innerhalb der weiten Grenzen von 2 bis 20 Proc. auf die Energie der Invertinwirkung nur einen untergeordneten Einfluſs aus; bei den höheren Concentrationen ist die Umwandlung etwas schwächer als bei den niederen. Anders verhält sich dagegen der in Lösung vorhandene Invertzucker, welcher eine nicht unwesentliche Verzögerung in der Neubildung von Invertzucker durch das Invertin bewirkt. 4) Alkohol übt einen ungünstigen Einfluſs auf die Wirksamkeit des Invertins aus, jedoch ist dieselbe in einer Lösung mit 10 Proc. Alkohol noch mehr wie halb so stark als in einer alkoholfreien Lösung. Ein geringer Säuregehalt von 0,14 pro mille Weinsäure übt einen günstigen Einfluſs auf die Invertinwirkung aus. Ein Zusatz von 1 pro mille Weinsäure verzögerte die Wirkung schon um ein Geringes, und bei gröſserem Säuregehalte zeigte sich eine immer stärkere Abschwächung der Invertinwirkung. In einer Lösung mit 8,14 pro mille Säure war die Wirkung z.B. nur halb so ausgiebig als in einer Lösung ohne Säurezusatz. Im Anschlusse hieran berichtet Verfasser noch über eingehende Versuche, welche er über die Invertirung von Rohrzucker im Weine ausgeführt hat, auf welche näher einzugehen jedoch hier nicht der Ort ist. Wir verweisen dieser halb auf das Original. Die Frage: Enthält die Luft lebende, auf Stärke Zucker bildend wirkende Fermente? wird nach Versuchen von Harald Goldschmidt in Kopenhagen in der Zeitschrift für physiologische Chemie, 1886 Bd. 10 S. 299 dahin beantwortet, daſs in der atmosphärischen Luft sich wenigstens ein Schimmelpilz befindet, welcher eine diastatische Wirkung hat, und der wahrscheinlich diese Eigenschaft besonders während eines jüngeren Stadiums seines Wachsthumes besitzt. Verfasser vermuthet, daſs der Pilz ein Penicillium glaucum ist und stellt weitere Untersuchungen hierüber in Aussicht. Ueber Glycase und über die Umbildung der Stärke in Traubenzucker hat Léon Cuisinier Untersuchungen angestellt. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 S. 379. Daselbst nach Revue universelle de la Brasserie et de la Malterie, Nr. 651.) Wir haben schon in einem früheren Referat (1887 263 146) mehrere Untersuchungen besprochen, nach welchen in den Getreidekörnern auſser der Diastase noch ein anderes Ferment vorhanden zu sein scheint. Es handelte sich bei diesen Untersuchungen jedoch immer nur um die Frage, ob es auſser dem Zucker bildenden noch ein besonderes Stärke verflüssigendes Ferment gibt, Cuisinier dagegen ist durch die bekannte Thatsache, daſs durch Einwirkung von Diastase auf Stärke stets nur Dextrin und Maltose, nicht aber Dextrose gebildet wird, daſs dagegen andererseits der in den Getreidekörnern vorkommende Zucker nicht Maltose sondern Dextrose ist, zu der Ansicht gekommen, daſs noch ein anderes Zucker bildendes Ferment auſser der Diastase vorhanden sein müsse. Aus seinen zu diesem Zwecke angestellten Untersuchungen glaubt Verfasser das Vorhandensein eines Dextrose bildenden Fermentes in den ungekeimten Getreidekörnern annehmen zu müssen und hat dasselbe Glycase genannt. Die Glycase ist in den trockenen Körnern nur wenig entwickelt, kommt aber beim Einweichen der Körner in kaltem Wasser zur Ausbildung. Es enthält dann das Weichwasser Glycase, allerdings nur in geringer Menge, der gröſste Theil bleibt im festen Korn zurück. Verfasser führte seine Versuche sowohl mit roher Stärke, wie mit Kleister aus, unter Zusatz von Maismehl und verschiedenen Mengen Malz. Bei Anwendung von viel Malz fand eine schnelle Umwandlung des Kleisters unter Bildung von Dextrin und Maltose statt; bei Anwendung von sehr wenig Malz dagegen erfolgte die Verflüssigung des Kleisters nur langsam, lieferte aber nach und nach eine an Dextrose reiche Würze. Bei den Versuchen mit roher Stärke erfolgte die Ueberführung in den löslichen Zustand merklich langsamer, die Zuckerbildung aber viel energischer. Läſst man auf rohe Stärke nicht Malz, sondern ungekeimtes Getreide einwirken, so ist die Auflösung der Stärke eine viel langsamere; es bildet sich aber ausschlieſslich Dextrose. Durch Zusatz einer sehr geringen Menge Malz läſst sich dieser Prozeſs wesentlich beschleunigen.Ueber die Einwirkung der Diastase auf Stärke. Von H. T. Brown und G. H. Morris (vgl. 1886 259 369).Ueber die Herstellung und Verwendung von Maltosesyrup. (Vgl. 1886 259 511.) Eine neue Zuckerart haben Clifford Richardson und C. A. Crampton (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 1180) bei Untersuchung der in der Walzenmüllerei isolirten Keime des Weizens in denselben gefunden. Die Weizenkeime enthielten 15 bis 18 Proc. an Zucker. Derselbe besteht zu 80 bis 90 Proc. aus Rohrzucker, auſserdem aber aus einer Zuckerart, welche nur in amorphem Zustande erhalten werden konnte, und welche in ihren Eigenschaften mit keinem bekannten Zucker übereinstimmte. Derselbe zeigte ein stark rechtsdrehendes Vermögen, wirkte vor der Inversion nicht reducirend und war nicht gährungsfähig, wurde aber augenscheinlich durch Invertose der Hefe in reducirenden Zucker verwandelt. Reservenährstoffe der Pilze. L. Errara hat ebenso wie in höheren Pflanzen auch bei den Pilzen eine Aufspeicherung von Reservenährstoffen, besonders von fettem Oele und Glycogen gefunden. Auch in der Hefe konnte er letzteres nachweisen, und zwar in um so gröſserer Menge, je lebhafter die Entwickelung der Hefe war. Er nimmt daher an, daſs die Hefe im Stande ist, aus dem ihr dargebotenen Zucker Glycogen zu erzeugen und in sich aufzuspeichern, und findet darin auch eine Erklärung für die Selbstgährung der Hefe bei Züchtung derselben in destillirtem Wasser, bei welcher die Hefe das aufgespeicherte Glycogen zersetzt. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1885 Bd. 9 S. 69. Daselbst nach Comptes rendus, 1885 Bd. 101 S. 253 und 391.) Eine saure Gährung des Traubenzuckers ist von Boutroux beobachtet. (Wochenschrift für Brauerei, 1886 Bd. 3 S. 611. Daselbst nach Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 924 und 1038.) Dieselbe ist durch einen Mikrokokkus veranlaſst, welcher dem vom Verfasser M. oblongus benannten ähnlich ist. Die dabei entstehende Säure, welche Verfasser Oxygluconsäure nennt, und welcher er die Formel C12H12O16 gibt, ist nicht identisch mit der durch den M. oblongus gebildeten Zymogluconsäure. Dagegen soll nach Maumené die Oxygluconsäure identisch sein mit einer von ihm durch Einwirkung sehr verdünnter Salpetersäure auf Zucker erhaltenen und Acide hexépique genannten Säure. Beiträge zur Kenntniſs der Stärkegruppe. Von F. W. Dafert. Verfasser hatte in einer früheren Arbeit (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1884 Bd. 13 S. 766) über eine Stärkeart aus Oryza glutinosa Loureiro berichtet, welche ein in vieler Beziehung, besonders im Verhalten gegen Jod, von der Reisstärke abweichendes Verhalten zeigte. Aehnliche Eigenschaften zeigte eine aus Hirsekörnern (Panicum miliaceum L. v, candidum glutinosum) hergestellte Stärke. Dieselbe färbt sich mit Jod gelbbraun bis rothbraun, durch einen Ueberschuſs von Jod tritt keine Schwarzfärbung, sondern nur Braunfärbung ein. Die Gegenwart Dextrin Artiger Stoffe war ausgeschlossen, da der wässerige Auszug keine Jodfärbung zeigte. Auch der aus der Stärke gewonnene Kleister gab mit wenig Jod eine rothviolette, mit mehr eine braunrothe und endlich braune Färbung, welche durch weiteren Zusatz von Jod nicht verändert wurde. Diese Beobachtung beweist, daſs es also auch Stärkearten gibt, welche mit Jod keine Blaufärbung zeigen, und dieses eigenthümliche Verhalten ist um so auffallender, als Stärke aus Panicum miliaceum L. v. candidum Koern., welche botanisch von der ersteren durchaus nicht zu unterscheiden war, die normale Blaufärbung mit Jod ergab. Diese Wahrnehmungen, welche Verfasser in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern, 1885 Bd. 14 S. 837 mittheilte, gaben die Veranlassung zu weiteren eingehenden Untersuchungen über die Stärkegruppe (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1886 Bd. 15 S. 259), welche in der Hauptsache zu folgenden Ergebnissen führten: 1) Die Klebreisstärke (Erythroamylum) unterscheidet sich von der gewöhnlichen Reisstärke dadurch, daſs die Granulöse durch Erythrogranulose ersetzt ist, während anscheinend die sogen. Cellulose in beiden Fällen dieselbe ist. Die Erythrogranulose hält Verfasser für identisch mit Erythrodextrin. Verschiedenheiten im Drehungsvermögen, im Reductionsvermögen, in der Löslichkeit und im Verhalten gegen Diastase und Reagentien veranlassen den Verfasser zu der Annahme, daſs die gewöhnliche Granulöse und die Erythrogranulose als chemisch verschiedene Körper oder Körpergemische und nicht als physikalische Modificationen aufgefaſst werden müssen. 2) Die ganze Erscheinungsform des Erythroamylums legt dem Verfasser den Gedanken nahe, daſs dasselbe nicht unmittelbar gebildet, sondern durch Einwirkung von Fermenten aus Amylum bezieh. die Erythrogranulose aus granulöse gebildet wird. Wenn diese Annahme richtig ist, so müssen noch andere Fermente als nur die Diastase in Thätigkeit treten, da diese die Celluloseschicht der Reisstärkekörner nicht oder kaum zu durchdringen vermag, oder es müssen im Stärkekorn selbst Fermente diastatischer Natur wirksam werden, oder endlich, es müssen schon während der Zeit der Bildung des Erythroamylums ähnliche Fermente vorhanden sein. 3) Das vom Verfasser festgestellte Auftreten einer Erythroamylumart in der Klebhirse, sowie seine weiter darüber angestellten Versuche führen ihn zu der Annahme, daſs die Stärkekörner höchst wahrscheinlich in unbestimmten und wechselnden Verhältnissen eine ganze Reihe von Substanzen enthalten, welche je nach der Menge, in der sie auftreten, die Eigenschaften der Stärke (z.B. das Verhalten gegen Jod) beeinflussen: Granulöse, Dextrine, Zucker u.s.w. Verfasser berichtet noch über mehr praktische Versuche, welche sich auf den Einfluſs der Stärke in den Mehlen für die Backfähigkeit derselben richteten, worauf wir hier jedoch nicht weiter eingehen können. Zum Schlusse theilt Verfasser Erwägungen theoretischer Art über die Stärkegruppe mit, zu welchen ihn seine eigenen Versuche im Vereine mit bereits bekannten führen. Auf Grund dieser Annahmen glaubt Verfasser, die Stärke nicht als ein chemisches Individuum ansehen zu können, er ist vielmehr der Ansicht, daſs dieselbe als eine zusammengesetzte Substanz angesehen werden müsse, und würden ihre Bestandtheile etwa folgende sein: a) Stärkekörper. 1) Stärkecellulose: Nicht genauer untersuchtes Gemenge mindestens zweier chemischer Verbindungen. Sie färbt sich mit Jod braun, ist in kaltem und heiſsem Wasser unlöslich, geht aber durch letzteres zum Theile in Granulöse über. Diastase ist unwirksam. 2) Granulöse: Unter verschiedenen Namen (Amidulin, lösliche Stärke, Amylodextrin u.s.w.) rein oder unrein beschrieben, färbt sich mit Jod blau, ist in kaltem Wasser sehr schwer, in kochendem dagegen leicht löslich. Durch Diastase entsteht Dextrin und Zucker. αD = + 198°. Reduction 0 oder fast 0. 3) Dextrin: Durch Jod nicht gefärbt. In kaltem und heiſsem Wasser leicht löslich. Geht durch Diastase in Zucker über. αD = + 180°. Scheint schwaches Reductionsvermögen zu besitzen. b) Zucker. c) Proteïnkörper, Amide u. dgl. d) Fett. e) Asche. Mit anderen Worten: Die Stärke ist ein organisirtes, mehr oder weniger wechselndes Gemenge einer groſsen Anzahl chemischer Verbindungen. Der Hauptmenge nach besteht sie aus Stärkekörpern, die unter einander, wenigstens zum Theile, chemisch verschieden sind. Daneben mögen auch physikalische Modificationen einzelner Stärkekörper auftreten. Nach dieser Anschauung erscheint dem Verfasser auch der alte Streit um die Formel der Stärke als ein müſsiger. Die Stärke hat gar keine Formel. Die Stärkesorten sowohl derselben als auch verschiedener Herkunft haben nicht immer die gleichartige Zusammensetzung; es kann nicht nur der Gehalt an Asche schwanken, sondern auch die Stärkekörper selbst können in ihrem Verhältnisse wechseln. Dagegen wäre zu untersuchen, welche Formel z.B. der Granulöse zukommt, ob dieselbe in den verschiedenen Stärkesorten in derselben Menge auftritt, ob sie gar je nach ihrem Ursprunge verschieden ist u.s.w. Verfasser will daher den Begriff der „Chemie der Stärke fallen lassen und an seine Stelle die „Chemie der Stärkekörper gesetzt haben. Ueber Reisstärke und einige Untersuchungen über Stärkecellulose, sowie über ein darin gefundenes Fett. Von Livio Sostegni (Biedermann's Centralblatt 1886 Bd. 15 S. 638). Der Umstand, daſs das Verhältniſs von Stärke zu der durch Einwirkung von Säuren daraus gebildeten Dextrose von verschiedenen Forschern verschieden angegeben wird (90 : 100, 100 : 111, 99 : 108), und dem entsprechend auch verschiedene Formeln für die Stärke angenommen werden, veranlaſste den Verfasser zur nochmaligen Prüfung dieser Frage. Er verwendete zu seinen Versuchen reine Reisstärke. Die Ueberführung in Dextrose geschah nach Sachse (Ueber Vorsichtsmaſsregeln bei diesem Verfahren 1887 265 284), die Bestimmung des Zuckers nach Allihn. Im Mittel aus 11 Bestimmungen erhielt Verfasser ein Verhältniſs von Stärke zu Dextrose wie 93,2 : 100, während Salomon 93,5 : 100 gefunden hat. Verfasser untersuchte nun weiter die Substanz, welche beim Auflösen von Stärke durch verdünnte Säuren oder durch Fermente zurückbleibt, und welche meistens für Cellulose gehalten wird. Er fand, daſs etwa ⅕ dieser Substanz aus Fett und zwar gröſstentheils aus freien Fettsäuren besteht. Die durch Extraction mit Aether von diesem Fette befreite Substanz enthält 1 bis 1,5 Proc. Asche und unterscheidet sich von Cellulose wesentlich; denn sie löst sich in 2procentiger Kalilauge auf und wird aus dieser Lösung durch Essigsäure als amorphe Substanz gefällt, welche sich an der Luft braun färbt. In 10procentiger, bei längerem Kochen auch in 5procentiger Salzsäure löst sie sich fast vollständig, jedoch unter Zersetzung. Mit 4procentiger Salzsäure liefert sie ebenso wie Stärke eine Substanz, welche Fehling'sche Lösung reducirt; das Verhältniſs zur gebildeten Dextrose ist aber 98 oder 99 : 100. Nach diesen Beobachtungen ist also die Stärkecellulose als einfache Cellulose zu betrachten. Ueberführung der Glucose in Dextrine.Zur Kenntniß der Lävulose. Von A. Herzfeld und H. Winter (vgl. 1886 260 239). Benutzung der bei der Spiritusherstellung auftretenden Kohlensäure. Von C. A. Fawsitt (vgl. 1886 260 46). Von E. Grimaux und L. Lefèvre (Zeitschrift für Spiritusindustrie 1886 Bd. 9 S. 435. Daselbst nach Comptes rendus 1886 Bd. 103 S. 146). Die Verfasser haben Dextrine aus Dextrose durch Einwirkung von verdünnter Salzsäure dargestellt, indem sie das achtfache Gewicht Salzsäure von 1,026 spec. Gew. einwirken lieſsen, die Lösung auf dem Wasserbade im Vacuum abdestillirten und die zurückbleibende syrupartige Masse durch fractionirte Fällung mit 90procentigem Alkohol reinigten. Sie erhielten ein weiſses Pulver, welches neben Dextrin noch vergährbaren Zucker enthielt. Nachdem letzterer durch Gährung mit Bierhefe entfernt war, blieb eine Substanz zurück, welche nach dem Trocknen ein Reductionsvermögen von 17,8 und ein Drehungsvermögen von αD = + 97,48° besaſs. Das so gewonnene Dextrin wird durch Jod nicht gefärbt, durch Malzauszug nicht verändert, durch 2procentige Schwefelsäure auch nach 20stündigem Kochen nicht vollständig in Zucker übergeführt. Die bei der Darstellung des Dextrins zurückbleibenden alkoholischen Flüssigkeiten enthalten noch stärker reducirende Dextrine, ferner gährungsfähigen Zucker, welch letzterer aus Glucose und wahrscheinlich auch Maltose besteht. Ueber die Zusammensetzung des Cognacs hat C. A. Ordonneau (Biedermann's Centralblatt 1886 S. 562; daselbst nach Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 217) Untersuchungen angestellt, welche zu dem Resultate führten, daſs der Unterschied im Geschmacke zwischen Weinbranntwein und demjenigen aus anderen Rohmaterialien nur durch die Art der zur Gährung verwandten Hefe bewirkt wird. Verfasser fractionirte 3hl eines 25 Jahre alten Cognacs. Der Vorlauf enthielt Aldehyd, Essigäther und Acetal mit Spuren von Propion- und Buttersäureäther. Der Nachlauf lieferte etwa 1200g eines Productes, welches das eigenthümliche Aroma des Cognacs besaſs. Durch zahlreiche Destillationen konnte Verfasser aus 1hl Cognac folgende Körper abscheiden: Essigsäurealdehyd     3,0g Essigäther   35,0 Acetal   35,0 Normaler Propylalkohol   40,0        „        Butylalkohol 218,6 Amylalkohol   83,8 Hexylalkohol     0,6 Heptylalkohol     1,5 Propionsäure-, Buttersäureäther u.s.w.     3,0 Oenanthyläther etwa     4,0 Amine     4,0 Beachtenswerth ist die Gegenwart von 218g,6 bei 116 bis 118° siedendem normalem Butylalkohol:, ferner ist zu beachten, daſs der Amylalkohol in der Menge von etwa 80g pro Hektoliter dem Cognac keinen unangenehmen Geschmack verleiht. Der normale Butylalkohol scheint ein regelmäſsiges Product der Gährung zu sein, welches durch die Weinhefe erzeugt wird. Bei der Gährung mit Bierhefe dagegen wird nur Isobutylalkohol gebildet; es gelang dem Verfasser weder bei der Destillation von Industriebranntwein aus Mais, noch aus Zucker oder Kartoffeln auch nur eine Spur von normalem Butylalkohol nachzuweisen. Bei der Vergährung von Melasse durch Weinhefe dagegen wurde aus dem gebildeten Alkohol durch Destillation ein angenehm riechendes Oel abgeschieden, welches normalen Butyl- und Amylalkohol enthielt. Auf Grund dieser Untersuchungen macht Verfasser den Vorschlag, um aus Zucker haltigen Substanzen einen Alkohol von gutem Geschmack zu erhalten, die Maische mit Weinhefe anzusetzen. Bei einer Prüfung dieses Verfahrens in der Praxis wurden unter Anwendung gewöhnlicher Destillationsapparate ausgezeichnete Alkohole erhalten. Morgen.