Titel: Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Autor: St.
Fundstelle: Band 266, Jahrgang 1887, S. 82
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Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes Bd. 265 S. 552.) Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. Ueber Ergebnisse des Rübenanbaues unter dem Einfluſs der Untergrund-Düngung berichtet Dr. C. Stammer in der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches 1887 Bd. 37 S. 328. Zu den in Frankreich ausgeführten Versuchen diente ein Feld von 5ha Oberfläche, auf welchem 5 Feldchen A bis E in folgender Weise auf verschiedene Art hergerichtet wurden. Das Feldchen A wurde nur gepflügt, die Feldchen B bis E aber unmittelbar hinter dem Pfluge mit dem Derome'schen Untergrundpflug auf 35cm gelockert und zugleich die verschiedenen Dünger dem Untergrund einverleibt. Dies geschah im April; beim Feldchen A wurde der Untergrund nicht berührt. Im Mai wurde das ganze Feld gleichmäſsig mit der Derome'schen verbundenen Säe- und Düngerstreu-Maschine besäet und mit Oberdüngung versehen, welche in den Reihen unter den Samen untergebracht wurde. Die Oberdüngung bestand aus einem sogen. vollständigen Dünger, nämlich aus einem Gemisch von Knochen-Superphosphat, Chilisalpeter und Kalisalz. Aufgebracht wurden 1000k auf 1ha. Diese Düngung war allen 5 Feldchen gemeinschaftlich. Auſserdem erhielten Feldchen B bis E folgende Düngungen im Untergrund: B: Mechanischer Dünger aus gleichen Theilen Steinkohlenasche und zerfallenem Kalk. Gegeben wurden 14000k auf 1ha. C: Vollständiger Dünger, von derselben Zusammensetzung wie der zur Oberdüngung angewandte. Gegeben wurden 500k auf 1ha, die vorher behufs gleichmäſsiger Vertheilung mit etwa 5000k Bauschutt gemischt worden waren. D: Aufgeschlossenes Knochenmehl, mit 3 Proc. organischem Stickstoff, 10 Proc. citratlöslicher Phosphorsäure, 500k auf 1ha, gemischt mit Bauschutt wie C. E: Rohes Ammoniaksalz, Nebenproduct der Gasfabriken, mit 5 bis 6 Proc. Ammoniakstickstoff. Dieses Ammoniaksalz gilt in Folge des Gehaltes an Theer und brenzlichen Stoffen als direkt den Pflanzen schädlich, hat aber hier sich als sehr vortheilhaft gezeigt. In der auf S. 83 stehenden Uebersicht sind die Zahlen aus den betreffenden Berichten zusammengestellt und die Berechnung nach deutschen Maſsen hinzugefügt. Weitere Versuche müssen abgewartet werden, ehe eine Erklärung oder gar Verallgemeinerung gewagt werden darf. Der im Gebrauch bewährte Derome'sche Untergrund-Düngerpflug kann von der Maschinenfabrik Bölte in Aschersleben bezogen werden. Eine, wie es scheint, wesentliche Verbesserung an allen Osmoseapparaten empfahl Heinrich Schneider (Organ des Centralvereins für Rübenzucker-Industrie in der österreichisch-ungarischen Monarchie 1887 S. 251) in Folge der Wahrnehmung von Erscheinungen, deren Auftreten wohl mehrfach beobachtet, bisher aber unrichtig oder gar nicht erklärt worden ist. Düngung Geldwerth derzusätzlichen(Untergrund-)Düngung Ernte anRübenwurzelnvom ha Centner Rübenvom Morgen Saft Proc. Ball. Proc. Zucker Reinheit Francs k Allgemeine Düngung mit 1000 k auf dasHectar »vollständigem Dünger«, gleich-zeitig mit dem Samen ausgestreut undunter demselben untergebracht. A) Ohne Untergrund-Düngung 47000 235 15,6 12,91 82,7 B) Mechanische Untergrund-Düngung    (Kalk und Steinkohlenasche)   50 47500    237,5 15,9 13,04 82 C) Untergrund-Düngung, 500 k auf     das Hectar, »vollständiger Dünger«      (mit 5,5 Proc. Salpetersäurestick-     stoff, 1 Proc. organischem Stick-     stoff, 7 Proc. citratlöslicher Phos-     phorsäure, 4,5 Proc. Kali) 105 57500    287,5 15,9 13,17 82,8 D) Untergrund-Düngung mit 500 k     auf das Hectar aufgeschlossenem     Knochenmehl (mit 3 Proc. orga-     nischem Stickstoff, 10 Proc. citrat-     löslicher Phosphorsäure)   60 51000 255 15,7 12,10 77 E) Untergrund-Düngung mit 500 k     rohem ammoniakalischem Dünger     auf das Hectar (mit 5 bis 6 Proc.     Ammoniak-Stickstoff)   30 51500    257,5 17,0 14,28 84 Die Thatsache, daſs zwei neben einander stehende Osmogene, welche mit Wasser aus einem und demselben Behälter, und Melasse, welche ebenfalls aus einem Behälter entnommen wurde, gespeist waren, also unter vollkommen gleichen Umständen und bei gleicher Concentration der austretenden Flüssigkeiten ungleiche Resultate in Bezug auf die Reinheit der Ausläufe lieferten, welche Resultate auch nach dem Wechseln der Papiere aus einem Osmogen in das andere unverändert blieben, war als Beweis dafür, daſs die Ursache der Differenzen in den Osmogenen selbst bezieh. in der Construction und Stellung der Rahmen und der darin angebrachten Querleisten liegen muſs, angeführt worden. Aus mehrfachen Gründen ist die vollkommen gleichmäſsige Bewegung des Inhaltes der Melassekammern in allen Theilen und an allen Stellen in der Melassenzelle eine der Hauptbedingungen, die an einen Osmoseapparat gestellt werden sollen, um eine möglichst günstige Wirkungsweise des Osmogens erwarten zu lassen. Die durch Dialyse gereinigten und verdünnten Antheile Melasse, welche der Wasserzelle am nächsten waren, werden das Bestreben haben, auf dem kürzesten Wege in die Höhe zu steigen, was auch bis zum ersten Hinderniſs, den die unterste Leiste bildet, stattfinden kann, Durch den in allen Kammerabtheilungen sich wiederholenden Vorgang werden aber die leichtesten und zugleich specifisch reinsten Partien des Melassezelleninhaltes die höchsten Stellen der einzelnen Abtheilungen einnehmen, und schon bei der horizontalen Lage der Leisten wird sich unter diesen, wenn auch nur eine dünne Schichte der am meisten gereinigten Melasse ansammeln, welche dem osmotischen Prozesse länger ausgesetzt bleibt als andere Theile des Zelleninhaltes. Im Fabrikbetriebe wird aber eine vollkommen horizontale Lage der Rahmenleisten nie oder nur ausnahmsweise vorkommen, obschon in Folge der nicht absolut genauen Construction der Rahmen selbst oder etwas geneigter Stellung des Osmogengestelles oder aus anderen Ursachen Thatsache ist, daſs eine gröſsere Zahl der Rahmenleisten sogar eine mehr oder weniger verkehrt geneigte Lage einnehmen. Durch eine solche schiefe Stellung der Leisten, in Folge welcher dann die Verbindungsöffnungen der Kammerabtheilungen tiefer zu liegen kommen als die entgegengesetzten Enden der Leisten, entstehen unter diesen jene schädlichen Räume, welche durch ihre Wirkung unter Umständen den ganzen Osmoseeffect so beeinflussen können, daſs die Resultate entschieden unbefriedigend ausfallen und gegen die ganze Osmose Miſstrauen erwecken können. In einem jeden solchen schädlichen Räume – welcher von der unteren Seite der Leiste, der horizontalen, die Verbindungsöffnung einzelner Kammerabtheilungen tangirenden Ebene und den Papierwänden eingeschlossen ist und den höchsten Ort in jeder Melassezellenabtheilung einnimmt – sammeln sich diejenigen Antheile Melasse, welche am längsten der Dialyse unterworfen waren, und welche als die specifisch leichtesten aus diesem Räume nicht entweichen können und dem osmotischen Prozesse ununterbrochen ausgesetzt bleiben. Es entstehen aus diesem auf ein und dieselbe Menge Melasse einwirkenden dialytischen Prozeſs Osmoseabwässer, deren Quotienten unter Umständen die Reinheit des Syrups selbst erreichen können, und welche dann mit jenem von normalen osmotischen Flächen stammenden Wasser vor dem Austritt gemischt die Quotienten desselben und dadurch auch die Verluste auf eine unrichtige Höhe bringen können. Da weiter der Inhalt dieser schädlichen Räume durch Diffusion der unmittelbar sich berührenden Schichten in der Melassenzelle sich zwar langsam, aber ununterbrochen erneuert, so daſs immer frische Zuckermoleküle der erschöpfenden Einwirkung des Wassers ausgesetzt werden, so bilden diese oben beschriebenen Stellen eine nie versiegende Quelle der Verluste, welche sehr oft in der ungünstigen Beschaffenheit des Papiers gesucht werden und den Nutzen der Osmose stark beeinflussen können. Nebst diesen abnormen Verlusten und dem nicht minder wichtigen Nachtheil, daſs der Grad der Reinigung, welcher aus dem Quantum der ins Wasser übergegangenen Trockensubstanz unter günstigeren Verhältnissen sich ergeben müſste, stark vermindert wird, verursacht die Entstehung der oben erwähnten schädlichen Räume eine nicht unbedeutende Verminderung der Leistungsfähigkeit der ganzen Osmoseapparate als natürliche Folge. Diese Nachtheile können durch richtige Einrichtung der Osmoserahmen bezieh. richtige Lage der Rahmenrippen bedeutend vermindert werden. Dieses geschieht dadurch, daſs die Oeffnungen, welche die Verbindung zwischen den einzelnen Kammerabtheilungen bilden, immer die höchsten Orte derselben einnehmen, d. i. daſs jede Leiste mit der Verbindungsöffnung unter allen Umständen nach aufwärts gerichtet bleibt, bei welcher Lage das früher erwähnte Aufsteigen der leichtesten und reinsten Antheile des Melassezelleninhaltes bis zum Austritt stattfinden kann, wodurch eine gleichmäſsige Bewegung der Melasse hervorgerufen wird, und in Folge dessen nicht nur die Wasserquotienten vermindert, sondern auch die Reinigungswirkung und die Leistungsfähigkeit der osmotischen Fläche nicht unbedeutend erhöht werden. Gegenüber den neueren vielfach anfechtbaren Mittheilungen über den Stand der Sorghozucker-Industrie in den Vereinigten Staaten und den darüber erhobenen Streitigkeiten beansprucht der folgende unparteiische Bericht von C. Hardinge, welcher auf amtlicher Quelle beruht, besondere Beachtung (Sugar cane 1887 Nr. 210 Bd. 19 S. 20). Die Gewinnung von verkäuflichem Zucker aus Sorgho und Mais hat bis jetzt eine thatsächliche Wichtigkeit für den Handel nicht erreicht, da die Gesammtgewinnung in den Vereinigten Staaten in den letzten 10 Jahren nach der Ansicht des Statistikers des landwirtschaftlichen Amtes nicht 5 Millionen Pfund (2232t) überschritten hat. Im J. 1884 waren mehrere Fabriken mit der Darstellung von krystallisirtem Zucker aus Sorgho und Mais beschäftigt und die Ergebnisse derselben sind nach dem amtlichen Bericht zusammengestellt: Die Fabrik in Hutchinson (Kansas), welche 1883 unter Prof. Swanson's Leitung als die best eingerichtete und am besten arbeitende galt, stellte in dem genannten Jahre 200000 Pfd. Zucker dar, was man als Lösung der Sorghozuckerfrage ansah, wobei aber die Unkosten die Einnahmen überschritten, so daſs die Gesellschaft die Zahlungen einstellte. Der Abschluſs für 1884 lautete: 1) Acres Sorghorohr verarbeitet (100 nur für Syrup,700 für Syrup und Zucker)       800 2) Verarbeitete Tonnen Rohr     6100 3) Erzeugter Zucker, Pfund 250000 4) Erzeugter Syrup, Gallons1 Gallon =4l,5 = etwa 11 Pfd.   50000 5) Durchschnittlicher Zuckerertrag aus 1t Rohr, Pfund         47 6) Durchschnittlicher Syrupertrag aus 1t Rohr, Gallons           7 7) Arbeiter, täglich 10stündige Arbeit         22 8) Anfang der Arbeit 22. August 9) Schluſs   „      „ 30. Oktober 10) Kosten für 1t Rohr, zur Fabrik geliefert 1,50 Doll. 11) Erhaltener Preſssaft 40 Proc. 12) Erforderliches Betriebskapital 20000 Doll. Prof. Swanson bemerkt in einem Briefe an das landwirtschaftliche Amt: „Bei den gegenwärtigen niedrigen Preisen kann die Sorgho-Industrie kaum bestehen- wenn aber in Folge einer günstigen Gesetzgebung die Preise sich um ½ bis 1 Cent das Pfund erheben können, oder wenn eine entsprechende Staatshilfe auf so lange erzielt werden kann, bis Maschinen und Verfahren vervollkommnet sind, so ist bestimmt zu hoffen, daſs die Sorgho-Industrie auf fester Basis ruhen und zum Reichthum und Wohlergehen des Landes beitragen werde.“ Eine andere Fabrik ist die in Sterling (Kansas) unter der Leitung von Prof. Scovell; trotz aller möglichen Verminderung der Erzeugungskosten muſste dieselbe nach der Arbeit 1884 in Folge der niedrigen Preise den Betrieb einstellen, welcher erst bei sehr verbesserten Marktverhältnissen wieder aufgenommen werden soll. Folgende Angaben über die Geschäfte sind gemacht worden: 1) Acres Sorghorohr verarbeitet    1000 2) Verarbeitetes Rohr    7100t 3) Preis für 1t abgeliefertes Rohr          2 Doll. 4) Erzeugter Zucker 169000 Pfd. 5) Erzeugter Syrup   75000 Gall. 6) Zahl der Arbeiter   50 bis 60 7) Kosten der Verarbeitung von 1t Sorgho auf Zucker und Syrup 1,10 Doll. 8) Ausgepreſster Saft   50 bis 60 Proc. 9) Anfang der Arbeit   1. September 10) Schluſs  „       „   31. Oktober 11) Erforderliches Betriebskapital   20000 Doll. Die Fabrik in Ottawa (Kansas), welche vollständig eingerichtet war und unter Parkison gut arbeitete, ergab für 1884 Folgendes: 1) Acres Rohr     600 2) Tonnen Rohr   6100 3) Preis für 1t Rohr         2 Doll. 4) Zucker von 1t Rohr       30 Pfd. 5) Syrup von 1t Rohr         5 Gall. 6) Verbrauchte Kohlen auf 1t    3,35 Doll. 7) Anfang der Arbeit 1. September 8) Ende      „      „ 6. November 9) Ausgepreſster Saft       40 Proc. 10) Nothwendiges Betriebskapital 20000 Doll. Demnach stellt sich die Gesammtarbeit der drei gröſsten Fabriken im Staate Kansas, dessen Boden und Klima sich als besonders geeignet für die Entwickelung der Zuckerindustrie erwiesen hat, in folgenden Zahlen dar: 1) Acres Rohr     2400 2) Tonnen Rohr   19300 3) Werth des Rohres   38600 Doll. 4) Erzeugter Zucker 602000 Pfd. 5) Erzeugter Syrup 155000 Gall.Etwa 1705000 Pfund. 6) Betriebskapital   60000 Doll. Die Zucker wurden im Groſshandel zu 5 bis 6¾ Cent das Pfund, die Syrupe zu 15 bis 30 Cent die Gallone verkauft. Es werden noch sechs kleinere Fabriken bezeichnet, welche meist mit Schaden gearbeitet haben. Von allen Fabriken, welche im J. 1884 Zucker aus Sorgho darstellten, sind jetzt nur noch zwei im Betriebe, nämlich die in Rio Grande (Jersey) und die in Fort Scott (früher in Ottawa), in welcher letzteren Versuche unter Dr. Wiley fortgesetzt werden (vgl. den Bericht 1887 265 557). Im Ganzen sind im J. 1884 in allen Fabriken zusammen rund etwas über 1 Million Pfund Zucker dargestellt worden. Vergleicht man diese Menge mit dem jährlichen Verbrauch an Rohrzucker in den Vereinigten Staaten, nämlich 1170000t (1885), so zeigt sich klar, daſs die Sorgho-Industrie noch keineswegs Handelswichtigkeit erlangt hat und daſs von einem Wettbewerb des Sorgho mit dem Zuckerrohr noch nicht die Rede sein kann, so groſse Hoffnungen das landwirtschaftliche Amt auch für die Zukunft unterhalten mag. Nach Ansicht Wiley's lassen sich die Ursachen, weshalb sich die Sorgho-Industrie noch immer in einer zweifelhaften Lage befindet, wie folgt bezeichnen: 1) Die Schwierigkeiten in der Pflanze selbst sind stets unterschätzt worden. Nach dem Mittel verschiedener Jahre kann man jetzt sagen, daſs der Saft, wie er von den Walzen abflieſst, nicht mehr als 10 Proc. Zucker enthält, während mindestens 4 Proc. andere feste Stoffe darin gelöst sind, so daſs sich dieser Saft nur äuſserst schwer verarbeiten läſst. 2) Die chemische Seite der Arbeit ist noch kaum bekannt und bedarf sehr der Entwickelung. 3) Die für den Sorgho am besten passende Gegend ist weitaus nicht so ausgebreitet, wie man anfangs annahm, und es müssen Untersuchungen angestellt werden, um festzustellen, wo die günstigsten Vorbedingungen vorhanden sind. 4) Die durch die ungünstigen Handelsverhältnisse verursachten niedrigen Preise haben Schaden und Verluste auch da gebracht, wo alle sonstigen Bedingungen günstig waren. 5) Endlich war die mechanische Seite der Saftverarbeitung sehr unvollkommen, da die in den Mühlen gebrauchten Maschinen dem beabsichtigten Zweck nicht entsprachen. Der Zucker- und Markgehalt der Zuckerrüben im zweiten Jahre ihres Wachsthums ist von E. v. Proskowetz jun. (Kwassitz, Mähren) einer eingehenden Untersuchung unterworfen worden. (Ausführlicher Bericht: Zeitschrift für Zucker-Industrie in Böhmen 1887 Bd. 11 S. 151; Auszug in: Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reiches 1887 Bd. 37 S. 309.) Leplay hat bekanntlich angegeben, daſs der Zucker in der Rübe im zweiten Jahre ihres Wachsthums noch vor Eintritt der Samenreife fast ganz und jedenfalls bei der Samenreife ganz verschwunden sei. Dies hat v. Proskowetz 1884 näher zu prüfen begonnen. Die nach Stammer's Alkoholbreimethode angestellten Untersuchungen ergaben, daſs reife, Ausgewachsene Samenrüben nicht nur nicht zuckerfrei sind, sondern sogar Zuckermengen enthalten, welche bei 15 Versuchsreihen zwischen 0,85 und 1,30 Proc. der Rübe wechselten, bei zwei Reihen aber sich auf 4,20 und 4,65 Proc. erhoben. Im J. 1885 wurden die Versuche mit Rüben der Spielart Vilmorin blanche améliorée wiederholt, und zwar mit solchen, welche früher einzeln auf ihren Zuckergehalt untersucht worden waren. Es zeigten sich bei diesen Rüben, welche dergleichen Spielart angehörten und unter gleichen Verhältnissen gewachsen waren, sehr bedeutende Unterschiede: Die Gewichtszunahme betrug 5 bis 127 Proc. die Zuckerabnahme 76,2 bis 98,4 Proc., der Zuckergehalt 0,30 bis 4,75 Proc. ohne jede Regelmäſsigkeit. Es folgt hieraus u.a., daſs nur die Untersuchungen einzelner vom ersten Jahre her bekannter Rübenpflanzen, nicht diejenigen von Durchschnittsproben richtige Aufschlüsse zu geben vermögen. Im J. 1886 wurde demnach eine groſse Anzahl ausgetragener Samenrüben einzeln studirt. Von 12000 einzeln nach der Alkoholbreimethode geprüften Rüben der Vilmorinspielart wurden 160 annähernd gleiche Individuen unter verschiedenen Düngungsverhältnissen ausgepflanzt und im Herbst folgendes Ergebniſs der 5 Feldchen erhalten: Abnahme an Zucker.Procente des ursprüng-lich vorhandenen Zunahme anGew. Proc. 1) Ungedüngt   68,2 54 2) Osmosewasser 76 59 3)            „          und Phosphat 75 51 4) Chilisalpeter      „        „ 81 71 5) Stalldünger 65 59 Der Zuckergehalt betrug zwischen 2,5 und 5,7 Proc. Gleichen Zuckergehalten im Frühjahr standen keine ebensolche im Herbst gegenüber; ebenso wenig glichen Wurzelgewichte im Frühjahr den entsprechenden im Herbst. Es ergibt sich jedenfalls, daſs bei der Abgabe des Zuckers die Einzelveranlagung der Pflanzen ebenso wichtig ist, wie bei der Zuckeranhäufung im zweiten Jahre. Nach einer Mittheilung von Duclaux an die französische Akademie der Wissenschaften (Comptes rendus 1887 Bd. 103 S. 881) erleidet der Zucker eine merkwürdige Umsetzung unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes. Duclaux fand, daſs im Allgemeinen das Licht der Sonne (manchmal von ihrer Wärme unterstützt, jedoch nicht immer) in demselben Sinne wie gewisse Mikroben wirkt, indem es wie diese die complicirt gebauten chemischen Moleküle in einfachere Atomgruppen auflöst. Regelmäſsige Producte dieser Einwirkung sind Wasser und Kohlensäure, neben welchen beiden Substanzen jedoch andere noch verbrennliche, aber unter den Bedingungen, unter denen sie entstehen, ziemlich stabile Verbindungen auftreten. Diese Producte der Sonnenwirkung, welche aus einer groſsen Anzahl verschiedener Körper gebildet werden, sind bald vorübergehender, bald bleibender Natur, sie sind fast stets identisch mit den entsprechenden Producten der Fermentwirkung. Die Verbrennung des Zuckers durch die Sonne liefert uns ein Beispiel für die Uebereinstimmung in der Wirkung der Fermente mit der des Sonnenlichts. Die Saccharose ist bekanntlich, so lange sie nicht invertirt ist, den Mikroben gegenüber beständig:, dieselbe wird auch unter der Bestrahlung der Sonne in neutraler oder alkalischer Lösung, wie während dreier Sommermonate beobachtet wurde, nicht angegriffen. In schwach saurer Lösung wird Rohrzucker auch bei Anwesenheit organischer Säuren durch Licht und Wärme der Sonne zwar leicht invertirt, aber die einmal entstandene Glucose wird nicht weiter zersetzt, so lange die Flüssigkeit schwach sauer ist. In alkalischer Lösung zersetzt sich dagegen die Glucose an der Sonne mit groſser Schnelligkeit, und zwar bleibt bei Anwendung der fixen Alkalien die Reaction bei der vorübergehenden Bildung der wohlbekannten braunen Producte stehen, die der Verwandlung in Huminsubstanzen vorher gehen, wohingegen mit Ammoniak die Flüssigkeit klar und ungefärbt bleibt. Aber in allen Fällen ist der Vorgang in der Hauptsache der gleiche. Es findet nämlich bei Luftzutritt eine Sauerstoffabsorption statt und es bildet sich, auſser den Oxydationsproducten, deren beständigste die Kohlensäure, Oxalsäure, Ameisensäure und Essigsäure sind, ein Reductionsproduct, der gewöhnliche Alkohol Die Menge dieses Körpers, im Mittel 3 Proc., kann 5 Proc. vom Gewichte des Zuckers erreichen und mit der zugleich entstandenen Kohlensäure stellt er ungefähr 10 Proc. des verschwundenen Zuckers dar. Die Zersetzung des Zuckers durch die Sonnenwirkung ähnelt aber insofern noch mehr derjenigen durch die alkoholische Gährung, als auch erstere bei Abwesenheit des freien Sauerstoffs vor sich gehen kann, also aus einer inneren Verbrennung zu erklären ist, deren Gleichung der von Lavoisier für die Gährung aufgestellten analog ist. Eine alkalische Glucoselösung erleidet nämlich im luftleeren Räume, wenn auch langsamer, dieselben Verwandlungen wie an der Luft, indem auch dabei ein Theil des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure übergeht. Ebenso wie die Fermente vermag auch die Sonnenwirkung nicht bloſs aus Glucose, sondern auch aus anderen Körpern Alkohol zu erzeugen, wie z.B. aus Lactose und Lactaten. St.