Titel: Fein's Telephon-Centrale für Netze mit Doppelleitungen.
Fundstelle: Band 268, Jahrgang 1888, S. 23
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Fein's Telephon-Centrale für Netze mit Doppelleitungen. Mit Abbildungen. Fein's Telephon-Centrale für Netze mit Doppelleitungen. Dem in D.p.J. 1888 267 48 erwähnten Buche (S. 368) entnehmen wir noch die nachfolgenden Mittheilungen über den Centralapparat, welcher von C. Fein und E. Fein in Stuttgart im Oktober 1886 für die städtische Telephonanlage in Barcelona geliefert worden ist. Diese Anlage ist durchweg mit Doppelleitungen ausgerüstet, und deshalb muſsten die Umschaltvorrichtungen in dem Centralapparate eine wesentlich andere Einrichtung erhalten, als bei Apparaten für Netze mit einfachen Leitungen. Die auſsere Anordnung des Apparates steht im Wesentlichen der allgemein üblichen nahe. Fig. 1 zeigt eine für 50 Leitungen bestimmte Abtheilung des Apparates, Fig. 2 dagegen einen Theil der inneren Einrichtung; in Fig. 2 lassen sich bequem die Stromläufe verfolgen. Auf dem in Fig. 1 abgebildeten Wandbrette befinden sich neben einander zwei umrahmte Tafeln für je 25 Doppelleitungen. Die nöthige Anzahl solcher Wandbretter wird in den Räumen der die Verbindung der Leitung unter einander vermittelnden Centralen neben einander an aufrecht stehenden Gestellen so befestigt, daſs ihre Rückseite leicht zugänglich ist; dadurch wird die Beaufsichtigung, Prüfung und nötigenfalls eine Veränderung der an jedes Brett geführten Leitungen leicht möglich. Auf jeder Tafel befinden sich oben in 5 Reihen die 25 Fallklappen K der Elektromagnete der 25 Leitungen; jede Fallklappe macht die betreffende Nummer des Apparates und der Leitung sichtbar, wie in Fig. 3, wenn sie herabgefallen Fig. 1., Bd. 268, S. 24 Fig. 2., Bd. 268, S. 24 ist. Die Umschalter, welche die Verbindung der an dasselbe Brett geführten 50 Leitungen unter einander ermöglichen, sind nicht, wie sonst üblich, unter den einzelnen Klappen angebracht, sondern in dem unteren Theile der beiden Tafeln in ebenfalls je 5 Reihen neben einander gelegt. Bei dieser Anordnung können die Verbindungsschnuren nicht die aufgeschriebenen Nummern verdecken. Fig. 3., Bd. 268, S. 25Unterhalb der beiden Tafeln ist in dem Wandbrette noch eine gröſsere Anzahl von ähnlichen Umschaltvorrichtungen in mehreren Reihen angeordnet, welche zur Verbindung der einzelnen Apparatbretter der Centralen unter einander dienen und deshalb im Gegensatze zu den bereits besprochenen, auf den Tafeln selbst angebrachten Linienumschaltern mit dem Namen Apparatumschalter belegt worden sind. Die zur Herstellung der Verbindungen nöthigen Leitungsschnuren sind in entsprechend groſser Anzahl zwischen den beiden Tafeln aufgehängt; jede Schnur enthält 2 Leitungsdrähte und an jedem Ende einen Stöpsel, dessen Einrichtung gleich angegeben werden wird. Die Nummernapparate haben die aus Fig. 3 und 4 (Vorderansicht und Seitenansicht, zum Theil Schnitt) ersichtliche überaus einfache Einrichtung erhalten, die doch ein ganz zuverlässiges Arbeiten verbürgt. Fig. 4., Bd. 268, S. 25 Fig. 5., Bd. 268, S. 25 Der Anker a des hufeisenförmigen Elektromagnetes E ist um die Achse i drehbar; der mit ihm verbundene Hebel h endet vorn in einen Haken, welcher für gewöhnlich die Klappe K in ihrer aufrechten Stellung festhält. Als Gegengewicht zu dem Hebel h ist, nach der entgegengesetzten Seite hin, ein Stifts in den Anker a eingeschraubt, der beim Justiren der Apparate nach Bedarf durch Abfeilen verkürzt oder gegen einen längeren und deshalb schwereren ausgetauscht wird, wodurch sich leicht eine groſse und unveränderliche Empfindlichkeit der Ankeranziehung erreichen läſst; diese Empfindlichkeit ist aber für diese Apparate unerläſslich nothwendig, weil dieselben ohne Rücksicht auf die Länge der unter einander verbundenen Telephonleitungen stets gleich gut ansprechen sollen und deshalb so regulirt werden müssen, daſs ihr Ansprechen nicht von der Länge der einzelnen Leitungen beeinfluſst wird. Sendet der Theilnehmer beim Rufen einen Strom durch den Elektromagnet, so wird der Anker a angezogen, der Hebel h läſst die Klappe K frei, und diese dreht sich nun um ihre Achse o und fällt in die in Fig. 4 punktirt gezeichnete Läge herab; hierbei wird die Nummer des Theilnehmers sichtbar, und der Strom der Batterie B' (Fig. 2) geht jetzt von dem Drahte l' (Fig. 4) und der Contactsäule C durch die Klappe K und den Draht l'' nach dem Selbstunterbrecher W, welcher nun so lange rasselt, bis der Umschalterbeamte die Fallscheibe K wieder nach oben zurücklegt. Während des Tagdienstes ist die Klingel W entbehrlich und kann deshalb ausgeschaltet werden. Zu jeder der beiden Seiten des Wandbrettes ist noch ein Satz der für den Betrieb nothwendigen Nebenapparate angebracht: nämlich ein Mikrotelephon mit selbstthätigem Umschalter und ein Signaltaster. Der letztere (D in Fig. 2) dient zum Geben und Beantworten des Anrufes; er entsendet den Strom der Batterie B'''. Das Mikrotelephon MT hängt für gewöhnlich an dem selbstthätigen Umschalter U, der in Fig. 5 in etwas gröſserem Maſsstabe abgebildet ist, und hält dabei den Stromweg über die Achse o und die Contactschraube rm unterbrochen; wird das Mikrotelephon von dem Haken des Hebels H des Umschalters U abgenommen, so zieht die Feder S den Hebel H auf den Contact rm herab, wie dies in Fig. 5 gezeichnet ist, und schlieſst dadurch den Strom der Batterie B'' (Fig. 2) durch das Mikrophon M und die inducirende (innere) Rolle des Inductors R. Die in der äuſseren Rolle entstehenden Inductionsströme werden durch die beiden Leiter in der Verbindungsschnur abgeführt; der eine derselben steht unmittelbar mit dem einen Ende dieser Rolle in Verbindung, der andere durch den Taster D und das Telephon T. Einen der zum Verbinden der Telephonleitungen eines und desselben Wandbrettes zu benutzenden Linienumschalter zeigt Fig. 6 im Durchschnitt. Er besteht aus einem förmigen Metallstück, das mit seiner vor dem umrahmten Brette (Fig. 1) liegenden Platte P an diesem Brette festgeschraubt ist; diese Vorderplatte enthält zwei etwas verjüngt zulaufende Bohrungen 1 und 2 zum Einstecken eines Stöpsels; auf dem nach rückwärts liegenden Theile des Metallstückes ist die Doppelfeder fi isolirt mittels einer Schraube befestigt. Durch das Mittelstück ist ebenfalls isolirt eine Schraube w hindurchgesteckt, welche an der nach i hin liegenden Seite metallisch, auf der nach f gerichteten Spitze hingegen mit einer isolirenden Platte belegt ist. Wie Fig. 2 sehen läſst, ist von den beiden Enden der Bewickelung des Elektromagnetes E (Fig. 4) das eine mit der Schraube 10 verbunden, das andere an die Platte P geführt. Die Telephondoppelleitung LL' (Fig. 6) dagegen ist mit dem einen Ende an die Platte P und mit dem anderen an die Feder fi angelegt; sie ist daher für gewöhnlich durch den Elektromagnet E hindurch geschlossen, weil für gewöhnlich f und i an w anliegen. Der Stöpsel S besitzt an seinem in die Löcher der Umschalter einzusteckenden Ende eine Metallhülse a, in seinem Inneren aber einen über die Hülse a vortretenden Metallstift t; die Hülse a und der Stift t sind gegen einander isolirt; von jedem dieser beiden Theile geht einer der beiden Leiter der Schnur (vgl. Fig. 1) aus und endet an den entsprechenden Theilen des am anderen Ende der Schnur sitzenden zweiten Stöpsels. Fig. 6., Bd. 268, S. 27Fig. 7., Bd. 268, S. 27Wird ein Stöpsel S in die mit 2 bezeichnete Bohrung eines Linienumschalters eingesteckt, wie dies Fig. 6 zeigt, so tritt seine Hülse a mit der Platte P und dem Zweige L der Telephonleitung LL' in metallische Berührung und gleichzeitig der Stift t mit dem Zweige L' durch Vermittelung der Feder i, welche er von der Schraube w abhebt; dadurch ist also, unter Ausschaltung des Elektromagnetes E, die Doppelleitung LL' an die beiden Leiter in der Schnur angefügt, und wenn dann weiter der zweite Stöpsel der Schnur in die Bohrung 1 eines anderen Umschalters eingesteckt wird, so werden die beiden Leiter in der Schnur mit der an diesem Umschalter liegenden Doppelleitung LL' verbunden und somit beide Doppelleitungen zu einem Stromkreise vereinigt, und zwar unter Miteinschaltung des Elektromagnetes der zweiten Doppelleitung. Dies ist in Fig. 2 zwischen den Leitungen L'' und L' geschehen, und der zu L' gehörige Elektromagnet I ist mit eingeschaltet, der zu L'' gehörige II dagegen nicht. Beim Verfolgen des Stromlaufes erkennt man ohne Schwierigkeit, daſs die Rollen des Elektromagnetes I nicht in gewöhnlicher Weise in die Leitung eingeschaltet sind, sondern in einem Drahte liegen, der eine Brücke zwischen m und i und einen Nebenschluſs zu L' bezieh. den Stöpselleitungen bildet und deshalb nicht vom ganzen Batteriestrome, sondern nur von einem Zweige desselben durchströmt wird. Eine andere Einrichtung haben die unterhalb der Rahmen liegenden Apparatumschalter, durch welche die an verschiedene Wandbretter geführten Doppelleitungen verbunden werden können. Ein solcher Umschalter ist in Fig. 7 im Durchschnitt abgebildet; der eingesteckte Stöpsel S ist ganz ebenso beschaffen, wie der in Fig. 6. Der Umschalter besteht aus einem mit der kreisrunden Platte nn an das Brett festgeschraubten Metallstück, an dem rückwärts die Feder r isolirt festgeschraubt ist. In ihrer gewöhnlichen Lage sind diese Theile in Fig. 2 bei A gezeichnet; eine leitende Verbindung der Feder r und des Metallstückes n ist hierbei nicht vorhanden; mittels der in Fig. 7 sichtbaren beiden Drähte wird dieser Umschalter mit einem Umschalter eines anderen Wandbrettes verbunden. Die Zahl der auf jedem Brette anzubringenden Apparatumschalter wird demnach nach der Zahl der überhaupt vorhandenen Bretter und der Zahl der gleichzeitig nothwendig werdenden Verbindungen zwischen je zwei Brettern zu bemessen sein. Aus Fig. 2 ist endlich noch die Verbindung der Doppelleitung L''' mit dem rechts daneben gezeichneten Nebenapparatsatze dargestellt; der Stöpsel S muſs zur Herstellung dieser Verbindung in das Loch 2 des zu L''' gehörigen Linienumschalters eingesteckt werden, damit der Elektromagnet III nicht mit eingeschaltet wird.