Titel: Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie.
Fundstelle: Band 268, Jahrgang 1888, S. 136
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Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 S. 125.) Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie. Neue Gasreinigungsmasse. In einem Vortrage, gehalten in der Society of Chemical Industry in London (Journal of Gaslighting, 1888 Bd. 51 S. 64) schlagen J. Hood und Gordon Salamon zur Reinigung des Rohgases den Weldon-Schlamm in getrockneter Form vor; derselbe soll Schwefelwasserstoff, Schwefelkohlenstoff und auch Kohlensäure absorbiren. Dieses Material ist bekanntlich aus den Rückständen der Chlorfabrikation hergestellt, und zwar aus den Manganchlorürlösungen durch Fällen mit Kalk. Frisch ist derselbe aber nicht brauchbar, sondern es muſs erst das darin vorhandene Chlorcalcium durch mehrmaliges Auswaschen und Decantiren entfernt werden, bis auf etwa 2 Proc. Die Masse wird dann in eigenen Oefen oder an der Luft getrocknet. Hauptsächlich finden sich darin Mangansuperoxyd, Manganoxydul mit Kalk; die Zusammensetzung wechselt indessen sehr. Eine Masse, welche Gas gut reinigte, bestand aus: MnO2 28 Proc., MnO 9 Proc., CaO 11 Proc., CaCl2 3 Proc., H2O 46 Proc., unlösliche Substanzen 3 Proc. Kalk und Manganoxydul absorbiren Kohlensäure und Schwefelwasserstoff unter Bildung von Carbonaten bezieh. Sulfiden; Mangansuperoxyd nimmt Schwefelwasserstoff leicht auf (vgl. Ed. Donath, 1887 263 248) und zwar verläuft bei dieser Absorption ein anderer chemischer Vorgang als z.B. bei der Absorption durch Raseneisenerz, wie sich schon aus der viel stärkeren Erhitzung schlieſsen läſst. Mangansulfür absorbirt Schwefelkohlenstoff ebenso wie die Sulfide von Calcium, Natrium, Kalium. Auch nach Sättigung des Kalkes mit Kohlensäure ist die Absorptionskraft für Schwefelwasserstoff ebenso stark wie vorher, ein Zeichen, daſs hier der Kalk keine wichtige Rolle spielt. Manganmasse nimmt viel mehr Schwefel auf als das sonst übliche Eisenerz. 100 Th. Rasenerz mit 34 Proc. Eisenoxyd nahm 27 Th. Schwefel auf, während 100 Th. Weldon-Schlamm mit 28 Proc. MnO2 und 9 Proc. MnO 61 Th. Schwefel aufnahm. Die Regeneration der ausgebrauchten Manganmasse geschieht durch Ausbrennen unter Verwerthung der schwefligen Säure zu Schwefelsäure. Solche gebrannte Masse enthielt: MnO2 15 Proc., MnO 31 Proc., CaO 15 Proc., SO3 23 Proc., unlösliche Substanzen 14 Proc. Es zeigt sich hierbei eine Abnahme an MnO2, beträchtliche Zunahme an MnO und Gyps. Es wäre dieser Rückstand auch in den Bleichereien wieder zu verwerthen. Jedenfalls hat diese Masse Aussicht auf ausgedehnte Verwendung zur Gasreinigung und kann dieselbe zu Versuchen im Groſsen empfohlen werden. Neue Eisenreinigungsmasse für Gasfabrikation. M. Hempel in Berlin (D.R.P. Kl. 26 Nr. 39497 vom 1. Juli 1886) stellt eine poröse Eisenoxydhydratmasse zur Reinigung von Gasen wie folgt her. „Eisenoxydhydrat wird mit einer Lösung von Soda oder Pottasche derartig durchtränkt, daſs die Masse etwa 2 Proc. Alkali enthält. Darauf behandelt man die Alkali haltige Masse mit der äquivalenten Menge einer Lösung von Chlormagnesium oder einem anderen Magnesiumsalze, welches mit dem Alkalicarbonat einen Niederschlag gibt. Dadurch erreicht man, daſs sich ein mit der Masse innig vermengter voluminöser Niederschlag von kohlensaurer Magnesia bezieh. Magnesiumoxydhydrat bildet, der ohne nennenswerthe Gewichtszunahme eine gleichmäſsige Auflockerung der Masse bewirkt. Die Masse gewinnt durch die Tränkung mit der Flüssigkeit bedeutend an Volumen. Dadurch nun, daſs in diesem Zustand des vergröſserten Volumens in der Masse selbst ein voluminöser Niederschlag erzeugt wird, behält die Masse nach dem Austrocknen dieses Volumen und bleibt in Folge dessen locker und porös. Da übrigens nur die physikalischen, nicht die chemischen Eigenschaften des zu erzeugenden Niederschlages in Betracht kommen, so ist man an die Anwendung von Chlormagnesium nicht gebunden.“ Es ist allerdings zweifellos, daſs durch das ausgefällte Magnesiahydrat die Masse etwas an Volumen zunimmt- wie sich aber dieser Niederschlag nach ein- oder mehrmaligem Gebrauch und Regeneration verhält, ist eine andere Frage., Er wird wahrscheinlich nicht mehr voluminös sein, sondern ein Pulver, das in der braunen Masse gar nicht mehr zu sehen ist. Den Zusatz von Sägmehl oder Koksklein wird der Niederschlag kaum überflüssig machen. Was nun die Auflockerung der Reinigungsmasse betrifft, so wechselt dieser Umstand in verschiedenen Gaswerken sehr. Manche können z.B. Mattoni's Masse (Franzensbad) ohne Weiteres gebrauchen, in anderen Werken gilt dieselbe für sich als unbrauchbar wegen starken Druck Widerstandes. Lux-Masse, ein feines Pulver, muſs stets mit Sägespänen oder Koksklein aufgelockert werden; Grevenberg in Hemelingen setzt dem Eisenoxydhydrat Moostorf zu, um die Masse durchlässiger zu machen. Manche Gaswerke gebrauchen Getreidespelzen, Reishülsen, Gerberlohe. Einfluſs des Nebels auf den Gasverbrauch in London. Hierüber hat Gas-World einige Zahlen angegeben. Am 17. November 1887 lag ein selten dichter Nebel den ganzen Tag über London und man war gezwungen, tagsüber die Gaslichter anzuzünden; elektrische Straſsenbeleuchtung ist dort bisher nur in geringem Maſsstab vorhanden. Die Gaslight and Coke Company allein, mit 12 Gasfabriken, lieferte in diesen 24 Stunden über 2900000cbm Gas, um etwa 950000cbm mehr als am selben Tage des vorhergehenden Jahres. Folgende Tabelle gibt den Gasverbrauch in den Tagen vom 16. bis 24. November der Jahre 1886 und 1887: 1886 1887 Zunahme 16. November   1845722cbm   2119311cbm + 273589cbm 17.   1983675   2935349 + 951674 18.   1941968   2164126 + 222158 19.   1998458   2673144 + 674686 20.   1750438   2000582 + 250144 21.   1094725   1200768 + 106043 22.   2031220   2629295 + 598075 23.   2301609   2306735 +     5126 24.   2289462   2081055 – 208407 ––––––––– ––––––––– 17237277 20110365 Man sieht hieraus, welchen Wechsel im Gasconsum ein so feuchtes, kaltes Klima veranlaſst. Dem zu Folge müssen die Gasfabriken auch im Stand sein, die nothwendige Gasmenge zu produciren und in den Behältern unterzubringen, um Tag und Nacht zu beleuchten. Es müssen entsprechend mehr Oefen im Betrieb stehen, in welchen mehr Retorten leer bleiben als in Gasfabriken des Continents üblich ist; ebenso muſs der Behälterraum ein wesentlich gröſserer sein. Die Kühlungs- und Reinigungsapparate werden an solchen Nebeltagen allerdings auf das Maximum ihrer Leistung angestrengt. Leichter als die Gasfabrik hat es in solchem Fall wohl die elektrische Station, welche ihr Licht erst im Augenblick des Bedarfes herstellen oder auch die Elektricität in Accumulatoren aufbewahren kann. Jede elektrische Anlage ist ja von vorn herein so zu construiren, daſs sie alle ihre Lampen ständig im Betrieb halten kann, ohne deſswegen beim Maximum ihrer Leistung angekommen zu sein. Condensation der Dämpfe bei der Verarbeitung von Gaswasser. Hierüber gibt M. Pöpel (Journal für Gasbeleuchtung, 1888 Bd. 31 S. 39) einen kurzen Bericht, In den Fabriken, welche Gaswasser auf schwefelsaures Ammoniak verarbeiten, werden die aus den Säurekästen entweichenden gasförmigen Producte fast allgemein in den Schornstein geführt lind so entfernt vom Erdboden in der Luft vertheilt. Hauptsächlich sind dies Wasserdampf und Kohlensäure mit etwas Schwefelwasserstoff, Carbolsäure und organischen Schwefelverbindungen, welche letztere dem Gase einen besonders widerlichen Geruch verleihen. In Dresden kam es vor, daſs sich der aus dem Schornstein entweichende übelriechende Wasserdampf zu Boden senkte und so Belästigungen hervorrief. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes wurde daran gedacht, mittels einer Kühlvorrichtung den Wasserdampf so weit abzuscheiden, daſs ein Ausströmen desselben aus dem Schornstein nicht mehr wahrgenommen werden konnte. Der Wasserdampf stammt zum kleinsten Theil aus der vorgelegten Säure, zumeist aus den Destillationskesseln, und geht nicht condensirt durch die heiſse Schwefelsäure hindurch. Auch die vom ausgezogenen Salz abtropfende Lauge wird stets wieder in den Kasten zurückgegeben und verdampft ebenfalls. Die Destillationsapparate bestehen in der Fabrik, welche das Gaswasser der Dresdener städtischen Gasfabriken verarbeitet, aus je 2 Kesselpaaren., von denen der eine als Dephlegmator dient, also möglichst den Wasserdampf zurückhalten soll: das Gesammtquantum Wasserdampf, welches annähernd vollständig im Condensator niedergeschlagen werden soll, ist in 24 Stunden auf etwa 1330k oder ungefähr 2200cbm Dampf von 100° zu schätzen. Bei der Wahl des Kühlers war darauf Rücksicht zu nehmen, daſs derselbe den abziehenden Gasen möglichst wenig Widerstand biete; von dem theueren Leitungswasser als Kühlmittel muſste abgesehen und durfte solches nur in heiſsen Sommertagen gebraucht werden. Der Kühler wurde in Form eines flachen Eisenkastens hergestellt, 4m hoch, 2m breit, 0m,8 im schmälsten Durchmesser mit einer Scheidewand in der schmalen Dimension und zwei durchlöcherten Eisenblechen in der Höhenrichtung; die Dämpfe wurden durch 40cm weite Thonrohre zugeführt, das Ableitungsrohr hat 20cm Durchmesser. Je nach der im Freien herrschenden Temperatur, während der Beobachtungszeit 3 bis 12°, wurden in 24 Stunden 1200 bis 1300l Condensationswasser gemessen, so daſs die durch den Schornstein abziehende Wasserdampfmenge wesentlich geringer wurde. Der Kühler zeigt eine Temperatur von 55 bis 85°, je nachdem die Sättigung eines Kastens Säure beginnt oder sich ihrem Ende naht. Das ablaufende Condensationswasser ist neutral, hat einen starken Geruch nach Carbolsäure und enthält eine, allerdings nur nach hundertel Procenten zu schätzende Menge Rhodanammonium. Schwefelwasserstoff wird vom Condensationswasser nicht aufgenommen, doch finden sich bei eingetretener Sättigung der Säure geringe Mengen Schwefelammonium darin vor. Erfahrungen über den Stand der Photometrie in England theilt S. Elster auf der Versammlung der Gas- und Wasserfachmänner Schlesiens und der Lausitz (Journal für Gasbeleuchtung, 1888 Bd. 31 S. 46) mit. Die Gasversorgung Londons liegt in den Händen von 13 Anstalten, früher verschiedenen Gesellschaften gehörig, welche sich jetzt vereinigt haben: der gröſsten Vereinigung, der Gaslight and Coke Company, gehört auch die gegenwärtig gröſste Anstalt der Welt, Beckton, welche zwei deutsche Meilen von London entfernt liegt und ihr Gas in 48 zölligen (1m,22) Rohren unter 0m,6 Wasserdruck zur Hauptstadt leitet. In der langen Leitung erleidet das Gas in den wechselnden Jahreszeiten verschiedene Veränderungen, und doch muſs in der Anstalt so gearbeitet werden, daſs die Messungen der städtischen Gasreferees (Beleuchtungsinspektoren), welche unter der Oberleitung von Mr. Dibdin stehen, in der Mitte der Stadt immer das gesetzliche Maſs von 16 Kerzen bei 5 Cubikfuſs = 142l für 1 Stunde ergeben. Das Maſs für die Lichteinheit ist immer noch das durch Parlamentsakte festgestellte, nämlich eine Wallrathkerze, welche frei brennend 120 grains Troygewicht (7g,776) für 1 Stunde verbraucht. Dies Maſs wird in seiner Verdoppelung angewandt, also zwei Kerzen neben einander; gemäſs dem erfahrungsmäſsig festgestellten Grundsatz, nicht gröſsere Lichtunterschiede zu vergleichen als dem Verhältniſs 1 : 10 entspricht. In diesem Fall ist das Verhältniſs 2 : 16 oder 1 : 8. Dibdin veröffentlichte ausgedehnte Versuche über andere genauere Lichtmaſse, um eine einwandsfreie Einheit dem Parlament vorschlagen zu können, doch ist man gezwungen, bis zur gesetzlichen Annahme einer solchen bei der Kerze zu bleiben. Aus den Versuchen geht hervor, daſs die sorgfältigst hergestellten Kerzen nicht im Stand sind, hier als Lichteinheit zu dienen, eben weil das englische Gesetz nur den Materialverbrauch als Norm vorschreibt und nicht die in Deutschland richtiger angenommene Flammenhöhe. In Deutschland wird häufig statt der Kerze ein auf dieselbe eingestellter Einlochbrenner angewandt, also mit gleichwerthiger Flamme; dieselbe hat z.B. für Berliner Kohlengas bei 1mm,5 Brennweite 63mm Flammenhöhe. In England sind solche Flammen ein sehr verbreitetes und bequemes Erkennungsmittel für die Güte des Gases, und zwar in Gestalt der Jet Photometer, welche im Gasanstaltsbetriebe überall da aufgestellt sind, wo das Gas in seiner Herstellung eine neue Behandlung erfahren hat, also hinter jeder Ofenreihe, hinter den Condensatoren, den Scrubbern, Wäschern, Reinigern, Gasmessern und den Gasbehältern. Ueberall zeigt die mit einem Gasmesser verbundene Einlochflamme auf der darunter angebrachten Scala, die mit Umgehung des Consums direkt in Lichtstärken getheilt ist, wie viel Kerzen das Gas auf seinen verschiedenen Stationen hat, und gibt damit sofort ein einfaches Erkennungsmittel für Unregelmäſsigkeiten in der Herstellung und Behandlung des GasesDie Jet-Photometer beruhen auf dem Prinzip, entweder die wechselnde Höhe der Einlochflamme bei gleichem Consum oder den Consum gleich hoher Flammen zu messen und dadurch zu Vergleichzahlen zu kommen.Sugg's und Lowe's Jet-Photometer beruhen darauf, daſs bei verschiedenem Gas, welches bei gleicher Flammenhöhe aus einem Einlochbrenner verbrannt wird, der Consum desselben im umgekehrten Verhältniſs, und bei gleichem Consum die Flammenhöhe im geraden Verhältniſs zur Leuchtkraft steht.Giroud's Jet-Photometer ist ein mit einem empfindlichen Regulator versehener Einlochbrenner, bei dem die wechselnde Höhe der unter gleichem Druck brennenden Flamme einen Maſsstab für die Leuchtkraft des Gases gibt. Für Kohlengas entsprechen etwa 3mm,2 Schwankung in der Flammenhöhe einer Lichtstärke, wenn das Gas zwischen 10 bis 14 Lichtstärken bei 140l Consum zeigt. Die Flammenhöhe ist vortheilhaft normal auf etwa 150mm einzustellen.Giroud's Photo-Rheometer beruht auf der Annahme, daſs für praktische Grenzen die Flammenhöhe direkt proportional dem Consum angenommen worden kann. Die Skala stellt den wechselnden Consum bei gleicher Flammenhöhe dar, die aus einem Lochbrenner von 1mm Durchmesser 105mm beträgt.Im Allgemeinen gilt die Regel: Je schwerer das Gas ist, um so höher wird die Jet-Flamme. Täuschungen sind aber dabei nicht ausgeschlossen, indem die etwaige Zunahme des specifischen Gewichtes nicht nur auf Zunahme der schweren Kohlenwasserstoffe, sondern auch auf Zunahme der Kohlensäure im Gase beruhen kann. In ein und demselben Betriebe gibt aber das Jet-Photometer gute Resultate.; in besonderen Fällen läſst man auf der Anstalt ein besseres Gas als gewöhnlich herstellen, sich nach den Angaben des Jet-Photometers richtend, um dadurch die Verluste an Leuchtkraft, die das Gas z.B. im Winter bis zu seiner Verwendungsstelle erfährt, wieder auszugleichen. Für 1t entgaster Stückkohle werden zum Waschen des Gases 136l Wasser verbraucht; ein Mehrverbrauch, der mit einem die Leuchtkraft beeinträchtigenden Auswaschen verbunden wäre, würde sofort durch das Jet-Photometer angezeigt werden; ebenso wird die Reinigerwirkung controlirt. Es liegt der Wunsch nahe, daſs auch bei uns im Betrieb dieses einfache Instrument vielfach angewendet würde. Elster bespricht dann die neuen Brenner, welche viel Licht und viel Wärme entwickeln. Das einzige Mittel für dauernde Einführung dieser Lichtquellen in Räumen ist die damit verbundene Ventilation, und diese ist in England so weitgehend durchgeführt, daſs überall in jedem Bau, für jedes Zimmer Ventilationsschächte in Gestalt von innen glasirten Thonrohren eingelegt sind, und zwar in Gruppen aus einem sechszölligen oder zwei vierzölligen Rohren. Das Verdienst der Wenham-Compagnie um die Einführung liegt zum groſsen Theil darin, daſs sie diese Nothwendigkeit der Ventilation erkannt hat und überall bei ihren Einrichtungen zum Ausdruck bringt. Ueber Ventilation durch Beleuchtung mittels invertirter Gasflammen sprach S. Elster im Verein zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Berlin (Journal für Gasbeleuchtung, 1888 Bd. 31 S. 155). Dieselbe ist eingeführt in einem in London, Victoria Embankment, neu erbauten Laboratoriumsgebäude für Studirende der Medicin. Das Gebäude besteht aus Mittelbau und 2 Seitenflügeln, etwa 30m lang nach jeder Seite. Im Mittelbau befinden sich der ganzen Länge nach zwei Säle über einander, im rechten Seitenflügel das chemische Laboratorium, im linken ein solches für gesundheitstechnische Arbeiten. Die groſsen Säle erhalten ihre Beleuchtung durch fünf Wenham-Lampen, welche von der Decke etwa 1m abstehen und die Verbrennungsproducte innerhalb der Decke abführen bis zu den Mauern. In den Mauern liegt für jeden Brenner ein vierzölliges, innen glasirtes Thonrohr, welches aus dem Dach heraustritt und mit einer Vorrichtung versehen ist, um den Windstoſs nach unten zu verhindern; dieses Rohr dient zur Abführung der Verbrennungsproducte. Die Zuführung frischer und die Abführung verbrauchter Luft in den Sälen erfolgt durch ein sechszölliges glasirtes Thonrohr in jedem Pfeiler, mit stellbarem Eintritt und Austritt. In dieser Weise ist für Ableitung der Verbrennungsgase sowie für Ventilation in jedem Saal gesorgt und vermieden, daſs die Luft aus dem unteren Stockwerk in das obere eintreten kann. Rechnet man für jeden Pfeiler ein sechszölliges und zwei vierzöllige Thonrohre, so kämen die Mehrkosten der Anlage auf 1 Proc. der Bauausführung. Diese Art der Abführung der Verbrennungsproducte der Gaslampen ist in England in den neueren Gebäuden, besonders auch in Krankenhäusern, sehr verbreitet und erklärt sich hieraus der groſse Verbrauch an glasirten Thonrohren. Jeder Hauptpfeiler erhält zwei horizontale Deckenträger, zwischen welchen die 3 Thonrohre Platz haben; der Holzbelag des Fuſsbodens ist durch Schlacken von den Rohrleitungen, welche warme Luft abführen, isolirt. Ein derartig ventilirtes Haus ist äuſserlich erkennbar durch Pilasterbildungen in der Façade und an der Brüstung des Daches; hier und an den Scheidewänden sieht man eine groſse Reihe von Thonschornsteinen. (Fortsetzung folgt.)