Titel: Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Autor: W. Koort
Fundstelle: Band 271, Jahrgang 1889, S. 17
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Neuerungen im Metallhüttenwesen. Neuerungen im Metallhüttenwesen. Blei, Silber, Gold, Wismuth, Arsen, Antimon. Im Jahrbuche für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, 1887 II. Theil S. 10, theilt Dr. Arnulf Schertel Analysen von den Producten der fiskalischen Hüttenwerke bei Freiberg mit, welche für den Hüttenmann von hohem Interesse sein dürften. Die Bleigewinnung auf den Freiberger Hütten, der Muldner Hütte und der Halsbrückner Hütte, wo nicht nur Bleierze verarbeitet werden, sondern auch eigentliche Silbererze, sowie Kupfererze, Zinkerze, Schwefel- und Arsenkiese, zu denen noch Rückstände von der Rothglasgewinnung und Zinkdarstellung kommen, beruht auf der Rost- und Reductionsarbeit (vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 S. 757). Die Röstung der Erze geschieht in sorgfältigster Weise und wird je nach der Natur der Erze in Kilns, Stadeln oder anderen entsprechenden Rösteinrichtungen, und zwar unter Berücksichtigung der Gewinnung von Nebenproducten ausgeführt. Die gerösteten Erze werden in Pilzöfen unter Zuschlag von gerösteten Kiesen, Arsenikrückständen, Rückständen von der Zinkgewinnung, Silber und Blei haltigen Abfällen der verschiedenen Hüttenverfahren und einer gröſseren Menge von Schlacken auf Werkblei, Stein und Schlacken verschmolzen. Das Werkblei wird zur Entfernung des Kupfers gesaigert und dann raffinirt. Das raffinirte Werkblei wird auf der Muldner Hütte, wie schon jetzt bemerkt wird, dem combinirten Pattinson- und Zinkentsilberungsverfahren unterworfen, auf Halsbrückner Hütte nur pattinsonirt. Der Stein wird geröstet und dann gemeinschaftlich mit der Schlacke von der Erzarbeit, welche noch erhebliche Mengen von Blei und Silber enthält, in Pilzöfen der sogen. Schlackenarbeit unterworfen, wobei man neben Werkblei absetzbare Schlacken und einen an Kupfer angereicherten Bleistein erhält, welcher durch wiederholtes Rösten und Schmelzen auf Kupferstein verarbeitet wird. Das Werkblei von diesen verschiedenen Arbeiten wird in der nämlichen Weise behandelt wie das Werkblei von der Erzarbeit. Wegen der Freiberger Hütten verfahren vgl. auch Capacci in den Annales des mines, Stölzel, Metallurgie, II. Theil S. 899 ff. und C. Plattner, Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, 1883 S. 1 und 1886 S. 133. Was die Producte der Bleiarbeit anbetrifft, so sind die Werkbleie verhältniſsmäſsig reich an Silber, aber auch stark verunreinigt mit Kupfer, Zinn, Antimon und Arsen. Die. nachfolgenden Analysen geben die Nebenproducte an: I Werkblei von reicher Erzarbeit der Muldner Hütte II gewöhnlicher Erzarbeit der Muldner Hütte III Schlackenarbeit der Muldner Hütte IV Erzarbeit der Halsbrückner Hütte V Schlacken arbeit der Halsbrückner Hütte. I II III IV V Silber 1,790 0,470 0,430 0,830 0,516 Kupfer 0,632 0,225 0,121 0,328 0,699 Wismuth 0,034 0,019 0,022 0,047 0,032 Cadmium 0,002 0,003 Zinn 1,490 1,354 0,078 0,650 0,871 Arsen 1,159 1,826 0,134 0,540 0,388 Antimon 6,215 0,958 0,480 0,976 0,358 Nickel und Kobalt 0,010 0,011 Eisen 0,005 0,007 Zink 0,003 0,002 0,008 Schwefel 0,051 0,015 Um das Kupfer möglichst aus dem Bleie wegzubringen, wird ein Saigerprozeſs angewendet, durch welchen ungefähr 90 Proc. des Kupfergehaltes, sowie Nickel, Kobalt und Eisen mit Schwefel und einer entsprechenden Menge Arsens mit den Saigerdörnern ausgeschieden werden. Um auch Zinn, Arsen und Antimon zu entfernen, werden die gesaigerten Bleie auf dem Raffinirherde eingeschmolzen und mit Hilfe eines gegen die Oberfläche gerichteten Luftstromes gegen Ende des Prozesses mittels eingeleiteten Wasserdampfes einer theilweisen Oxydation unterworfen, bei welcher vorzugsweise Verbindungen der Zinnsäure, Arsensäure und Antimonsäure mit Bleioxyd gebildet werden. Es gehen aus diesem Prozesse 74 bis 82 Proc. des vorgelaufenen gesaigerten Erzbleies, 78 bis 90 Proc. des Schlackenbleies als raffinirte Werkbleie hervor. Dieselben enthalten dann noch die unter VI, VII, VIII, IX angegebenen fremden Bestandtheile: wobei VI sich auf raffinirtes Erzblei der Muldner Hütte VII Schlackenblei der Muldner Hütte VIII Erzblei der Halsbrückner Hütte IX Schlackenblei der    „           „     bezieht. VI VII VIII IX Silber 1,76 0,84 1,063 0,775 Kupfer   0,157   0,102 0,209 0,104 Wismuth   0,122   0,064 0,098 0,114 Arsen Spur Spur 0,002 0,001 Antimon und Zinn   0,019   0,011 0,026 0,017 Von den nachstehenden drei Weichbleianalysen bezieht sich X auf die Nebenbestandtheile von Weichblei, wie es durch Pattinsoniren auf der Muldner Hütte erhalten wird, XI auf Weichblei, wie es aus der Zinkentsilberung auf der Muldner Hütte hervorgeht, und XII auf Weichblei, wie es durch das Pattinsonverfahren auf der Halsbrückner Hütte gewonnen wird. Nr. XI stammt aus den raffinirten Bleien von VI und VII, Nr. XII aus VIII und IX. X XI XII Kupfer 0,0275   0,0008 0,077 Wismuth 0,0198 0,023 0,031 ZinnAntimon 0,00020,0004 0,005   0,0006 Eisen 0,0005 Spur   0,0003 Zink 0,0004   0,0006   0,0006 Das Zink wird auf der Muldner Hütte, wie üblich, in drei auf einander folgenden Theilen in das zu entsilbernde Werkblei eingetragen und der nach jedem Zusätze gebildete Schaum abgehoben. Die folgenden Analysen geben die Zusammensetzung von drei solchen aus einer Post Werkblei gewonnenen Reichschäumen. XIII XIV XV Gold     0,024     0,006     0,003 Silber     3,82     3,33     1,69 Kupfer     3,28     0,49     0,36 Wismuth     0,01     0,01     0,01 Blei   56,45   44,54   44,52 Zink   34,02   49,69   50,77 Eisen     1,31     0,57     0,85 Antimon Spur Spur Schwefel Spur Sauerstoff (aus dem Verluste)     1,09     1,37     1,80 ––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 Dr. Schertel hat einen wichtigen Versuch über das Verhalten der im Werkbleie enthaltenen Elemente ausgeführt. Er füllte einen eisernen Cylinder von etwa 1m Höhe mit geschmolzenem Werkbleie und lieſs dasselbe 24 Stunden in einem Raume, dessen Temperatur höher lag als der Schmelzpunkt des Bleies, stehen. Hierauf lieſs man es erkalten und nahm von oben und unten entsprechende Scheiben zur Analyse. XVIOben XVIIUnten Spec. Gew. 10,321 10,824 Silber   0,421   0,403 Kupfer   1,324   0,034 Wismuth   0,132   0,042 Zinn   0,941 ? Arsen   2,164   1,980 Antimon   0,700   0,749 Eisen   0,103   0,009 Nickel   0,029 Zink   0,016   0,003 Schwefel   0,500 Diese Analysen berechtigen also zu dem Schlusse, daſs sich oben vorzugsweise Kupfer, Wismuth., Eisen, Nickel nebst Schwefel anreichern. Das Silber ist oben in gröſserer Menge enthalten als unten. Es würde sich sicherlich in noch viel gröſserem Maſse oben angereichert haben, wenn nicht auch die die sogen. Saigerdörner zusammensetzenden Elemente sich dort angesammelt hätten. Eine aus der Mitte des Cylinders ausgeschnittene Scheibe zeigte 0,430 Proc. Silber. Was die Schlacken von der Bleiarbeit anbetrifft, so bezieht sich: Nr. I auf absetzbare Schlacke von der Muldner Hütte II Schlacke von Erzarbeit der Muldner Hütte, aus besonders    zinkreicher Beschickung gefallen, III Schlacke von der Erzarbeit auf der Halsbrückner Hütte IV dieselbe Schlacke aus der ersten Schlackenarbeit V eine absetzbare Schlacke aus dem zweiten Schlackenschmelzen. I II III IV V Kieselsäure 34,80 27,15   28,85 33,00   33,10 Silber   0,001   0,013     0,036   0,005     0,001 Bleioxyd   2,39   3,86     6,18   3,93     1,32 Kupferoxyd   0,18   0,60     1,05   1,00     0,65 Zinnoxyd     0,42   0,12     0,10 Eisenoxydul 36,38 38,58   38,47 35,28   40,72 Manganoxydul   2,36     3,30   3,30     2,93 Zinkoxyd 13,25 17,83   10,27 11,23     9,06 Thonerde   8,1   2,55     2,45   4,10     4,20 Baryt   0,32     0,56   0,62     0,88 Kalk   0,50   3,15     4,88   4,35     4,77 Magnesia   2,66   1,06     0,57   1,18     1,02 Schwefel   1,37   2,27     4,00   1,71     1,33 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 99,63 99,73 101,00 99,82 100,08 Sauerstoff, äquival.    Schwefel – 0,68 – 1,13 – 2,00 – 0,85 – 0,66 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 98,95 98,60   99,00 98,97   99,42 Die Schlacke II wurde beim Verschmelzen sehr zinkreicher fremder Erze erhalten. Dieselbe zeigte, wie schon wiederholt an Schlacken mit hohem Zinkgehalte beobachtet worden ist, groſse Neigung, sich in Kugelschalen abzusondern. Nach kurzer Zeit begann sie bröckelig zu werden. Solche zinkreiche Beschickungen können nach sorgfältigem Abrösten im Pilzofen verschmolzen werden. Der Bleistein von der Muldner Hütte (Nr. 1), ein Spurstein (Nr. II) und ein Concentrationsstein (Nr. III) zeigten die nachstehende Zusammensetzung: I II III Silber 0,27 0,29 0,31 Kupfer 25,30 55,43 73,95 Blei 19,29 16,86 4,85 Wismuth Spur 0,02 Antimon 0,66 0,22 0,06 Arsen 3,77 0,18 Eisen 21,88 3,50 0,13 Nickel, Kobalt 0,24 0,41 0,21 Zink 6,87 3,44 Schwefel 20,46 10,12 18,98 ––––– ––––– ––––– 98,74 99,85 98,69 Ein krystallisirter Stein von dort ist ungefähr nach der Formel PbS. 3Cu2S zusammengesetzt. Eine Bleispeise von der Muldner Hütte war wie folgt zusammengesetzt: Silber 0,15 Blei 20,64 Kupfer 22,65 Eisen 14,90 Nickel, Kobalt 6,82 Zink 4,91 Antimon 8,80 Arsen 19,88 Schwefel 1,19 ––––– 99,94 Die gesammte Kupferproduction der Freiberger Hüttenwerke wird zu Kupfervitriol verarbeitet. In solch einem Vitriole waren enthalten: Silberoxyd Spur Kupferoxyd 31,681 entspricht 99,801 CuSO4 + 5H2O Eisenoxydul 0,036 0,121 FeSO4 + 5H2O Zinkoxyd 0,003 0,010 ZnSO4 + 5H2O Nickel- und Kobaltoxyd 0,003 0,008 NiSO4 + 5H2O Bleioxyd 0,004 0,006 PbSO4 –––––––––––––––––––––––– Schwefelsäure 31,946 99,946 Die Arsenerze werden auf metallisches Arsen, sogen. Fliegenstein und Rothglas von folgender Zusammensetzung verarbeitet: Fliegenstein Rothglas Arsen 99,70 63,200 Blei     0,014   0,103 Eisen     0,175   0,161 Schwefel     0,051 36,504 –––––– –––––– 99,940 99,968 Der Flugstaub von den verschiedenen Rost- und Schmelzverfahren wird auf arsenige Säure verarbeitet, welche als Arsenikmehl und als Weiſsglas in den Handel kommt. Das Weiſsglas enthält 99,88 Proc., das Arsenikmehl 99,70 Proc. As2O3. Die als Nebenproduct auf den Freiberger Hütten erhaltene H2SO4 enthält bis 0,175 Proc. Arsen. Durch die Behandlung der Kammersäure mit Schwefelwasserstoff in den von Gerstenhöfer angegebenen Füllungsthürmen wird das Arsen so weit entfernt, daſs dasselbe in der Säure von 66° B. nicht 0,0002 Proc. erreicht. Der Bleigehalt der concentrirten Säure beträgt 0,058 Proc. In der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1888 S. 758, theilt C. Schnabel noch mit, daſs die Ausscheidung der Bestandtheile des Bleirauches auf Hüttenwerken mit Hilfe von Elektricität sich nicht bewährt habe, weil es nicht möglich war, aus bewegten Rauchmassen erhebliche Mengen von Blei bezieh. Bleiverbindungen niederzuschlagen (vgl. später die englischen Einrichtungen). Charles Henry Theodore Havemann in Paris, welcher die bekannte Niederschlagsarbeit etwas abgeändert hat (1886 260 379), empfiehlt jetzt ein Verfahren zur Gewinnung von Blei und Silber aus Schwefelverbindungen dieser Metalle in Flammöfen ohne vorherige Röstung. Das Wesen dieses Verfahrens beruht in der Behandlung der betreffenden Mineralien mit Aetznatron oder auch einem Natronsalze und nachfolgender Wiedergewinnung von Aetznatron bezieh. Natriumcarbonat, wodurch die Gestehungskosten vermindert werden sollen. Daſs man Natriumcarbonat als Schmelzmittel bei Laboratoriumsversuchen angewendet hat, ist bekannt. Zwei Vortheile sind es, die den Erfinder auf die angedeutete Idee gebracht haben, nämlich die groſse Fähigkeit des Natrons, Schwefel aufzunehmen, und die Schmelzbarkeit desselben unter Rothglut. Behufs Wiedergewinnung des Natrons wird das Mineral mit etwa 5 bis 10 Proc. Eisen oder Schwefeleisen gemischt, falls das Mineral solches nicht schon enthält. Dieses hat den Zweck, eine Doppelverbindung von Schwefeleisen und Schwefelnatrium zu erzeugen, welche alsdann den Hauptbestandtheil der Schlacke bildet. Wird diese Schlacke einer Kohlensäure haltigen Atmosphäre ausgesetzt, so bildet sich Natriumcarbonat, und die Schlacke zerfällt hierbei in Staub. Das Natriumcarbonat läſst sich mit den anderen etwa vorhandenen Schwefelverbindungen durch Wasser ausziehen, während das Schwefeleisen und die anderen unlöslichen Bestandtheile zurückbleiben. Durch Eindampfen kann aus der Lösung Soda gewonnen werden. Im Interesse des Verfahrens liegt es aber, vor dem Eindampfen die Soda auf bekannte Weise in Aetznatron zu verwandeln. Ohne Zusatz von Eisen oder Schwefeleisen würde es nöthig sein, die Schlacke behufs Lösung des Natrons zu pulverisiren, was nicht leicht sein dürfte. Man bedenke, welche Schwierigkeiten allein schon wegen der Staubbildung beim Mahlen der Thomasschlacke sich einstellen. Die Lösung müſste aber mit Kohlensäure behandelt werden, was jedoch für die Praxis zu kostspielig sein würde. Die Ausführung des Verfahrens geschieht nun in folgender Weise: Das zu behandelnde Mineral wird in den Ofen gebracht, ein Drittel oder die Hälfte der zu verwendenden Natronmenge hinzugethan und das Ganze sorgfältig durchgerührt. Nachdem nun die Masse halbflüssig geworden und die Hauptreaction vorüber ist, was nach ungefähr einer halben Stunde eintritt, gibt man den Rest des Natrons dazu, wodurch fast augenblicklich eine Verflüssigung der ganzen Masse eintritt, so daſs sich das Blei leicht absondert; darauf läſst man die ganze Beschickung abflieſsen. Behufs Mischung des Minerales mit dem ersten Theile des zu verwendenden Natrons vor der Beschickung auſserhalb des Ofens kann man eine starke Natronlösung mit ungefähr 35 bis 40 Proc. Natrongehalt anwenden. Hierdurch spart man bei der Wiedergewinnung des Natrons an Kosten, da der gröſste Theil der letzteren auf die Verdampfung der ätzend gemachten Laugen zu rechnen ist. Man kann auch, um die Kosten zu verringern, eine geringe Menge Kohle dem Minerale zumischen, wodurch man eine gröſsere Menge Blei gewinnen bezieh. an Natron sparen kann. Dieses ergibt sich daraus, daſs zuerst das Natron durch die Kohle zu Natrium reducirt wird und dieses dann augenblicklich aus dem Schwefelblei das Blei in Freiheit setzt. Ebenso kann man, um an Natron zu sparen, auch das Mineral mit Bleiglätte mischen, welche, da sie zur Entschwefelung dient, eine gewisse Ersparniſs an Natron bedingt. Auch kann man Chlornatrium mit Bleiglätte und Wasser mischen, um einen Theil des Chlornatriums in Aetznatron zu verwandeln. Darauf mischt man das Ganze, ohne vorher das Aetznatron auszuziehen, mit dem betreffenden Minerale und schmilzt diese Mischung unter Zugabe von Natron. So erhält man das in der Glätte enthaltene Blei gleichzeitig mit dem Bleie des Schwefelbleies. Es ist klar, daſs in den Hüttenwerken, welche für die Bleiglätte keine bessere Verwendung haben als zur Bleigewinnung, dieses letztere Verfahren eine bemerkenswerthe Ersparniſs an Natron bewirkt. Die Schlacke, die bei dem beschriebenen Verfahren erhalten wird, ist im Allgemeinen frei von Blei; sollte dieselbe dennoch etwas Blei enthalten, so findet man es nach Auflösung der Schlacke im Bodensatze der Lauge, wovon es mit Leichtigkeit getrennt wird. Ein Theil der in den Mineralien etwa vorhanden gewesenen Kieselsäure ist, da die angewendete Temperatur nicht hoch war, frei geblieben; ein anderer Theil freilich hat sich mit dem Natron zu löslichem Natriumsilicat verbunden, welches jedoch, wie oben beschrieben, durch Kohlensäure in Carbonat verwandelt wird; dadurch wird die Kieselsäure frei und die Trennung findet beim Auslaugen statt. Ein Theil des in der Schlacke enthaltenen Natrons ist in Schwefelnatrium verwandelt, ein anderer Theil in Natriumcarbonat, besonders wenn man einen Zusatz von Kohle angewendet hat; ein weiterer Theil des Natrons findet sich in der Schlacke als Sulfat. Selbstverständlich werden der Boden und die Wände des Flammofens, da sie für gewöhnlich aus Silicaten zusammengesetzt sind, sehr stark durch das Natron angegriffen. Diesem kann man vorbeugen, wenn man in dem Ofen vor seiner Inbetriebsetzung Natron bei einer so hohen Temperatur schmilzt, daſs die Wände und der Boden in Silicat verwandelt werden. Dieses wird alsdann während des Betriebes, wo nur eine niedrige Temperatur zur Anwendung kommt, nicht mehr angegriffen. Alle in der Schlacke enthaltenen Verunreinigungen, welche sich nicht mit Natron verbunden haben, sind im Wasser unlöslich und daher beim Auslaugen behufs Wiedergewinnung des Natrons leicht zu entfernen. Um das Natron zu regeneriren, stellt man zweckmäſsig zwei Reservoirs, das eine etwas höher gelegen als das andere, aus Ziegeln her und verputzt dieselben mit hydraulischem Kalke, so daſs die Wände derselben vollkommen dicht werden. In dem höher gelegenen Bassin ordnet man etwa in halber Höhe Träger an, auf welche man Platten oder durchlöcherte Tafeln oder Eisengitter legt, die zum Aufbringen der Schlackenstücke dienen, nachdem man den unteren Theil des Bassins mit Wasser gefüllt hat. Hierauf wird das Bassin mit Platten oder Eisenblech zugedeckt. In einer zweckmäſsig im oberen Theile einer der Wände angebrachten Oeffnung wird ein Kost derart angeordnet, daſs die Verbrennungsgase des Koks oder anderer geeigneten Brennmaterialien, welche auf diesem Roste verbrennen sollen, zwischen dem Schlackenlager und der Decke des Reservoirs hinstreichen. Durch die Einwirkung: dieser Gase, welche Kohlensäure enthalten, wird die Schlacke, wie oben geschildert, zersetzt und dieselbe fällt alsdann durch die Oeffnungen der Unterlage als ein Pulver in das darunter befindliche Wasser, von welchem sie gelöst wird. Sobald sich die unlöslichen Bestandtheile zu Boden gesetzt haben, ward die Lösung in das andere Bassin hineingelassen, wo sie auf bekannte Weise ätzend gemacht wird. Will man für die Mineralbehandlung Natriumcarbonat anwenden, so ist eine Aetzendmachung unnöthig. Will man dagegen Aetznatron verwenden, so muſs man die Lösung bis zu einem gewissen Grade eindampfen. Hat man die Lauge bis auf etwa 36 Proc. Natron gebracht, so kann man dieselbe in dem flüssigen Zustande mit dem Minerale vermischen und dann dasselbe im Ofen behandeln. Sollte jedoch nicht genügend alkalische Substanz mittels dieser Lauge mit dem Erze vermischt sein, um die Reduction desselben mit Leichtigkeit zu erwirken, was jedoch von der Natur und der Feinheit des Erzes abhängt, so ist es nothwendig, daſs ein Theil festes Natron zugesetzt wird, und zu dem Zwecke wird ein Theil der Lauge für solche Fälle bis zu dem Grade abgedampft, bei welchem dieselbe nach Erkaltung steif wird. Zu einem Bleiglanze mit etwa 70 Proc. Blei, welcher noch Schwefelkupfer, -zink, -antimon, -eisen und Kieselsäure enthält, sollen an Natron ungefähr 25 Proc. des Mineralgewichtes genügen. Würde man zu jeder Operation neue Mengen Natron zum Marktpreise gebrauchen, so wäre dies allerdings ein kostspieliges Verfahren. Da man aber das Natron immer wieder gewinnt, so kann man nach Angabe des Erfinders den thatsächlichen Preis für 1t des regenerirten Natrons, Verluste eingerechnet, auf 40 M. veranschlagen. Bei Benutzung von 25 Proc. stellt sich der Preis (für das wiedergewonnene, inclusive das den Verlust ersetzende neue Natron auf ungefähr 10 M. für 1t Erz. Wie die jüngsten Vorschläge Havemann's, so muſs auch dieser, so verlockend das Verfahren auch, namentlich für kohlenarme Gegenden wegen des geringen Kohleverbrauches sein mag, wohl mit groſser Vorsicht aufgenommen werden, bis wiederholte Versuche, von denen bis jetzt nichts verlautet, dargethan haben, ob es sich lediglich um eine theoretische Spekulation oder um ein praktisch verwerthbares Verfahren handelt. Havemann hat für das vorstehend beschriebene Verfahren das D. R. P. Nr. 43868 vom 28. September 1887 mit folgendem Patentansprüche erworben: „Bei der Gewinnung von Blei und Silber aus den ihre Schwefelverbindungen enthaltenden Mineralien durch Schmelzung der letzteren mit Aetznatron, Natriumcarbonat oder diese Stoffe enthaltenden Substanzen ein Verfahren, gekennzeichnet durch den Zusatz von Schwefeleisen vor der Schmelzung und die Behandlung der entstandenen Schlacke bis zum Zerfallen derselben mit Kohlensäure nach der Schmelzung, worauf die zerfallene Schlacke mit Wasser ausgelaugt und aus der Lauge durch einfaches Eindampfen Natriumcarbonat oder durch Kaustificiren Aetznatron gewonnen werden kann.“ Während des Jahres 1886 wurden nach Landsberg an Blei und Bleiglätte in Deutschland producirt: Bleit Glättet Stolberger Gesellschaft 14390     83 Rheinisch-Nassauische Gesellschaft   4790 Mechernicher Bergwerksverein 22809 Commerner Bergwerksverein A. Pönsgen und Söhne (Hütte zu Call)   3650 Remy und Hoffmann (Hütte bei Ems)   4926 S. B. Goldschmidt (Hütte bei Braubach)   4351 Rothenbacher Hütte bei Siegen       39   222 Walther-Croneckhütte bei Rosdzin   5817   792 Friedrichshütte bei Tarnowitz 15061 1697 Oberbergamt Clausthal, Oberharz   8427 Unterharzer Hütten   3194   205 Oberhüttenamt Freiberg   4359   479 Die Bleiproduction von Nordamerika für 1886 wird (C. Schnabel) auf 127008t angegeben. W. Koort.