Titel: Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 271, Jahrgang 1889, S. 551
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Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften. Mit Abbildungen auf Tafel 28 und 29. Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften. Das Firnissen der Webstuhllitzen und -Schäfte hat den Zweck, dieselben widerstandsfähiger gegen Temperaturschwankungen und den Feuchtigkeitsgehalt der Luft, also dauerhafter zu machen und ihnen auſserdem eine gröſsere Glätte zu geben, damit die durch dieselben laufenden Kettenfäden keiner starken Reibung ausgesetzt sind und sie selbst bei ihrer Bewegung sich möglichst wenig gegenseitig abnutzen. Das Auftragen und Einreiben des Leinölfirnisses erfolgt gewöhnlich durch Hand unter Zuhilfenahme von Bürsten. Adolphe Dufour in Nieder-Burbach bei Sentheim (Elsaſs) bewirkt das Firnissen mit Hilfe der durch D. R. P. Kl. 8 Nr. 42055 vom 15. April 1887 geschützten und in den Fig. 1 bis 3 Taf. 28 dargestellten Maschine nun auf mechanischem Wege. Der zu behandelnde Schaft bezieh. die Litzen a werden mittels der hakenförmigen Bolzen bb1 (Fig. 2 und 3) aufgespannt, welche durch die beiden Längentheile des Rahmens c gehen und auf der einen Seite des letzteren fest, auf der anderen aber beweglich und durch Federn b2 anzuspannen sind. Die Längentheile des Rahmens c, von denen der eine fest, der andere dagegen seitlich verstellbar ist, sind durch mit Schlitzen versehene Querstücke verbunden, durch die ein bequemes Einstellen der Längentheile ermöglicht wird, so daſs in jedem Falle die Schaftmitte bezieh. die Mitte der Litzen und die Mitte der Auftragwalzen d übereinstimmen. Der Rahmen c liegt auf den über dem Gestelle e angebrachten Rollen f (Fig. 1 und 3) und erhält durch den Seilzug g eine hin und her gehende Bewegung. Damit der Rahmen c hierbei stets senkrecht zur Achse der Auftragwalze d geführt wird, ist das feste Längentheil mit einer Rippe ausgestattet, welche in den Rillen der Rollen f Führung hat. Der aus Holz angefertigte und mit einem Filzbezuge versehene Firniſscylinder d läuft in dem am Gestelle e angebrachten Firniſsbehälter h und gegen ihn werden zu beiden Seiten die Abstreichwalzen i mit Hilfe der Hebel k, welche die Laufgewichte k1 tragen, angedrückt, so daſs derselbe mehr oder weniger Firniſs aus dem Troge entnimmt. Senkrecht über diesem Cylinder ist die Druckwalze l angeordnet und zwischen beiden wird der zu überziehende Schaft unter der erforderlichen Pressung hindurchgeführt. Die Walzen dl, sowie die Hebelachsen k2 sind in den Böcken m (Fig. 2) gelagert, welche auf dem Gestelle e befestigt sind, die Walzen dl werden durch die Kegelräder nn1 angetrieben. Der Schaft bezieh. die Litzen treten, nachdem sie die Walzen ld passirt haben, zwischen die Bürstencylinder r, welche neben ihrer rotirenden Bewegung gleichzeitig noch eine achsial hin und her gehende ausführen. Durch eine besondere Vorrichtung wird der Abstand der Bürstencylinder noch regulirt. In den Gestellen pp1 (Fig. 2) stehen die mit rechtem und linkem Gewinde versehenen drehbaren zweitheiligen Spindeln oo1, die bei s gekuppelt sind und die Supporte qq1 tragen, in welchen die Bürstencylinder laufen. Oben auf die Spindeln o sind Räder t aufgesetzt, welche durch eine Gelenkkette t1 verbunden sind. Eine der Spindeln o trägt auſser dem Kettenrade t noch ein Handrad t2, von welchem aus die sämmtlichen Spindeln durch Kettenübertragung bewegt werden können. Das Gestell p bildet das Lager der Hauptwelle u, welche die Riemenscheibe u1 (Fig. 2) für offenen und gekreuzten Riemen und ein Stirnrad v trägt. Letzteres greift in das mit angegossener Schnurscheibe versehene Stirnrad v1, welches auf dem Zapfen v2 sitzt. Von der Schnurscheibe aus werden durch ein Seil, unter Vermittelung von Schnurscheiben v3, von welchen zwei auf den Achsen der Bürstencylinder und zwei an Armen des Gestelles p verstellbar angeordnet sind, die Bürstencylinder in Bewegung versetzt. Auf die Hauptwelle u ist eine Kurbel aufgesetzt, welche mittels einer Schubstange zwei um die Achse x2 am Arme p1 schwingende Balanciers xx1 (Fig. 2 und 3) und durch diese mit Hilfe von Schubstangen yy1 die Bürstencylinder r bewegt, die in Lagern mit prismatischen Auſsenwandungen, welche in Führungen der Supports qq1 hin und her geschoben werden, ruhen. Die Ausrückung der Bewegungsmechanismen erfolgt selbsthätig, sowie ein Schaft die Bürsten vollständig durchlaufen hat. Zu diesem Zwecke läuft eine Ausrückstange Z (Fig. 2), an welcher die Ausrückgabel befestigt ist, das Maschinengestell e entlang. Die Stange Z trägt einen verstellbaren Knaggen Z2 und am Ende des Rahmens c ist ein Flacheisenbügel Z1 angebracht, welcher an vorbenannten Knaggen stöſst, wenn der Schaft oder die Litzen vollständig durch die Bürstencylinder hindurchgelaufen sind. Während bei der Schaftmaschine von Dufour das Auftragen des Firnisses und das Verreiben desselben nach einander erfolgt, somit auch zwei hierzu dienende hinter einander angeordnete Vorrichtungen vorhanden sein müssen, erfolgt bei der Maschine von A. Weyers in Crefeld (D. R. P. Kl. 8 Nr. 43427 vom 22. Juli 1887) das Auftragen und Einreiben des Firnisses gleichzeitig. Die Maschine ist in den Fig. 5 bis 8 Taf. 29 dargestellt, Auf einem Gestelle sind zwei Wellen a und b gelagert und tragen die in einander greifenden Stirnräder c und d. Der Antrieb beider Wellen erfolgt mittels der auf Welle a sitzenden Kurbel e. Auf den Wellen a und b sind je eine Anzahl Scheiben f bezieh. g zur Aufnahme der Bürsten h und i angebracht. Diese Bürsten sind auf den Scheiben f und h gegenüber liegend angeordnet und greifen bei der Rotation der Wellen a und b mit ihren Borsten in einander. Unterhalb der Welle a liegt der den Firniſs enthaltende Trog k, in welchem die Uebertragungswalze l auf dem Hebel m gelagert ist. Sollen die Bürsten h von der Walze l Firniſs empfangen, so wird der Hebel m gehoben und somit auch Walze m, die alsdann mit den sich drehenden Bürsten h in Berührung kommt. Hierbei greift das Zahnrad n in das Zahnrad c, wodurch alsdann Walze in gehobener Lage in Umdrehung versetzt wird. Nach Freigabe des Hebels m senkt sich dieser mit der Walze l wieder, wodurch letztere von den Bürsten h entfernt wird und keinen Firniſs mehr abgibt. Gleichzeitig kommen die Zahnräder c und n auſser Eingriff; es wird also Walze l auch stillgesetzt. Der Schaft mit den zu firnissenden Litzen ist zwischen den beiden Wellen a und b derart angebracht, daſs die obere Latte o auf den Querriegeln qq ruht und in den Gabeln r senkrecht geführt wird. Die untere Latte p hängt frei und ist mit einer am Gestelle befestigten Spiralfeder s verbunden, welche die Latte p beständig nach unten zieht und hierdurch die Litzen straf! gespannt erhält. Die Querriegel q liegen in seitlich angeordneten Gabeln t und können sich in diesen senkrecht auf und ab bewegen. Die Scheiben f und g sind mit Rollen u versehen, welche unter die Querriegel q greifen und diese abwechselnd heben; hierbei wird auch der Schaft, der ja mit seiner oberen Latte o auf den Querriegeln q aufliegt, gleichfalls gehoben, um dann von der Feder s wieder nach unten gezogen zu werden. Der Schaft und somit auch die Litzen führen also zwischen den Bürsten h und i beim Betriebe der Maschine eine auf- und abwärts gehende Bewegung aus, die Bürsten h tragen den Firniſs auf und verreiben ihn mit den Bürsten i. Die Gröſse der Bewegung des Schaftes kann zunächst durch Verstellung der Rollen u regulirt werden, eine weitere Regulirung ist noch dadurch möglich, daſs statt der glatten Riegel q mit Vorsprüngen q2 versehene Riegel q1 (Fig. 8) eingelegt werden. Die Rollen u greifen dann unter die Vorsprünge q2 und heben in Folge dessen den Schaft entsprechend höher. H. Glafey.