Titel: Fortschritte in der Thonindustrie.
Fundstelle: Band 272, Jahrgang 1889, S. 415
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Fortschritte in der Thonindustrie. (Fortsetzung des Berichtes S. 326 d. Bd.) Fortschritte in der Thonindustrie. Durch Anwendung von Boraten erhält man vortreffliche, nicht rissig werdende Glasuren; eine gute Vorschrift ist die folgende: Kalkborat 50 Sand 35 Kaolin (calcinirt) 35 Das Fluorcalcium macht die Glasur viel leichter schmelzbar als eine äquivalente Menge Kalk; die färbenden Oxyde lösen sich darin leichter auf. Hier ein bewährter Satz: CaFl2 26 SiO2 52 Kaolin (calcinirt) 30 II. Farbige Glasuren. Von den zahlreichen von Brongniart vorgeschlagenen Scharffeuerfarben haben sich in Sèvres nur zwei erhalten: eine blaue (bleu de Sèvres) und eine braune (brun d'écaille). Die niedrigere Brenntemperatur des neuen Sèvres-Porzellans machten es Möglich, die Palette der Scharffeuerfarben wesentlich zu vervollständigen. Um die Haarrissigkeit zu vermeiden, muſste die Menge der Basen vermindert werden; durch Erfahrung wurde festgestellt, daſs man für 8 Th. Urannitrat den Kreidegehalt herabsetzen muſste um 4 Th. 5 Kobaltoxyd 5 8 Colcothar 4 8 Braunstein 4 4 Kupferoxyd 4 Chromoxyd und Chromate fordern keine Abänderung des Kreidegehaltes. Der färbende Körper wird mit dem Schmelzmittel entweder bloſs gemischt oder gefrittet; letzteres erhält meist den Vorzug. Man fand, daſs es nicht gleichgültig sei, auf welche Weise die Glasur auf das Porzellan gebracht wird; am besten eignet sich dazu eine eigenthümliche Methode des Bestäubens. Ein einfacher Zerstäubungsapparat wird in einem Abstande von 30 bis 40cm von der gleichmäſsig rotirenden Vase aufgestellt; die eine der Röhren dieses Apparates taucht in die Glasurmasse, während durch die andere, senkrecht darauf stehende Röhre ein Luftstrom von 25cm Quecksilberdruck geblasen wird. Sobald die Vase mit einer dünnen Glasurschicht bedeckt ist, läſst man diese trocken werden und wiederholt das Verfahren einige Male; je dicker die Schichte, um so schöner Werden die Farben; man erhält auf diese Weise vollkommen gleichmäſsige Ueberzüge. Das Verfahren hat auſserdem den Vortheil, daſs man sowohl verglühte, als auch ungebrannte Gegenstände mit Glasur versehen kann. Für gelbe Farben verwendet man am besten Urannitrat, das mit den Bestandtheilen der Glasur gemischt wird, aber darin 8 Proc. nicht übersteigen darf, wenn man nicht der Gefahr des Schwarzwerdens ausgesetzt sein will. Ein Zusatz von Fluorcalcium erhöht noch die Intensität und Schönheit der Farbe, ebenso ein Zusatz von 1,28 Proc. MgO und 0,32 Proc. Eisenoxyd. Eine schöne Elfenbeinfarbe erhält man durch Mischen von 90 Th. gewöhnliche Glasur,   5 gelbe Glasur (8 Proc. Urannitrat)   4 Glasur mit 8 Proc. Braunstein. Die blauen Glasuren werden durch Zusatz von 5 Proc. Kobaltoxyd hergestellt; für das alte Porzellan waren 15 bis 16 Proc. Kobaltoxyd nöthig. Die rosenfarbigen Glasuren wurden hergestellt unter Anwendung folgender Mischung: 100g Zinnoxyd und 34g Kreide wurden mit einer Lösung von 3 bis 4g Kaliumbichromat begossen (Pinck-colour). Diese Mischung wurde bis zu 8 Proc. der gewöhnlichen Glasur beigemengt; man erhält dadurch eine etwas opake, aber sehr reiche, leuchtende Rosafarbe. Ein analoges Rosa wird erhalten durch Einführen von 0,2 Proc. Chromoxyd in eine Zinkglasur. Eine schöne violette Glasur kann erhalten werden durch folgende Mischung: 10 Th. Glasur mit 8 Proc. Pinck und 1 Th. Glasur mit 5 Proc. Kobaltoxyd. Man muſs bei Luftzutritt mit gemäſsigtem Feuer brennen. Die alkalihaltigen und mit Chlorcalcium versetzten Glasuren geben mit Chromoxyd schönere Farben als die Kalkglasuren. Die Oxydationsflamme färbt sie grünlich. Die Céladons werden durch Eisen erhalten in reducirender Atmosphäre. In der Oxydationsflamme können ähnliche Farben hergestellt werden durch Gemenge von 1,5 Proc. Kupferoxyd und 0,02 Proc. Kobaltoxyd. Es werden nun mehrere Vorschriften zur Herstellung brauner und schwarzer Farben gegeben. Das Türkisblau konnte durch Kupferoxyd nur in einem vollkommen thonerdefreien Fluſsmittel erhalten werden; es wurden Gläser verschiedener Zusammensetzung hergestellt, ohne daſs es möglich gewesen wäre, Haarrisse zu vermeiden; indessen erhält man durch folgenden Satz schöne Craquelirung: Sand 54,16 Na2CO3 17,50 BaCO3 24,16 CuO   4,17 entsprechend SiO2 61,75 Na2O 11,66 BaO 21,44 CuO   4,75 Für marmorirte und gesprenkelte Fonds wurden besonders leichtflüssige Schmelzflüsse hergestellt durch Zusatz von Borax, der gestattet? mit dem Thonerdegehalt bis zu 7 Proc. herabzugehen, ohne Haarrissigkeit befürchten zu müssen. Die Zusammensetzung zweier derartiger Flüsse ist folgende: I II SiO2 56,19 67,02 Al2O3   9,42   7,06 Alkalien 11,47   7,83 B2O3 13,32   8,23 CaO   9,59   9,87 I bildet eine durchscheinende Masse, II einen opaken Fluſs. Daſs man durch Mischen dieser reichen Auswahl von Scharffeuerfarben, durch passende Decoration mit Muffelfarben, durch Auftragen der Farben in verschieden dicker Schicht die schönsten, reichsten Effecte hervorbringen kann, liegt klar auf der Hand. Wir wollen hier nur noch eine Anwendung der zuletzt erwähnten Schmelzflüsse wiedergeben. Auf die verglühten Gegenstände wird eine gleichmäſsige Schichte gefärbter Glasur gebracht, auf diese eine dünne Schichte des Schmelzflusses I. Passende Farben werden nun in der Weise aufgetragen, daſs Marmorirung u.s.w. entsteht, und diese nochmals mit dem Flusse I bedeckt. Durch die groſse Leichtflüssigkeit des letzteren werden die Farben verwaschen. Einen künstlerischen Werth erhält diese Methode durch Anwendung auf Statuetten, Büsten u.s.w.; man kann diese erst gleichmäſsig mit gefärbter Glasur überziehen, darauf kann man an Stellen, die durch die Natur und Form des Gegenstandes dafür geeignet sind, den opaken Fluſs und darauf mit Hilfe des Zerstäubungsapparates eine dünne Schicht gefärbter Glasuren und über diese den durchscheinenden Fluſs I bringen. Man erhält auf diese Weise ganz neue, prächtige Effecte; die Figuren erscheinen in einer Wärme und Schönheit, die der des Elfenbeines gleichkommt, und übertreffen weitaus alle ähnlichen Erzeugnisse durch ihre Transparenz, in der sie dem sogen. „blanc de Chine“ gleichkommen. Toyokichi Takamatsu, der nunmehr Professor der Chemie an der kaiserlich technischen Hochschule in Tokio ist, hat als Prüfungsarbeit 1878 alle in Japan gebräuchlichen Farbstoffe und Farben an der Hand eingehender Analysen besprochen, eine Arbeit, über deren keramischen Theil, die japanischen Emails und Glasuren, Dr. Paul Jodium im Sprechsaal, Jahrgang 21 S. 393, 413, 434 berichtet. Es werden zuerst die Grundstoffe besprochen: Quarz mit 98,9 Proc. SiO2, Bleiglas (Schiratama) mit 49,0 Proc. SiO2, 36,9 Proc. PbO, 0,5 Proc. Al2O3, 0,6 Proc. CaO, 11,8 Proc. K2O, 0,6 Proc. Na2O findet zu weiſsen Emails und Glasuren Verwendung. Tonstsuchi = Bleiweiſs von der Näherungsformel 2PbCO3 + Pb(OH)2, als Fluſsmittel gebraucht. Verfasser führt nun die Analysen von Grünglas, nelkenfarbigem Glase, von Smalte (Konja) an, theils bleihaltige, theils bleifreie Gläser, durch Metalloxyde gefärbt. Eine Reihe von Recepten zur Herstellung von Emails zur Ausführung des Zellenschmelzes (Email cloisonné) werden angegeben. Wir wollen beispielsweise die Vorschrift für weiſses Email herausgreifen: Bleiglas 50 Momme (1 Momme = 3g,78) Bleiweiſs   7 Quarz   7 Für blaues Email wird derselbe Satz mit 7 Momme Smalte versetzt u.s.w. Die Art der Verarbeitung ist folgende: Auf dem Metallgründe werden Figuren gezeichnet und auf den Linien dünne Drahtstreifchen vermittels einer klebrigen Substanz befestigt. Alsdann wird das Ganze mit einer Schicht schwerschmelzbaren Flusses bekleidet, um die Drahtcontouren zu fixiren. In die mit Säure gewaschenen Zellen wird die Emailmischung eingetragen, der Gegenstand in der Muffel gebrannt und mit einem rauhen Steine abgeschliffen. Die fehlerhaften Stellen werden ausgebessert und nach nochmaligem Brande wird die Oberfläche mittels eines zarten Schleifsteines und feinst gepulverter Holzkohle polirt. Die Oberfläche wird dadurch sehr glänzend und die Drahtstreifchen kommen zum Vorschein. Für Porzellan werden andere Recepte gegeben, z.B.   4 Momme Malachit, 10 Bleiglas, 10 Bleiweiſs. Um emaillirte Waaren mit Gold zu überziehen, wird das feinste Goldblatt 4 Tage lang mit etwas Wasser zerrieben, auf die Zeichnung aufgetragen, das Ganze wieder gebrannt und mit dem Achat polirt. „Awasekin“ besteht aus 1 Momme Au und 0,1 Momme Borax. Bei Anwendung dieser Mischung resultiren weniger glänzende Goldüberzüge als nach dem ersteren Verfahren. Schlieſslich werden Glasuren für Töpferwaaren (ebenfalls bleihaltig) besprochen. Das Rosa Dubarry, die prächtige, der alten Sèvresmanufactur eigenthümliche dunkelrosenrothe Goldfarbe läſst sich heute kaum mehr herstellen; um ähnliche Effecte zu erzielen, hat H. Stein Versuche mit der der Steingutindustrie eigenthümlichen Pinkfarbe durchgeführt. Die nach Vorschrift von Tenax hergestellte bräunlichrothe Farbe ertheilte der Porzellanglasur dunkelcarmoisinrothe Färbung. Es wurde beobachtet, daſs durch Vermindern des Kalkes der Farbenton mehr ins Bläuliche zieht, und ferner, daſs ein erhöhter Borsäuregehalt diese Steigung noch wesentlich unterstützt. Ein völlig kalkfreies borsäurereiches Pink ist rein fliederfarben. Eine besonders schöne Fliederfarbe ergab folgende Mischung: 860 SnO2   86 Borax   54 K2Cr2O7. Durch Erhöhen des Kalkgehaltes zieht die Farbe ins Rothbraune. Borsäurefreie Proben liefern ebenfalls gute Pinkfarben, so die Mischung: 640 SnO2 320 CaCO3   40 K2Cr2O7. Je nach der Menge der zugesetzten Pinkfarben, 2 bis 15 Proc., erhielt Verfasser Farben vom zartesten Rosa bis ins Dunkelrosenrothe. (Sprechsaal, Jahrgang 21 S. 825.) Von demselben Autor ist auch ein Artikel im Sprechsaal, Jahrgang 21 S. 505, verfaſst über die Herstellung farbiger Porzellanglasuren. Es wird zuerst die Ursache des Rückschrittes in der Herstellung farbiger Glasuren gegen das vorige Jahrhundert besprochen und gezeigt, daſs der Grund davon in dem jetzt allgemein eingeführten Steinkohlenfeuer liege. Um schöne Glasuren zu erhalten, müsse oxydirend gebrannt werden. Um die Glasur durch Einführung der färbenden Oxyde nicht in ihrer Schmelzbarkeit zu verändern, müssen entsprechende Mengen anderer Oxyde daraus weggelassen werden; auch ist die feine, gleichmäſsige Vertheilung ein wesentliches Erforderniſs. Am besten erreicht man dies durch Fällen der Oxyde aus Lösungen. So wird Co als Carbonat gefallt und nach dem Auswaschen der Glasurmasse zugesetzt. Wird CoO in einer Menge von 4 Proc. der Glasur unter Beobachtung der gegebenen Vorsichtsmaſsregeln zugefügt, so erhält man blaue Waare, jedes Fabrikat des vorigen Jahrhunderts weit überragend, der auch der Stich ins Purpurfarbene nicht fehlt. Auch die Herstellung von Seladon mit CuO und die gelber Glasuren mit Uranoxyd wird besprochen. Lauth und Dutailly, die Verfasser der so werthvollen Arbeit über Porzellanglasuren, haben auch eine eingehende Untersuchung über Porzellan mit gerissener Glasur angestellt. Man versteht unter porcelaine craquelée Porzellangegenstände, deren Oberfläche mit einer groſsen Anzahl netzförmiger Risse bedeckt sind, eine bei Fachleuten sehr geschätzte Decoration, in deren Herstellung es die Chinesen zu hoher Vollendung gebracht haben. Haarrisse entstehen entweder durch ungleichartige Beschaffenheit von Glasur und Masse oder durch unrichtig geleitetes kennen. Zieht man etwa 2 Stunden, bevor die Masse gargebrannt ist, eine Probe aus dem Porzellanofen, so wird die Masse bereits transparent sein, die Oberfläche sich aber nach dem Erkalten mit einer groſsen Menge kleiner Haarrisse bedecken. Ist die Masse gargebrannt, so bleibt die Oberfläche vollkommen homogen. Setzt man das Porzellan zu lange Zeit dem Scharffeuer aus, so ändert sich der Ausdehnungscoefficient der Glasur derart, daſs wieder Haarrisse entstehen. Genau dieselben Vorgänge wiederholen sich beim Einbrennen der Email- und der Muffelglasuren, die von den Orientalen häufig gebraucht werden und auch in die Praxis der Decoration von Porzellan in Sèvres eingedrungen sind. Nur bei einer ganz bestimmten Temperatur verschmilzt die Glasur mit dem Kern zu einer gleichförmigen Masse. Durch Aenderung der Temperatur lassen sich aber craquelirte Porzellangegenstände nicht herstellen, die fertigen Vasen würden allzuleicht Rechen; das Gemenge aus Kaolin und Feldspath fordert eben eine stimmte Temperatur, um Porzellan zu werden. Es bleibt nichts übrig, als durch Abänderung der Zusammensetzung der Glasur oder der Masse den Ausdehnungscoefficienten derselben zu ändern. Es wurden hauptsächlich Versuche der ersteren Art angestellt; die Masse blieb unverändert, und zwar wurde das wesentlich aus Kaolin und Feldspath bestehende Gemenge der Porzellanfabrik Sèvres angewendet. Eine Analyse der gebrannten Masse ergab: Kieselsäure   66 Thonerde   27 Alkalien     7 –––– 100 Diese Masse erweicht bei 13500 C., das ordinäre Porzellan bei 1520° C. Ohne eine geringe Abänderung der Schmelzbarkeit der Glasur konnte kein craquelirtes Porzellan erhalten werden. Der höchste Grad der Schmelzbarkeit wird erreicht durch Vermehrung der Alkalien, das Gegentheil durch Erhöhung des Kieselsäure- und Thonerdegehaltes. Im einen oder anderen Falle ist man genöthigt, das Verhältniſs sämmtlicher Bestandtheile abzuändern, man würde sonst eine nicht glänzende, entglaste Oberfläche erhalten. Der höchste Grad der Schmelzbarkeit hat zahlreiche Fehler zur Folge: Die Masse wird zu leicht angegriffen, die Stücke brechen häufig, wenn die Decke dünn ist, wird sie in die Masse gesogen, ist sie dick, so flieſst sie leicht abwärts zum Fuſse der Vasen, woselbst sie unregelmäſsige Risse und Ungleichheit der Oberfläche verursacht. Auſserdem ist eine leicht schmelzbare Glasur oft die Ursache, daſs in der Muffel Blasen gebildet werden. Die einzige Möglichkeit, schöne Decorationen zu erzielen, besteht also in der Erhöhung der Schwerschmelzbarkeit der Glasur; thatsächlich sieht man auch an chinesischen Vasen, die homogene und craquelirte Glasur an einem Stücke vereinigen, daſs letztere einen geringeren Glanz zeigt, was auf eben genannten Umstand schlieſsen läſst. Damit sind auch mehrere Vortheile verbunden: Die Masse wird wenig angegriffen, die Glasur nicht absorbirt; man kann sie sehr dünn auftragen und hat daher ein Brechen der Vasen nicht zu fürchten. Und in der That zeigt sich beim Erkalten, daſs die Risse bloſs oberflächlich die Glasur durchsetzen, nicht aber in die Masse eindringen. Durch Erhöhung des Kieselsäuregehaltes, verbunden mit einer kleinen Verminderung des Aluminiumgehaltes., erhalten Verfasser die schönsten Effecte. Nach zahlreichen Versuchen haben Verfasser folgende Zusammensetzung als die beste erkannt: Pegmatit 51,50 Sand 38 Kaolin   6 Kreide   5 Diesem Satze entspricht folgende chemische Zusammensetzung: Glasur für „craquelés“ Normale Glasuren Kieselsäure 79,42 66,18 Thonerde 11,80 14,55 Alkalien   5,51   3,55 Kalk   2,88 15,90 Wie man sieht, ist der Kieselsäuregehalt beträchtlich erhöht und die Schmelzbarkeit durch Verminderung des Thonerdegehaltes auf das normale Maſs gebracht. Durch Vermehrung der Thonerde kann man auch craquelirte Geschirre herstellen. Hier ein Beispiel: Feldspath 85,70 Sand 14,18 Kaolin   1,42 entsprechend: SiO2 69,92 Al2O3 18,13 Alkalien 11,95 Lauth und Dutailly fanden diese Methode aber weniger empfehlenswerth als die erstere; die Risse sind weniger regelmäſsig und das Geschirr neigt stark zum Bruche. Im einen wie im anderen Falle ist es gut, den Kalk der normalen Glasur durch Alkalien zu ersetzen. Die Erfahrung hat gezeigt, daſs dadurch die schönsten Effecte erzielt werden. Da die Alkalien die Schmelzbarkeit mehr erhöhen als eine äquivalente Menge Kalk, kann man durch eine derartige Substitution den Gehalt an Basen bedeutend herabsetzen. In dem oben gegebenen Beispiele sieht man, daſs der Kalk vollständig durch Alkalien ersetzt wurde; trotz ihrer geringen Menge blieb die Schmelzbarkeit annähernd die normale. Da bei einigen der soeben angeführten Versuche die Probestücke zusammengeschmolzen, wurden auch Versuche angestellt in der Weise, daſs die Glasur beibehalten und die Zusammensetzung der Masse abgeändert wurde; um sie schwerer schmelzbar zu machen, wurde der Kaolin- und Feldspathgehalt erhöht und der Zusatz von Quarz herabgesetzt. Als Beispiel diene der folgende Satz: Kaolin 52,50 Feldspath 42,50 Quarz   5,00 entsprechend: Rohe Masse Gebrannte Masse Sand 58,5 63,57 Aluminiumoxyd 28,0 30,44 Alkalien   5,5   5,98 Wasser   8,0 Die Glasur für diesen Satz ist die normale. Will man die Risse enge haben, so ist es gut, eine der gegebenen Formeln beizubehalten. Will man weitere Maschen des Netzes haben, so wird bei normaler Porzellanmasse die Glasur für craquelés mit normaler Glasur gemengt; je weiter die Maschen, um so mehr normale Glasur ist zuzusetzen. Es ist vortheilhaft, den Vasen eine gehörige Stärke zu ertheilen, um nachheriges Springen zu vermeiden. (Bulletins de la société chimique de Paris, 1888.) Für die Herstellung transparenter farbiger Emails auf Steingut gibt Th. Deck (La Faïence, Paris 1887; Sprechsaal, Jahrgang 20 S. 639) folgende Vorschriften: 1) Fluſs oder durchsichtige Glasur: a) härter b) weicher Mennige   30   35 Quarzsand   50   45 Potasche   12   12 Sand     8     8 –––– –––– 100 100 2) Lapsis-Lazuliblau 3) Türkisblau Fluſs   95 Fluſs   93 CoO2       0,7 CuO     7 CuO       4,3 –––– ––––– 100 100 4a) Grün 4b) Grün, wässeriges Sand   35 Sand   30 Mennige   55 Mennige   55 Potasche     5 Potasche   10 Borax     5 Borax     5 CuO     4 CuO     4 –––– –––– 104 104 5) Cameliagrün 6) Dunkelviolett Fluſs   45 Fluſs     92,4 CuO     5 Mn2O3    9 Fe2O3     5 CaO       0,6 Sand   20 ––––– Mennige   25 100 –––– 100 7) Dunkelseladon, Olivengrün 9) Ockergelb Fluſs 89 Fluſs   45 CuO     3,9 Fe2O3   10 Mn2O3     2,5 Sand   20 Fe2O3     6,1 Mennige   25 –––– 100 10) Opakgelb 12) Granatroth Fluſs   47 Fluſs   82 Fe2O3     4 MnO2     6 Antimonoxyd     4 Antimonoxyd     2 Sand   20 Soda     5 Mennige   25 Salpeter     5 –––– –––– 100 100 Der Kürze halber wurden hier nicht angeführt: 8) Hellseladon, Jade; 11) Braungelb; 13) Elfenbeingelb, letzteres mit 3 Proc. Eisenoxyd. Man schmilzt diese Mischungen in guten hessischen Tiegeln, gieſst sie aus und mahlt sie sehr fein. Leicht ist unter Benutzung der einfachen Formeln und Verwendung weiterer Oxydfarben die Anzahl der farbigen Glasuren zu vermehren, und man kann die einzelnen Glasuren dadurch heller stimmen, daſs man mehr Fluſs, d.h. wasserhelle Glasur zufügt. Von vorzüglicher Güte und groſser Härte sollen die Holzschuhen'schen Basaltglasuren sein, die den Vortheil besitzen, keine Haarrisse zu bekommen. Der Erfinder stellt zunächst leicht schmelzbare Glasuren dar durch Mischen von: 1) 150g gepulverten Basalt, 50g Potasche, 12g Salpeter, 2) 120g gepulverten Basalt, 60g calcinirten Borax, 90g Salpeter. Für schwer schmelzbare Glasuren für Steingut und feuerfesten Thon werden folgende Gemenge hergestellt: 1) 150g Basalt, 30g Potasche, 15g Salpeter; auf 10g dieser Mischung nimmt man 3g Zinnoxyd. 2) 150g Basalt, 60g Soda. 3) 150g Basalt, 30g Potasche. Nr. 1 dieser Glasuren eignet sich besonders für Drainröhren. Nr. 2 und 3 für Abdampfschalen und Retorten. Die Massen werden erst gefrittet, dann gepulvert und geschlämmt. Es werden noch mehrere andere Vorschriften angeführt (Keramik, 1888 Nr. 5). Ueber Unterglasurfarben hielt Prof. Seger einen Vortrag in der Versammlung keramischer Gewerke am 26. Juli 1888. Es werden die in der Praxis zur Verwendung kommenden Metalloxyde: Kobaltoxyd für blaue Farbentöne, Nickeloxyd für braune, Kupferoxyd für grüne, Manganoxyd für braune, Eisenoxyd für braune, gelbe, rothe; Uranoxyd für gelbe, Chromoxyd für grüne, rothe, und die Edelmetalle Gold, Platin, Iridiumoxyd für rothe und graue Farbentöne besprochen; ferner die Vorsichtsmaſsregeln, welche bei der Anwendung derselben zu befolgen sind, und der Einfluſs der Fluſsmittel auf die zu erzielenden Farbentöne. Der Vortrag gestattet keinen Auszug. Die von Seger angewendeten Farben werden von ihm in einer besonderen Druckschrift zusammengestellt, welche vom Verfasser auf Wunsch jedem deutschen Fabrikanten zur Verfügung gestellt wird (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 467 und 481). Schon seit geraumer Zeit wurden sogen. Unterglasur-Farblösungen zur Erzeugung hellfarbiger Fonds bei Porzellan und Steingut in den Handel gebracht. Um den Fabrikanten die Möglichkeit zu bieten, sich solche Fonds selbst herzustellen, wurde von Dr. Hecht eine Untersuchung dieser Präparate durchgeführt. Da die bisher angewendeten harzigen Lösungen ein Ausglühen der Scherben nöthig machten, um ein Aufsaugen der mit Wasser angemachten Glasur zu ermöglichen, wurde von Dr. Hecht ein neues Lösungsmittel für Metallsalze hergestellt: 75 Th. reines Glycerin, 25 Th. Alkohol werden gemischt. Auf 100g dieser Mischung kommen für 1. Hellblau   4g Kobaltnitrat 2. Dunkelblau   8g 3. Hellbraun   6g Nickelnitrat 4. Dunkelbraun 12g 5. Gelb 13g Urannitrat 6. Rosa 55g Mangannitrat 7. Graublau   7g  3g UrannitratKobaltnitrat 8. Graubraun 20cc Platinchlorid von 0g,025 metal-lisches Platin für 1cbm. Nr. 1, 3, 5, 6 entsprechen etwa dem Procentgehalte der harzigen Lösungen des Handels an Metalloxyden. Zu ihrer Darstellung empfiehlt Dr. Hecht folgendes Verfahren: bleiche Gewichtstheile Anilin und Colophonium werden auf dem Wasserbade erwärmt und die klare Lösung vom Rückstande abgegossen. Die Nitrate werden auf dem Wasserbade geschmolzen, und nach dem Erkalten in siedendem Weingeist gelöst; 25 Gew.-Th. dieser Lösung werden mit 75 Gew.-Th. der Colophoniumlösung gemischt. Man wendet am besten auf 100g Flüssigkeit insgesammt an I. 2g,5 II. 5g,0 entwässertes Kobaltnitrat I. 3g,75 II. 7g,5 Nickelnitrat    8g,0 Urannitrat. Den Farbenton kann man sich mit Leichtigkeit selber ausprobiren. Ein sehr schönes Rosa erhält man durch Verdünnen von Glanzgold um das 15- bis 25 fache mit einem Gemische aus 1 Th. Dicköl und 2 Th-Terpentin (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 418). Zur Verzierung von porösen Thonwaaren schlägt Marvin Chester Stone in Washington folgendes Verfahren vor: An einzelnen Stellen des in gewöhnlicher Weise hergestellten und glasirten Gegenstandes wird die Glasur entfernt. Man taucht denselben nun in die Lösung eines Farbstoffes, die durch Capillarattraction in das Innere der Masse gesogen wird, und verstopft die Oeffnung durch eine unlösliche Substanz. Anilinfarben in Wasser gelöst, sowie wässerige Lösungen anderer Farbstoffe sollen hierfür geeignet sein, nur ist zu beobachten, daſs die farbige Flüssigkeit möglichst leichtflieſsend hergestellt werde, um rasch und gleichmäſsig die Poren zu erfüllen (D. R. P. Nr. 41293 vom 4. Mai 1887). In der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 162, wird die Auftreibung von Thonscherben im Brande besprochen. Die Ursache von derartigen Auftreibungen ist eine Gasentwickelung im Inneren der Scherben, nachdem dieselben durch Versinterung dicht geworden oder mit einer Glasurschicht bedeckt sind. Dieselbe ist durch Anwesenheit von Sulfaten oder Kohle in der Masse bedingt, die bei höheren Temperaturen leicht schweflige Säure oder Kohlensäure entwickeln. Zur Vermeidung dieser Fehlerquelle schlägt Verfasser vor, anfangs bis zur Verbrennung der Kohle oxydirend und hierauf zur Zersetzung der Sulfate kurze Zeit reducirend zu brennen. E. Novotny in Graz gibt in der Thonindustrie-Zeitung, 1887 S. 351, interessante Apercus über Kaoline. Nach seiner Ansicht ist die Suspension der Kaolintheilchen im Wasser, die in der Kaolinschlämmerei so ausgedehnte Anwendung findet, durch eine geringe Menge gelösten kieselsauren Alkalis bedingt. Er vergleicht den Kaolinschlamm mit der Milch, deren Fett und Kaseïn ebenfalls durch eine geringe Menge Alkali in Suspension erhalten wird; durch Säuren wird dasselbe neutralisirt, und die Milch gerinnt; ebenso kann aus dem Kaolinschlamme das Kaolin durch die Kohlensäure der Luft oder durch andere alkalibindende Stoffe gefällt werden. Als solche können Alaun, Gyps u.s.w. angewendet werden, die eine chemische Umsetzung in Alkalisulfat und kieselsaure Thonerde u.s.w. bedingen. Bleibt Kaolin längere Zeit an der Luft liegen, so verliert er die Eigenschaft der Schlämmbarkeit. Einer minimalen Menge von losgehen Alkalisilicaten seiner Kaoline verdankt die keramische Manufactur Böhmens ihre Weltbedeutung. Ueber die Färbung von Thonwaaren durch Eisen bei hoher Temperatur findet sich in der Chemiker-Zeitung, 1888 Nr. 12, 18, 26, 34, 41, eine interessante Discussion von Prof. Knapp und Prof. Seger, die viel dazu beiträgt, die meist unrichtigen Anschauungen über diesen Gegenstand zu klären. Durch dieselbe wurde im Wesentlichen folgendes festgestellt: Bei Hitzegraden, in denen hartes Porzellan nach Art des chinesischen gar wird, färbt das Eisen Thonwaaren nur grau oder schwarzgrün, das Glas nur grün. Wenn während des Erkaltens die Thonwaaren längere Zeit dem oxydirenden Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, so nehmen dieselben je nach ihrem gröſseren und geringeren Eisengehalte eine mehr oder weniger stark gelbe Färbung an. Von Interesse sind folgende Angaben: Prof. Knapp führt als Beweis des oxydirenden Ganges eines von ihm beaufsichtigten Porzellanofens an, daſs schmiedeeiserne Geräthe, die darin vergessen wurden, sich verbrannt, und durch drei Kapseln hindurchgebrannt vorfanden. Trotzdem wurde die durch Eisenspäne oder durch Zusatz von Eisenoxyd verunreinigte Porzellanmasse niemals gelb, sondern immer nur grau oder schwarzgrün aus dem Ofen gezogen. Bei abnormer Steigerung der Hitze schlägt die Farbe der Ziegel und backsteine, die bei normalem Gange rothbraun ist, in eisengrau um. Ein Zusatz von 3 bis 6 Proc. Eisenoxyd zu Natron-Kalkgläsern gab immer nur tiefblaugrüne Gläser (vgl. R. Schwarz, 1888 267 282). Durch Eisenoxyd gelb gefärbte Porzellanproben im Sauerstoffstrome 5/4 Stunden bis zur Weiſsglut erhitzt, wurden grün. Als Beweis für seine Behauptung, daſs Oxydation wie Reduction auf die Farbe der Thonwaaren von Einfluſs sind, führt Prof. Seger vor Allem die Ziegelsteine an, selbst wenn dieselben grau gebrannt sind, werden sie beim Abkühlen in der atmosphärischen Luft wieder gelbroth; will man sie grau oder schwarz haben, so muſs man. sie dämpfen, d.h. eine reducirende Atmosphäre im Ofen herstellen. Als im Anfange der 70er Jahre der continuirliche Gasofen auf der Königl. Porzellan-Manufactur errichtet wurde, zeigte sich das darin gebrannte Porzellan immer gelb gefärbt. Durch schnelles Abkühlen der Waare wurde dieser Uebelstand behoben, ein Beweis, daſs die gelbe Farbe eine Folge der zu langen Einwirkung atmosphärischer Luft auf die heiſsen Gegenstände war. Seger-Porzellan wird bei oxydirendem Gange schwach crêmefarbig, bei reducirendem rein weiſs; ohne Oxydation ist es nicht möglich, gelbes oder cremefarbiges Porzellan zu erzeugen. Das chinesische Porzellan enthält häufig 2,5 Proc. Eisenoxyd, wird aber nicht schwarz, sondern in reducirendem Feuer blaugrün, Ehrend ein Zusatz von 0,1 Proc. Fe2O3 genügt, um Porzellan unverkäuflich zu machen wegen seiner grauen Farbe; der Grund davon ist nach Seger darin zu suchen, daſs das Eisenoxyd im einen Falle in freiem Zustande, daher leicht reducirbar, im anderen als Silicat vorhanden ist, das sich nicht so leicht reduciren läſst.Knapp schreibt die gelbe Farbe des Porzellans den reducirten Sulfiden, Seger dem Eisenoxyd zu. Dem unbefangenen Beobachter drängt sich nach diesen Ausführungen unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daſs die Temperaturgrenze, bei welcher Eisenoxyd nicht mehr beständig ist, oder in eine anders gefärbte Modification übergeht, oberhalb welcher also der oxydirende und reducirende Gang des Brandes auf die Färbung nicht mehr von Einfluſs, ziemlich scharf gezogen ist, und wohl etwas höher liegt als die Temperatur, bei der das Seger-Porzellan garbrennt. Auf die Färbung der Gläser dürfte von wesentlichem Einflüsse die Zusammensetzung derselben sein, die in den besprochenen Aufsätzen wenig Berücksichtigung fand. Einen weiteren Beitrag zu dieser Frage gibt Dr. Carl Otto Weber, Bad Homburg in einem Briefe an Prof. Knapp (Chemiker-Zeitung, 1888 Nr. 50). Es wurden fast sämmtliche Eisenoxydsalze angewendet, um Glas gelb zu färben, aber stets nur grün gefärbtes Glas erhalten in Nuancen von Blaugrün bis zu Laubgrün; die Töne waren um so weniger blaustichig, je weniger flüchtig sich die in dem Eisensalze enthaltene Säure erwies. Nur im ersten Momente des Niederschmelzens zeigten sich gelb gefärbte Partien. Diese Beobachtungen bezogen sich auf Natron-Kalkgläser. Bei Bleigläsern mit Rohem Bleigehalte zeigte das Glas bis zu einem gewissen Punkte stets kräftige Gelbfärbung, und dies war der Punkt, bei dem das Feuer verstärkt wurde. Von da an verschwand die gelbe Färbung sehr rasch und ging in Grün über. Verfasser hält den Uebergang der gelben Farbe in die grüne auch für eine Dissociationserscheinung und führt als analoges Beispiel die Bildung von Bohnen bei sehr heiſsem Ofengange in grünen Chromoxydgläsern an. Thonröhren für lange Druckrohrleitungen. Ingenieur Villard in Lyon brachte vor Kurzem eine Thonröhrenleitung für einen Druck von 3at auf eine Länge von 1km zur Ausführung. Der innere Durchmesser der Röhren betrug 15cm, die Geschwindigkeit des Wassers 50 bis 80cm. Die Röhren wurden vor ihrer Verwendung geprüft und hielten einen Druck von 120 bis 140m Wassersäule aus, ohne zu bersten. Die Legung der Röhren nahm 20 Tage in Anspruch. Seit mehr als 3 Monaten arbeitet die Leitung tadellos. Die Fugenverbindung beansprucht groſse Sorgfalt, ein geschulter Arbeiter kommt aber mit Thonröhren und Cementdichtung schneller vorwärts als mit Eisenröhren. Bei der mittleren Geschwindigkeit des Wassers von 50cm ergab sich ein Verlust von 0m,00018 für den laufenden Meter gegen 0,00024 bei eisernen Röhren (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 548). In der Thonindustrie-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 1, beschreibt Dr. Kosmann-Breslau ein neues keramisches Kunstproduct. Ludwig Rohrmann zu Krauschwitz bei Muskau, O.-L., dessen säure- und feuerfeste Gefäſse einen Weltruf genieſsen, hat es unternommen, Geigen aus Thon herzustellen, und das sich gesteckte Ziel in überraschender Weise gelöst. Die in äuſserer Form und innerem Baue den hölzernen Geigen nachgebildeten, aus Thon angefertigten Geigen können in Klangfülle und Weichheit des Tones es mit den hölzernen Rivalinnen durchaus aufnehmen. Das Material für die Anfertigung der Thongeigen wird bei Krauschwitz auftretenden Thonen der Braunkohlenformation entnommen. Nach Mittheilung des Herrn Rohrmann kommt im Geigenkörper kein klangfähiger Ton zu Stande, sobald die Masse ein wenig gesintert oder nur oberflächlich mit Glasur versehen ist; der Thon muſste daher mit feuerbeständigen Magerungsmitteln, wie Chamottemehl, versetzt und in Kapseln gebrannt werden. Zu bemerken ist übrigens, daſs nur der eigentliche Tonkörper der Geige aus Thon gefertigt ist, alles übrige besteht aus Holz. Einige dieser Instrumente wurden in Leipzig in Concerten mit Erfolg gespielt. Sie sind etwas schwerer als die gewöhnlichen Holzgeigen. Es ist zu erwarten, daſs Herr Rohrmann es zu noch weiterer Vervollkommnung an seiner Erfindung bringen wird, und dann ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daſs die Thongeigen ihren hölzernen Schwestern ernstlich werden Concurrenz bereiten können. Im Anschlusse an eine gelegentlich der Budapester Landesausstellung 1885 im Specialcataloge der für die Thon-, Glas- und Cement-Industrie verwendbaren ungarischen Rohmaterialien in Gemeinschaft mit Matgasowszki niedergelegten Beschreibung derselben macht L. Petrik im Centralblatt für Glasindustrie und Keramik, Bd. 3 S. 885, Mittheilung von einigen Versuchen mit ungarischen Porzellanerden. Verfasser kommt zu dem Schlusse, daſs die in Ungarn in groſsen Massen vorkommenden vom Rhyolith stammenden Thone, wenn sie auch von dem wirklichen Kaolin in vielen Eigenschaften abweichen, zum Zwecke der Porzellanfabrikation geeignet sind, auch wenn dieselben nicht auf primären Lagern vorkommen und somit die Benennung Kaolin oder – zur Bezeichnung der speciellen Art – Rhyolith-Kaolin gerechtfertigt ist, und daſs das nach englischem Muster erzeugte Knochenporzellan von Seiten der ungarischen Fabrikanten mehr Aufmerksamkeit verdienen würde. Einen ähnlichen Zweck beabsichtigt auch die von Petrik ausgeführte und in den Publikationen der Königl. ungarischen Geologischen Anstalt veröffentlichte Arbeit über die Verwendbarkeit der Rhyolithe für die Zwecke der keramischen Industrie (Centralblatt für Glasindustrie und Keramik, 1888 Nr. 108 und 1889 Nr. 109). Es wird gezeigt, daſs von 24 untersuchten Rhyolithen 8 bis 9 für die Porzellan- und Steingut-Industrie verwendbar sind. (Schluſs folgt.)