Titel: Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos.
Autor: Constantin Mitzopulos
Fundstelle: Band 272, Jahrgang 1889, S. 509
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Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos. Mit Abbildungen. Berg-, Hütten- und Salinenwesen Griechenlands. Im Monat Oktober vorigen Jahres eröffnete S. M. der König Georg die IV. Olympias, d.h. die National-Ausstellung, die zwei groſse Patrioten und Landeswohlthäter, Evangelus Zappas und dessen Vetter Constantinos Zappas aus Epirus, mit eigenen Kosten gegründet und den Hellenen geschenkt haben. Das griechische Volk feierte mit dem 25jährigen Jubiläum seines beliebten Königs auch seine Fortschritte im Gebiete der Bildung und der Industrie. Das Land, welches vor 66 Jahren, als es zum ersten Male der gute und unvergeſsliche König Otto besuchte, nur rauchende Trümmer und Ruinen aufzuweisen hatte, kann heute der Welt zeigen, daſs es viel für seine wissenschaftliche und industrielle Bildung thut. Einen glänzenden Beweis dafür liefert die oben erwähnte National-Ausstellung. Wir werden die erste Abtheilung derselben, welche das Berg-, Hütten- und Salinenwesen umfaſst, hier in kurzen Abrissen beschreiben. Und daſs dieser Industriezweig ein sehr wichtiges nationalökonomisches Element für unser Land bildet, sieht man gleich aus der Quantität und dem Werthe der im J. 1887 erzeugten Bergwerksproducte (Staatsanzeiger, 1888 2. Theil Nr. 22) nämlich:   1) Werkblei aus Laurium   12922 Tonnen   2) Silberhaltiger Bleiglanz     1616   3) Bleierze mit Blende     7761   4) Gebrannter Zinkgalmei aus Laurium und Siphnos   34497   5) Manganhaltige Eisenerze aus Laurium und Seriphos 162958   6) Manganerze aus Milos       500   7) Silberhaltiger Schwerspath aus Milos     4864   8) Smirgel (roh) aus Naxos     2222   9) Braunkohle aus Kumi und Oropos     7006 10) Schwefel aus Milos     1346 11) Magnesit aus Euböa     7000 12) Puzzolan aus Santorin   28000 13) Seesalz aus verschiedenen Salinen   17000 ––––––––––––––– Summa 287692 Tonnen. Dazu noch 136t Gyps und 12031 Stück Mühlsteine aus Milos. Das Alles zusammen repräsentirt einen Werth von 12000000 Francs. Die in der ersten Abtheilung ausgestellten Gegenstände waren ungefähr folgende: 1) Systematische Mineral- und Gesteinsammlungen. 2) Geologische Karten, Skizzen, Risse u.s.w. 3) Eine schöne Sammlung von bekannten Marmorsorten des Landes. 4) Exemplare von anderen nutzbaren Gesteinen und Erzen (Sandsteine, Schiefer, Schwefel, Blei-, Zinkerze u.s.w.) und Aufbereitungsproducten. 5) Modelle von Schächten, Aufbereitungsmaschinen, Oefen u.s.w. und 6) Werkblei in Stücken und Pyramiden, sowie groſse Gangmassen von Blende und Galmei, welche aus den Gruben Laurions herstammen. Der schönste und beste Theil davon gehört den in Laurion arbeitenden groſsen Gesellschaften, der griechischen Τὰ μεταλλουργεῖα Λαυρείου und der französischen Les mines du Laurium, die dort seit 15 Jahren die Montanindustrie eifrig treiben. A. Sammlungen und geologische Karten. Wie in alten Zeiten, so auch heute noch ist das hauptmetallfuhrende Gebiet Griechenlands Laurium. Obwohl es die Alten für ein erschöpftes Land hieltenStrab. Georg. Lib. IX. C. I. Τὰ δὲ ἀργυρεῖ̃α τὰ ἐν τῇ ᾽Αττιϰῇ ϰατ᾽ ἀρχὰς μὲν ἡν ἀξιόλογα, νυνί δ᾽ ἐϰλείπει ϰαί δὴ ϰαί οί ἐργαζόμενοι τῆς μευαλλείας ἀόϑενω̃ς ύπαχουούόης, τὴν παλαιάν ἐϰβολἀδα ϰαί όχώρίαν ἀναχωνεύοντες, εὔριόϰον ε̈τι ὲξ αίτῆς ἀποϰαϑαιρόμενον ἀργύριον, τω̃ν ἀρχαίων ἀπείρως ϰαμνευόντων., sind doch noch viele Erze (hauptsächlich Zink und Blei) vorhanden, die dort für viele Jahre die Montanindustrie beschäftigen werden. Prof. Andreas Cordellas, Generaldirektor der griechischen Gesellschaft von Laurium, der dort lange Jahre mit groſsem Eifer gearbeitet hat und die Verhältnisse sehr gut kennt, hat eine schöne und vollständige Gestein- und Mineralsammlung von 430 Exemplaren ausgestellt. Daraus ersieht man, daſs das Gebiet von Laurium, welches hauptsächlich aus Wechsellagerung von Glimmerschiefer und Marmor besteht, sehr reich an Mineralien ist.Auch das mineralogische Cabinet der Universität Athens besitzt eine sehr lehrreiche Sammlung von Laurium (über 1000 Exemplare). In seiner Sammlung findet man in schönen und lehrreichen Exemplaren folgende Mineralien: Eisenglanz (manganhaltig), Glaskopf, Brauneisenerz, Eisenspath, Bleiglanz (grob- und feinkörnig), Cerusit, Zinkblende, Zinkspath (von verschiedenen Formen und Farben), gediegenes Kupfer, Cuprit, Kupferkies, Eisenkies, Malachit, Azurit, Ocker, Pyrolusit, Symplesit, Adamin, Annabergit (Cordellit)Der Annabergit von Laurium, der zuerst von Herrn Des Cloiseaux untergeht wurde (Bull. soc. miner., Bd. 1 S. 75) gibt im Glaskölbchen eine reichliche Menge Wasser und bekommt eine schmutzig-gelbe Farbe. Eine sehr dünne Lamelle davon unter dem Mikroskop zeigt sich durchsichtig und gefärbt wie der sogen. Viridit., SerpieritDer Serpierit ist sehr schwer schmelzbar, im Glaskölbchen gibt er viel Wasser und wird dann schwarz, auf Kohle mit der Reductionsflamme gibt er einen Zinkbeschlag und kleine Körner von metallischem Kupfer. Mit Soda auf Kohle durch Reductionsflamme gibt er eine Schwefelhebar, welche auf Silberblech die bekannten Flecken hinterläſst., Allophan, Büratit, Euchorit, Phosgenit (Laurionit)Der Phosgenit ist ein secundäres Mineralproduct, welches man auf dem Meeresgründe mit Schlacken findet., Atakamit, Vanadinit, Miſspickel, Rhodochrosit, Skorodit, Alloisit, Quarz, Baryt, Kalkspath und Stalaktite, Aragon, Disthen, Gyps, Hisingerit, Anthrakolit, Oligonit, Amiant. Aus dieser Sammlung sieht man auch, daſs auſser den oben erwähnten Glimmerschiefern und krystallinischen Kalksteinen noch andere Gesteine, zum Theile eruptive, in Laurium vorkommen, wie z.B. Grünsteine (Diorite, Gabbros), Trachyte, Eurit, Granit (oder Gneisgranit), Plakit und andere. Laurium, wie bekannt, bildet einen flachen von SSW. nach NNO. gestreckten und in dieser Richtung aufgeborstenen Sattel, der nach den bisherigen Erfahrungen aus Wechsellagerung von Glimmerschiefer und krystallinischem Kalkstein besteht, welche hauptsächlich Contactlagergänge enthalten. Ein idealer DurchschnittEinen Profildurchschnitt von Laurium hat die griechische Gesellschaft ausgestellt, welchen wir hier ein wenig geändert wiedergeben. von Laurium (Fig. 1) kann folgende Construction des Gebietes von oben nach unten zeigen: 1) Oberer eisenhaltiger Kalkstein (Sunium, Berzeko, Passalimani), der die Gipfel von manchen Hügeln bildet. 2) Darunter liegt der obere Thonglimmerschiefer (Ary, Passalimani), der zum Theil verwittert ist und weiſsen Glimmer enthält. 3) Mittlerer Marmor mit unregelmäſsig geordneten Erzmassen (Rimpari, Thoricos). Von diesem Marmor unterscheidet man den schieferigen röthlichen und den feinkörnigen bläulich grauen. Zwischen diesem Kalksteine als Liegendem und dem Thonglimmerschiefer als Hangendem liegt der erste Contactlagergang I, der hauptsächlich aus Eisenerzen, mit Bleiglanz und Cerusit imprägnirt, besteht (Rimpari, Plaka, Villia, Ary u.s.w.). 4) Unterer GlimmerschieferAls Vertreter des unteren Glimmerschiefers betrachtet man ein eigenthümliches quarzartiges Gestein von Plaka, welches Herr Cordellas Plakit p genannt hat (mächtig von 20 bis 120m), der auch als Liegendes des zweiten Contactganges dient. Dieser Plakit zeigt unter dem Mikroskop folgende Bestandtheile: Quarz in lauter Körnern, Feldspath (Plagioklas), hie und da braune Lamellen von Glimmer und ein grünes Mineral (Viridit), welches, wie es scheint, secundäres Product von Hornblende ist. Unter demselben liegt der Granit, der wahrscheinlich ein Gneisgranit ist, der sich in verwittertem Zustande sehr leicht in dicke Platten zerschlagen läſst. Der Granit von Plaka enthält nach Neminar Flüssigkeits- und Gaseinschlüsse im Quarz, Apatitnadeln und Titanit. (Kamarissa mit einer Mächtigkeit von 20 bis 25m). Zwischen diesem als Liegendem und dem darüber stehenden Mittelmarmor liegt der zweite Contactlagergang G, der nach Norden des Lauriumgebietes manganhaltige Eisenerze, nach Süden Eisenspath, Fluſs- und Kalkspath mit feinkörnigem und silberreichem Bleiglanze enthält. 5) Unter diesem Glimmerschiefer liegt eine untergeordnete Marmorschicht (25 bis 30m mächtig) mit einigen Imprägnationen von Schwefelkies und Bleiglanz F. Im Contacte zwischen diesem, Schwefelerze führenden, Marmor und dem darüber liegenden Glimmerschiefer kommt ein untergeordneter Lagergang K vor. 6) Untergeordneter Glimmerschiefer (von 5 bis 7m mächtig), dieser ist das Hangende und der darunter liegende zuckerartige Marmor 7 (von unbekannter Mächtigkeit) das Liegende des dritten Contactlagerganges E, welcher aus Bleiglanz und Cerusit besteht und eine Mächtigkeit von ½ bis 12m hat. Im Liegenden dieser Lagerstätte, welche zum gröſsten Theile von den Alten abgebaut wurde, liegen sehr viele Nester und Stöcke von Zinkspath, der von der französischen Gesellschaft abgebaut wird (Fig. 2). A und C Eurit- und Trachytgänge, B Grünstein. Fig. 1., Bd. 272, S. 512 Auſser diesen Contactlagergängen kommen in Laurium noch folgende Arten vor. Im mittleren Marmor (Nr. 3) und besonders in seiner körnigen Varietät findet man Schnüre, die in liegenden (z.B. in Ary) Stöcken enden und mit silberhaltigem Bleiglanze und Blende gefüllt sind. Fig. 2., Bd. 272, S. 513Fig. 2. Erklärung der Fig. 2. g Galmei, F Eisenoxyd, A Glimmerschiefer, B unterer Marmor, D Euritgänge, E Bleiglanz und Blende, H alter Bau, GC ContactFast in allen Marmor- und Schieferschichten findet man kleine Griffons, welche aus Zinkspath und Nestern von Bleiglanz bestehen. Das Ausgehen desselben benutzten die Alten als Führer zum Entdecken von silberhaltigem Bleiglanze. Der Zinkspath, obwohl er, wie gesagt, auf der Erdoberfläche lag und welchen, wie es scheint, die Alten kannten, zog vor ungefähr 16 Jahren kaum die Aufmerksamkeit der dortigen Bergleute auf sich, jetzt jedoch bildet er das wichtigste Montanproduct Lauriums. Aechte Bleiglanzgänge hat man bis jetzt nur in den älteren Marmor- und Schieferschichten (Kamarisa Vromopussi), sowie im Granit von Plaka gefunden (F). Dieses Schichtensystem Lauriums wird hie und da von eruptiven Gesteinen durchsetzt. Auſser dem Granit, der, wie erwähnt, sedimentären Ursprungs zu sein scheint und beschränkte Ausdehnung hat, kommen noch drei Arten Eruptivgesteine vor. Bis zum oberen Thonglimmerschiefer (Nr. 2) reichen Grünsteingänge B (Berg Veluturi bei Thorikos, Panormos, Vromopussi u.s.w.), die man Diabase, Aphanite und Gabbros nennt.Ein mikroskopisches Präparat von Veluturigrünstein zeigt unter dem Mikroskop folgende Zusammensetzung: Die Grundmasse besteht aus lauter Quarzkörnern, darin sind blaugrüne und faserige Krystalle oder schilfförmige Nadeln von Hornblende zerstreut, die hie und da von Lamellen eines grünen Minerales bedeckt sind (Viridit?), welches vielleicht ein Zersetzungsproduct von Hornblende ist. An manchen Stellen erblickt man auch Haufen von gelbbraunen Körnern, vielleicht von Augit. Ein anderes Präparat von demselben Berge zeigt sich anders; es besteht aus Feldspath, Quarzkörnern und chloritischer Substanz in groſser Menge. Fast dieselbe Zusammensetzung zeigt ein aphonitisches Gestein von Sunium. Die Grünsteine Lauriums sind also aller Wahrscheinlichkeit nach Diorite. Aechte Diorite kommen auf Aedipsos (Euböa) vor, worin man makroskopisch Hornblende und Feldspath, und mikroskopisch Quarz unterscheidet. Fast bis zu demselben Niveau des unteren Glimmerschiefers (Nr. 4) reichen die sogen. Trachyte und Eurite von Laurium, die derselben Natur zu sein scheinen, namentlich trachytische Gesteine (A und C). Wie reich Laurium an Metallen und anderen Mineralien ist, sieht man auch an den prachtvollen Schaustufen der französischen Gesellschaft, wundervolle Stücke von Galmei in allen Farben und Formen (Pseudomorphosen nach Gyps, Kalkspath) und prachtvolle Stufen von Bleiglanz, Büratit, Serpierit, Adamin, Gyps, Kalkspath u.s.w. schmücken die Ausstellung. Man hat sogar ein Gangstück von Galmei ausgestellt, welches ungefähr 3t wiegt mit 45 Proc. Zn und ein anderes von Blende mit Schwefelkies und Bleiglanz von 2785k Gewicht und 9,5 Proc. Pb und 33 Proc. Zn. Herr Emil Grohmann, ein tüchtiger Bergingenieur aus Freiberg, der viele Jahre in Griechenland die Montanindustrie mit groſsem Eifer und Fleiſs treibt, hat eine Mineral- und Gesteinsammlung nebst Situationsplan der Bergwerke von Seriphos ausgestellt (Concession der französischen Gesellschaft. Seriphos et Spilazeza). Diese kleine zu den Cycladen gehörige Insel, welche kaum 78qkm miſst, ist reich an Eisenerzen, deren Tagebau Herr Grohmann übernommen hat, und besteht aus krystallinischem Kalkstein, Gneis (weiſs), Porphyr (grünlich) und Granit. Die Eisenerze sind hauptsächlich Eisenglanz (mit 47 bis 55 Proc. Fe) und Magneteisenerz (mit 65 Proc. Fe) und etwas Schwefelkies.Auf Seriphos kommen auch schöne Lievrite und Prasemkrystalle vor, auch Pseudomorphosen von Brauneisenerz nach Schwefelkies. Im Allgemeinen ist diese Insel in geologischer und mineralogischer Hinsicht sehr interessant. Das Eisen war, wie es scheint, auch in der mycenäischen Zeit bekannt, wird aber nicht sehr in Gebrauch gewesen sein. Herr Inspektor Tsuntas fand in einer uralten mycenäischen Grube einen Ring, der ganz verrostet war. Dieser, den ich untersucht habe, gibt einen gelben Strich, auf Kohle mit Reductionsflamme wird er stark magnetisch, mit Salzsäure braust er, folglich ist er sicher aus Eisen. Im J. 1887 wurden aus Seriphos ungefähr 56570t Eisenerze exportirt. Auf dieser Insel kommen auch Bleierze vor, die aber bis jetzt noch nicht aufgeschlossen sind. Der übrige Theil der aus Griechenland exportirten Eisenerze (106000t) stammt aus den Gruben der französischen und griechischen Gesellschaften Lauriums. Eisenerze kommen auch an anderen Stellen vor, wie auch in der Umgebung Athens (bei Chaïdari). Alle diese Erze werden bei uns nicht verschmolzen, weil es an billigem Brennmaterial mangelt. Leider fehlt die Steinkohlenformation in Griechenland gänzlich, und die, zum Eisenschmelzen nicht passenden, Braunkohlenlager, die man kennt (Kumi, Oropos, Alphios, Patras u.s.w.), sind auch noch nicht richtig aufgeschlossen. Auſser Laurium und Seriphos gibt es in Griechenland noch viele andere metallführende Distrikte, welche aus Mangel an Kapitalien bisher nicht untersucht und aufgeschlossen sind, so z.B. findet man Blei- und Kupfererze in Karystos, Limogardi (bei Lamia), nämlich Kupferkies, Buntkupferkies, Malachit; dasselbe in Keos, Ios, Argolis, Kynouria, Messenien, Santorin u.s.w.; Eisenerze bei Tenaron, auf Skyros, Andros, Epidaurus Limira u.s.w.; Chrom- und Manganerze in Laurium, Milos, Dombräna, Skyros, Achladon (Nomarchie Larissa), Theben, Euböa und anderen Punkten. Herr Dr. T. Skufos, der petrographisch und mineralogisch Paros und Antiparos untersuchte, hat eine vollständige Sammlung aus diesen Inseln mit einem ausführlichen Berichte darüber und einem Idealprofil von Paros ausgestellt. Diese wegen ihres Marmors berühmte Insel zeigt von Weitem eine vielgebogene Linie, welche die Gesteine der Insel in zwei Zonen theilt. Die obere ist kahl oder trägt höchstens einige verkümmerte Sträucher, sie besteht aus Kalksteinen. Die untere ist reichlich mit Vegetation bedeckt (Oelbäume, Feigenbäume, Weinberge, Getreidefelder und Orangenhaine), sie besteht hauptsächlich aus Glimmerschiefer, welcher manchmal Granat und Einlagerungen von Quarzitschiefer enthält. Auch Gneis (Monte Vigla) und Granit ('Αγία 'Υπαχοί) kommen dort vor, ebenso Granulit mit Jaspis (Dorf Tsipidos). Paros (209qkm,3) bietet ein groſses Interesse nicht nur wegen seines schönen Marmors und seiner Kupfererze, sondern auch weil es, wie wir weiter unten sehen werden, unberührte Schmirgellager enthält. Der parische Marmor, den die Alten sehr gut kannten, liegt nicht weit von dem Flecken Paroekia (Thapsiana) und bildet mit Glimmerschiefer oder Kaolin oder einer rothen Erde Wechsellagerungen. Hier hat vor wenigen Jahren eine Gesellschaft, gearbeitet, Eisenbahnen gebaut und die nöthigen Maschinen gebracht, aber leider nur 2500cbm abgebaut und dann wurde die Arbeit eingestellt, weil sie keinen guten, sondern nur sehr spröden Marmor aufgeschlossen hatte und, wie man sagt, sehr verschwenderisch zu Werke gegangen war. Wir glauben, daſs eine vernünftige Gesellschaft in Paros noch viel zu thun hat. – Am Fuſse des Hügels St. Georg findet man einen grauschwarzen Opal, der zum Theil aus recenten Ablagerungen bedeckt ist, welche Malachit enthalten. Auf Paros (das nicht weit von Naxos liegt) ist der südwestliche Theil am meisten metallführend. Es kommt an drei Stellen Schmirgel vor, nämlich in Pelekudia, Balsamades und bei Kamari gegenüber von Antiparos. Dieses nutzbare Mineral bildet Contactlagergänge zwischen Kalkstein und Glimmerschiefer, bei Kamari aber bildet es mit Eisenglimmerschiefer einen ganzen Hügel von 2000 Stremmata = 29qkm. Ueberall findet man den Schmirgel von Eisenglimmerplättchen, Epidot oder Pistacit bedeckt. Nicht weit von diesem Hügel ist ein mächtiger Pyrolusitgang, und in der Umgebung findet man Magneteisenerz. Herr Skufos fand, daſs an der Nordwestküste der Insel, vor dem Hafen von Paroekia, der Vulkanismus der Erde in der Tertiärzeit thätig war. Er fand, daſs die dortigen Riffe, welche aus Trachyt und TrachyttuffIn Trachyttuff fand Herr Skufos einen versteinerten Wachholderstamm (Juniperus), dessen Jahresringe 18 waren. bestehen, die Ueberbleibsel eines Vulkanes sind. Diesem Vulkane gab er den Namen Constantin zu Ehren unseres lieben Kronprinzen. Auch die gegenüberliegende Insel Antiparos (45qkm,5), in welcher die berühmte Grotte liegt, ist in bergmännischer Hinsicht sehr interessant, besonders wegen ihrer Bleierze, so z.B. bei Almyros findet man mächtige Bleiglanzgänge, die beim Sonnenuntergänge ein zauberhaftes Phänomen darbieten. – Das sogen. Thiaphochorion besteht aus Kaolin, aus dessen Mitte Schwefeldämpfe hervorquellen. Deshalb findet man dort reinen Schwefel. Nicht weit davon findet man ein dünnes Lager von Steinsalz, welches, wie es scheint, nicht sehr tief geht. Wie bekannt, kommt die Braunkohlenformation Griechenlands nur in Kumi (Euböa) sehr entwickelt vor. Die fossile Flora derselben ist schon längst von Prof. Unger beschrieben worden. Herr J. Stephanopulos, ein junger Student, hat davon eine sehr gut zusammengestellte Sammlung ausgestellt, worin man die meisten fossilen Pflanzen dieses Gebietes überblicken kann, wie z.B. Callitris Brogniarti, Glyptostrobus Europaeus u.s.w. – Auch Herr Dr. med. Chr. Coryllus aus Patras hat das Tertiärgebilde der Umgebung seiner Heimath untersucht und eine Sammlung davon zusammengestellt. Das sehr fruchtbare Gebiet von Patras (das, wie bekannt, besonders die kleinen Rosinen, sogen. Corinthen, erzeugt) hat von Erdbeben viel zu leiden. Es besteht aus Tertiärschichten (Sandstein und Thon), welche von recenten Ablagerungen bedeckt sind. Sehr fossilreichZ.B. Cardium edule, Mytilus edulis, Pectuniculus pulvinatus, Pecten (cristatus, flaviformis, Jocobaeus), Ostrea edulis, Columbella rustica, Turitella (cervus, Venus), Nucula ornati, Veneri cardia, Jouanneti, Cassidaria carinata, Cerithium (serratum, scabrum), Cytherea (splendita, laevigata) u.s.w. ist ein plastischer Thon, der zum Theil den Hügel bildet, worauf die venezianische Citadelle steht. Südlich von Patras bei dem Dorfe Alyssos fand ich selbst vor einigen Jahren Braunkohlenlager, die aber noch nicht aufgeschlossen sind. Sehr interessant sind noch die Gesteinsammlung, das Längenprofil und das Modell, welche die Société Internationale du Canal maritime de Corinthe ausgestellt hat. Eigentlich gehört dies der Abtheilung für öffentliche Arbeit an, wir wollen aber eine kurze Beschreibung über den Corinthischen Isthmus nicht unterlassen, da dieses Werk von groſser geologischer und technischer Bedeutung ist. Wie bekannt, ist die Halbinsel Morea (Peloponnes, d.h. Insel des Pelops) mit dem Festlande durch eine natürliche Brücke, den Isthmus von Corinth, verbunden. Er besteht aus Steinen der Tertiärzeit, und seine kleinste Breite beträgt nur 6345m (vgl. Aperçu historique et travaux actuels de l'isthme de Corinthe par le Général Türr). Ihn zu durchstechen ist schon in der alten Zeit von Periandros, J. Cäsar, Caligula versucht, besonders aber von Nero, der groſsen Werth darauf legte, und nicht nur den Durchbruch projectiren lieſs, sondern selbst mit groſsem Pompe die Arbeit anfing, deren Vollendung seine demnächstige Ermordung hinderte. Nach 1800 Jahren übernahm die Vollendung dieses groſsen Werkes die oben erwähnte Gesellschaft; als General Türr die Direktion derselben übernahm, wählte er Nero's Project als das beste und kürzeste und legte die Arbeit darauf an. Die Breite des von der Gesellschaft projectirten Kanales ist auf dem Plafond 22m und die Tiefe des Wassers 8m. Die Böschung seiner Seiten hat ein Zehntel der Basis zur Höhe, was man genügend fand, weil es dort sehr wenig regnet und die Sonnenhitze die verschiedenen Gesteine härtet. Die Landenge von Corinth, auſser der auf der Oberfläche liegenden Recentablagerung, besteht aus einem Schichtensysteme von Mergel, Conglomeraten und Kalksteinen der Tertiärzeit. Nach den Beobachtungen des Herrn Dr. Philippson, der das Gebiet voriges Jahr untersuchte, ist der Isthmus von Corinth die Stelle, wo zwei groſse Systeme von Verwerfungen in Interferenz treten, das eine, mit südlichem Absinken den Nordrand des Golfes von Aegina bildend, streicht von Osten heran, das andere mit nördlichem Absinken bildet die südliche Umrandung des Golfes von Corinth und nähert sich dem Isthmus von Westen her. Im Isthmus selbst verflachen sich beide Systeme, indem sie sich in zahlreiche kleine Verwerfungen mit geringer Sprunghöhe zersplittern. Zwischen beiden Systemen bleibt eine Scholle als eine Art Horst oder Brücke stehen, welche den Isthmus als ein flacher Rücken von Osten nach Westen durchzieht. An dieser Stelle der gröſsten Zersplitterung ist der Canalschnitt geführt (Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde, Bd. 15 Nr. 4 und 5 S. 206). Nach dem von der Gesellschaft ausgestellten Längenprofil, welches wir hier verkleinert wiedergeben, besteht die Landenge von Corinth aus folgenden Gesteinsarten (Fig. 3): 1) Blauem Mergel des Centralmassivs A. 2) Gelblichem Mergelkalk mit Denutationen und Intercalationen B. 3) Kalkstein und Mergel C. 4) Kalkstein, Conglomerat und Mergel D. 5) Conglomerat, Kies und Mergel mit Denutationen, welche die steile Küste bilden, E. 6) Conglomerat, Kies und Mergel F. 7) Sand mit Erde, und Kalkstein, welche Bildungen von Brackwasser sind, G. 8) Gelblichgrünlichem Mergel von Süſswasserablagerung H. 9) Röthlichem und feinem Sand mit Erde und Kies I. 10) Hartem Sand, durch Eisenoxyd gefärbt, Z. 11) Alluvion von zusammengekneteter alter Erde K. 12) Dünen mit feinem Kies L. 13) Recenten Ablagerungen M.Die Versteinerungen, die man in den verschiedenen Schichten des Erdschnittes fand, gehören unter folgende Genera: Voluta, Purpurea, Ostrea, Pinna, Turitella, Cassidaria, Pecten, Mytilus, Nassa u.s.w. Man hat auch darin einen Backzahn von Elephas primigenius, ein kolossales Ochsenhorn und viele versteinerte Holzstämme gefunden. Fig. 3., Bd. 272, S. 518Fig. 3. Erklärung der Fig. 3. A blauer Mergel, B gelblicher Mergelkalk, M recente Ablagerung, L Dünen, F Conglomerat, Kies und Mergel, Z harter Sand, D Kalkstein, Conglomerat und Mergel, G Sand und Kalkstein, Bildung von Brackwasser, H gelbgrüner Mergel von Süſswasser, E Conglomerat, Kies und Mergel, K Alluvium, J Röthlicher und feiner SandSeit dem feierlichen Beginn (4. Mai 1882) dieses groſsartigen Werkes bis Ende 1884 war die Arbeit nicht sehr beträchtlich. Diese Zeit wurde dazu benutzt, um die Installation der Gesellschaft auf dem Isthmus zu bewerkstelligen. Zwei Städtchen, Isthmia und Posidonia, sind an beiden Enden des Canals gegründet und Eisenbahnen, zwei Vorhäfen und was sonst noch nöthig war, construirt. Seit dieser Zeit schreitet die Arbeit rasch vorwärts; täglich werden über 6000cbm Erde transportirt.Im J.1882wurden  188000cbmErde transportirt,bisEnde1883  4770001884131100018852700000188643450001887614700018888000000,aber wie erwähnt bleiben noch übrig 110000cbm.Leider ist die Arbeit nach dem Krache der Pariser Bank Comptoir d'Escompte eingestellt, man glaubt aber, daſs man leicht das nöthige Geld zur Vollendung des Werkes finden wird. Hieran arbeiten 1700 Italiener, Montenegriner, Armenier und Griechen. Man hatte berechnet, daſs am Ende des Jahres 1888 8000000cbm Erde weggeschafft sein würden und daſs folglich der Canal dann fertig wäre. Man fand jedoch im J. 1886 einige Schwierigkeiten, welche man nicht voraussehen konnte, so z.B. muſste man den Graben erweitern, einen Theil seiner Böschungen sanfter machen und mit Beton befestigen. – Man fand auch tiefer eine sehr harte Conglomeratschicht, welche die Arbeit sehr erschwerte. In Folge dessen war die Regierung genöthigt, durch ein Decret Royal (vom 26. April 1887) die Vollendungsfrist des Canals bis zum 31. December 1891 hinaus zu schieben, obwohl der gröſste Theil des Einschnittes vollendet ist, aus den 8000000cbm, die man berechnet hat, bleiben noch 110000 übrig. Nach drei Jahren wird der Canal von Corinth fertig und dem Verkehre übergeben sein. (Fortsetzung folgt.)