Titel: Bergbau, Aufbereitung und Hüttenwesen auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung.
Fundstelle: Band 274, Jahrgang 1889, S. 193
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Bergbau, Aufbereitung und Hüttenwesen auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung. Mit Abbildungen auf Tafel 11. Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. Die Einrichtungen und Maſsnahmen, welche zum Schütze und zur Wohlfahrt der in der Berg-, Aufbereitungs- und Hüttentechnik beschäftigten Arbeiter auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung dem Besucher vor Augen geführt werden, geben ein erfreuliches Bild von dem eifrigen Bestreben der Techniker sowie der fiscalischen und privaten Werksverwaltungen, durch Einführung neuer, durch Verbesserung und Ergänzung bestehender Betriebs- und Schutzvorrichtungen u.s.w. Unfälle nach Kräften zu vermeiden. In Nachstehendem soll das Wesentliche der vorgeführten Einrichtungen und Maſsnahmen unter Benutzung der von den Ausstellern vielfach gelieferten gedruckten Erläuterungen zu den ausgestellten Gegenständen zusammengefaſst werden. 1) Poetsch und Eichler. Die Poetsch-Tiefbau-Actiengesellschaft hat im Vorgarten zum Hauptausstellungsgebäude das nach Poetsch benannte patentirte Verfahren, schwimmendes Gebirge zum Gefrieren zu bringen, zur Anschauung gebracht. Das Verfahren wird bekanntlich so ausgeführt, daſs zunächst im Kreise oder Quadrat um den auszuschachtenden Raum herum unten geschlossene Gefrierapparate in Bohrlöcher eingesenkt werden. Jene Apparate bestehen aus einem unten luftdicht geschlossenen Gefrierrohre und einem centralen, unten offenen Einfallrohre, in welches mittels einer Pumpe die in einer beliebigen Kälteerzeugungsmaschine auf – 10 bis – 22° C. erkaltete Gefrierflüssigkeit (Chlormagnesium- oder Chlorcalciumlauge u.s.w.) oder kalte Luft gedrückt wird. Diese strömt am unteren Ende des centralen Rohres aus, steigt in dem unten geschlossenen Gefrierrohre in die Höhe und kehrt durch ein Steigrohr zur Kälteerzeugungsmaschine zurück. Wenn die Gefrierapparate eine bestimmte Zeit lang mit Kälteflüssigkeit gespeist werden, so wird das auſserhalb derselben befindliche Wasser in Eis verwandelt. Es entstehen um die Apparate herum Frostcylinder, welche allmählich zusammenwachsen und unter sich einen sehr festen und tragfähigen hohlen Cylinder bilden, innerhalb dessen nun ausgeschachtet werden kann. Bei der ausgestellten Einrichtung, welche bereits auf der Ausstellung zu Brüssel im Betriebe gewesen ist, sind die Gefrierröhren mit dicken, aus der Luftfeuchtigkeit entstandenen Eiskrusten bedeckt, das sandige Erdreich ist schon ziemlich tief vereist. Die Gesellschaft benutzt zum Abkühlen der Lauge eine nach Windhausen's System (D. R. P. Nr. 44838 vom 22. December 1887) von L. A. Riedinger in Augsburg erbaute liegende Kohlensäure-Kälteerzeugungsmaschine und zur Bewegung der Lauge eine kleine Centrifugalpumpe. Zeichnungen veranschaulichen den von der Gesellschaft ausgeführten Schacht der Kaliwerke Jessenitz (80m, demnächst 180m) und einen Schacht zu Königswusterhausen (38m). Für den vorliegenden Zweck der Ausstellung kommt namentlich der Vortheil in Betracht, daſs der Bergmann die Garantie hat, im Schachte nicht zu ertrinken, nicht naſs und nicht verschüttet zu werden. Die Ausschachtung schreitet zudem sicher und regelmäſsig mit jedem Tagewerke eine bestimmte Maſseinheit fort, und der Arbeiter kann in angenehmer, gesunder Temperatur arbeiten, indem in tiefen Ausschachtungen die Luft durch ein mit Condenswasser oder Dampf erwärmtes U-Rohr auf einer bestimmten angenehmen Temperatur erhalten wird. Da die Luft kein besonders guter Wärmeleiter ist, so schadet die Heizung des Frostschachtes der Frostmauer nichts. Wasserhebungsmaschinen sind nicht nöthig. Bei der Ausführung des Poetsch'schen Verfahrens kommen zwar keine Schutzvorrichtungen vor und dennoch gehört dasselbe auf die Ausstellung für Unfallverhütung und zwar deshalb, weil durch dasselbe der Beweis geliefert wird, daſs es weit zweckmäſsiger ist, ganz neue Verfahren und Einrichtungen einzuführen, die der Schutzvorrichtungen nicht bedürfen, als auf Verbesserungen der Schutzvorrichtungen an bestehenden mangelhaften Einrichtungen zu sinnen. Auſser dem Bergmann findet aber auch der Kapitalist und der Bauunternehmer bei dem beschriebenen Verfahren seinen Vortheil. Ersterer hat die Garantie, daſs sein Schacht, sein Brückenpfeiler, Tunnel u.s.w. in einer vorher zu bestimmenden Zeit vollendet wird daſs er demnach zu einer bestimmten Zeit Gewinn aus dem Unternehmen ziehen kann und daſs ein Miſserfolg seines Unternehmens ausgeschlossen ist. Letzterer kann sich bequem unterhalb des Grundwasserspiegels und in Flüssen einen sicheren Baugrund suchen und unter den Flüssen Tunnels im trockengefrorenen Gebirge bauen, wenn durch Ueberbrückung des Flusses die Schifffahrt gehemmt würde. In groſsen Städten kann er unterirdische Eisenbahnen anlegen und beim Umbau alter Häuser die benachbarten Häuser durch Frostmauern unterstützen, wenn dies mittels Einrammen von Pfählen nicht möglich ist. Die Gesellschaft beabsichtigt, das Gefrierverfahren demnächst in England bei zwei 400m tiefen Schächten anzuwenden. An einer anderen Stelle des Ausstellungsparkes hat Ingenieur Eichler einen kleinen eisernen Rohrschacht nach dem Haase'schen patentirten Verfahren, welches gleichfalls im schwimmenden Gebirge anwendbar ist, abgeteuft. Man bildet aus durch Feder und Nuth gegen einander geführten Röhren, welche einzeln in das feste Gebirge niedergestoſsen werden, eine geschlossene Spundwand, die durch einen Rahmen versteift wird, worauf die Ausschachtung des im Inneren der Spundwand liegenden Kerns beginnen kann. 2) Verband der Staſsfurter Kalisalzbergwerke. Die Ausstellung desselben bezieht sich zunächst auf die Maſsnahmen, welche zum Schütze gegen hereinbrechende Gesteinsmassen getroffen sind. Modelle veranschaulichen die auf den Kalisalzbergwerken gebräuchlichen Abbaumethoden mit Pfeilern und Bergversatz zur Sicherung der Baue. Die Lagerstätten bei Staſsfurt gehören bekanntlich der Buntsandsteinformation an, in welcher eine Anhydrit-, Polyhalit-, Kieserit- und Carnallitregion unterschieden wird. Hierauf folgt Salzthon, Anhydrit, jüngeres Steinsalz, Gyps und Lettenschiefer. Gegenstand des Abbaues ist besonders das Carnallitflötz mit seinen Schichtenhüten (Kainit, Schönit, Sylvinit) und das jüngere Steinsalzlager. Der Abbau des im Allgemeinen durch groſse Festigkeit ausgezeichneten Steinsalzes erfolgt durch breite und hohe Oerter mit Stehenlassen von Pfeilern zwischen denselben und Abbau wagerechter Schweben zwischen den einzelnen Sohlen. Im Laufe der Zeit hat sich indessen die Ständigkeit der Kalisalzlagerstätte für diese Abbaumethode als nicht ausreichend erwiesen, so daſs die Sicherheit der Bergleute mit den Bauen selbst gefährdet war. Die alten Kalisalzbaue wurden daher zum groſsen Theile mit Steinsalz aus dem älteren Steinsalzlager oder mit Schutt und Asche von über Tage nachträglich verfüllt und gleichzeitig neue Abbaumethoden für das Kalisalz eingeführt, welche die sofortige Ausfüllung der hergestellten Hohlräume aus entsprechend höheren Sohlen planmäſsig mit umfassen. Diese Methoden sind in den ausgestellten Modellen ersichtlich gemacht. Hinsichtlich der besonderen Verhältnisse, unter welchen die betreffenden einzelnen Werke wegen der jeweiligen eigenthümlichen Beschaffenheit des Kaliflötzes abbauen, ist zu bemerken, daſs auf dem Salzwerk Leopoldshall zwischen den Firsten Pfeiler in einer Stärke von 5m im Streichen durch die ganze Mächtigkeit des Flötzes stehen bleiben. Auf dem Achenbachschachte des Salzwerkes Staſsfurt bleiben auf je 120m streichender Länge Pfeiler von 30m Breite durch die Mächtigkeit des Flötzes, innerhalb der 120m auf je 40m Entfernung Strebepfeiler von 7m Breite und 4m Stärke am Hangenden stehen. Aehnlich baut Neu-Staſsfurt, welches auf je 30m streichender Länge der Abbaue Pfeiler in Stärke von 10m durch die Mächtigkeit des Flötzes stehen läſst. Abweichend von diesen Abbaumethoden ist diejenige der cons. Alkaliwerke bei Westeregeln. Parallel zur Strecke im Liegenden wird eine Abbaustrecke von 10 bis 13 × 2m Querschnitt aufgefahren und in gewissen Entfernungen mit jener durch Querschläge verbunden. Die Firste wird dann auf 14m Höhe gewonnen und eine 7m mächtige Schwebe bis zur nächst höheren Sohle angebaut. Zwischen der liegenden und der Abbaustrecke bleiben Pfeiler nach dem Kaligehalte der Schichten von 10 bis 12m querschlägiger Stärke stehen. Ferner stellt der genannte Verband Modelle und Zeichnungen der Kind-Chaudron'schen Bohrapparate aus, welche zum maschinellen Abteufen an Stelle des Abteufens mit Menschenhand im wasserreichen Gebirge dienen. Die Schächte werden von der Tagesoberfläche aus abgebohrt und mit einem wasserdichten eisernen Ausbau versehen. Unfälle beim Abteufen und Ausbauen der Schächte durch hereinbrechende Massen, fallende Gegenstände, sowie durch Wasser- oder Gasdurchbrüche u.s.w. sind bei diesem Verfahren ausgeschlossen, da niemand im Schachte beschäftigt ist. Eine Zeichnung stellt die vorläufige und endgültige Sicherung der Stöſse eines auf dem Königl. Salzwerke Staſsfurt niedergebrachten Schachtes dar. Die Zimmerung, welche mit dem Fortschreiten des Abteufens eingebaut wurde, besteht aus einer dichten Verkleidung der sorgfältig zugeführten Schachtstöſse mit 3cm starken Bohlen. Letztere werden mittels Verkeilung von eisernen Ringen festgehalten. Der oberste Ring hängt mittels eiserner Haken an einem über die Schachthängebank gelegten starken Geviere. Alle anderen Ringe sind durch Haken unter einander aufgehängt und durch hölzerne Bolzen gegen einander abgesteift. Je ein Satz von 50 Ringen wurde auf ein starkes in die Schachtstöſse tief eingebühntes Lager aufgesetzt. Durch diese Einrichtungen wurden die einzelnen Theile der Schachtzimmerung zu einem festen Ganzen verbunden. Nachdem der Schacht niedergebracht ist, wird derselbe unter allmählicher Wiedergewinnung der Zimmerung von einer schwebenden Bühne aus mit 2½ Ziegelstein ausgemauert. Die Aufhängung der nach und nach zu hebenden Bühne ist in der Weise gesichert, daſs ein 75mm starkes Kabelseil dieselbe in der Schwebe hält, und vier starke eiserne Riegel, die in Aussparungen der fertigen Mauer vorgeschoben werden können, ein Schwanken und Kippen der Bühne verhindern. Zur Verhütung von Unfällen bei den Häuerarbeiten dient auf dem Herzogl. Salz werk Leopoldshall eine durch Zeichnung veranschaulichte Ringhofer'sche Schlitzmaschine, welche die mit Gefahren verknüpfte Sprengarbeit ersetzen soll. Das Modell einer unterirdischen maschinellen Kettenförderung zeigt, daſs in Leopoldshall besonders darauf Rücksicht genommen ist, daſs durch selbsthätiges Zu- und Ablaufen der Förderwagen Förderleute in keiner Weise mit dem gehenden Zeuge in Verbindung kommen. Der Personenverkehr hält sich in besonderen Fahrräumen. Wo die Förderräume durch Menschen überschritten werden müssen, sind besondere Ueberbrückungen der Förderbahnen hergestellt. Elektrische Beleuchtung und elektrische Signalvorrichtungen geben der Kettenförderung eine erhöhte Sicherheit. Die Sicherungsmittel gegen Verunglückung in Schächten werden dargestellt: 1) Durch ein Modell eines Aufzuges mit selbstthätigen Schachtverschlüssen (Neu-Staſsfurt), welche durch den Fahrstuhl selbsthätig geöffnet werden, wenn derselbe den Endpunkt seines Weges erreicht. 2) Durch eine Zeichnung eines Förderkorbes mit Schutz- und Sicherheitsvorrichtungen, welcher folgendermaſsen ausgerüstet ist: Die Längsseiten sind mit Eisenblechen, die Schmalseiten mit auszuhängenden Gitterthüren verschlossen; eine aus excentrisch gezahnten Scheiben bestehende Fangvorrichtung wird im Falle eines Seilbruches durch eine Blattfeder in Thätigkeit gesetzt und hält den Korb an den Leitbäumen fest: hölzerne Bänke, auf denen die fahrende Mannschaft steht, und hölzerne Stangen, an welche sich die Mannschaft anhängen kann, schützen durch ihre Elasticität vor Verprallungen bei heftigem Aufsetzen des Förderkorbes. 3) Durch Führungsschlitten mit Fangvorrichtung (Modell) zur Benutzung beim Schachtabteufen: Die Einrichtung verhindert, daſs der durch irgend welche Veranlassung an den Leitungsbäumen hängen gebliebene Schlitten dem niedergehenden Fördergefäſse nachfallen kann. 4) Durch Schachtverschlüsse (Modell) während des Schachtabteufens: Ein Hebelwerk unter den Klappen bewirkt das gleichzeitige Oeffnen und Schlieſsen der zu dem Verschlusse eines Fördertrummes gehörigen beiden Klappen. 5) Durch einen Apparat (Modell, Zeichnung, Diagramme) zum Registriren und Messen der während der Förderung vorkommenden Seilstöſse. Zur Sicherung gegen schlagende und böse Wetter dient in Westeregeln (cons. Alkaliwerke) ein Guibal-Ventilator von 10m Durchmesser, welcher bei 30 Umgängen in der Minute 1200cbm frische Luft den Grubenbauen zuführt, in Schmidtmannstall ein Ventilator von Kley von 9m Durchmesser, welcher bei 62 Umdrehungen 1800cbm frische Luft liefert. Sonstige Sicherheitsvorrichtungen beziehen sich unter Anderem auf eine zweckmäſsige Dampfkesselanlage mit Schwartzkopff'schen Sicherheitsapparaten und auf die Entfernung des Rückstandes aus den Lösekesseln der Chlorkaliumfabrik des Salzwerkes Neu-Staſsfurt. In dem unteren conischen Theile des im Uebrigen cylindrischen Kessels befindet sich ein nach zwei Seiten hin stark geneigter Siebboden, von welchem die sich darauf niederlagernden Rückstände von auſsen in gefahrloser Weise herausgezogen werden können, um in bereit stehende Förderwagen gefüllt zu werden. Bei der früheren Einrichtung lag der Siebboden wagerecht und der Arbeiter muſste durch eine im Deckel angebrachte Oeffnung in den heiſsen Lösekessel hineinsteigen und von dort die Rückstände entfernen. Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter bestehen in der Einrichtung von Krankenstuben, Bade- und Speiseanstalten, Küchen, gesunden Wohnhäusern u.s.w., welche theils in Modellen, theils in Zeichnungen ausgestellt sind. 3) Oberbergamtsbezirk Clausthal. Derselbe ist auf der Ausstellung durch „Oberharzer Fahrkünste“ und die „Neue Aufbereitungsanstalt zu Clausthal“ vertreten. a) Die Oberharzer Fahrkünste. Bis zum Anfange der dreiſsiger Jahre muſsten die groſsen Teufen der Oberharzer Schächte auf Fahrten (Leitern) zurückgelegt werden, was, abgesehen von der hierdurch bedingten Verminderung der Leistungsfähigkeit, die Gesundheit der Arbeiter durch Schwächung der Athmungsorgane in hohem Maſse benachtheiligte. Diesem Uebelstande half der Berggeschworene G. Dörell zu Zellerfeld durch Erfindung der Fahrkünste im J. 1833 ab. Dörell faſste die Idee auf, die Kunstgestänge (Stangen, an welchen die einzelnen Pumpen angehängt sind, um die Wasser aus dem Inneren der Bergwerke zu heben) zur Fahrung in solcher Weise zu benutzen, daſs Jedermann wie früher beim Fahrtensteigen auf seine eigene Vorsicht angewiesen bliebe, die fortbewegende Kraft aber, wenn man sich von dem einen auf das andere Gestänge, an welchem wagerechte Tritte anzubringen wären, begebe, maschinell ersetzt werde. Der Plan kam noch in demselben Jahre (1833) zur Ausführung und nun entstanden schnell hinter einander, begünstigt durch die überall vorhandene Wasserkraft, in den verschiedenen Schächten des Oberharzes derartige Künste, welche, wenn auch nach den örtlichen Verhältnissen im Einzelnen verändert, so doch alle denselben Grundgedanken zum Ausdruck brachten: daſs sich nämlich zwei mit Tritten versehene Gestänge abwechselnd gegen einander auf und ab bewegen, so daſs während der durch das Umwechseln der Bewegung entstehenden, beliebig zu verlängernden Pause die Tritte einander gegenüberstehen und so dem Fahrenden ermöglichen, in wagerechter Richtung von dem einen Gestänge auf das andere überzutreten. Die Harzer Fahrkünste sind doppelt wirkende (zweitrümmige) Künste, mit einem dem doppelten Hube gleichen Abstande der Tritte, im Gegensatze zu einfach wirkenden (eintrümmigen) Fahrkünsten, bei welchen nur ein Gestänge vorhanden ist, dessen Tritte je nach dem Stande des Gestänges mit im Schachte angebrachten festen Bühnen wechseln. Ersterem Systeme ist in mannigfacher Beziehung der Vorzug zu geben, insbesondere auch deshalb, weil es dem Fahrenden wegen der gleichartigen taktmäſsigen und ununterbrochenen Bewegung gröſsere Sicherheit gewährt. Auf dem Oberharze sind gegenwärtig 16 Fahrkünste in verschiedenen Schächten in Thätigkeit, 14 derselben sind aus Holz gefertigt und haben, wenn auch mit verschiedentlich angebrachten Verbesserungen, namentlich hinsichtlich der Fangvorrichtungen versehen, im Wesentlichen dieselbe Construction, wie die zuerst erbaute. Abweichend construirt ist die Fahrkunst auf dem Königin Marien-Schacht bei Clausthal mit eisernem Gestänge, sowie diejenige im Samson-Schacht bei St. Andreasberg, welche ein Drahtseilgestänge besitzt; gänzlich abweichend endlich ist die für den Neuen Schacht bei Clausthal projectirte im Laufe des nächsten Jahres zur Ausführung gelangende Fahrkunst, bei welcher der Antrieb durch eine unterirdische Wassersäulenmaschine unter Einschaltung eines hydraulischen Gestänges erfolgt. Die letztgenannten beiden Fahrkünste sind in den ausgestellten Modellen zur Darstellung gelangt. Die Fahrkunst des nahe 800m tiefen Samsonschachtes bei St. Andreasberg, des tiefsten Schachtes im Preuſsischen Bergbaue, ist im J. 1836 eingebaut worden, hat aber 1884 wesentliche Verbesserungen, insbesondere durch Auswechselung des Gestänges erfahren. Das ausgestellte Modell stellt die Fahrkunst in ihrer heutigen Gestalt dar. Dieselbe besitzt, wie schon gesagt, an Stelle der starren Gestänge der übrigen Fahrkünste, ein Drahtseilgestänge, und zwar besteht jedes der beiden Gestänge aus zwei Drahtseilen aus Patenttiegelguſsstahl von Feiten und Guilleaume in Köln-Mühlheim, welche sich von oben nach unten in 5 Abschnitten verjüngen, derart, daſs die Seile des ersten Abschnittes aus je 7 Litzen zu 14 Drähten und mit einem Gesammtdurchmesser von 36,8, die übrigen Seile aus je 7 Litzen zu 7 Drähten mit einem Gesammtdurchmesser von 32,9, 31,2, 28,5 und 23mm,1 bestehen. Die einzelnen Seile sind durch Seilschlösser aus Schmiedeeisen fest mit einander verbunden. Diese Schlösser bestehen aus Büchsen, innerhalb welcher die Drähte des Seils über einen Ring krappenartig aus einander gebogen sind und in dieser Lage durch eine Drahtumwickelung, welche dem Conus der Büchse entspricht, festgehalten werden. Tritte sowie Griffe der Fahrkunst sind mit Bügelschrauben an das Gestänge angeschlossen. Die Verbindung der obersten Seilpaare mit den Antrieb vermittelnden Kunstkreuzen wird durch ein etwa 8m langes Holzgestänge hergestellt, welches an seinem unteren Ende mit Leitungsrollen versehen ist, die ihrerseits wieder auf mit Eisenschienen bekleideten Leitbäumen laufen, welche eine der Bewegung der Gestänge entsprechende convexe oder concave Auskehlung besitzen. Die untersten Seilstücke sind zur Erzielung der erforderlichen Spannung mit Belastungsgewichten versehen, welche gleichzeitig als Führung des Gestänges dienen. In den oberen Teufen, wo die Spannung am gröſsten ist, dienen zur Führung des Gestänges Leitrollen, in den mittleren und unteren Lagen Rutschen oder Leeren, Schleppschienen aus Buchenholz von etwa 2m Länge, welche durch Packenriegel mit dem Gestänge verbunden sind. Um bei dem Bruche des Gestänges Unfälle zu verhüten, ist die Fahrkunst mit Fangvorrichtungen versehen und zwar in zweierlei Construction. Die eine besteht aus mittels hölzernen Trägern und Spreizen fest verlagerten guſseisernen Fangrollen, über welche starke Ketten laufen, deren Enden an je einem Gestänge durch Vermittelung hölzerner, mit demselben verschraubter Backen angeschlossen sind, während die andere Vorrichtung in sogen. Fangquetschen besteht, hölzerne mit dem Gestänge verschraubte keilförmige Backen, welche sich im Falle des Gestängebruches zwischen zwei festverlagerte Träger festklemmen und so das Gestänge unterhalb der Bruchstelle aufhängen. Von den Fangrollen befinden sich zehn, von den Fangquetschen sechs im Samson-Schachte und sind dieselben in verschiedener Entfernung von einander an besonders geeigneten Stellen angebracht. Der Antrieb der ganzen Fahrkunst geschieht durch ein Wasserrad (11m,6 Durchmesser). Das zweite Modell stellt die für den neuen Tiefbauschacht bei Clausthal projectirte Fahrkunst dar, welche bis auf 992m Tiefe hinabgehen soll. Das Gestänge besteht aus schmiedeeisernen Röhren, die Kraftübertragung findet in einem hydraulischen Gestänge nach Warroque's System statt. Doppeltritte gestatten das Ein- und Ausfahren der Mannschaft völlig unabhängig von einander. Die Wasserdruckausgleichungen wirken als Bremsen und Fangvorrichtungen, so daſs bei einem Gestängebruche das Gestänge nur langsam niedersinkt. b) Die neue Aufbereitungsanstalt zu Clausthal. Auf derselben werden die Erze aus den Gangzügen des Burgstädter und Rosenhöfer Reviers östlich und westlich von Clausthal verarbeitet. Der Transport der Erze des Burgstädter Zuges (silberhaltiger Bleiglanz mit Zinkblende, Kupferkies, Schwefelkies, Quarz, Kalkspath, Schwerspath und Spatheisenstein) geschieht auf der tiefen Wasserstrecke des Ernst-August-Stollens nach dem Ottilienschachte und in diesem zu Tage, während die Erze des Rosenhöfer Zuges durch den Rosenhöfer- und Silbersegenerschacht der Tagessohle zugehoben werden, von welcher sie durch ein 40m tiefes Schächtchen auf die Hängebank des Ottilienschachtes gelangen. Die Art und Weise der Aufbereitung erfolgt nun in der bekannten mustergültigen Weise, wie sie vielfach beschrieben ist (vgl. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate, Bd. 21 S. 85 u. flg., und O. Hoppe, Die Bergwerke, Aufbereitungsanstalten und Hütten u.s.w. im Ober- und Unterharz, Clausthal 1883). Die einzelnen Werke der Anstalt sind etagenförmig angeordnet; nochmals zu hebende Vorräthe werden durch in Modell veranschaulichte Schneckenaufzüge emporgeschafft. Bei der groſsartigen Clausthaler Aufbereitung, welche beispielsweise im J. 1887 bis 1888 aus 79303500k Roherz 7216400k Bleiglanzschlieg, 74050k Kupferkiesschlieg, 24250k kupferhaltigen Schwefelkiesschlieg und 1251680k Blendeschlieg lieferte, kommt in erster Linie die Vollkommenheit der Betriebseinrichtungen selbst in Betracht, welche den angestrebten Zweck besser erfüllen, als manche Schutzvorrichtung dies vermag. Dennoch soll auch hier auf die einzelnen Einrichtungen zur Verhütung von Unfällen noch besonders aufmerksam gemacht werden. Um zu verhindern, daſs das Fördergestell zu weit hinaufgezogen wird und dadurch zu Seilbrüchen und Verunglückungen Anlaſs gibt, ist in jedem Schachttrumm ein Hebel angebracht, welcher mit der Zugstange des entsprechenden Handhebels in Verbindung gesetzt ist und in Function tritt, sobald das betreffende Gestell bei Erreichung der Hängebank an denselben anstöſst. Es findet hierdurch, wie auch bei der Bewegung der Handhebel, die Rückführung des Treibriemens auf die Leerscheibe und damit ein Stillstehen des Aufzuges statt. Ferner sind, um zu verhüten, daſs bei einem Seilbruche während des Aufschiebens des Hundes (Förderwagens) auf das oben befindliche Gestell das letztere hinabstürzt und den Fördermann mitreiſst, Aufsatzvorrichtungen (Caps) angebracht. Diese befinden sich für gewöhnlich nicht in Thätigkeit, indem zwischen Fördergestell und Aufsatzvorrichtung ein kleiner Spielraum gelassen ist, beim Einrücken des Riemens durch den genannten Handhebel jedoch wird gleichzeitig mit Hilfe eines Hebelwerks die Aufsatzvorrichtung ausgerückt (zurückgezogen), so daſs das Gestell frei durchgehen kann. Das aufwärts gehende Gestell drückt die Aufsatzvorrichtung beim Passiren zur Seite, worauf dieselbe dann durch ein Gewicht wieder eingerückt wird. Um endlich zu verhüten, daſs während des Förderns Leute in den Schacht stürzen, sind die Schachtöffnungen durch Fallthüren geschlossen, welche nur durch die Fördergestelle selbsthätig geöffnet und sodann auf der Sohle durch Gegengewichte an der Hängebank durch die eigene Schwere wieder geschlossen werden, wie es das Modell in anschaulicher Weise zur Darstellung bringt. 4) Berginspection Dillenburg. Die beiden Modelle beziehen sich auf die König]. Eisenerzgrube Beilstein und die Eisenerzgrube Eisenzeche und erläutern den zweckmäſsigen und vorsichtigen Abbau. Der Bergeversatz wird, wenn er Dicht in den Arbeiten selbst fällt, von Tage aus bezogen. In letzterem Falle wird er durch Bergerollen, von denen jede einzelne mehrere Abbaue versieht, über die Firsten vertheilt. Jene Rollen sind durch leicht, aber dauerhaft construirte Schiebethüren geschlossen. Um beim Ausleeren das Ueberschlagen des Wagens und eine Gefährdung des Förderers zu verhüten, sind an dem Geviert vor der Rolle zwei gekreuzte Querriegel in Meterhöhe angebracht. Dieselben schützen gleichzeitig sämmtliche Fahrenden im Falle von Unachtsamkeit vor der Gefahr des Absturzes. 5) Königl. Bergwerksdirektion zu Saarbrücken. Dieselbe hat als Hauptrepräsentantin des Kohlenbergbaues auf der Ausstellung allein 34 Nummern ausgestellt, welche sich zu einer Reihe von Gruppen zusammenfassen lassen. a) Ab- und Ausbau der Gruben: 1) Strebbau mit Bergeversatz und Holzpfeilerverbau auf einem mächtigen Flötze bei gebrächem Hangenden: Auf Grube König bei Neunkirchen werden alle Flötze, welche stärkere Schlagwetterausströmung oder Neigung zur Selbstentzündung zeigen, behufs Verhütung von Wetterexplosionen oder Grubenbränden mit streichendem Strebbau und vollständigem Bergeversatz abgebaut, während man früher streichenden Pfeilerbau ohne Bergeversatz anwandte. Zur Sicherung der Strecken nimmt man noch Holzpfeiler hinzu. 2) Abbau mit vollständigem Bergeversatz auf Grube Altenwald: Um die beim Grubenbetriebe fallenden Berge in der Grube selbst zu versetzen, sind auf den Flötzen 13 und 15 einzelne Bauabtheilungen mit besonders zu diesem Zwecke eingerichtetem Abbau gebildet. 3) Streichender Pfeilerbau ohne Durchhiebe auf den Steinkohlengruben Camphausen und Dudweiler, sowie die Sicherheitsmaſsregeln gegen Kohlenstaub: Die Abbaustrecken werden bei diesem Bau in ihrer ganzen Länge vom Bremsberge bis zur Baugrenze in zwei wetterdicht gegen einander abgeschlossene Theile geschieden. Der untere Theil dient als Einziehstrecke für die frischen Wetter, der obere zum Ausziehen der verbrauchten und zur Förderung. Die Wettervertheilung in die einzelnen Abbaustrecken wird durch Wetterschützen am Anfange der Wetterzüge geregelt. Die zur Wetterführung nöthigen Thüren sind der Sicherheit halber überall in doppelter Anzahl vorhanden. Das Durchbrechen der Pfeiler geschieht unter Nachführung der Streckenscheider von oben bis unten. Der beim Betriebe entstehende Kohlenstaub wird durch künstliche Benetzung unschädlich gemacht. 4) Ausbau und Füllort des Tiefbauschachtes an der Rätteranlage der Grube von der Heydt: Während des Abteufens erhielt der 340m tiefe Schacht einen provisorischen Ausbau von U-Eisenringen. Der endgültige Ausbau besteht aus einer zwei Steine starken Backsteinmauer, in welche guſseiserne Consolen zur Aufnahme der Einstriche eingelassen sind. Die Mauer wurde in Absätzen von je 60m aufgeführt, wobei jeder Absatz auf eine Gesteinsbrust zu stehen kam, welche beim demnächstigen Anschluſs des folgenden Absatzes wieder fortgenommen wurde. Das Füllort ist mit achteckigem Querschnitte derart aufgeführt, daſs der Schacht bei demselben an allen Seiten frei ist. 5) Eiserner Strecken- und Schachtausbau auf Grube Sulzbach-Altenwald: Für doppelspurige Strecken dient ein Ausbau aus Profileisen, für einspurige ein elliptischer Ausbau. b) Förder- und Fangvorrichtungen: 6) Einrichtung zum selbsthätigen Oeffnen und Schlieſsen der Sicherheitsthüren an der Hängebank des Heinitzschachtes IV der Grube Heinitz: Die in Rede stehende Einrichtung (System Schüller) gestattet, die Sicherheitsthüren des Förderschachtes unabhängig von der Aufmerksamkeit der Arbeiter zu öffnen und zu schlieſsen, um das Hinabstürzen von Menschen oder Förderwagen in den Schacht zu verhüten. Beim Aufsteigen des Förderkorbes an die Hängebank greift derselbe an den Hebel A (Fig. 1 Taf. 11) und drückt ihn in die Höhe. Dieser Hebel A ist nun einerseits mit dem Gewichte B, andererseits durch Angreifen an das Zahnrad C mit dem an diesem hängenden Gewichte D belastet. Das Zahnrad C greift in ein kleineres, auf der unteren Welle sitzendes Zahnrad; dieselbe Welle trägt eine Kettenscheibe F. In Folge der Bewegung, welche der Hebel A durch den Förderkorb erhält, wird das Zahnrad C bei e frei, das Belastungsgewicht D sinkt und versetzt dabei das Zahnrad C nebst dem kleinen Zahnrade und der Kettenscheibe F in Drehung; letztere Scheibe wickelt die an ihr befestigte Kette auf. Da diese Kette aber mit den Ketten der Sicherheitsthüren durch das Gegengewicht G verbunden ist, so werden die Sicherheitsthüren selbst geöffnet. Geht andererseits der Förderkorb hinab in den Schacht, so sinkt der Hebel A in Folge des an ihm hängenden Gewichtes B ebenfalls nieder. Da nun dieser Hebel an das Zahnrad C angreift, so wird das Gewicht D gehoben, die Kettenscheibe dreht sich in der dem Abwickeln der Kette entsprechenden Richtung, und die Sicherheitsthüren werden geschlossen. Die Belastungsgewichte B und D, welche in den Cylindern HH geführt sind, sichert man durch Reguliren der in diesen Cylindern angebrachten Luftklappen vor plötzlichem und zu schnellem Wirken, indem dann die in den Cylindern sich spannende Luft als Bremse dient. 7) Sicherheitsthürenverschluſs (Fig. 2 Taf. 11) für die Förderkörbe der Königl. Steinkohlengrube Dechen: Die Klinke K, an der Bajonettstange B in dem Punkte C drehbar, wird bei der Handhabung gehoben, um 90° seitwärts gedreht und in den Schlieſskolben S eingelegt. Die etwas über einander greifenden Sicherheitsthüren sind sodann durch die Bajonettstange B, welche sich mit ihren Hörnern hinter die am Förderkorbe befestigten Zapfen Z legt, geschlossen. Um einem Oeffnen während der Seilfahrt vorzubeugen, ist die Klinke K durchbohrt und mit einer Kerbung O versehen, durch welche der eine entsprechende Kerbung O besitzende Ring R eingeschoben und so weit in die Klinke K hineingezogen wird, daſs die Kerbungen nicht mehr zusammenstehen. Ein an dem Ringe R angebrachtes Gewicht G verhindert, daſs der Ring bei der Bewegung des Förderkorbes sich zurückschieben und in der Kerbung auslösen kann. Beim Oeffnen der Sicherheitsthüren zieht der Anschläger den Ring zurück bis die Kerbungen OO sich wieder treffen und läſst ihn in das mit einem Bolzen versehene Scharnier fallen, hebt sodann die Klinke K aus und dreht sie um 90° seitwärts. 8) Sicherheitsthüren und Kniestützen auf Itzenplitzschacht I des Steinkohlenbergwerks Reden: Die Sicherheitsthüren werden selbsthätig vom Förderkorbe aus bewegt unter Vermeidung von Stöſsen in das Förderseil. 9) Hydraulische Schacht-Caps (System Frantz): Dieselben gestatten das Niederlassen des Förderkorbes ohne vorangehendes Anheben, was eine Schonung des Seiles und der Maschine, sowie eine gröſsere Sicherheit der Maschinenführung zur Folge hat. 10) Kniegelenkstütze mit Gegenlenker (Fig. 3) für Förderschächte: Diese zeigen eine billigere und einfachere Einrichtung als die Schacht-Caps des Systems Frantz. Sie sind nicht steif, sondern haben ein einseitig knickbares Gelenk b, dessen beweglicher Kopf in einem entsprechend angebrachten Gegenlenker c hängt. Die Achsen a sind wie bei den alten Hängestützen drehbar gelagert, und wird auch hierbei die Drehung mittels Handhebels bewirkt. In der gewöhnlichen Lage sind die Achsen so gedreht, daſs die Stützen ebenso stehen, wie dieses bei den alten Hängestützen der Fall ist. Kommt der Förderkorb in die Höhe, so drückt er die Stützen, vermöge des Spieles in der Aufhängung der Gegenlenker, so weit zurück, als dies zum Entlanggleiten nothwendig ist. Die Achsen a machen hierbei die drehende Bewegung mit. Nachdem der Förderkorb hindurch geglitten ist, fallen die Stützen in die frühere Lage zurück und der Korb setzt sich auf die Stützköpfe. Soll der Förderkorb niedergelassen werden, so dreht man die Achse a mittels des Handhebels, in Folge dessen die Stützen, indem sie einknicken, in die punktirte Lage geschoben werden, der Korb kann alsdann ohne Widerstand hinabgleiten. Ist dies geschehen, so wird der Hebel und mit demselben die Stützen in die gewöhnliche Lage zurückgebracht. 11) Förderkorb des Dechenschachtes II der Grube Heinitz-Dechen nebst Raumann'scher Seilverbindung, Umführungsrahmen zur Aufnahme des Unterseils u.s.w.: Die Einrichtung erweist sich als sehr günstig sowohl bei der Kohlen- als auch Menschenförderung. 12) Schachtfallen auf Dechenschacht Nr. 1 der Grube Dechen: Dieselben gewähren beim Anheben, Senken, Aufsetzen des Förderkorbes entsprechende Vortheile. 13) Aufsetzvorrichtungen der Grube von der Heydt nach System Ochwadt in der Stollensohle: Das aufsitzende Fördergestell kann in den Schacht hinabgelassen werden, ohne es vorher abheben zu müssen. 14) Schachthängestützen, welche durch Schrauben festgestellt werden: Die wesentlichen Theile derselben sind folgende (Fig. 4 Taf. 11): Der guſseiserne Stuhl a, die mit einer Handkurbel c versehene Schraube b, welche mittels des Hemmschuhs e den Daumen d und mit diesem durch die Zugstangen ll die Stützen ff feststellt. Diese auf Wellen ww lose aufsitzenden Stützen ff haben seitliche Nasen, welche sich in der Ruhelage und beim Abwärtsgange in die mit Führungen versehenen und auf den Wellen ww festgekeilten Arme gg legen. Eine längliche Bohrung der Stützen ermöglicht für den Fall etwaigen plötzlichen Wiederanhebens des Korbes beim Abwärtsgange ein Ausweichen, so daſs Klemmungen oder gar Brüche vermieden werden. Um nach dem Abwärtsgange des Förderkorbes die Stützen wieder in ihre Ruhelage zu bringen, ist seitlich an der Welle des Daumens d ein Hebel mit Gegengewicht H angebracht und den Armen gg ein Anschlag auf dem T-Träger gegeben, auf welchem auch die Wellen ww verlagert sind. Beim Aufwärtsgange stöſst der Boden des Förderkorbes gegen die Stützen und hebt dieselben. Sobald aber der Korb an den Stützen vorüber ist, fallen diese vermöge ihres Gewichtes in die Ruhelage zurück. Der Anschläger stellt jetzt mit der um 90° drehbaren und einen ausklinkbaren Handgriff besitzenden Kurbel c den Daumen d und mit diesem durch das Zugwerk ll die Stützen fest, wonach der Förderkorb auf dieselben aufgesetzt werden kann. Neuerdings ist diese Einrichtung abgeändert worden. 15) Bahnhof der Kettenförderung: Dargestellt ist der Endpunkt der 2150m langen Kettenförderung zwischen der Rätteranlage im Burbachthale und den Krugschächten. 16) Selbsthätige Fangvorrichtung für Förderung mit Seil ohne Ende auf ansteigender Bahn: Diese auf Steinkohlengrube Gerhard bei Saarbrücken eingebaute Vorrichtung soll bei etwa vorkommendem Seilbruche Unfälle dadurch verhüten, daſs sie unter Benutzung von Fanghebeln die niederlaufenden geladenen und leeren Wagen aufhält. 17) Fangvorrichtung in einem Ketten-Bremsberge des Steinkohlenbergwerks König bei Neunkirchen: Sie verhindert, daſs bei einem Kettenbruche die frei werdenden Förderwagen nicht bis zum unteren Aufschlagorte hinlaufen und die dort beschäftigten Arbeiter gefährden und besteht im Wesentlichen aus folgenden Theilen: 1) der Antriebwelle mit Tragrolle und Seilscheibe beim Bremserstand, 2) den Fangapparaten mit zugehöriger Ausrückvorrichtung in den Geleisen des Bremsberges selbst, 3) dem gemeinschaftlichen Zugseilchen mit Rollen und Gegengewicht am Fuſse des Bremsberges. Die Antriebwelle ist unmittelbar oberhalb der Förderkette wagerecht an einen Balken drehbar verlagert. Auf derselben ist an dem einen Ende ein gabelförmiger, einarmiger Hebel mittels Keil befestigt, dessen freies Ende mittels Bolzen eine Rolle aufnimmt; letztere ruht auf der straff gespannten abwärts gehenden Kette auf und hält dadurch den Gabelhebel in wagerechter Stellung. Am anderen Wellenende sitzt eine kleine Seilscheibe, an welche ein sie einigemal umschlingendes Zugseilchen befestigt ist. (Fortsetzung folgt.)

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