Titel: Quecksilberluftpumpen.
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, S. 359
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Quecksilberluftpumpen. Mit Abbildungen auf Tafel 16. Quecksilberluftpumpen. Léon Pontaillié in St. Malo (Frankreich) wendet bei seiner Vorrichtung (D. R. P. Nr. 41135 vom 7. Mai 1887) eine in einem Winkel gebogene Röhre a an, die an beiden Enden in Kugeln b ausläuft. Die vom obersten Punkte dieser Kugeln ausgehenden Capillarröhrchen c münden mit ihren unteren Enden in einen Behälter d. An den unteren Theil der Kugeln schlieſsen sich die Röhren e an, deren Enden in die Rohren f auslaufen, welche durch die Abzweigung h und Gummischlauch i mit dem zu evacuirenden Gefäſs in Verbindung stehen. Läſst man die nach der in Fig. 9 Taf. 16 gezeigten Weise mit Quecksilber angefüllte Vorrichtung oscilliren, so wird bei der nach abwärts gehenden Kugel die Luft durch das Quecksilber comprimirt und durch die Capillarröhre c und die Quecksilbersäule im Reservoir d in das Freie entweichen, während bei der nach aufwärts gehenden Kugel die Luft aus dem zu evacuirenden Gefäſs nach derselben in Folge Sinkens der Quecksilbersäule übersteigt. Da letztere Kugel einerseits bei der vorhergehenden Oscillation der Vorrichtung luftleer gemacht worden war, andererseits aber ein gröſseres Volumen als das zu evacuirende Gefäſs besitzt, so tritt bedeutende Luftverdünnung in diesem ein. Die Ventile g haben den Zweck, den Eintritt von Quecksilber in das Rohr f zu verhindern. Luigi Chiozza in Cervignano (Oesterreich) bringt eine Quecksilberluftpumpe ohne Ventile und Hähne (D. R. P. Nr. 44246 vom 20. December 1887) in Vorschlag, mit welcher er ein fast absolutes Vacuum erzielen will. Dieselbe besteht aus einem um seinen Mittelpunkt hin und her drehbaren, theilweise mit Quecksilber gefüllten Rohrsystem. Bei C (Fig. 10 und 11 Taf. 16) ist das Rohr zu einem Behälter erweitert, welcher ungefähr das gleiche Volumen wie alle übrigen Theile des Rohres zusammen besitzt. Bei d ist das Rohr auf eine gröſsere Länge zu einem erheblich gröſseren Querschnitt erweitert, welcher Theil als Pumpenstiefel dient. Durch das Rohr SS1 steht letzterer einerseits mit dem zu evacuirenden Raum, andererseits durch das Rohr F mit einem Raum a, dem sogen. Recipienten in Verbindung. Endlich ist ein Hilfsbehälter b angeordnet, von welchem Rohre r und t2 nach dem Recipienten a und dem Hauptreservoir C münden. Die Arbeitsweise der Pumpe erhellt aus folgendem: Wird die Luftpumpe aus der Stellung (Fig. 10) in Richtung des eingezeichneten Pfeiles in die Endstellung (Fig. 11) übergeführt, so entsteht im Pumpenstiefel d und im Rohre F ein luftleerer Raum, in welchen die in dem zu evacuirenden Raume befindliche Luft durch das Rohr S eintreten kann. Nunmehr erfolgt die Druckperiode der Pumpe durch ihre Rückwärtsbewegung aus ihrer Endstellung (Fig. 11) in die Anfangsstellung (Fig. 10). Hierbei flieſst das im Behälter C befindliche Quecksilber durch das Rohr mn zurück, dringt in den Pumpenstiefel d und das Rohr S ein und treibt die Luft aus d hinaus. Letztere treibt das im Rohr F befindliche Quecksilber vor sich her und in den Recipienten a hinein. Die Luft tritt dann aus der Mündung von F frei aus und gelangt durch das Rohr t1 und durch m bei q in das Freie. Nach dem der Wirkungsweise der Schraubengebläse zu Grunde liegenden Gedanken haben Fritsche und Pischon in Berlin eine Spiralquecksilberluftpumpe (D. R. P. Nr. 47794 vom 8. November 1888) construirt, welche mechanisch angetrieben wird und in einem Raum c (Fig. 12 und 13 Taf. 16) steht, in welchem Luftverdünnung von einer andern Luftpumpe hergestellt ist. Dieselbe besteht aus einem kapselartigen, Quecksilber enthaltenden Gehäuse a, in welchem sich eine von spiralig gewundenen Kanälen durchzogene, theilweise in das Quecksilber eingetauchte Scheibe b dreht. Da bei der Rotation dieser Scheibe in den Spiralkanal abwechselnd Luft und Quecksilber eintritt, so werden die aus dem zu entlüftenden Raum entnommenen Luftvolumina durch das nachfolgend eingenommene Quecksilber nach dem Raum c gedrückt. Bei der Quecksilberluftpumpe von Edouard François Varaldi in Asnieres, Frankreich (D. R. P. Nr. 49685 vom 5. Juni 1889) ist ein Barometerrohr A drehbar um den Zapfen B angeordnet, welcher ersteres mit dem zu entlüftenden Raume, z.B. einer Glühlampe, in Verbindung setzt. Das freie Ende des Rohres A trägt einen Behälter D, in welchen man die nöthige Menge Quecksilber einführt. Die Arbeitsweise des Apparates ist folgende: Hebt man das untere Ende des Rohres A (Fig. 14 Taf. 16) mit dem Behälter D empor, so fällt das Quecksilber nach der Achse B zu und erzeugt beim Zurückdrehen im oberen Theile a die absolute Luftleere; in diesem Augenblick aber befindet sich das Rohr A in Verbindung mit dem auszupumpenden Apparate, dessen Luft also im Verhältniſs zum luftleeren Raume sich ausdehnt. Hebt man jetzt wiederum das Rohr A wie vorher, so fällt das Quecksilber nach der Achse B hin zurück und die den Raum a erfüllende verdünnte Luft entweicht in die Atmosphäre. Wendet man noch ein zweites Rohr A1 als Verlängerung des ersten an, so kann man, wie aus der Zeichnung erhellt, die Pumpe zu einer doppeltwirkenden machen.

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