Titel: Bogen-Zu- und Abführung an Druckpressen.
Autor: R. Knoke
Fundstelle: Band 276, Jahrgang 1890, S. 484
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Bogen-Zu- und Abführung an Druckpressen. Patentklasse 15. Mit Abbildungen auf Tafel 26. Bogen-Zu- und Abführung an Druckpressen. Man ist bekanntlich seit langem bestrebt, die Zuführung der Bogen zur Druckpresse und die Abführung der Bogen auf mechanischem Wege statt von Hand zu bewirken. Die vorgeschlagenen Constructionen haben indeſs theilweise noch nicht vermocht allen Ansprüchen zu genügen, so daſs fort und fort neue Constructionen auftauchen, welche nicht nur constructive, sondern auch prinzipielle Neuerungen aufweisen. Diese Bestrebungen wenden sich vorzugsweise der Bogenzuführung zu, und diese Aufgabe bietet auch erheblich mehr Schwierigkeiten dar, als die Bogenabführung, denn bei letzterer handelt es sich nur um die Transportirung eines einzelnen Bogens, während bei der Bogenzuführung auſser dieser letzteren noch die Trennung des Bogens vom Stoſse zu bewirken ist. Diese Trennung des Bogens vom Stoſse bildet den Kern der Aufgabe der Bogenzuführung, und die Mehrzahl der bekannten Anordnungen krankt daran, daſs dieses Abheben eines einzelnen Bogens nicht mit genügender Sicherheit erfolgt. Zum Abheben selbst hat man in der Hauptsache sich umlaufender Gummiwalzen, Gummibänder, hin und her bewegter Gummifinger oder einer Saugevorrichtung bedient, und der Mitnahme weiterer Bogen suchte man durch belastete Lineale, durch auf der hinteren Papierkante aufsitzende dolchartige Messer u. dgl. zu begegnen, welche den obersten Bogen beim Abziehen fast unmerklich durchschneiden und dann ein Mitgehen des darunter liegenden Bogens verhindern. Bei Verwendung einer Saugevorrichtung bläst man wohl auch zum Abtrennen des obersten Bogens von den darunter liegenden seitlich Luft ein (vgl. Hoyer, 1888 268 * 249). Alle diese Wege haben aber das gemeinsam, daſs immer ein geschlossen geschichteter Papierstoſs zur Verwendung kommt, was zwar bequem ist, aber immer die Gefahr der Mitnahme weiterer Bogen in sich birgt. Dies vermeiden nun zwei in jüngster Zeit in Vorschlag gebrachte Anordnungen dadurch, daſs sie Papierstöſse verwenden, in denen die Bogen nicht alle gleichartig, sondern derart gelagert sind, daſs jeder Bogen eine gegenüber dem vorhergehenden oder nachfolgenden Bogen veränderte Lage hat. Dadurch ist ein Aneinanderhaften der Bogen an den Rändern unmöglich gemacht, und das Abheben eines Bogens erfolgt sowohl dadurch als durch die zwischen den einzelnen Bogen befindliche Luftschicht viel leichter und mit viel gröſserer Sicherheit. Als erste dieser Anordnungen sei diejenige von Wilh. Heidenhain und Herm. Hoffmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 50719 vom 10. Februar 1889) genannt, bei welcher Papier in ausgestrichenem Zustande, d.h. in einem Zustande zur Verwendung gelangt, in welchem der Papierstoſs einen treppenförmig aufsteigenden Körper bildet, wie ihn Fig. 1 Taf. 26 zeigt. Die durch ein derartiges Ausstreichen entstehenden geringen Zwischenräume zwischen den einzelnen Bogen werden zur Einzelentnahme der Bogen benutzt, und muſs man demgemäſs das ausgestrichene Papierpacket stets entsprechend dem Abstande der einzelnen Bogen von einander der Druckpresse bezieh. den Greifern des Druckcylinders nähern. Dies geschieht nun durch ein unterbrochen bewegtes Transportband an auf welchem der Papierstoſs ruht, und welches von der Maschine um die erwähnte Entfernung vorbewegt wird und dann wieder still steht. Man bedarf aber noch eines zweiten Mechanismus, um die richtige Entnahme der einzelnen Bogen und die Zuführung zur Druckpresse zu sichern, und zwar besteht diese Vorrichtung in einer Preſswalze c, die durch Gewicht oder Feder auf den ausgestrichenen Bogen ruht und den vordersten Bogen fest hält. Diese eben genannten drei Theile, der treppenförmig geschichtete Papierstoſs, das Transportband und die Preſsvorrichtung, sind für diese Bogenzuführung charakteristisch und würden zum Betriebe genügen. Dabei würde aber ein genaues Arbeiten von einer möglichst gleichmäſsigen Ausstreichung der Papierbogen abhängig sein. Um nun von dieser gleichmäſsigen Ausstreichung unabhängig zu sein, wenden Heidenhain und Hoffmann eine elektrische sich selbsthätig auslösende Vorschubvorrichtung für das Transportband an. Dabei kann je nach Bedarf die Preſsvorrichtung c beibehalten werden oder nicht. Diese Anordnung ist in Fig. 1 und 2 Taf. 26 dargestellt, und möge angenommen werden, daſs sich das ausgestrichene Papierpacket d in der Ruhelage befinde. Es liegt dann der vorderste Bogen d1 gegen die Contactklappe z an und hat dieselbe von dem Gegencontact e abgehoben, der durch die Unterlagscheibe b von dem Querträger J, der um Scharnier J1 drehbar ist, isolirt wird. Dieser Querträger J trägt das Winkelstück a1, welches ebenfalls von J isolirt ist. Es steht nun a1 nebst Klappe z mittels Drahtes f (Fig. 2) Contactknöpfe h h1 und Drahtes f1 mit der Batterie B in Verbindung, andererseits steht das isolirte Contactblech e mittels Drahtes e1, Contactknopfes i i1, Drahtes f2, Elektromagnetdrahtes f3 und Drahtes f4 ebenfalls mit der Batterie B in Verbindung. Ist nun die Klappe z durch das unterste Papierblatt d1 von e abgehoben, so ist der von der Batterie B erzeugte, den Umwickelungsdraht f3 des Elektromagneten umkreisende Strom unterbrochen. Wird aber nun dieses Blatt vom Greifer g des Druckcylinders A erfaſst und entfernt, so fällt die Klappe z auf das Contactblech e und schlieſst den Batteriestrom. Es tritt dann Folgendes ein: Der Elektromagnet f3 zieht seinen, auf der Achse b3 lose drehbaren Anker m m1 an und damit wird die am anderen Ende des Ankers sitzende Frictionsscheibe s gegen die Frictionsscheibe, welche auf der Achse der vorderen Transportbandwalze b1 sitzt, gepreſst. Da der Frictionsscheibe s aber eine constante Bewegung ertheilt wird in Folge der Zahnradanordnung r r1 und der conischen Räder r2 r3 r4 r5, von denen letzteres Rad auf der Hauptwelle H (Fig. 2) sitzt, so wird in Folge dieser constanten Drehung der Frictionsscheibe s dieselbe beim Anpressen die zugehörige Frictionsscheibe und damit die Walze b1 des Transportbandes a in Umdrehung versetzen. Das Transportband a, welches das ausgestrichene Bogenpacket d trägt, wird in Bewegung versetzt und dieses Packet so lange vorgeschoben, bis durch Anschlag des jetzt zu vorderst liegenden Papierbogens d2 (da d1 fortgenommen ist) die Klappe z wieder vom Contactblech e abgehoben wird. Der Anker m m1 wird wieder freigegeben und das Frictionsrad s ausgerückt. Der vorderste Bogen steht also immer genau an der Stelle, an welcher er vom Greifer erfaſst werden kann, gleichgültig, wie unregelmäſsig die Zwischenräume zwischen den einzelnen Bogen sind. Bemerkt sei noch, daſs das Papierbogenpacket d zu Folge der Scharnieranordnung J1 frei zugänglich ist. Die Preſsvorrichtung c ist natürlich je nach der Länge der verwendeten Bogen in der Bewegungsrichtung derselben verstellbar; n ist eine Unterlage für den vordersten Papierbogen, welche als Querstück über die ganze Breite der Maschine reicht und ein Ausbiegen der Bogen nach unten verhindert. Die zweite der eingangs genannten Bogenzuführungen von J. Missong in Höchst a. M. (D. R. P. Nr. 51555 vom 1. Februar 1889) ist eine pneumatische Zuführvorrichtung, und ist bei dieser der Papierstoſs derart geschichtet, daſs die vorderen und hinteren Ränder des ersten, dritten, fünften . . . (2n + 1)ten Bogens gegen die des zweiten, vierten, sechsten . . . (2n)ten Bogens um 5 bis 40mm verschoben sind. Die Entnahme der einzelnen Bogen von dem Papierstoſse behufs Zuführung zur Druckpresse erfolgt dabei in der Weise, daſs zuerst der oberste Bogen an dem vorspringenden Rande an eine Saug Vorrichtung angesaugt wird und der zweite Bogen dabei mittels einer zweiten Sauge Vorrichtung am hinteren Rande so lange fest gehalten wird, bis der oberste vollständig von demselben abgezogen ist, und daſs dann der nächste Bogen am hinteren Rande abgezogen wird, während der darunter liegende am vorderen Rande fest gehalten wird, u.s.w. Da zwischen den Rändern des obersten und dritten Bogens, welche gegen den Rand des dazwischen liegenden zweiten Bogens vorspringen, sich eine Luftschicht befindet, so ist ein Aneinanderheften der Ränder kaum möglich und es erfolgt die Trennung sehr leicht. Die Fig. 3 zeigt diese Anlegevorrichtung an einer Schnellpresse, und ist der Papierstoſs mit P bezeichnet, dessen Tisch in bekannter Weise entsprechend der Bogenentnahme gehoben wird. Am vorderen und hinteren Ende dieses Papierstoſses P liegen die mit Saugevorrichtung I, II versehenen Cylinder C1 C2, von denen abwechselnd der eine sich dreht und der andere still steht, und zwar läuft C1 im Sinne des Uhrzeigers, C2 im entgegengesetzten Sinne um. C1 erhält seinen Antrieb von dem Druckcylinder D mittels der Zahnräder z1 bis z5, und da D beim Rückgang des Typenfundaments (nach links) still steht, so steht auch C1 still. C2 erhält seinen Antrieb von der am Formenkarren (Typenfundament) befestigten Zahnstange Z mittels der Zahnräder z9, z10 und z11 während des Stillstandes von D und C1, also beim Rückgang des Formenkarrens, und zwar in der Weise, daſs von den lose auf dem Zapfen oder einer Welle sitzenden Zahnräder z9 und z10 nur z9 in die Zahnstange Z eingreift und dieses z10 mittels eines selbsthätig sich ein- und ausschaltenden Sperrwerks bei der Drehung im Sinne des Uhrzeigers mitnimmt, bei der entgegengesetzten Drehrichtung aber freigibt und mithin z10 und C2 still stehen. Dabei sind die Umfangsgeschwindigkeiten der Saugcylinder der des Druckcylinders gleich. Die Bogenentnahme erfolgt nun in der angedeuteten Weise, indem C1 einen Bogen ansaugt, welcher dann zwischen die Walzen w w1 eingeführt wird, während welcher Zeit der darunter liegende Bogen von C2 festgehalten wird. Kommt dann C1 zur Ruhe, so zieht C2 den nächsten Bogen am hinteren Rande ab, und überliefert ihn den Walzen w3 w4, welche ihn auf das Bändersystem weiter führen, wobei C1 den nächsten Bogen festgehalten hatte. Auf diese Weise sind indeſs bei einem Hin- und Rückgang der Maschine zwei Bogen abgezogen worden, während gleichzeitig nur ein Bogen bedruckt wird. Beim nächsten Hin- und Hergang des Fundamentes findet daher keine Bogenentnahme statt und die Saugvorrichtungen bleiben auſser Thätigkeit. Um das richtige Vorschieben der Bogen zu sichern, sind die Walzen w1 und w6 in einem um den Zapfen bei L schwingenden Rahmen L gelagert, der von einer Curvenscheibe s mit Schubstange e derart bethätigt wird, daſs sich w w1 berühren, w5 w6 dagegen auſser Berührung sind, und umgekehrt. Das Schichten der Bogen, wie oben beschrieben, geschieht in der Weise, daſs dieselben beim Verlassen der Papierschneidmaschine, der Satinirschnellpresse oder der Druckmaschine mittels des bekannten Bogenauslegers mit Rechen auf einen Tisch gelegt werden, welcher beim ersten, dritten, fünften, siebenten . . . (2 n + 1)ten Bogen gleiche Lage hat und beim zweiten, vierten, sechsten, achten . . . (2 n)ten Bogen ebenfalls gleiche jedoch gegen erstere um 5 bis 40mm veränderte Lage hat (vgl. die Anordnung B in Fig. 3 rechts), oder in der Weise, daſs der vordere Bogenrand gegen einen auf dem Rechen verschiebbaren Anschlag mit entsprechender Stellung stöſst, der Auslegetisch aber fest liegt. Da bei Satinirschnellpressen das Auslegen der satinirten Bogen fast allgemein von Hand erfolgt, so kann bei diesen das Schichten der Bogen in der angegebenen Weise auch von Hand erfolgen. Anschlieſsend an diese Bogenzuführungen sei noch einer Papierzuführung einer Rotationsdruckpresse von N. Billstein und J. F. Snediker in Philadelphia gedacht (* D. R. P. Nr. 51120 vom 5. Juli 1889), welche ebenfalls bemerkenswerthe Neuerungen zeigt. Die Maschine ist nicht zum Bedrucken von Bogen eines Papierstoſses, sondern zum Bedrucken von Karten, Briefumschlägen und von ähnlichen kleineren Drucksachen, sogen. Accidenzen, bei denen meist schnelle Herstellung verlangt wird, bestimmt. Die Maschine ist, wie Fig. 4 zeigt, eine Rotationspresse, und ist der Satzcylinder mit A und der Druckcylinder mit B bezeichnet. Letzterer ist sectorförmig gestaltet, um Raum für die Anlegevorrichtung zu schaffen. Der Satzcylinder enthält dabei die Stereotypplatten in radialer Richtung frei beweglich zwischen Vorsprüngen und eingestellten Knaggen w, und dient diese Einrichtung dazu, die Stereotypplatten W in ihrer unteren Lage (Fig. 4) mit der Farbwalze k in Berührung zu bringen, während sie in der oberen (Druck-)Lage etwas in den Cylinder A zurückgetreten ist. Die Erfahrung hat ergeben, daſs das Gewicht der Schriftplatte W einen hinreichenden Druck gegen die Färbwalze ausübt, um sie vollständig mit Farbe zu versehen. Die Anlegevorrichtung besteht aus einer Welle H mit (am besten drei) Scheiben I, an denen als Greifer oder Aufnehmer wirkende Radialarme i sitzen. Diese Welle erhält mittels einer Kurbel der Satzcylinderwelle a, einer Schaltvorrichtung q r s und eines gekerbten Rades t ruckweise eine Vierteldrehung, wie aus Fig. 5 leicht ersichtlich, so daſs bei jeder Umdrehung der Druckcylinder A B eine der in die Arme i eingeschobenen und von i dargebotenen Karten von den Cylindern erfaſst und bedruckt wird. Der mit Schlitzen zum Durchtreten der Arme i Ersehene Anlegetisch F enthält zur leichteren Anlage der Karten u. dgl. noch seitliche verstellbare Führungsschienen. Ferner sei hier noch der Anlege Vorrichtung von Th. R. Johnston in London gedacht (* D. R. P. Nr. 50509 vom 10. Mai 1880), bei welcher der Bogen von Fingern aus Walzenmasse abgehoben und dann hin und her bewegten Greifern übergeben wird, die ihn dem Druckcylinder zuführen. Weniger zahlreich sind, wie erwähnt, die Vorrichtungen zum Auslegen der bedruckten Bogen, hauptsächlich wohl deshalb, weil hier den praktischen Bedürfnissen in genügender Weise entsprochen ist. Auſser der weiterhin besprochenen Anordnung sei hier noch auf die Constructionen der Firmen Faber und Schleicher in Offenbach a. M. (D. R. P. Nr. 39800), Höhle und Spranger in München (D. R. P. Nr. 45990) und H. Jullien in Brüssel (D. R. P. Nr. 38819 und 43341) hingewiesen. Auch die Tiegeldruckpressen werden neuerdings mehr und mehr mit selbsthätigen Auslegevorrichtungen versehen. Unter den Selbstauslegern für Schnellpressen ist wohl die Construction der Firma C. B. Cottrell und Sons in New York die interessanteste. Die Amerikaner sind ja überhaupt unermüdlich thätig im Ersinnen neuerer Werkzeuge und Maschinen, eines Theils zu Folge ihrer natürlichen Begabung, andererseits zu Folge der socialen Verhältnisse, indem der Amerikaner der theuereren Arbeitskräfte halber mehr auf einen Ersatz der Menschenkraft durch Maschinenkraft bedacht sein muſs. Auch im Druckereimaschinenbau macht sich ein derartiger Einfluſs auf unsere Industrie bemerkbar, und sind ja bekanntlich eine Anzahl der heute in unseren Druckereien allgemein benutzten Mechanismen amerikanischen Ursprunges, so der rechenartige Selbstausleger, der Trichterfalzapparat, u.a. Auch der vorliegende Selbstausleger gehört zu denjenigen Constructionen, bei denen vom gewöhnlichen Wege abgewichen ist. Völlig eigenthümlich ist indeſs diese Art der Bogenauslegung der genannten Firma nicht, da Kettenausleger schon Anfang der 80er Jahre von Newsum, Wood und Dyson in Leeds gebaut worden sind. Die Zweckmäſsigkeit dieser Bogenabführung wird ferner durch den Umstand dargethan, daſs auch andere amerikanische Maschinenfabriken derartige Bogenausleger bauen. Der Cottrell'sche Ausleger ist nicht wie bei Newsum unter dem Anlegetisch A, sondern wie Fig. 6 zeigt, über dem Farbwerk mit Tischfärbung angeordnet (Papierzeitung). Er besteht aus zwei neben einander herlaufenden endlosen Ketten H, welche von gebogenen Rahmen J gehalten und geführt werden. Letztere sind an ihren beiden Enden durch Kappen K und K1 mit einander verbunden. In K sind zwei Kettenrollen auf Leitzapfen, in K1 solche auf einer Welle gelagert. Die beiden Ketten H tragen an zwei, um die Hälfte der ganzen Kettenlänge von einander entfernten Stellen je eine nicht drehbare Stange i, an welcher Doppelgreifer sitzen. Sobald der Druckcylinder sich in seine Anfangsstellung gedreht hat, und seine nunmehr oben befindlichen Greifer zu öffnen beginnt, ist auch schon eine der Greiferstangen zur Stelle, um die frei werdende Vorderkante des bedruckten Bogens zu übernehmen und im Fortschreiten den Druckbogen vom Cylinder völlig abzuziehen. Nach diesem Erfassen der Bogen bewegen sich die Ketten so schnell, daſs der Bogen über dem Farbewerk B hinwegfliegt, ohne dasselbe zu berühren. Während dieses Abziehens bleibt der Druckcylinder in Ruhe, bis der Bogen völlig abgezogen ist, worauf ein neuer Bogen angelegt wird. Jede Greiferwelle des Auslegers befördert ihren Druckbogen bis zum Tisch T, so daſs sich hier ein regelrechtes Packet bildet, in welchem die frisch bedruckte Seite jedes Bogens nach oben gerichtet ist, so daſs man den Druck bequem prüfen kann (vgl. * D. R. P. Nr. 33571). Vortheilhaft bei dieser Auslegemethode erscheint, daſs die frisch bedruckte Seite des Papiers nicht wie bei den alten Constructionen mit Walzen, Bändern oder Auslegestäben u. dgl. in Berührung kommt, also auch nicht dadurch verschmiert werden kann; bei beschränkten Raumverhältnissen wird es auch als Vorzug dieser Abführung empfunden werden, daſs die damit versehene Maschine erheblich kürzer gebaut werden kann. Endlich ist es angenehm, daſs der Raum unter dem Anlegetisch frei bleibt, die Form also auch von hier aus zugänglich wird. Ferner hat man beim Wechsel der Papierbogen nicht mehr nothig, Bänder oder Auslegestäbe seitlich zu verstellen. Andererseits ist indeſs nicht zu verkennen, daſs schlecht erfaſste Bogen dem Farbwerk gefährlich werden können, falls man nicht eine Schutzdecke über dem Farbwerk anbringt, welche das Herabfallen von Papier verhütet. Als eine Schutzdecke könnte beispielsweise ein ausgespanntes, aufwickelbares Tuch dienen. Allerdings würde das die Zugänglichkeit des Farbwerks und die Beleuchtung desselben empfindlich beeinträchtigen. Während man bei Anwendung der gewöhnlichen Ausleger ein Kreismesser gegen die groſse Bandtrommel stellen und so hier die Bogen längs schneiden konnte, ist man bei der Cottrell'schen Auslegerart, wo eben jene Trommel wegfällt, gezwungen, gleich auf dem Druckcylinder zu schneiden. Der betreffende Apparat befindet sich unterhalb des Anlegetisches A derart, daſs er den Doppelbogen theilt, ehe derselbe von den Greifern des Auslegers gefaſst wird. Das rotirende Kreismesser darf natürlich nur so nahe an den Druckcylinder C hinanreichen, daſs es den Ueberzug gerade berührt, nicht aber in diesen einschneiden kann. Dem Kreismesser gegenüber sitzt ferner an einer festen Stange eine feststehende Schneideplatte, d.h. ein dünner Stahlstreifen, welcher flach unter den Vorderrand des Papierbogens geschoben werden kann und einen schmalen Längsschlitz besitzt, in welchen die Schneide des Kreismessers hineinreicht. In Verbindung mit einer Kante dieses Schlitzes schneidet die Messerscheibe nach Art einer Schere. Die Schneideplatte liegt dicht am Cylinder, und wenn dieser sich dreht, tritt der untere Rand dieser Platte in den Raum zwischen Cylinder und Bogen ein und hebt letzteren sehr wenig von dem Cylinder ab, aber hinlänglich, um das Papier gegen die Schneide der Messerscheide zu halten. Wenn der scharfe Rand der Schneideplatte einmal unter den Papierrand eingeführt worden ist, bleibt er dort, bis der ganze Bogen in zwei Theile geschnitten ist. Damit aber die Platte jedesmal sicher unter das Papier greife, muſs der Rand desselben an der betreffenden Stelle etwas von dem Ueberzug abgehoben sein. Dies geschieht, indem man an der betreffenden Stelle kleine Stücke, etwa von Guttapercha, auf den Ueberzug heftet, oder indem man den an der betreffenden Stelle befindlichen Greifer zum Halten des Ueberzuges mit einem kleinen Vorsprung versieht, der den Bogen dort etwas vom Ueberzug abhebt (vgl. * D. R. P. Nr. 32537). C. B. Cottrell hat sich übrigens vor Jahren schon durch eigenartige, zuweilen recht abenteuerliche Schnellpressenconstructionen bemerkbar gemacht, so z.B. durch seine Luftpuffer-Buchdruckpresse. Bei Anwendung des Mangelrechens zur Bewegung des Fundaments beseitigte er die an den Kehrpunkten gern auftretenden Stöſse dadurch, daſs er an jedem Ende des Fundaments einen Cylinder befestigte, der mit einem gegenüberstehenden Stulp-Kolben des Gestells Luft fing, so daſs diese durch ihre Elasticität den Stoſs milderte. Da aber für verschieden groſse Geschwindigkeit der Maschine auch der Grad der Compression der Luft geregelt werden muſste, so scheute sich Cottrell nicht, auch noch einen Centrifugalregulator an der Maschine anzubringen, welcher die Aufgabe hatte, mittels eines Schiebers immer den Compressionsgrad selbsthätig einzustellen. Zum Schlusse sei noch mit erwähnt, daſs man neuerdings auch die Arbeit des selbsthätigen Rechenauslegers zu vervollkommnen bestrebt ist. Die fertig bedruckten Bogen werden von demselben bekanntlich auf den Ablegetisch niedergelegt, bilden aber hier keinen ordnungsmäſsig geschichteten Stoſs, sondern müssen noch zur Erzielung eines solchen gerade gelegt werden. Man wendet deshalb selbsthätige Bogengerad-leger auf dem Ablegetisch an, welche aus in Schlitzen des Tisches beweglichen Schiebern bestehen, und welche beim Gang der Maschine jeden abgelegten Bogen auf dieselbe Stelle wie den vorhergehenden schieben, so daſs ein geordneter Papierstoſs gebildet wird, der ohne weitere Arbeit fortgenommen werden kann. Derartige Bogengeradleger werden von Max Preusse in Berlin (* D. R. P. Nr. 45819 und 47566) und von Hermann Baumgart in Dresden (* D. R. P. 49977) gebaut, R. Knoke.

Tafeln

Tafel Tafel 26
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