Titel: N. und J. Chaize's selbsthätiger Stromunterbrecher für elektrisch betriebene Webstühle.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 357
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N. und J. Chaize's selbsthätiger Stromunterbrecher für elektrisch betriebene Webstühle. Mit Abbildung. Chaize's selbsthätiger Stromunterbrecher. Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1890 * 19, haben die Gebrüder Chaize in Saint-Etienne (Loire) es verstanden, beim Betrieb mehrerer (Band-)Webstühle durch einen ihnen gemeinschaftlichen elektrischen Motor den Gang derselben zu regeln und zugleich den Verbrauch an Betriebskraft auf das kleinste Maſs zu beschränken. (In Saint-Etienne wie in Lyon sind die Fabrikanten mehr Kaufleute als Gewerbtreibende, und die eigentliche Weberei liegt in den Händen der Meister, welche eine kleine Anzahl Stühle besitzen.) Die Lade muſs ja, zur Erzeugung eines gleichmäſsigen Gewebes, den Schuſs stets mit gleicher Kraft treffen. Hören daher von fünf in einer Werkstatt aufgestellten Stühlen aus verschiedenen Gründen drei oder vier auf, zu arbeiten, und werden sie wieder in Gang gesetzt, so darf dies die Transmission nicht beeinflussen. In der Pariser Ausstellung von 1889 hatten die Werkstätten Diederichs in Bourgoin mehrere Seidenwebstühle ausgestellt, die von einem elektrischen Motor getrieben wurden, und an diesen trat die eben erwähnte Schwierigkeit zu Tage. Anfänglich suchte man sie durch Einschaltung veränderlicher Widerstände in den Stromkreis zu beseitigen; allein man sah sich auf die persönliche Mitwirkung der Arbeiter angewiesen. Da wendeten die Gebrüder Chaize einen, schon in Saint-Etienne erprobten Regulator an und dieser arbeitete bis zum Schluſs der Ausstellung ganz gut. Dieser Regulator wird von der Transmissionswelle, welche der Motor in Umdrehung versetzt, mittels des Riemens R getrieben und gleicht nach der beigegebenen Abbildung ganz den Kugel-Centrifugalregulatoren; überschreitet die Geschwindigkeit der Transmissionswelle die normale Umdrehungszahl, so setzt jedoch der auf dem Bocke A angebrachte Regulator einen Unterbrecher des elektrischen Stromes in Thätigkeit. Hat die Stromunterbrechung die gewünschte Verlangsamung herbeigeführt, so fallen die Kugeln B und B1 wieder herab und der Strom wird wieder geschlossen. Da nun aber die gewöhnlichen Stromunterbrecher Funken überspringen lassen und dabei die Leitungsdrähte verbrennen, so sind die Gebrüder Chaize auf den Gedanken gekommen, die Contacte G und H, zwischen denen der Strom unterbrochen wird, unter einer Flüssigkeit anzuordnen. Das Gefäſs E ist mit Wasser gefüllt. Textabbildung Bd. 277, S. 357 Eine weitere Eigenthümlichkeit ist auf Bandwebstühle gemünzt. Denken wir uns fünf Bandwebstühle von einem mit vorbeschriebenem Regulator ausgerüsteten Motor getrieben, so wird der eine Draht von der positiven Polklemme der stromerzeugenden Dynamo unmittelbar nach dem Motor und dann als a an die mit dem Contactstabe G in Verbindung stehende Klemme F des von dem Regulatorstifte C bewegten Hebels D geführt; von dem negativen Poldrahte dagegen werden fünf einzelne Drähte nach den fünf Stühlen gespannt und in jedem Stuhle ist noch ein Ausrück-Unterbrecher angebracht, von welchem aus erst der Draht nach dem gemeinschaftlichen, mit der Contactplatte H in Verbindung gesetzten Leiter a1 weiter geführt wird. Wenn also der Arbeiter einen Stuhl ausrückt und anhält, so wird nicht nur die Transmissionswelle nicht beschleunigt, weil der Regulator BB1 sofort in Thätigkeit tritt, sondern es wird auch zugleich dieser Stuhl von der Elektricitätsquelle abgelöst, und wenn alle fünf Stühle zu arbeiten aufhören, so hört zugleich von selbst die Dynamo auf, Strom zu liefern, die Motordynamo wird wirkungslos und die Transmission läuft nicht, es tritt also nicht ein zweckloser Kraftverlust ein. Natürlich können dann die Stühle einzeln oder zusammen ebenso leicht wieder in Gang gesetzt werden. Dieser Motorstrom-Unterbrecher ist in England für N. und J. Chaize unter Nr. 12135 vom 31. Juli 1889 patentirt worden.