Titel: Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 571
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Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. (Schluſs des Berichtes S. 518 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. „Ueber den Gebrauch des Cyankalium bei der Bestimmung von Kupfer in Erzen“; nach einer Mittheilung von Geo E. R. Ellis in The Journal of the Society of Chemical Industry, 1889 Bd. 8 S. 686. Verfasser weist durch zahlreiche Versuche mit eingestellten Lösungen nach, daſs man eine Titration des Kupfers mit Cyankalium nur dann vornehmen kann, wenn das zu untersuchende Erz weniger als 5 Proc. Zink enthält, daſs aber bei höherem Gehalte an Zink viel mehr Cyankalium verbraucht wird als dem Gehalt an Kupfer entspricht, und daſs auch der Uebergang von Hellblau in Dunkelviolett in diesem Falle nur langsam sich vollzieht. Eine eingestellte Kupferlösung hält sich sehr lange, selbst wenn sie dem Licht ausgesetzt ist, dagegen muſs eine Cyankaliumlösung wenigstens jede Woche frisch eingestellt werden. Schnelle Methode zur Bestimmung von Phosphor in Eisen und Stahl (eine Modification der Methode von Thos. M. Drown); nach einer Mittheilung von G. L. Norris, Pencoyd in The Journal of the Franklin Institute, 1890 Bd. 129 S. 72. 5g Roheisen oder Stahl werden in einem Becherglase mit 120cc (bei Eisen) oder 90cc (bei Stahl) einer Salpetersäure von 1,135 spec. Gew. übergossen und auf einer eisernen Platte erhitzt, bis jede weitere Einwirkung aufhört und die Lösung zu kochen beginnt. Zu der kochenden Lösung werden dann 20cc einer 0,8procentigen Permanganatlösung zugefügt und die Lösung noch einige Minuten im Sieden erhalten, wobei eine Fällung von Mangansuperoxyd entstehen muſs, wenn man sicher sein will, daſs der Phosphor gänzlich oxydirt ist. Alsdann wird ein kleines Stückchen Weinsäure zugefügt und wenige Minuten erhitzt, damit das Mangansuperoxyd wieder in Lösung geht. Nun gibt man die Lösung in einen Rundkolben (500cc) (bei Roheisen jedoch wird auf 100cc aufgefüllt und 80cc des vom Graphit befreiten Filtrats verwendet), 10cc Salpetersäure (1,4 spec. Gew.) zugefügt, mit Molybdänlösung versetzt und wie gewöhnlich weiter verfahren. Bei Erzen mit hohem Phosphorgehalt nimmt man nur 1g,25 mit 60cc der Säure in Arbeit. Die zahlreich angeführten Analysen stimmen gut überein. Werthbestimmung der Farbholzextracte. In einem Artikel „Ueber Farbholzextractfabrikation“ in Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 54 S. 887, erwähnt C. Feuerlein des Umstandes, daſs bis heute keine sicheren Methoden zur Werthbestimmung von Farbholzextracten existiren; in Nr. 58 derselben Zeitung, S. 961, bringt nun L. Schreiner Angaben für Analysen von Farbholzextracten, welche wir hier folgen lassen: Zur Feststellung des Werthes von Farbholzextracten hält Schreiner folgende Bestimmungen für nothwendig: 1) Gehalt an Farbstoffen, 2) Zusatz von Färb- und Gerbstoffen, 3) Zusatz von Beschwerungsmitteln, 4) Fermentation und Reaction. Schreiner verfährt nach folgender Methode: Nach dem Extrahiren von 50g gemahlenem Farbholz im Extractionsapparat (Der Gerber, 1887), Auffüllen zum Liter und Filtration wird ein Theil des Filtrates in einem besonderen Filtrirapparat (Der Gerber, 1887) über Hautpulver, das von feinster Qualität und wolliger Form sein muſs, laufen gelassen. Von dem farblosen Filtrate und von der ursprünglichen Lösung werden je 100cc auf dem Wasserbad eingedampft und im Luftbad bis zum constanten Gewicht getrocknet. Die Gewichtsdifferenz gibt den Gehalt an Farbstoffen. Für Extracte soll die Lösung in 1l etwa 10g Trockensubstanz enthalten und dieselbe bei 50° C. filtrirt werden, wenn nöthig unter Zusatz von Kaolin. Zur Bestimmung des Wassers sind 1 bis 2g im Platingefäſs zu trocknen und zwecks Aschenbestimmung (mineralische Bestandtheile) in dem Gefäſse zu glühen. Das Unlösliche ergibt sich aus der Differenz zwischen Trockensubstanz und der Summe der Farbstoffe und Nichtfarbstoffe (dem Löslichen). Die gefundenen mineralischen Substanzen sind von den Nichtfarbstoffen abzuziehen. Je gröſser der Gehalt an Nichtfarbstoffen (speciell in der Wollfärberei nicht zu übersehen), desto leichtere und gründlichere Fermentation, da diese Substanzen unter theilweiser Bildung flüchtiger Producte den Fermentationsprozeſs bedingen. Neutrale Lösungen von Blauholzextracten sind tiefroth, alkalische blauroth und saure bei unfermentirten hellgelb, bei fermentirten orangegelb. Enthalten Extracte Gerbstoff, so reagiren sie sauer. Während die natürlich sauren Extracte beim Verdünnen mit kalkhaltigem Wasser oder beim Schütteln und Erwärmen mit wenig Calciumcarbonat sofort roth werden, zeigen dieses Verhalten die unter Druck hergestellten nicht. Mit Zinnchlorid, bei etwa 0,5° Bé. starker Extractlösung und gleichen nicht überschüssigen Zusätzen von Zinnchlorid, fällt bei fermentirten Extracten ein dunkelbrauner, bei unfermentirten ein hellvioletter, bei gerbstoffhaltigen ein schmutziger, oft gelber Niederschlag. Zur Feststellung von Gerbstoffzusatz setzt man zu einer Lösung von 5g Trockensubstanz in 1l ⅓ des Volumens an gelbem Schwefelammonium, wobei bei reinen Extracten unter Dunkelwerden der Lösung ein schwacher, brauner, flockiger Niederschlag, bei gerbstoffhaltigen unter Hellfärbung ein dichter hellgrauer, milchiger Niederschlag entsteht. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 58 S. 961.) Fig. 17., Bd. 277, S. 573 Fig. 18., Bd. 277, S. 573 Schnelle Bestimmung der Chloride in Weinen. Hierfür empfiehlt L. Roos folgende Methode: Zur Bestimmung der Chloride in Roth- oder Weiſsweinen verwendet man genau auf einander eingestellte \frac{n}{10}-Lösungen von Silbernitrat und Ferrocyankalium. Zu 20cc Wein wird ein Ueberschuſs der Silbernitratlösung gegeben, worauf man allmählich Ferrocyankalium zufügt und hierbei von Zeit zu Zeit mittels der Flüssigkeit einen Fleck auf Berzelius-Papier macht und zu demselben einen Tropfen Ferrosulfatlösung gibt. Das Ferrosalz ist vortheilhafter, weil auf diese Weise die Schwarzfärbung von Ferrisalz mit dem Gerbstoffe der Weine vermieden wird. Der Fleck bleibt roth, so lange kein Ferrocyanid überschüssig vorhanden ist, und wird deutlich blau, sobald die Sättigung überschritten ist. Aus der verbrauchten Menge Ferrocyanidlösung berechnet sich leicht die mit den Chloriden in Reaction getretene Menge Silbernitrat. (Journ. Pharm. Chim., 1890 5. Sér. Bd. 21 S. 416, nach Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 137.) Vorrichtung zur Bestimmung des Fettgehaltes der Milch. Die in nebenstehender Fig. 17 abgebildete Vorrichtung besteht in einem einer Handspritze ähnlichen Glasgefäſs, in welches die Milch, sowie Chemikalien in bestimmten Raumtheilen eingesaugt werden, worauf behufs Abscheidung des Fett- und Buttergehaltes der Milch die Flüssigkeiten durch Schütteln gemischt werden. Nachdem die Butter sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit gesammelt hat, befördert man erstere durch Einschieben des Kolbens a in die Meſsröhre b und bestimmt in letzterer die Höhe der Fettsäule mittels einer Scala (D. R. P. Nr. 50988 vom 31. März 1889. Nils Gustaf Knut Busberg, Arboga, Schweden). Fettbestimmung in der Milch. In Uebereinstimmung mit A. W. Stokes (Chemical News, 1889 Bd. 60 S. 214) erhält auch St. Bodzynski (Landw. Jahrb. der Schweiz, 1889 durch Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 20) gute Resultate nach dem von W. Schmid in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1888 Bd. 27 S. 464, vorgeschlagenen Verfahren zur Fettbestimmung in Milch, Rahm u.s.w. Bodzynski benutzt dazu den in Fig. 18 abgebildeten einfachen Apparat: In die Kugel a werden 10g Milch gegeben und 10cc kaltgesättigter Salzsäure zugesetzt, worauf man über freiem Feuer erhitzt. Die Flüssigkeit kommt in ruhiges Sieden, ohne aufzuschäumen; die kugelförmige Erweiterung c wirkt als Schutzraum dagegen. Nachdem sich die anfangs ausgeschiedenen Eiweiſsstoffe wieder vollständig gelöst haben, kühlt man die Lösung unter einem Wasserstrome auf etwa 40° C. ab, versetzt mit mindestens 30cc Aether, schüttelt tüchtig durch und läſst bei Zimmertemperatur oder besser in einem Wasserbade bei 40° C. 15 bis 20 Minuten stehen. Die Milch-Salzsäurelösung steht jetzt über den Theilstrich 24 der Scala b. Der Schaum, der sich an der Grenze beider Flüssigkeiten ansammelt, setzt sich, wenn Röhre b nicht zu eng ist, rasch ab. Nun wird die Menge der Aetherfettlösung an der Scala b und d genau abgelesen, davon 20cc in ein tarirtes Kölbchen gegeben, der Aether verdunstet und das zurückgebliebene Fett getrocknet und gewogen.